Sind Kardinälinnen möglich? Dazu Hildegund Keul von der Universität Würzburg in einer Glosse der „Furche“: „Seit dem Tod des Papstes inszeniert sich der globale Klerikalismus selbst. […] Dabei könnte es in diesem Frühjahr ganz anders aussehen. Bereits 2013 hatte eine Petition auf Initiative von Helen Schlingel-Straumann dem damals neuen Papst Franziskus vorgeschlagen, eine angemessene Anzahl von Frauen zu Kardinälinnen zu ernennen. Angemessen wären im Blick auf Kirchenmitgliedschaft mindestens 50 Prozent. Ihre Ernennung wäre kirchenrechtlich unproblematisch. Kardinäle gibt es erst seit dem vierten Jahrhundert, sodass hierzu weder ein Jesuswort noch ein Paulusspruch zu finden ist. Ebenso wenig erfolgte später eine dogmatische Positionierung. In der Kirchengeschichte wurden immer mal wieder männliche Laien zu Kardinälen. Erst das Kirchengesetzbuch von 1983 machte die Priesterweihe zur Voraussetzung für das Kardinalsamt. Das ließe sich leicht revidieren oder durch einen Dispens außer Kraft setzen. Hätte der Papst den Vorschlag vieler Theologinnen und Theologen beherzigt, dann würden heute gut 50 Frauen zum Konklave gehören. Wie gravierend anders würde sich die katholische Kirche heute der Öffentlichkeit präsentieren! ...“ (Die Furche v. 30. 4.)
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz setzt sich für die Priesterweihe von Frauen ein. Es sei ein „Gebot der Gerechtigkeit. […] Ich wünsche es mir und ich tue alles dafür", sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing beim Evangelischen Kirchentag in Hannover. In der deutschen und europäischen Kultur sei Geschlechtergerechtigkeit ein hoher Wert. Daher müssten Frauen auch in der römisch-katholischen Kirche unterschiedslos Leitungsverantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen können. Bätzing dankte dem verstorbenen Papst Franziskus. Er habe sich „nicht an Recht und Ordnung gehalten" und 70 Frauen mit Stimmrecht in die Beratungen der Weltsynode einbezogen. Es sei ein Text entstanden, der die Rolle der Frauen in der römisch-katholischen Kirche anfrage und fortschreibe. Die Frage des Diakonenamtes für Frauen werde dort ausdrücklich formuliert. Zur gemeinsamen Eucharistie/Abendmahl meinte er: „Wir laden uns gegenseitig ein zur Teilnahme an der Liturgie der einzelnen Konfessionen". Wenn dann ein evangelischer Christ sich im Gewissen dafür entscheide, im römisch-katholischen Gottesdienst die Kommunion zu empfangen, dann werde diese ihm gereicht. Auch das sei ein großer Schritt, der innerkatholisch und in Rom auf Widerspruch gestoßen sei. „Aber wir praktizieren diesen Schritt, der auch mit der katholischen Lehre, wie sie formuliert ist, übereinstimmt." (domradio.de v. 3. 5.)
Die Reformgruppe „Wir sind Kirche international" fordert Frauen in das Konklave: Die Reformgruppe wünscht sich einen Papst, der die Grundzüge von Papst Franziskus fortführt. Das betonten VertreterInnen aus allen Teilen der Welt. In einer digitalen Pressekonferenz sagte Colm Holmes aus Irland, ein neuer Papst solle die Glaubwürdigkeit der Kirche stärken, damit die Kirche ein „Zuhause für alle" zu werden. Virginia Saldanha aus Indien betonte, der zukünftige Papst solle den Weg von Papst Franziskus auch bezüglich der Rolle der Frauen in der Kirche fortsetzen. Sie erzählte, dass Simona Brambilla, Leiterin der vatikanischen Ordensbehörde, aus Versehen eine Einladung zum Konklave erhalten habe. „War das ein Versehen?", fragte Saldanha. Ihrer Meinung nach sei es Brambillas Recht, beim Konklave dabei zu sein. Frauen aus dem Konklave auszuschließen bedeute eine Ablehnung und Beleidigung aller Frauen. Auch Kate McElwee aus den USA plädierte dafür, der neue Papst solle die Berufung von Frauen zu geweihten Ämtern als Geschenk Gottes anerkennen. Kevin Liston aus Australien erklärte, er hoffe auf einen Papst, der die Synodalität weiterentwickelt und nicht mit Macht, sondern mit Liebe führt. Luca Badini Confalonieri aus Großbritannien forderte eine Dezentralisierung und Demokratisierung von Entscheidungsfindung in der Kirche: Nach dem subsidiären Prinzip und im Sinne einer vielfältigen Kirche solle der nächste Papst den Kirchen vor Ort die Befugnisse zurückgeben, die ihnen zuständen. (domradio.de v. 3. 5.)
