Hoffnungszeichen Dezember 2024

Ökumene

Die Assyrische Kirche des Ostens hat in Österreich den Status einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft erlangt. Die Zahl der Kirchenmitglieder in Österreich wird von den Verantwortlichen mit knapp 320 angegeben. Seit 2022 haben die assyrischen Gläubigen mit Ninos Babisha einen eigenen, ständig präsenten Priester. (www.p-udo-ja v. 1. 12)

Die Schweizer Kirchen intensivieren ökumenische Seelsorge im Gesundheitswesen. Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) unterzeichneten in Engelberg den Kooperationsvertrag. Die nationale „Ökumenische Koordinationsstelle“ wird als gemeinsame Plattform von EKS, RKZ und SBK geschaffen, um die Interessen der Kirchen im Gesundheitswesen wirksam zu vertreten. Ziel der Koordinationsstelle ist es, kirchliche Perspektiven frühzeitig in gesundheitspolitische Strategien einzubringen und die Zusammenarbeit zwischen Kirchen, Behörden und Institutionen zu fördern. Roland Loos, Präsident der RKZ, betont den Wert des ökumenischen Engagements: „Die Gründung der nationalen Koordinationsstelle ist ein starkes Zeichen für die Kraft der ökumenischen Zusammenarbeit. Gemeinsam können wir die Präsenz der kirchlichen Seelsorge stärken.“ Rita Famos, Präsidentin der EKS erklärte: „Die Vielfalt kantonaler und konfessioneller Zuständigkeiten ist eine grosse Stärke, die es uns ermöglicht, innovative und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Gemeinsam können wir so auf die dynamischen Herausforderungen im Gesundheitswesen reagieren.“ (kath.ch v. 4. 12.)

Der Grazer Bischof will bei einem Ökumene-Abend vom Gegeneinander zum Miteinander kommen. Auf Einladung des Bischofs Wilhelm Krautwaschl trafen sich die Spitzen der christlichen Kirchen in der Steiermark und hoben die „seit Jahrzehnten hervorragend funktionierende Ökumene" hervor, heißt es in einem Bericht des evangelischen Pressedienst epd. Die Durchsetzung von Interessen Einzelner widerspreche dem Evangelium und dem Auftrag als Christinnen und Christen, so der Grazer Diözesanbischof vor den Geladenen, unter ihnen auf evangelischer Seite Superintendent Wolfgang Rehner, Superintendentialkurator Michael Axmann und Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs. Der lutherische Bischof Michael Chalupka hob das gute „ökumenischen steirischen Klima" hervor, das der 2020 verstorbene Bischof Johann Weber und der lutherische Bischof Dieter Knall geprägt hätten. Der langen Ökumene-Tradition in der Steiermark widmete sich auch Stefanie Schwarzl-Ranz, stv. Vorsitzende des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Das von ihr geleitete Forum entstand im Jahr 1999, und zwar aus dem bereits in den 1960er Jahren gegründeten „Arbeitskreis Ökumene". 2025 werde sich das Forum den Themen „1700 Jahre Erstes Ökumenisches Konzil von Nizäa" und „500 Jahre Täuferbewegung" widmen. (kap . 7. 12.)

Syrische Patriarchen beten für einen friedlichen Machtwechsel. Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Youssef III. Younan hat dazu aufgerufen, dass in Syrien „diese Phase des Übergangs sicher und friedlich verlaufen möge". Laut dem Pressedienst „Fides" betonte er in seiner Predigt an seinem Amtssitz im Libanon, dass er in den letzten Tagen mit den Bischöfen von Aleppo, Homs, Damaskus und Qamischli in Kontakt gestanden sei, um sich zu informieren und seine Nähe „im Gebet und in der Bitte um Frieden" zu versichern. Das syrisch-orthodoxe Patriarchat unter der Leitung von Patriarch Ignatius Aphrem II. gab eine Erklärung ab, in der die Bischöfe „die Gleichheit aller gesellschaftlichen Gruppen und aller syrischen Bürger" fordern, und zwar „unabhängig von ihrer ethnischen, religiösen und politischen Zugehörigkeit, auf der Grundlage einer Staatsbürgerschaft, die die Würde eines jeden Bürgers garantieren muss". (fides u. kap v. 9. 12.)

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) erinnert an die Bedeutung des Konzils von Nizäa (325). Dort seien „entscheidende Weichen“ für den Glauben gelegt worden, stellte der orthodoxe Vorsitzende der ACK, Erzpriester Radu Miron, fest. Wunderbarer Zufall sei es, dass die Osterfeste der West- und Ostkirchen im nächsten Jahr auf das gleiche Datum fielen. Das könnte man zum Anlass nehmen, auf ein gemeinsames Osterfest aller Christinnen und Christen hinzuarbeiten. Die ACK ruft die christlichen Kirchen dazu auf, das Glaubensbekenntnis regelmäßiger in seiner ökumenischen Version, dem Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis, zu beten. Papst Franziskus hat angekündigt, dass er vorhat, den historischen Ort des Nicäa-Konzils im heutigen İznik in der Türkei zu besuchen. (vn v. 10. 12.)

Als erstes Bundesland plant Niedersachsen die Einführung eines gemeinsamen christlichen Religionsunterrichts. Kommende Woche soll dazu eine entsprechende Vereinbarung von den evangelischen Landeskirchen und den römisch-katholischen Diözesen unterzeichnet werden, heißt es in einem Bericht der Katholischen Nachrichten-Agentur. Als ordentliches Unterrichtsfach soll das Fach „Christliche Religion" in den nächsten Jahren an allen Schulformen den evangelischen und römisch-katholischen Religionsunterricht ersetzen. Der Unterricht soll über die bisherige bloße Kooperation der beiden Kirchen hinausgehen und einen gemeinsamen Lehrplan beinhalten. Der neue Unterricht soll zum Schuljahr 2025/26 starten. (kna u. vn v. 14. 12.)

Aus Wien wurde das Friedenslicht mit ökumenischer Feier in alle Welt gesendet. Mit einer ökumenischen Feier in der Wiener Votivkirche ist das ORF-Friedenslicht offiziell ausgesendet worden, um seine Reise als Symbol des Friedens rund um die Welt anzutreten. Der Feier unter dem Motto „Der Gott der Hoffnung erfülle uns mit Frieden und Freude" standen u.a. der römisch-katholische Pfarrer Franz Herz, der anglikanische Kanonikus Patrick Curran sowie die evangelische Pfarrerin Helene Lechner vor. Rund 1.500 Menschen waren der Einladung gefolgt. Dabei wurde das Friedenslicht an Pfadfinderdelegationen aus 20 Ländern Europas und Amerikas verteilt, die das Licht anschließend in ihre Heimat mitnahmen. Aufgrund des Nahost-Krieges wurde die Flamme nicht wie üblich in Betlehem, sondern im oberösterreichischen Christkindl, der Partnerstadt Betlehems, entzündet. Die Flamme war bereits 2023 in der Geburtsgrotte Jesu entzündet und per Flugzeug nach Wien gebracht worden. In der Wallfahrtskirche Christkindl hat der neunjährige Matthias Secklehner aus Gschwandt bei Gmunden das diesjährige Friedenslicht übernommen. Der Brauch des Friedenslichtes aus Bethlehem geht auf eine Initiative des ORF-Landesstudios Oberösterreich zurück, das dieses Licht 1986 erstmals durch ein Kind am Stern der Geburtsgrotte Jesu entzünden und nach Österreich bringen ließ. Viele europäische sowie nord- und südamerikanische Länder machen inzwischen mit. (kap v. 15. 12.)

