Frau Nuntia

Meinung |
von Marlies Prinz
Wappen des Heiligen Stuhls, in dessen Auftrag ein Nuntius handelt.

Mit dem Chirografen „Il ministerio petrino“ („Der petrinische Dienst“) hat Papst Franziskus kürzlich die Ausbildung an der päpstlichen Akademie für kirchliche Diplomatie reformiert. In Zukunft soll es demnach etwa möglich sein, direkt an der Diplomatenakademie selbst akademische Abschlüsse in Fächern wie Jura, Geschichte und Politologie zu erlangen.

Außerdem sollen die Auszubildenden eine ganzheitliche und praxisorientierte Ausbildung erhalten, und in verschiedensten Bereichen bestmöglich darauf vorbereitet werden, im Auftrag des Papstes in aller Welt agieren zu können. Nach dem Chirografen geht es dabei vor allem um Lebensstil und Arbeitsansatz und darum, dass die Repräsentanten des Heiligen Stuhls auch „die großen Fragen der Menschheit“ mitgestalten sollen.

So weit, so gut. Papst Franziskus zeigt mit diesen Neuerungen, dass er erkannt hat, wie wichtig es ist, Diplomaten über den katholischen Tellerrand hinausblicken zu lassen und setzt dabei zweifelsfrei auf vielversprechende Reformen. Doch eine Neuerung sucht man im Dokument vergeblich: Von Frauen im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ist nach wie vor keine Rede.

Seit über 300 Jahren bildet die päpstliche Akademie für kirchliche Diplomatie mit Sitz in Rom die Diplomaten des Heiligen Stuhls aus. Die vielen Absolventen dieser Zeit haben dabei vor allem eines gemeinsam: Ihre Männlichkeit. Denn zugelassen werden in der Akademie nur Weltpriester, die maximal 35 Jahre alt sind und von ihrem Bischof entsandt wurden. Kirchenrechtlich gesehen spräche aber nichts gegen eine Frau an der Spitze einer Nuntiatur, wie die spanische Kirchenrechtsprofessorin Carmen Pena erst Anfang April betonte. Dennoch ist von einer Aufnahme von Frauen in die päpstliche Diplomatenakademie in „Il ministerio petrino“ noch keine Rede.

Ein Apostolischer Nuntius ist ein Botschafter des Heiligen Stuhls, er unterhält einerseits Verbindungen zu Organen des Staates und ist andererseits ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Ortskirche und Vatikan, dessen Rolle auch in Fragen der Bischofsbesetzungen nicht unterschätzt werden darf. Dass Papst Franziskus kein Problem mit Frauen in leitenden, verantwortungsvollen Positionen auch innerhalb der Kurie hat, hat er erst unlängst bewiesen. Warum also nicht auch an dieser Stelle einen Schritt in Richtung längst überfällige Gleichberechtigung gehen?

Ein apostolischer Nuntius ist in erster Linie Diplomat, und nicht dafür da, Messen zu feiern oder die Beichte abzunehmen. Das also nach wie vor bestehende Nein Roms zur Frauenordination reicht folglich nicht aus, auch den Ausschluss der Frauen vom diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls zu begründen. In der staatlichen Politik gibt es genügend Frauen, die ihre Kompetenz in diplomatischen und politischen Anliegen unter Beweis stellen. Gewiss, Papst Franziskus betont, dass der diplomatische Dienst stets auch ein pastoraler Dienst ist. Doch dass Frauen mehr als nur fähig sind, pastorale Aufgaben wahrzunehmen, ist bekannt aus unzähligen Beispielen in unseren Kirchen, in denen Frauen haupt- und ehrenamtlich in der Pastoral tätig sind.

Papst Franziskus wünscht sich mehr Zeitgemäßheit im diplomatischen Dienst des Vatikans. Um diese Zeitgemäßheit allerdings wirklich zu erreichen, reichen die Änderungen aus „Il ministerio petrino“ nicht aus. Dafür braucht es, den Zeichen der Zeit entsprechend, ein klares Bekenntnis zur Zulassung von Frauen in den diplomatischen Dienst. Ansonsten kann von Zeitgemäßheit keine Rede sein.

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Quellen:

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