Ein Kirchenjurist stellt fest: Auch ein Laie kann zum Papst gewählt werden. Das erläutert der Klagenfurter Ordinariatskanzler Jakob Ibounig im Interview im Kärntner „Sonntag". Es müsse auch kein Kardinal sein. Auch ein Bischof, Priester oder sogar Laie sei vom Kirchenrecht her möglich. Wichtig sei, dass die Person getauft ist. Und die Person müsse fähig sein, anschließend die Weihen zu empfangen. Das Konklave solle „ein geistliches Geschehen [sein], das auf den Willen Gottes fokussiert ist. Daher sei in der Konklave-Ordnung vorgesehen, dass nach einer bestimmten Anzahl erfolgloser Wahlgänge ein Tag des Gebetes stattfindet.“ Zur Wahl sei eine Zweidrittelmehrheit plus eine Stimme nötig. Selbst wenn der neugewählte Papst sich selbst gewählt hat, soll er immer noch zwei Drittel des Kollegiums hinter sich haben. (kap v. 4. 5.)
Keine Habilitation des Heiligenkreuzer Theologen Waldstein an der Universität Innsbruck: Die Katholisch-Theologische Fakultät Innsbruck distanziert sich von einem Heiligenkreuzer Ordensmann und Priester, der sich an der Universität Innsbruck in Moraltheologie habilitieren wollte. Man habe Edmund Waldstein nahegelegt, auf die Einreichung einer Habilitation zu verzichten, bestätigte der Dekan der Fakultät, Prof. Wilhelm Guggenberger, im Gespräch mit Kathpress. Der Grund: Zuletzt waren vermehrt Medienberichte aufgetaucht, die Waldstein in die Nähe von rechtskonservativen und reaktionären Netzwerken rücken. Man habe sich bereits im vergangenen Jahr nach einem kritischen Bericht im „Falter" mit Waldstein zusammengesetzt. Nach einer „nur halbherzigen Distanzierung" von den Vorwürfen und erneuten Berichten auf „feinschwarz" und in der „Furche" sei nun das Maß voll gewesen. Konkret geht es um den Vorwurf, Waldstein, der an der Hochschule Heiligenkreuz und an der Katholischen Hochschule ITI in Trumau (NÖ) lehrt, sei eine Gallionsfigur des „Neo-Integralismus" mit Verbindungen bis in die obersten US-politischen Kreise rund um J.D. Vance. Diese Bewegung stelle nach Meinung der Theologinnen Sigrid Rettenbacher und Angelika Walser die liberale Demokratie in Frage und votiere für eine Unterordnung der weltlichen Gewalt unter die geistliche Gewalt. Zu einem ähnlichen Urteil kommt auch die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung. Zitiert werden in dem Zusammenhang auch gutheißende Äußerungen Waldsteins zur Todesstrafe für Häretiker. „Mit seinen Ansichten stehe Waldstein im Widerspruch zum Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils"; und damit sei es auch praktisch ausgeschlossen, dass eine Habilitation Waldsteins in einem Verfahren positiv beurteilt werden würde, so Guggenberger. Die Hochschule Heiligenkreuz meldete sich mit einer Stellungnahme zu Wort: Der Bericht in der „Furche“, in dem von Drohbriefen, Telefonterror und Störungen der Nachtruhe die Rede ist, bleibe entsprechende Belege schuldig. Auch bekenne man sich „ganz entschieden" seitens der Hochschule „zu liberaler, offener Demokratie und Rechtsstaat" und halte dies für eine „unaufgebbare Voraussetzung für Forschung und Lehre an der Hochschule". Waldstein wurde in der „Furche" und auf „feinschwarz.de" auch in Verbindung gebracht mit einer steigenden Zahl von Drohungen und Übergriffigkeiten gegenüber Frauen in der Theologie. Offenbar würden „internationale antidemokratische christliche Netzwerke" verstärkt auch in Österreich aktiv werden, wurde die