Papst Franziskus ist erfreut über die Fortschritte im Dialog zwischen Katholiken und Methodisten. Er empfing eine Delegation des Weltrates methodistischer Kirchen im Vatikan und blickte dabei auf das kommende Jahr: Zu dessen Höhepunkte aus Ökumene-Sicht zählen die gemeinsame Feier des 1.700. Jahrestags des Konzils von Nicäa sowie auch das für Oktober anberaumte nächste Treffen der Methodistisch-Katholischen Kommission in San Salvador. Das Jubiläum „erinnert uns daran, dass wir denselben Glauben bekennen und daher dieselbe Verantwortung haben, Zeichen der Hoffnung zu setzen, die von der Gegenwart Gottes in der Welt zeugen", betonte der Papst vor der Methodisten-Delegation. Alle Kirchen und kirchliche Gemeinschaften seien eingeladen, „auf dem Weg zur sichtbaren Einheit weiterzugehen". Bis zum Erreichen der vollen Einheit gelte es gemeinsam zu beten, Werke der Nächstenliebe zu vollbringen und im Dialog weiterzugehen. Die vom Papst empfangene Gruppe wurde von der Präsidentin des Weltrates, Bischöfin Debra Wallace-Padgett, und dessen Generalsekretär, Reynaldo Ferreira Leao-Neto, angeführt. Den „World Methodist Council" gibt es seit 1881, als in London die „Ökumenische methodistische Konferenz" gegründet wurde. Ihre Wurzeln haben die Methodisten im 18. Jahrhundert im Anglikanismus, inspiriert durch die Lehre des anglikanischen Predigers John Wesley. Der Weltrat umfasst eigenen Angaben nach 80 Mitgliedskirchen aus 132 Ländern mit über 80 Millionen methodistische Christen. Auch wenn Methodisten und Katholiken früher „einander entfremdet und auch misstrauisch" gegenübergestanden, habe sich dies in den letzten Jahrzehnten zum Glück geändert, sagte Franziskus. Seit fast sechzig Jahren habe man gemeinsam „Fortschritte in der Erkenntnis, im Verständnis und vor allem in der Liebe füreinander gemacht“. Damit sprach er die Internationale Methodistisch-Katholische Kommission an, die sich seit 1967 regelmäßig trifft. (vn v. 16. 12. u. kap v. 17. 12.)

Lübecker Katholiken ziehen bei evangelischer Nachbargemeinde ein. Die Katholiken in Lübeck wollten sich nicht mit der Schließung ihrer Kirche abfinden. Also zogen sie in die nahe evangelische Christopherus-Gemeinde um - samt Madonna und Opferkerzen. „Das ist wie bei einer WG", sagt die Sprecherin des römisch-katholischen Gemeindeteams Liebfrauen, Sigrid Joos. Für das gute Zusammenleben verzichte man auf einen Einbau eines Weihwasserbeckens oder Tabernakels sowie auf den Einsatz von Weihrauch. Der ersten Messfeier gingen einige Jahre der Vorbereitung voraus, erzählt Joos. Nachdem klar gewesen sei, dass die römisch-katholische Liebfrauenkirche wegen einer Vermögensreform des Erzbistums Hamburg nicht mehr zu halten sei, suchte man Alternativen. Da reifte die Idee, auf die befreundete lutherische Gemeinde zuzugehen. „Dort wurden wir mit offenen Armen empfangen", sagt Joos. Schon lange pflege man ein gutes Verhältnis mit der evangelischen Nachbargemeinde und organisiere gemeinsame Gottesdienste. Der kreative Umgang mit der Situation überzeugte schließlich auch den zuständigen Erzbischof Stefan Heße. Der Umzug sei reibungslos verlaufen. Einzelne kritische Stimmen habe es gegeben. Doch zumindest in den ersten Wochen seien die Gottesdienste besser besucht gewesen als sonst, so Joos. Mit dem Einzug der römisch-katholischen Gemeinde hat sich das Innere der Christopheruskirche verändert. So feierten die Lübecker Lutheraner bisher ihre Gottesdienste an einem Altar, der an der Wand stand. Damit er für die Katholiken als Volksaltar fungieren konnte, rückten die Protestanten den Altar für die Katholiken von der Wand weg. „Da bleibt er jetzt auch", sagt Joos. Wenn das Konzept funktioniere, könne der Vertrag jährlich verlängert werden. (domradio.de u. vn v. 18. 12.)

Die syrischen Patriarchen rufen Christen zum gemeinsamen Wiederaufbau auf. Die Christen in Syrien sollen sich nach Worten ihrer Kirchenführer aktiv am Aufbau eines demokratischen Staates beteiligen, heißt es laut dem arabisch-christlichen Portal Abouna in einer gemeinsamen Erklärung: „Als Christen kommt uns in dieser Phase eine entscheidende und zentrale Rolle zu, indem wir mit allen zusammenarbeiten, um dieses Heimatland voranzubringen und wiederaufzubauen". Die Gestaltung der Zukunft Syriens erfordere Einheit und einen „umfassenden nationalen Dialog", der die Identität Syriens als vielfältige und integrative Nation stärkt. Ziel sei ein geeintes und souveränes Land, das auf Demokratie, Menschenrechten und dem Grundsatz der Gleichheit aller Bürger beruhe. Unterzeichnet wurde der Aufruf von dem griechisch-katholischen melkitischen Patriarchen Joseph Al-Absi, dem syrisch-katholischen Patriarchen Ignace Youssif III. Younan sowie dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X. Yazigi. (kna v. 30 12.)

Innerkirchliche Reformansätze (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..)

Die Pastoraltheologie hat sich in 250 Jahren um 180 Grad gedreht. Dies sagte der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock bei der Festveranstaltung „250 Jahre Pastoraltheologie in Wien". Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) habe sich das Fach verändert: Ausgangspunkt seien jetzt die Fragen und Erfahrungen der Menschen, die in das Gespräch mit der christlichen Tradition zu bringen seien: „Vor 250 Jahren und auch noch vor dem Konzil ging es um die Frage: Wie können wir unsere Botschaft, wie können wir das Evangelium am besten an den Mann, an die Frau bringen? Heute lautet die Frage zunächst: Was sind die Fragen, Sorgen, Hoffnungen und Ängste der Menschen? Was haben sie uns zu sagen - und wie verändert sich durch sie auch der eigene Blick auf die Tradition? Und erst dann die Frage: Und was können wir ihnen bieten; wo können wir hilfreich sein mit unseren Forschungen." (www.p-udo-ja v. 1. 12)

Ein Schweizer Bischof hält Sex für „das größte Geschenk Gottes“: Der Schweizer Tageszeitung „Blick" sagte der Churer Bischof Joseph Bonnemain (76) wörtlich: „Es ist Ausdruck der Liebe und der Bereitschaft, sich aus Liebe einem anderen Menschen innig zu schenken. Echter Sex ist das Gegenteil von Egoismus, von Selbstgenuss." Das Erleben von Sex fordere die ganze Person, Körper und Seele, und vereinige zwei Menschen zutiefst. Die Priester verzichteten darauf, um wiederum tiefgründig und für ganz viele Menschen ein Geschenk zu sein. Seine Jugendliebe Bianca sei inzwischen glücklich verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder. Sie seien immer noch freundschaftlich verbunden. Zu Frauen in Leitungsämtern betonte Bonnemain: Ins Leitungsgremium seiner Diözese Chur habe er fast gleich viele Frauen wie Männer berufen. (kna v. 9. 12.)

