Erstmals wird eine Frau eine Vatikan-Behörde leiten. Papst Franziskus ernannte die Ordensfrau Simona Brambilla (59) zur Präfektin der vatikanischen Ordensbehörde. Zuvor besetzte sie als Sekretärin den zweithöchsten Posten des Dikasteriums. Zum Pro-Präfekten ernannte der Papst Kardinal Angel Fernandez Artime (64), der damit kirchenrechtlich der Präfektin untergeordnet ist. Simona Brambilla gehört den Consolata-Missionsschwestern an. Sie arbeitete in Mosambik und machte 2008 einen Doktor in Psychologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Von 2011 bis Mai 2023 war sie Generalsuperiorin ihrer Ordensgemeinschaft. Dem nun von ihr geleiteten Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens gehört sie bereits seit 2019 als Mitglied an. In seiner 2022 abgeschlossenen Kurienreform öffnete Papst Franziskus erstmals höchste Kurienämter für Laien - weiblich wie männlich. Bislang einziger Behördenleiter ohne Weihe war der Leiter des vatikanischen Kommunikationsdikasteriums, Paolo Ruffini. (vn u. kap v. 6. 1.)
Der von Papst Franziskus initiierte synodale Ansatz hat dem Erzbischof von Chicago geholfen, seinen Dienst in der Kirche zu überdenken. Kardinal Blase Cupich ruft die Kirche in einem Beitrag für das Onlineportal „Outreach" dazu auf, Vorurteile gegenüber LGBTQ-Personen beiseite zu legen. „Wir sollten ihnen zuhören und nicht davon ausgehen, dass wir wissen, wie sie die Lehre der Kirche verstehen", schreibt er. Ihm selbst habe der von Papst Franziskus initiierte synodale Ansatz geholfen, seinen Dienst in der Kirche zu überdenken: „Wir sind erfolgreicher, wenn wir anderen zuhören, bevor wir über sie sprechen oder urteilen", so Cupich. Der Kardinal freute sich darüber, dass LGBTQ-Katholiken Gottesdienste besuchen und sich im Gemeindeleben engagieren. „Viele unserer katholischen Schwestern und Brüder aus der LGBTQ-Gemeinschaft legen Wert auf ein Leben in Gemeinschaft. Sie sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, ihren Platz im Leben der Kirche zu verteidigen, denn sie haben nicht nur etwas zu empfangen, sondern auch etwas zu geben, was wir anerkennen und willkommen heißen sollten". (domradio.de v. 8. 1.)
Italiens Bischöfe lassen Homosexuelle in Priesterseminaren zu. Die Italienische Bischofskonferenz hat entschieden, Homosexuelle künftig nicht mehr grundsätzlich vom Priesteramt auszuschließen. Dazu heißt es in den jetzt veröffentlichten neuen Richtlinien zur Priesterausbildung: „Wenn im Ausbildungsprozess von homosexuellen Neigungen die Rede ist, ist es auch angebracht, die Unterscheidung nicht nur auf diesen Aspekt zu beschränken, sondern wie bei jedem Kandidaten seine Bedeutung im Gesamtrahmen der Persönlichkeit des jungen Menschen zu erfassen." Sex bleibt für homosexuelle Seminaristen jedoch tabu - wie ja auch für heterosexuelle. Die Leitlinien wurden vom Vatikan genehmigt. In den 2016 vom Vatikan veröffentlichten Richtlinien war noch vom Ausschluss Homosexueller die Rede. Die Bischöfe werben für offene Diskussionen in den Ausbildungskursen. Einem Kandidaten müsse es ermöglicht werden, „sich seiner selbst, seiner Persönlichkeit und aller Teile, die zu ihrer Definition beitragen, einschließlich seiner Sexualität und seiner Orientierung, immer bewusster zu werden, um sie zu integrieren und mit ausreichender Freiheit und Gelassenheit zu handhaben". (vn u. kap v. 11. 1.)