Moraltheologin Walser in der „Furche" zitiert - und sie sah Waldstein als eine Zentralfigur dieser Netzwerke an. Zuvor hatte bereits die Linzer Theologin Rettenbacher geschrieben, es sei in den letzten Monaten „vermehrt zu Einschüchterungsversuchen und Übergriffen" gegenüber Theologinnen an österreichischen Fakultäten gekommen – „zunehmend auch im privaten Bereich". Daher habe die österreichische Sektion der „European Society of Woman in Theological Research" (ESWTR), deren Vorsitzende sie ist, sich auch brieflich u.a. an die Österreichische Bischofskonferenz gewandt. Waldstein selber reagierte auf seinem Blog „sancrucensis": Er sei „zutiefst bestürzt über diese Anschuldigungen" und habe nichts mit Versuchen zu tun, Theologinnen und Theologen einzuschüchtern: „Ich verurteile solche Handlungen aufs Schärfste, wer auch immer sie begeht. Ich bin entsetzt über die Unterstellung, dass ich oder meine Arbeit etwas mit solchen Handlungen zu tun haben sollen." Zum Vorwurf, dem Integralismus anzuhängen, schrieb Waldstein: „Ich gebe offen zu, dass ich bei der Verteidigung der Lehren früherer manchmal zu weit gegangen bin, wenn es um die Anwendung der Prinzipien ging. Ich beabsichtige, solche Übertreibungen in Zukunft im wissenschaftlichen Dialog mit meinen Kritikern, denen ich für ihre konstruktive Kritik dankbar bin, zu korrigieren." Abstand nahm Waldstein darin auch von einer Billigung der Todesstrafe: „Ich befürworte solche Strafen heute nicht!" (kap v. 6. 5.)
Der Benediktinermönch Steindl-Rast meint: „Eine Frau als Papst - warum nicht?" Man könne doch sagen: „Frauen sind den Männern gleich, in jeder Hinsicht. Man kann auch eine Frau als Papst haben - ich sehe überhaupt keinen Grund warum nicht", sagte der 98-Jährige bei einem Podiumsgespräch in der Wiener Pfarre St. Margarethen. Aber „andere Weltteile sind noch nicht so weit, doch wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs von einem Bewusstseinszustand zum anderen", so Steindl-Rast. Die weibliche Perspektive sei im christlichen Glauben unverzichtbar. Papst Leo XIV. beziehe sich im Namen auf Leo XIII., der das Prinzip der Subsidiarität eingeführt habe: die Entscheidungsfindung auf der jeweils niedrigstmöglichen Ebene. „Wie der Bahnhof aussieht, steht der Gemeinde zu, für den Fahrplan muss es aber eine höhere Ebene geben. Also nur in allen wesentlichen Dingen muss es Einheit geben." Das von Jesus Christus verkündete Reich Gottes sei als Gegensatz zur Machtpyramide des Römerreichs verstanden worden. Der auf Machterhalt ausgerichteten Gewalt der damaligen Besatzungsmacht habe er Gewaltfreiheit entgegengesetzt, der Rivalität und Habgier Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung und Teilen - durchaus entsprechend den „Idealen der kommunistischen Einstellung". (kap v. 13. 5.)
Papst Leo XIV. ernennt eine Ordensfrau in vatikanische Spitzenposition. Er machte die italienische Ordensfrau Tiziana Merletti (65), frühere Generaloberin der „Franziskanerinnen der Armen", zur Sekretärin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens. Damit setzt er die Personalpolitik seines Vorgängers Franziskus fort. Merletti ist promovierte Kirchenrechtlerin. Auch beriet sie die internationale Vereinigung der Ordensoberinnen in kirchenrechtlichen Fragen. Geleitet wird das Ordens-Dikasterium von Schwester Simona Brambilla (als Präfektin) und Kardinal Angel Artime (als Pro-Präfekt). (kap u. vn v. 22. 5.)