Für einen österreichischen emeritierten Pastoraltheologen ist das „Konklave“ nicht mehr zeitgemäß. Mehr Synodalität in der Kirche bedeutet für den Wiener Pastoraltheologen Prof. Paul Zulehner auch, dass die Papstwahl reformiert wird, wie er im Interview mit der Wochenzeitung „Die Furche" betont: „Warum sollte diese in der Hand von Kardinälen liegen, die der Papst selbst frei auswählt? Ich glaube, dass das Konklave ins Mittelalter gehört“. Seiner Meinung nach müssten die kontinentalen Bischofskonferenzen wählen, welche Leute sie nach Rom zur Wahl eines neuen Papstes delegieren. Das wäre synodal. Wenn sich die nationalen Bischofskonferenzen als erneuerte Kirchenversammlungen auf die Füße stellen, was sie ja laut Synodenpapier könnten, dann könne er sich nicht vorstellen, „dass sie alle einfach stillhalten und sagen, wir machen weiter wie bisher". Er wünsche sich, dass Papst Franziskus die kirchenrechtlichen Lösungen, die aus der Synode erwachsen sind, noch auf den Weg bringt. Franziskus selbst sage, auch das Amt des Papstes müsse künftig synodal ausgeübt werden. Das bedeute, „wir müssen uns von dem im Ersten Vatikanischen Konzil (1869-1870) entworfenen, absolutistischen, monarchistischen, Papstverständnis, verabschieden". Es stelle sich die Frage, in welchen Bereichen die Bischofskonferenzen mehr Handlungsspielraum erhalten werden. (Die Furche v. 12.12.; kap v. 13. 12.)

Der Papst ernennt erstmals Frauen in den Synodenrat. Unter den vier neuen Mitgliedern, die Papst Franziskus in den Ordentlichen Rat der Bischofssynode berufen hat, sind erstmals zwei Frauen. Mitglieder des Synodenrates nehmen von Amts wegen an der nächsten Bischofssynode teil. Der Papst berief laut einer Mitteilung die „Nummer zwei“ der Vatikanbehörde für die Orden, Schwester Simona Brambilla, sowie die Argentinierin María Lía Zervino, Mitglied des Dikasteriums für die Bischöfe, in den Synodenrat. Sie leitete über viele Jahre die Weltunion katholischer Frauenverbände WUCWO. Den Vorsitz des Synodenrates hat der Papst inne. Das Gremium selbst ist eine Abteilung des Generalsekretariats der Synode. Zu den Aufgaben des Synodenrates gehört es, die nächste Synode vorzubereiten. Zudem spielt er eine wichtige Rolle „bei der Umsetzung dieses synodalen Prozesses zur Synodalität“. Der neue Ordentliche Rat werde am 17. Dezember per Videokonferenz zusammentreten. Etwa zeitgleich setzte Franziskus Änderungen in der Organisation der Kirchenversammlung in Kraft, wonach die vier päpstlich ernannten Mitglieder nicht mehr unbedingt Bischöfe sein müssen. Im Unterschied zum Synodenrat, bei dem die Präsenz weiblicher Mitglieder neu ist, ist im dreiköpfigen Generalsekretariat der Synode seit einigen Jahren mit der französischen Ordensfrau Nathalie Becquart eine Frau vertreten. (vn v. 13. 12.)

Nach einem Kirchenhistoriker müssen Ablass und Fegefeuer „aktualisiert werden“. Der Kirchenhistoriker Markus Ries der Universität Luzern dazu: Das Heilige Jahr „dauert ein Jahr und ist mit speziellen liturgischen Praktiken verbunden.“ Der Papst ist es, der die Bedingungen für einen „vollständigen Ablass der Sündenstrafen“ definiert. Dazu gehören auch sogenannte „Werke der Barmherzigkeit“ wie z. B. Besuche von kranken Menschen gemeint. Als gute Werke galten früher auch Geldleistungen für den Bau des Petersdoms in Rom. Das sorgte für scharfe reformatorische Kritik. Für Reformatoren wie Martin Luther kann der Gläubige für sein Seelenheil nichts machen. Wie kann heute Ablass verstanden werden? Markus Ries bringt ein persönliches Beispiel: Als Teenager war er bei der Jungwacht und hat bei einem Spiel das Dach eines Treibhauses zerstört. Die Jungwachtleiter haben den Schaden aus der gemeinschaftlichen Kasse bezahlt und von ihm verlangt, das Treibhaus zu reinigen. „Das heisst, die Gemeinschaft übernimmt eine Pflicht, die jemand durch Fehlverhalten leisten muss, und auferlegt ihm eine andere.“ Gleichwohl habe er den Gärtner um Verzeihung bitten müssen, so Ries. „Von der Schuld losgesprochen werden muss man trotzdem. Es ist nur die Strafe, welche die Gemeinschaft auf sich nimmt und stattdessen eine Ersatzleistung verlangt. Das ist die Idee von Ablass.“ Daher muss man Begriffe wie Ablass, Fegefeuer und zeitliche Sündenstrafen aktualisieren. Man könne das nicht mehr so ausdrücken wie im Jahr 1300. Eine Alternative zum Massentourismus hat Papst Franziskus verfügt: Die Wallfahrt nach Rom werde heute nicht mehr eingefordert. „Im Bistum Basel gibt es in jedem Kanton eine Kirche, die als Wallfahrtsziel bezeichnet ist. Es kann also im Prinzip jeder Mensch im Bistum Basel mit dem Velo am Heiligen Jahr teilnehmen.“ (kath.ch v. 13. 12.)

Der neue Rottenburger Bischof ist offen für verheiratete Männer als Priester. Auf die Frage, ob verheiratete, in Glaubensdingen „bewährte" Männer - also sogenannte viri probati - Priester sein könnten, sagte Bischof Klaus Krämer in einem Interview der „Stuttgarter Zeitung": „Das könnte ein Weg sein, um in bestimmten Situationen das sakramentale Leben aufrechtzuerhalten - auch in unserer Diözese." Denn es sei „wichtig, dass trotz des Priestermangels Eucharistiefeiern stattfinden können, die von Priestern geleitet werden. […] Womöglich muss man dann die Frage der Lebensform der Priester diesem sakramentalen Anliegen unterordnen." Die Aufgabe des Bischofs sei es, „den Kern unseres Glaubens zu bewahren". Gleichzeitig müsse sich die Kirche immer wieder erneuern. (kna u. vn v. 17. 12.)

Der Eichstätter Fundamentaltheologe fordert ein Ende der Ablasstheologie. Christoph Böttigheimer beruft sich dabei – anlässlich des „vollkommenen“ Ablasses zum Heiligen Jahr 2025 – auf Papst Johannes Paul II. Statt sich um eine zeitgemäße und ökumenisch anschlussfähige Ablasstheologie zu bemühen, gewähre die römisch-katholische Kirche noch immer Ablässe, kritisierte der Theologe auf dem kirchlichen Nachrichtenportal „Kirche und Leben". Papst Johannes Paul II. „deutete die zeitlichen Sündenstrafen mehr personal-existenziell und den Ablass als eine therapeutische Hilfe für die innere Bekehrung und geistliche Erneuerung des Menschen. […] Deutlich wäre zu machen, dass allen, die sich um ein Leben aus dem Glauben mühen, durch die Glaubensgemeinschaft Unterstützung und Hilfe zuteilwerden kann, gerade so, wie sich Christen von Anfang gegenseitig durch Zuwendung und Gebet zu helfen versuchten". Die so ausgedrückte Solidarität im Glauben werde durch den traditionellen Ablassgedanken mehr verdunkelt als erhellt. Der Ablass (lateinisch „indulgentia") ist ein Nachlass zeitlicher Bußstrafen für die Sünden, die man gebeichtet hat und die hinsichtlich der Schuld schon vergeben sind. (kna v. 20. 12.)

