Eine Frau und ihr Priester-Ehemann

Seit fast zwanzig Jahren sind wir glücklich verheiratet. Was daran so "verboten" ist? Dass ich, der Ehemann, ein katholischer Priester bin.

Gemäß der Tatsache, dass das Sakrament der Ehe die Brautleute sich gegenseitig spenden und der Priester dabei nur assistiert und den Segen über die Ehe spricht, haben wir uns bei unserem ersten gemeinsamen Urlaub in einer kleinen Bergkirche in Südtirol ganz spontan ein Eheversprechen gegeben - halt ohne Trauzeugen - aber für unser Verständnis und nach alttestamentlichem Recht (das ist das Recht des Juden Jesus!) sehr wohl gültig und mit Gottes Segen. Es war unser beider bewegendste Erfahrung, dass Gott, wenn er zwei Menschen aneinander verschenkt, nicht danach fragt, ob einer der beiden seinem Bischof den Zölibat versprochen hat (nicht mal aus Überzeugung, sondern weil es notwendige Zugangsvoraussetzung für die so ersehnte Weihe ist). Schmerzlich ist für uns dabei nicht so sehr, dass wir als Ehepaar nicht unter einem Dach leben können, schmerzlich ist vor allem, dass wir der Welt nicht zeigen dürfen, wie glücklich wir auch nach so langer Zeit immer noch miteinander sind.

Wir möchten auch ergänzen, dass wir nie absichtlich die Menschen, dir mir, dem Pfarrer, anvertraut sind, belügen wollten. Viele würden das leider wohl so sehen wenn sie die Wahrheit erführen. Wir werden von der Kirche gezwungen, unser privates Leben geheim zu halten. Ein Öffentlichmachen würde umgehend das Ende des priesterlichen Dienstes zur Folge haben. Was das für die Menschen bedeutet, die mir, nein uns, vertrauen, die mit uns auf dem Weg des Glaubens unterwegs sind, wagen wir gar nicht uns auszumalen - obwohl wir aus vielen Gesprächen wissen, dass die allermeisten Gemeindemitglieder nichts gegen einen verheirateten Pfarrer einzuwenden hätten.

Als Priester möchte ich auch anfügen, dass ich heute viel ausgeglichener und glücklicher in meiner Arbeit bin als in den Jahren bevor ich meine Frau kannte, obwohl ich mittlerweile bedingt durch die geringer werdende Priesterzahl mindestens doppelt so viel Arbeit habe. Es ist gerade umgekehrt, wie immer behauptet wird. Nicht die Ehelosigkeit schafft mehr Raum und Zeit für den Beruf, sondern die Frau, die mir den Rücken stärkt und die Liebe die mich trägt. Und Gott? Wenn ich nicht gemeinsam mit meiner Frau mich ganz und uneingeschränkt Gott zur Verfügung stellen kann, wie soll ich es dann erst ohne sie können, denn - wie Martin Buber sagte - "Der Mensch wird erst am Du zum Ich". Wie recht er hat, habe ich *Gott-sei-Dank* erleben dürfen.

Menschen, die in gleicher Sitaution leben, können uns unter "ulla levinson" bei facebook finden.