Das Bistum Limburg etabliert eine „Bischöfliche Bevollmächtigte" für die Leitung der Diözese: Die Pastoraltheologin Hildegard Wustmans übernimmt diese neue Spitzenfunktion in der Diözese zum 1. Februar „in gemeinsamer Leitung mit Generalvikar Wolfgang Pax", wie das Bistum Limburg mitteilte. Wustmans und Pax werden demnach „die Verantwortungsgebiete aufteilen" und „als gleichberechtigtes Führungsteam an der Spitze des Bistums" mit seinen 1.500 Mitarbeitenden wirken. Entscheidungen würden einvernehmlich getroffen. Bei Uneinigkeit entscheidet der Bischof - also Georg Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Aktuell ist Wustmans Leiterin des Bereichs Pastoral und Bildung im Bistum Limburg. Das neue Leitungsteam vereine „vielfältige berufliche Erfahrungen", so Bätzing. Diese „perfekte Besetzung" genieße „das Vertrauen vieler im Bistum". Die 1963 in Kevelaer geborene Wustmans sieht ihre neue Rolle als „bedeutendes Zeichen für eine verstärkte Partizipation von Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen". Generalvikar Pax freue sich auf die „gemeinsame Leitungsaufgabe" mit Wustmans. Im Bistum Mainz mit Bischof Peter Kohlgraf war ein ähnliches Modell vor drei Jahren eingeführt worden. Die Theologin Stephanie Rieth hatte im April 2022 das neu geschaffene Amt der „Bevollmächtigten des Generalvikars" angetreten. (domradio.de v.15. 1.)
Bald wird eine Frau Regierungschefin des Vatikanstaates: Im März werde Papst Franziskus Schwester Raffaella Petrini zur Regierungschefin des Vatikanstaats ernennen, sagte er in einer italienischen Fernseh-Talkshow. Die Sozialwissenschaftlerin ist bereits Vizegouverneurin. Dann wird der bisherige Regierungschef, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, 80 Jahre alt. Petrini ist seit Juli 2022 Mitglied der Kurienbehörde für Bischöfe, in der sie auch über Bischofsernennungen mit abstimmt. Das Governatorat ist die Staatsverwaltung der Vatikanstadt. Es besteht aus einem Rat von von sieben Kardinälen. Kritiker bemängeln, die geplante Besetzung widerspreche dem Grundgesetz des Vatikanstaats, denn Schwester Petrini sei kein Kardinal. Das Governatorat beschäftigt ca. 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (vn v. 19. 1.; kap v. 20. 1.)
Papst Franziskus kritisiert Liturgie-Traditionalisten sehr scharf: Er hat die Alte Messe, die der Priester auf Latein und mit dem Rücken zum Kirchenvolk feiert, stark eingeschränkt. In seiner Autobiografie „Hoffe“ schreibt er: „Sie ist schon kurios, diese Faszination vom Unverständlichen, vom geheimnisvollen Klang. […] Und diese rigide Einstellung geht meist einher mit kostbaren, kostspieligen Gewändern, mit Stickerei, Spitzen und Stolen.» Dies sei keine Freude an der Tradition, sondern blanke Zurschaustellung von Klerikalismus, keine Rückkehr zum Heiligen, sondern sektiererische Modernität. Mit dieser Problematik musste er sich in seiner bisherigen Amtszeit in vier Fällen auseinandersetzen – drei davon in Italien, einer in Paraguay. Dabei habe es sich immer um Bistümer gehandelt, die Priesteramtskandidaten aufgenommen hätten, die bereits von anderen Priesterseminaren abgelehnt worden seien. „Mit diesen Kandidaten stimmt meistens etwas nicht, etwas, das sie dazu treibt, ihre Persönlichkeit hinter starren und sektiererischen Konzepten zu verbergen“, warnt der Papst in dem Buch. Als „Heuchelei“ bezeichnet er die innerkirchlichen Widerstände gegen die Öffnung der Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene und die Segnung Homosexueller. „Der Traditionalismus [… ist das] in jedem Jahrhundert neu auftretende Beharren auf Rückständigkeit“. (kath.ch v. 18. 1.)
Für den emeritierten Erzbischof von Washington gilt: Queere Katholiken „gehören nicht weniger zu Gott als ich". Der emeritierte Erzbischof der US-Hauptstadtdiözese Washington, Wilton Gregory sagte bei einer Rede vor Mitgliedern der LGBTIQ-Gemeinschaft: „Die Art und Weise, wie wir unsere Brüder und Schwestern aus der LGBTIQ-Community behandelt haben, hat sie zu Tränen und zu viele von uns in Verruf gebracht. […] Ich entschuldige mich von Herzen für den Schmerz, der zum Verlust so vieler unserer Familienmitglieder geführt hat, die nicht weniger zu Gott gehören als ich". Viele Katholiken hätten alle, die die Kirche nicht so sähen wie sie, „mit bösartigen und grausamen Verurteilungen überhäuft". (vn u. kna v. 29. 1.)