Der päpstliche Ehrenprimat ist auch für andere Kirchen denkbar. Im Juni 2024 veröffentlichte der Vatikan das Dokument „Der Bischof von Rom". Das Dokument wirbt für ein neues Verständnis und eine andere Ausübung des Papstamtes, mit der der Papst künftig von anderen christlichen Kirchen als Ehrenoberhaupt akzeptiert werden könnte. In der aktuellen Ausgabe des „Pro Oriente"-Magazins haben sich Vertreter der orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und evangelischen Kirchen zu Wort gemeldet und das Dokument und seine ökumenischen Perspektiven analysiert. Der Tenor: Ein Ehrenprimat des Papstes ist auch für andere Kirchen denkbar. Der Münchner orthodoxe Theologe Prof. Stefanos Athanasiou würdigt das Dokument als Grundlage für weitere Dialoge: Denn es nennt die ökumenischen Herausforderungen, die mit dem römisch-katholischen Verständnis des Papsttums verbunden sind. Die Spannung liegt für Athanasiou weniger bei den künftigen ökumenischen Dialogen zu dieser Thematik, als vielmehr bei den zu führenden Diskussionen innerhalb der einzelnen Kirchen, „wo sicher die größten Herausforderungen zu meistern sein werden". Er spricht damit an, dass innerhalb der Orthodoxie die Stellung des „Protos" (Ersten), also des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, und seine Rolle für die Weltorthodoxie sehr kontrovers diskutiert wird. Athanasiou hebt drei im Dokument angeführte Prinzipien für den ökumenischen Dialog hervor: Erstens den „Primat der Ehre" des Bischofs von Rom, „der auf Ehre und Dienst beruht, ähnlich wie im ersten Jahrtausend". Ein weiteres Prinzip sei: Synodale Entscheidungsprozesse könnten den Primat ergänzen und ein Gegengewicht zur zentralisierten Autorität schaffen. Ein drittes Prinzip sei die Subsidiarität: Entscheidungen sollten so weit wie möglich auf lokaler Ebene getroffen werden, wobei der Primat nur eine vermittelnde und unterstützende Rolle spielt. Der Salzburger syrisch-orthodoxe Theologe Prof. Aho Shemunkasho legt die Sicht der orientalisch-orthodoxen Kirchen dar und verweist auf die Kirchengemeinschaft der orientalischen Kirchen. Dazu zählen die Syrisch-orthodoxe, Koptisch-orthodoxe, Äthiopisch-orthodoxe, Eritreisch-orthodoxe, Malankarisch-orthodoxe syrische Kirche und die Armenischen-apostolische Kirche. Die Kirchen hätten sich unabhängig voneinander entwickelt und „in ihren jeweiligen Sprachen haben sie über Jahrhunderte eigene Theologien, Liturgien und christliche Literatur erarbeitet. Es gab immer wieder starke Kontroversen zwischen ihnen, jedoch pflegten sie stets den Kontakt zueinander und stehen bis dato in voller Kirchengemeinschaft". Somit würden diese orientalisch-orthodoxen Kirchen eine „Einheit in Vielfalt" bilden, so Shemunkasho. Sie hätten aber keinen ökumenischen Patriarchen, wie ihn die orthodoxe Kirche kennt. Trotz der bewährten Praxis der orientalischen Kirchen kann sich Shemunkasho einen Ehrenprimat für den Bischof von Rom vorstellen, den auch die orientalischen Kirchen anerkennen. Eine Würdigung des Dokuments „Der Bischof von Rom" kommt auch von evangelischer Seite. Der deutsche evangelische Ökumene-Experte Pfarrer Martin Bräuer meint wörtlich: Das Dokument könnte „zu einem Meilenstein hinsichtlich der ökumenischen Bedeutung des Papstamtes werden." Freilich räumt er ein, dass das Dokument wohl in erster Linie an die orthodoxen, altorientalischen und die anglikanische Kirche gerichtet sei. Trotzdem sieht Bräuer auch Anknüpfungspunkte für die evangelischen Kirchen. Viele Impulse des Dokuments müssten noch mit konkreten Inhalten gefüllt werden, besonders im Hinblick auf Synodalität. Aber der Bischof von Rom als ein synodal verwurzeltes Ehrenoberhaupt der Christenheit „erscheint als Möglichkeit am Horizont". Allerdings müssten aus evangelischer Sicht eine Verengung der Synodalität auf die bischöfliche Ebene vermieden und nicht ordinierte Personen angemessen berücksichtigt werden. (pro-oriente u. kap u. vn v 29. 12.)

Reaktionen auf die vergangene Welt-Bischofssynode in Rom

Ein enger Papst-Berater sieht Änderungsbedarf bei der Kirche: Geht es nach dem Erzbischof von Malta und Papstvertrauten Charles Scicluna, gibt es bald Checklisten für die Arbeit von Bischöfen und einen neuen Führungsstil im Vatikan. „Wir müssen eine Kultur der Transparenz und Rechenschaftspflicht auf allen Ebenen schaffen", sagte Scicluna der Jesuitenzeitung „America". Spätestens seit der Weltsynode sollten im Vatikan Gesetzt nicht nur festgelegt sondern auch im Dialog mit der Weltkirche modifiziert werden. Beispielsweise müsse der Veröffentlichung eines Vatikan-Dokuments zukünftig ein transparenter Prozess der Konsultation vorangehen, sonst verstoße gegen das Ethos der Synodalität, so der Erzbischof. Er lobte das Abschlusspapier der Weltsynode. Besonders gefalle ihm die Forderung nach verbindlichen Rechenschaftspflichten und Kontrollmechanismen. Ideale und Richtlinien seien sinnlos, wenn es kein System gebe, das eine Überprüfung ermögliche. Auch Arbeit und Führungsstil der Bischöfe müssten verbindlich - im Rahmen der regelmäßigen Ad-Limina-Besuche - durch Checklisten evaluiert werden, so Scicluna. (domradio.de v. 4. 12.; vn v. 5. 12.)

US-Theologin meint: Geweihte Diakoninnen gab es bis ins Mittelalter. Die US-Theologin Phyllis Zagano wirft Papst Franziskus vor, die Geschichte der Diakoninnenweihe zu vergessen. In einem Gastbeitrag für das deutsche kirchliche Internetportal „domradio.de" schreibt sie, er habe in einem Interview gesagt, Frauen hätten schon immer die Funktion von Diakonissen gehabt, ohne Diakone zu sein. Das sei falsch. Die internationale Expertin für die Forschung zu Diakoninnen (Hofstra University in Hempstead, New York) führt aus, mehr als 1.000 Jahre lang hätten Frauen je nach Sprache als Diakoninnen oder Diakonissen gedient. „Die einzige Person in der Heiligen Schrift, die als Diakon bezeichnet wird, ist die heilige Phöbe, die als Abgesandte des heiligen Paulus nach Rom reiste und seinen Brief an die Römer überbrachte". Als die Kirche sich entwickelte, seien Diakoninnen genau wie männliche Diakone geweiht worden. „Die Regeln für den Ablauf der Weihe-Liturgie, die die Bischöfe im Laufe der Jahrhunderte zur Ordination von Frauen zum Diakon verwendeten, entsprechen den Standards für die sakramentale Weihe, die vom Konzil von Trient im 16. Jahrhundert festgelegt wurden." Diese Frauen seien in schriftlichen Dokumenten namentlich genannt und ihre Namen auf Grabsteinen überall in den Ländern des frühen Christentums eingraviert worden. Die Kirche habe im Mittelalter aufgehört, Personen zum Diakonat als Dauerberuf zu weihen, weil immer mehr der Ehrgeiz der Diakone in den Vordergrund rückte. Zagano empfiehlt, die Worte des Papstes anzuwenden: „Ein richtiges Geschichtsbewusstsein kann jedem von uns helfen, einen besseren Sinn für Proportionen und Perspektiven zu entwickeln, um die Realität so zu verstehen, wie sie ist, und nicht so, wie wir sie uns vorstellen oder wie wir sie gerne hätten." (domradio.de u. kna v. 11. 12.)

Für einen österreichischen emeritierten Pastoraltheologen steht die Kirche vor tiefgreifendem Kulturwandel. Mit Blick auf Dezentralisierung, Kulturwandel und die Frage der Frauenordination fordert der Wiener Pastoraltheologe und Religionssoziologe Prof. Paul Zulehner in einem Interview mit „katholisch.de" tiefgreifende innerkirchliche Reformen: Den Ortskirchen seien wesentlich mehr Entscheidungsbefugnisse zuzuweisen. Er fordert eine Kirche, die sich vom Dienstleistungscharakter verabschiedet und den Getauften wesentlich mehr Verantwortung einräumt. Frauen den Zugang zur Ordination zu ermöglichen, sieht Zulehner als unumgänglich, zugleich werde es dafür aber wohl ein Konzil brauchen. Es sei ein Fortschritt, dass sich die römisch-katholische Weltkirche mit der Weltsynode „dezentralisiert. […] Der Uniformismus war immer bremsend, denn es ist schwierig, die verschiedenen Regionen der Weltkirche in unterschiedlichen Kulturen wie Afrika oder Europa im gleichen Schritt voranzubringen." Das Ziel sei nun, „diesen Uniformismus ohne Aufgabe der Einheit aufzulösen und den kontinentalen Bischofsversammlungen, dann auch den Bischofskonferenzen selber sowie schließlich den Ortskirchen mehr Entscheidungsbefugnisse zuzuweisen". So würden die Lateinamerikaner mit großer Sicherheit auf der nächsten großen Kirchenversammlung darüber nachdenken, was sie dem Papst bereits in der Amazonassynode 2019 vorgeschlagen haben. Im Blick auf die Frauenfrage meinte Zulehner, für viele Theologen sei bereits lange klar, „dass es keine gravierenden theologischen Hindernisse gibt, den Frauen den Zugang zur Ordination zu ermöglichen. […] Frauen müssen deshalb schlicht und einfach den Zugang zum ordinierten Amt in der Kirche verlangen, ohne vorher zu definieren, zu welcher Stufe", so Zulehner. (kap v. 11. 12.)

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz sieht theologisch keine Gründe mehr, Frauen den Zugang zum Priester- und Diakoninnen-Amt zu verweigern. Ohne Reformen beim Thema Frau wird sich die Krise der römisch-katholischen Kirche verschärfen, meint der Limburger Bischof Georg Bätzing. „Ich bin fest überzeugt, dass die Frage, welche Rolle Frauen auf allen Ebenen der Kirche spielen, für unsere Zukunft entscheidend ist", sagte er im Interview der „Welt am Sonntag". Schon jetzt hätten Bistümer und Gemeinden einen großen Spielraum. Im Bistum Limburg seien Frauen mittlerweile auf allen Leitungsebenen in der Verantwortung. „Und bei der Frage, warum Frauen nicht auch im sakramentalen Amt von Priestern und Diakonen tätig sein können, finde ich, dass die theologischen Klärungen so weit gediehen sind, dass das ermöglicht werden könnte." Die im Oktober zu Ende gegangene Weltsynode im Vatikan habe Hoffnung gemacht, dass sich etwas bewegt. So habe das Abschlussdokument die Frage des Diakonats der Frauen offengelassen. Zudem habe die Synode festgestellt, dass es bei vielen kirchlichen Themen Offenheit für regionale Lösungen geben müsse. „Denn die Weltkirche ist kulturell divers." Er kündigte an, es werde ein weiteres Spitzengespräch zwischen deutschen Bischöfen und Vertretern der Römischen Kurie geben. „Dabei geben uns die Formulierungen der Weltsynode durchaus Rückhalt". (domradio v. 22. 12.)

Die Linzer Pastoraltheologin plädiert für mehr Mitbestimmungsrechte und für eine Rechenschaftspflicht der Amtsträger. Dass bei der Weltsynode über den Frauendiakonat nicht einmal abgestimmt wurde, habe Klara Antonia Csiszar nicht überrascht, sagte sie im Interview mit dem „Kurier“: „Ich war mir sicher, dass die Abstimmung mit Nein ausgegangen wäre.“ Entscheidender ist für Csiszar aktuell die Frage der Mitbestimmung aller: „Wenn es keine Änderung in den Strukturen und den Rechenschaftspflichten gibt, dann machen alle so weiter, wie das bisher der Fall war“. Es gehe darum, „dass viele partizipativ mitgestalten können und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können. Warum machen sie das so? Wer hat das entschieden? Gibt es Möglichkeiten der Mitentscheidung?“ Seitdem unter Papst Franziskus über den Frauendiakonat diskutiert wird, habe das die Auswirkung, „dass auch in anderen Ortskirchen darüber geredet wird“. Die Prioritäten seien aber andere: „Die osteuropäischen Länder hatten […] ganz andere Sorgen als die westlichen. […] Mit der Einbeziehung von Frauen in allen Bereichen könnte man zeigen, dass Frauen überall präsent sind und zum Bild der Kirche gehören“. Die Kirche sei „ganz weit von einer Frauenpartizipation entfernt, wie wir sie hier in der Diözese Linz oder im deutschen Sprachraum kennen“. Sobald es aber zum Normalfall wird, dass Frauen in der Gestaltung der Kirche dabei sind, würden die Fragen nach der Frauenordination weltweit kommen, zeigte sich Csiszar überzeugt. (kap u. vn v. 23. 12.)

Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: Islam u.a.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft will ihre Imame in Österreich ausbilden. Ziel ist eine Ausbildung, die sich an den spezifischen Gegebenheiten des Landes orientiert, an Universitäten verankert ist und die Abhängigkeit von ausländischen Institutionen minimiert. Dazu ist in Überlegung, eine eigene „Akademie“ für Imame zu starten, erklärte IGGÖ-Präsident Ümit Vural auf einer Fachtagung in Wien. Österreich besitze mit der gesetzlichen Anerkennung des Islams seit 1912 und der Institutionalisierung der Glaubensgemeinschaft eine einzigartige Ausgangslage in Europa, um neue Maßstäbe zu schaffen. Mit den Universitäten Wien und Innsbruck sowie der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule Wien/Krems gebe es bereits mögliche Partner für eine Imam-Akademie. Derzeit wirken rund 200 Imame in Österreich, die fast alle in anderen Ländern wie Türkei, Bosnien oder in arabischen Staaten ausgebildet wurden. „Das möchten wir ändern, indem wir auf die Expertise bestehender Gemeinden zurückgreifen und gleichzeitig internationale Best-Practice-Beispiele einfließen lassen", so Vural. Die Ausbildung solle dabei nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen offen sein. Aufgabe der IGGÖ werde es sein, nicht nur Fachwissen zu vermitteln, sondern auch „Brückenbauer" auszubilden - zwischen der muslimischen Gemeinschaft und der Mehrheitsgesellschaft, zwischen Tradition und Moderne sowie auch zwischen den Religionen. „Interreligiöser Dialog wird ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung sein", versprach Vural. Auch wenn Eigenständigkeit angestrebt wird, soll es bei der Ausbildung Zusammenarbeit mit anderen Ländern geben. So wurde ein „Memorandum of Understanding" mit dem Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Husein Kavazovic, unterzeichnet. Kavazovic war auch selbst bei der Fachtagung zugegen und legte dar, dass die Muslime seines Landes wie sonst nirgendwo in Europa eine zugleich muslimische und europäische Identität entwickelt hätten. Sie seien bereit, ihre rund 150-jährige Erfahrung einer eigenen Imam-Ausbildung weiterzugeben. Auf eine notwendige Neudefinition des Berufsbildes „Imam" forderte der emeritierte Wiener Islamwissenschaftler Prof. Rüdiger Lohlker. Denn „Imame würden oft als Allrounder gefordert, als Lehrer, Seelsorger, Mediator, Gemeindemanager und mehr. Sie sollen auch moderne Medien nutzen und kulturelle Vielfalt innerhalb der Gemeinschaft bewältigen, was fundierte Sprachkenntnisse erfordert". Das wäre heutzutage zuviel für einen Imam. (kap v. 2. 12.; Die Furche v. 4. 12.)

Für einen orthodoxen Theologen ist Antisemitismus mit Orthodoxie unvereinbar. Das hat der Wiener rumänisch-orthodoxe Theologe und Pfarrer Ioan Moga in der Kathpress betont. „Dass Politiker vor den Wahlen große kirchliche Feste aufsuchten und sich beim Ikonen- oder Reliquienverehren fotografieren ließen, war eine Konstante der letzten 30 Jahre.“ Der Geistliche weist darauf hin, dass die Rumänische Orthodoxe Kirche ihre Kleriker zur politischen Neutralität verpflichtet. Die entscheidende Frage sei jedoch, „ob man vor antisemitischen, rechtsextremen Diskursen neutral und schweigsam sein kann. […] Nein. Antisemitismus ist mit der Orthodoxie unvereinbar. Theologisch und historisch unvereinbar. Und das sollte immer wieder angemahnt und erklärt werden." Ebenso sei religiöser Nationalismus ein „No-Go" und wurde auf dem orthodoxen Konzil von Kreta 2016 als Häresie verurteilt. (kap v. 2. 12.)

Das „Berliner Forum der Religionen“ feiert sein zehnjähriges Bestehen. Seit 10 Jahren hilft es mit, dass der interreligiöse Dialog in der Hauptstadt funktioniert. Der Geschäftsführer des Forums, Michael Bäumer, betonte bei der offiziellen Feierstunde im Rathaus der Stadt, dass Frieden und Glück für die gesamte Menschheit die gemeinsame Absicht gläubiger Menschen sein sollten. „Um dieses Ziel in Berlin zu erreichen, arbeiten Menschen unterschiedlichen Glaubens in gemeinschaftlichem Geist zusammen." Der Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Joe Chialo (CDU), betonte bei seinem Grußwort: „Gerade in global wie national bewegten Zeiten ist es wichtig, dass ein übergeordnetes Netzwerk wie Ihr Forum berlinweit den Dialog zwischen Religionen und der weiteren Stadtbevölkerung stärkt." Im Berliner Forum der Religionen arbeiten Menschen aus über 100 Religionsgemeinschaften und spirituellen Gruppen seit März 2014 zusammen. (domradio.de v. 3. 12.)

Der Großmufti von Sarajevo besuchte eine Wiener Pfarre. Der Großmufti von Bosnien und Herzegowina, Husein Kavazovic, wurde von Pfarrer Martin Rupprecht, Islam-Beauftragter von Kardinal Christoph Schönborn, im Pfarrhaus Rudolfsheim empfangen. In Rupprechts Pfarre haben der Dialog und die enge Zusammenarbeit mit der muslimischen Gemeinschaft in Bosnien eine lange Tradition: Besonders das Pfarrnetzwerk „Asyl“, das sich für Flüchtlinge engagiert, hat mit Moscheegemeinden in Bosnien beeindruckende Arbeit geleistet und unter anderem einen interreligiösen Friedhof an der serbisch-bosnischen Grenze errichtet. Schon vor Jahren hatte Pfarrer Rupprecht den Vorgänger des aktuellen Großmuftis, Mustafa Ceric, empfangen und im Auftrag der Familie Habsburg ein jüdisch-christlich-muslimisches Totengebet für Otto Habsburg organisiert. Die Tradition zu diesem Gebet reicht bis ins Jahr 1910 zurück, als der damalige Großmufti aus Anlass des 80. Geburtstags von Kaiser Franz Joseph ein Gebet sprach. Eigentlicher Anlass des Wien-Besuchs von Kavazovic war die Unterzeichnung eines „Memorandums of Understanding" mit Ümit Vural, dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Mehr internationale Kooperation bei der Förderung der Imam-Ausbildung und Seelsorge in Österreich wurde darin vereinbart. Die Islamische Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina wird von der als flexibel geltenden hanafitischen Rechtsschule und dem Sufitum (Tasawwuf) geprägt. Sie sehen sich zudem als Brücke zwischen islamischer und europäischer Zivilisation. (kap v. 4. 12.)

Der neue japanische Kardinal schwört die Kirche in Asien auf interreligiösen Dialog ein. Der neue japanische Kardinal Tarcisio Isao Kikuchi (66) Kikuchi betonte laut dem römisch-katholischen Online-Portal „Crux", dass das Engagement für den interreligiösen Dialog kein Kompromiss gegenüber dem eigenen Glauben sei, sondern ein Versuch, gemeinsam an einer besseren Welt zu arbeiten. Der Erzbischof von Tokio und Präsident des Weltcaritas-Dachverbands „Caritas Internationalis" erklärte, der Wille Gottes werde durch den Schutz der Menschenrechte und die Förderung des Friedens verwirklicht. Er unterstrich, dass es die besondere Aufgabe der japanischen Kirche sei, „ein Vorreiter bei der Friedensbildung zu sein". (kap v. 11. 12.)

Eine Islamwissenschaftlerin, ein jüdischer Experte für interreligiösen Dialog und eine Religionsprofessorin erhalten den Herbert-Haag-Preis. Dina El Omari ist promovierte und habilitierte Islamwissenschaftlerin sowie Professorin für interkulturelle Religionspädagogik am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster. Sie ist auch Mitglied des Gesprächskreises „Christlich- islamischer Dialog“ des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind unter anderem die interkulturelle und interreligiöse Forschung sowie der Koran und die Koranexegese. Insbesondere hält sie die Etablierung einer Religionspädagogik, die auf Geschlechtergerechtigkeit basiert, für unabdingbar. Beim zweiten Preisträger handelt es sich um Michel Bollag. Er wuchs in Genf auf. Nach der Matura zog er nach Israel, wo er eine Jeschiwa, eine Talmudschule mit national-orthodoxer Ausrichtung, besuchte. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz übernahm er in den 1990er Jahren als Rabbinatsassistent die Leitung der Religionsschule der Israelischen Cultusgemeinde Zürich. Er ist Mitbegründer des Zürcher Lehrhauses und heutigen Zürcher Instituts für Interreligiösen Dialog (ZIID). Die Dritte im Bunde ist die Österreicherin Edith Petschnigg. Sie ist als Hochschullehrerin tätig – in Wien, Graz und Linz. An der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum in Graz ist sie Professorin für Katholische Religion. (kath.ch v. 11. 12)

Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas ist im Vatikan empfangen worden. Dabei traf er neben dem Papst auch Vertreter des Staatssekretariats. Bei den Gesprächen sei „unter Bekräftigung der Verurteilung jeglicher Form von Terrorismus“ die Bedeutung der Zweistaaten-Lösung und die Hoffnung auf die „schnellstmögliche Freilassung aller Geiseln“ betont worden, heißt es im Statement. Bei den Gesprächen im Staatssekretariat sei auf die „guten bilateralen Beziehungen“ verwiesen und der „wichtige Beitrag der katholischen Kirche in der palästinensischen Gesellschaft“ hervorgehoben worden. In diesem Zusammenhang wurde insbesondere die „Unterstützung der äußerst ernsten humanitären Lage im Gazastreifen“ angesprochen. Es sei „dafür zu sorgen, dass Jerusalem, das durch ein besonderes Statut geschützt ist, ein Ort der Begegnung und Freundschaft zwischen den drei großen monotheistischen Religionen sein kann.“ (vn v. 12. 12.)

Interreligiöser Dialog verhindert neue Spannungen in Pakistan. Das gemeinsame Eingreifen von Christen und Muslimen hat neue Unruhen in Punjab abgewendet. Im November hatte ein Drogensüchtiger mit psychischen Problemen sein Haus in Brand gesetzt und dabei auch Teile des Korans und der Bibel verbrannt. Daraufhin wurden Anschuldigungen wegen Blasphemie laut. Der Kapuziner Lazar Aslam hat angesichts der drohenden Eskalation zusammen mit einem Imam mit den lokalen Sicherheitskräften gesprochen, um Schutz für die Bewohner zu erbitten. Dank dieser Initiative konnte die Situation unter Kontrolle gebracht werden. Ein weiterer wichtiger interreligiöser Akt fand unterdessen in Faisalabad statt, wo die muslimische Religionsgemeinschaft der Sufis eine Weihnachtsfeier organisierte. Die Gruppe veranstaltet die Feier schon seit 27 Jahren, dieses Jahr stand sie unter dem Titel „Die Wege des Friedens: Die Menschlichkeit zuerst, dann die Religion“. (asianews u. vn v. 17. 12.)

Die neuen Machthaber in Syrien erlauben Weihnachtsfeiern. Informationen aus Aleppo zufolge sollen – laut dem Hilfswerk „Kirche in Not" – die neuen Machthaber die Bewohner aufgefordert haben, ihre Weihnachtsfeierlichkeiten zu begehen. Die Kirchen hätten daraufhin begonnen, Dekorationen anzubringen. Auch die christlichen Schulen hätten seit Anfang der Woche wieder geöffnet; Gottesdienste an Sonntagen könnten in gewohnter Weise stattfinden. Laut Mitteilung arbeiten die Krankenhäuser wieder in vollem Umfang. Nachforschungen des Hilfswerks zufolge hat es seit dem Machtwechsel in Syrien keine Anzeichen für eine systematische Verfolgung oder Diskriminierung der christlichen Minderheit gegeben. Einzelne Berichte sprächen jedoch von aggressiven Zwischenfällen. Auch aus der Stadt Homs sei zu hören, dass sich die Lage beruhigt habe und die römisch-katholischen Schulen wieder geöffnet hätten. (kna v. 18. 12.)

Das Land Rheinland-Pfalz schließt mit mehreren Islam-Verbänden Verträge ab. Die Landesregierung hat Verhandlungen mit vier Verbänden geführt, um die Zusammenarbeit auf eine vertragliche Grundlage zu stellen: Mit Ditib Rheinland-Pfalz, Schura Rheinland-Pfalz - Landesverband der Muslime, mit dem Landesverband der Islamischen Kulturzentren Rheinland-Pfalz und mit Ahmadiyya Muslim Jamaat. Islamische Feiertage, Religionsunterricht, Bestattungen und Seelsorge könnten damit künftig geregelt werden. Unter dem Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer (SPD) konnten die meisten kritischen Punkte gelöst werden. Staatsverträge mit Islam-Verbänden gibt es nur seit 2012 Hamburg mit drei Verbänden und der Glaubensgemeinschaft der Aleviten. Dann folgte ein Vertrag mit islamischen Verbänden in Bremen. Auch Rheinland-Pfalz hat bereits einen Vertrag mit den Aleviten. (kna u. vn . 20. 12.)

Ein „Weihnukka"-Konzert für Christen und Juden in Jerusalems Dormitio-Abtei. Trotz Krieg im Heiligen Land hat die deutsche Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem Christen und Juden zu einer „Weihnukka Konzert-Matinee" eingeladen. Mit Blick auf das christliche Weihnachtsfest und das am 25. Dezember beginnende jüdische Lichterfest Chanukka erklang Musik von George Gershwin, Antonin Dvorak, Gustav Mahler, aber auch vom jüdisch-polnischen Komponisten und Dichter Mordechai Gebirtig, der 1942 im Krakauer Ghetto starb. Seit dem Gazakrieg sei der Dormitio-Abtei eine „neue Berufung zugewachsen": Sie sei gleichsam „der Kulturort Jerusalems" für Christen und Juden geworden, sagte Dormitio-Abt Nikodemus Schnabel zu der Konzert-Initiative. „Gerade wenn ich glaube, dass jeder Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist, dann kommt der Mensch am engsten in Berührung mit seiner menschlichen Würde, wenn er schöpferisch und kreativ sein darf", so der Abt. Seither habe die Abtei viele Konzerte mit unterschiedlichen Partnern durchgeführt, heuer zusammen mit der Österreichischen Botschaft. (kna v. 21. 12.)

Maria ist die einzige namentlich erwähnte Frau im Koran. „Die Sure 19 ist sogar nach ihr benannt", erklärt Lejla Demiri, Professorin für Islamische Glaubenslehre und Direktorin des Zentrums für Islamische Theologie in Tübingen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Sie gilt als Vorbild für Gläubige in ihrem bedingungslosen Gehorsam Gott gegenüber." Wie Jesus im Neuen Testament hat auch Mariams Sohn „Isa“ im Koran keinen leiblichen Vater. Er entsteht durch Gottes Geist. Mariam fragt den Boten Gottes, der ihr die Geburt eines Kindes ankündigt, ähnlich wie im Lukasevangelium: „Wie soll ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Hure bin?" (Sure 19, 20). Doch Geistschöpfung und „Jungfrauengeburt" sind im Islam keine Zeichen für die Einzigartigkeit Jesu, sondern für die Einzigartigkeit und Macht Gottes, betont der emeritierte Professor für „Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs" in Tübingen, Karl-Josef Kuschel. „Der Koran bettet die Geschichte von Jesus und Maria nicht in die messianische Hoffnungs- und Befreiungsgeschichte des Volkes Israel ein", erklärt der Autor des Buches „Weihnachten und der Koran". Stattdessen bringt Maria ihr Kind an einem „fernen", wüstenähnlichen Ort zur Welt. In Sure 19, 23-25 heißt es dazu: „Die Wehen veranlassten sie, zum Stamm der Palme zu gehen. Sie sagte: ‚Wäre ich doch vorher gestorben und ganz in Vergessenheit geraten.' Da rief er ihr von unten her zu: ‚Sei nicht traurig! Dein Herr hat unter dir ein Rinnsal voll Wasser gemacht. Schüttle den Stamm der Palme, indem du ihn an dich ziehst. Dann lässt sie saftige, frische Datteln auf dich herunterfallen'." Für Lejla Demiri zeigen die Datteln und das Wasser, dass Gott im Koran Maria zeigt: „Du bist nicht alleine!" Nach dem Vorbild Mariams (Marias) nehmen viele muslimische Schwangere in der Schwangerschaft und bei der Geburt Datteln zu sich, weiß Demiri. Wenn bei einer muslimischen schwangeren Frau die Wehen beginnen, werde gerne die Miriam-Sure rezitiert. Im Koran wird berichtet, dass das kleine Jesus-Kind spricht und seine Mutter verteidigt, als die Umgebung erfährt, dass diese ein Kind bekommen hat, ohne verheiratet zu sein. Das Baby sagt: „Ich bin ein Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht." (Sure 19, 30) Kuschel ermutigt die Christen dazu, Muslime zu Weihnachtsgottesdiensten einzuladen „ohne sie zu vereinnahmen." Denn die Geburtsgeschichte im Koran zeige, dass Muslime sehr wohl etwas mit einer Feier der Geburt Jesu anfangen könnten. Denn für sie sei die Geburt des „Gesandten Gottes" ein Zeichen für Gottes Barmherzigkeit. (domradio.de v. 25. 12.)

Gemeinsames jüdisch-christliches Grußwort zu „Weihnukka": Vielfalt bereichert. Das heuer zeitlich zusammenfallende christliche Weihnachten und das jüdische Chanukka-Fest zeigen, „dass trotz ihrer Unterschiede ein gemeinsamer Kern existiert: das Streben nach Licht, Hoffnung und einer besseren Welt". Das hat der in Wien beheimatete „Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ in einer Aussendung betont: Beide Feste würden dazu einladen, „über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg zu schauen und die universellen Werte zu erkennen, die uns alle verbinden". Und die unterzeichnenden Margit Leuthold, Willy Weisz, Martin Jäggle, Yuval Katz-Willfing und Ferenc Simon formulierten als gemeinsamen Wunsch: „Mögen Weihnachten und Chanukka in diesem Jahr nicht nur die Herzen der Gläubigen, sondern auch die unserer vielfältigen Gesellschaft erleuchten." Denn in der christlich-jüdischen Zusammenarbeit werde deutlich, dass Vielfalt keine Trennung, sondern eine Bereicherung sei, „die uns näher zusammenbringt". Das jüdische Lichterfest Chanukka des Jahres 5785 beginnt am 25. Dezember. Das Jüdische Museum Wien widmet dem Thema „Weihnukka" ein Sonderprogramm unter dem Motto „Wir feiern Weihnukka!" am 26., 27. und 29. Dezember. In vielen Städten ergänzen Chanukka-Leuchter die Christbäume auf öffentlichen Plätzen. An diesen Leuchtern wird jeden Abend ein weiteres Licht entzündet. Der neunarmige Leuchter heißt Chanukkia, und die neunte Kerze, der „Schamasch" (Diener), wird verwendet, um die anderen acht Lichter anzuzünden. Besonders bekannt ist der etwa zehn Meter hohe Leuchter vor dem Brandenburger Tor in Berlin. (kap v. 24. 12.)

Der Zentralrat der Muslime fordert nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg mehr Miteinander der Religionen: Fünf Menschen kamen ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt. Abdassamad El-Yazidi, Interimsvorsitzender des Zentralrats der Muslime im Gespräch mit domradio.de: „Für Muslime in Deutschland haben diese Ereignisse oft eine doppelte Tragik. Einerseits sind wir genauso Opfer solcher Anschläge wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Andererseits erleben wir immer wieder, dass Muslime unter Generalverdacht gestellt werden. [...] Was uns jedoch besonders erschüttert, ist die Untätigkeit der Politik. […] Die Ereignisse in Magdeburg zeigen, wohin das führen kann. Der Täter hat über Jahre hinweg islamfeindliche Inhalte veröffentlicht und sich so radikalisiert. Es ist unerträglich, dass solche Stimmen immer wieder eine Bühne bekommen. […] So wie Antisemitismus nicht nur ein Problem der jüdischen Gemeinschaft ist, ist Islamfeindlichkeit nicht nur unser Problem. Es braucht ein gemeinsames Engagement aller Bürgerinnen und Bürger. […] Wir im Zentralrat der Muslime fördern politische Partizipation, etwa mit der Kampagne „Meine Stimme zählt". Wir wollen, dass Muslime ihre Stimme erheben und sich für Demokratie und Vielfalt einsetzen. […] Weihnachten ist eine Zeit des Zusammenhalts. Für Christen, Muslime, Juden und Nichtglaubende gleichermaßen. Es erinnert uns daran, dass wir alle Teil einer großen, vielfältigen Gesellschaft sind. Meine Botschaft ist: Lassen Sie uns gemeinsam als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes für ein Miteinander einstehen, das von Respekt und Solidarität geprägt ist.“ (domradio.de v. 26. 12.)

Ökumene-Bischof Gerhard Feige entzündet eine Kerze bei Chanukka-Fest in Magdeburg. Er hat in der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg das jüdische Lichterfest Chanukka mitgefeiert. Vor der Zeremonie wurde der Opfer und Betroffenen des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gedacht. Am 20. Dezember starben dabei fünf Menschen und etwa 200 Personen wurden verletzt. Man versicherte sich der gemeinsamen Verbundenheit und der Hoffnung, dass das Licht die Dunkelheit vertreibe und die Unterdrückung der Freiheit weichen müsse. Bei dem Zusammentreffen nach dem Entzünden des Chanukka-Leuchters wurden der Tradition entsprechend in Öl gebackene Pfannkuchen gegessen. Bischof Feige betonte, dass solche Begegnungen nicht nur persönlich bereichernd seien, „sondern auch angesichts eines zunehmenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft ein wichtiger Ausdruck dafür [sei], jeglichem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten". Das jüdische Lichterfest Chanukka begann am 25. Dezember und endet am 2. Januar 2025. Es erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels 164 vor Christus in Jerusalem durch Judas Makkabäus. Zuvor war das Gotteshaus von syrisch-hellenistischen Eroberern entweiht worden. Das Fest erinnert somit auch an den Sieg des jüdischen Volkes über die Besatzer. (domradio.de v. 29. 12.)

Der interreligiöse „Feiertagskalender" für 2025 zu christlichen, jüdischen und muslimischen Festen und Feiern ist erschienen. Dazu gibt es zu jedem Fest jeweils knappe Grundinformationen. Am Kalender beteiligt sind die Katholische Jugend und die Evangelische Jugend, die Jüdische HochschülerInnenschaft, die griechisch-orthodoxe-Diözese Metropolis von Austria, die Muslimische Jugend, die Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich, die Studierendengruppe „Dialog: Abraham" sowie die Abteilung „Kirche im Dialog" der Erzdiözese Wien. Der Kalender soll helfen, „zwischenmenschliche Barrieren abzubauen und Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen", so der Wunsch der Initiatoren. (kap v. 30. 12.)