Ein Moraltheologe ist für eine Neubewertung der römisch-katholischen Sexualmoral. Der Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen, Martin Lintner, dazu in einem Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag": Die Sexualität sei „Teil der guten Schöpfung" und nicht von vornherein negativ zu bewerten. Die Wurzeln der Lust- und Leibfeindlichkeit seien nicht primär christlich, sondern in antiken philosophischen Einflüssen zu suchen. Lust sei verdächtigt worden, „den Partner beziehungsweise die Partnerin zum Lustobjekt" zu degradieren. Lintner plädiert für eine Weiterentwicklung der Sexualethik hin zu einer „Tugend- oder Befähigungsethik", die stärker auf persönliche Verantwortung setzt, „wo es um Grenzen geht, die nach unten hin nicht überschritten werden dürfen, weil sie immer bedeuten, dass Menschen in ihrer Würde, in ihrer Freiheit, in ihrer Selbstbestimmung, in ihrer körperlichen und psychischen Integrität verletzt werden". Ziel müsse es sein, differenzierte Zugänge zu fördern, ohne zentrale ethische Grenzen aufzugeben. Lintner verwies dabei etwa auf Paare, „die - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr kirchlich heiraten, aber in Beziehungen leben, in denen sie verwirklichen, was die Kirche durch ihre Ehelehre zu schützen versucht". Helfen könne dabei auch eine Rückbesinnung auf die biblischen Bezüge zur Sexualität, etwa in der Schöpfungsgeschichte Genesis Kap. 2 oder im „Hohelied". Diese Texte zeigten Sexualität als Ausdruck von Liebe, Verbundenheit und menschlichem Heilsein. (kap v. 23. 5.)
Kardinal Kasper hält den Frauendiakonat für sinnvoll. Der deutsche Kardinal Walter Kasper meint: „Die Öffnung des Ständigen Diakonats für Frauen hat nach meiner persönlichen Meinung gute theologische Argumente für sich und wäre pastoral ein sinnvoller Schritt", schreibt der 92-Jährige in seiner Autobiografie „Der Wahrheit auf der Spur": „Frauen und Männer haben vor Gott die gleiche Würde und müssen darum mit ihren eigenen Charismen anerkannt werden". Die Stellung der Frauen in der römisch-katholischen Kirche sei inzwischen „zu einem Megathema geworden", unterstreicht der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Eine „geschwisterlichere" Kultur im Verhältnis von Amtsträgern und Laien sei nötig. „Wir brauchen auch in Zukunft gute Bischöfe und Priester, aber in einer synodalen Kirche ist die Zeit des Klerikalismus und eigenmächtiger Entscheidungen von Bischöfen vorbei. […] Die Laien wollen und sollen gehört werden und sie dürfen von den Bischöfen und Priestern auch Rechenschaft erwarten." (kna u. vn v. 25. 5.)
Die Katholische Jugend Österreichs plädiert einmal mehr für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche. Speziell in der Jugendpastoral brauche es Geschlechtergerechtigkeit in Sprache und Umgang, um den Jugendlichen wertschätzend in ihren jeweiligen Lebenssituationen zu begegnen, heißt es in einer Aussendung: „Wir sehen Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte, die der Glaubwürdigkeit der Kirche schaden", wurde das KJÖ-Vorsitzteam Klemens Lesigang, Elisabeth Wanek und Rafael Haigermoser zitiert. Die Kirche soll sich öffnen und alle Menschen ansprechen. Dies habe Papst Franziskus mit dem Synodalen Prozess intendiert - und dies werde auch Papst Leo XIV. fortsetzen. Schritte in Richtung einer geschlechtergerechten Kirche wären: „eine Zulassung aller getauften und ausgebildeten Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht zu allen kirchlichen Ämtern, die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Beauftragung von Lai*innen zur Krankensalbung, Eheassistenz und Taufspendung, sowie generell eine deutlichere Wertschätzung und Anerkennung aller Beziehungen, Familienkonstellationen und Lebensrealitäten durch die Kirche,“ so Elisabeth Wanke. (kap v. 26. 5.)
Theologen unterstützen Frauen, die sich als Priesterinnen bewerben. Es gebe keine zwingenden wissenschaftlichen Gründe gegen die Weihe von Priesterinnen. „Als Professorinnen und Professoren der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg unterstützen wir das Anliegen der Studentinnen und all jener, die sich für eine ehrliche Debatte um eine Weiterentwicklung der kirchlichen Ämterstruktur einsetzen", heißt es. Nicht alle Professoren und Professorinnen der Fakultät trugen die Erklärung mit. Die neun Theologiestudentinnen haben beim Freiburger Priesterseminar ihren Aufnahmeantrag eingereicht. Auf Instagram erhalten sie breite Zustimmung. „Ich bin davon überzeugt, dass ich als Priesterin ein großer Gewinn für die Erzdiözese Freiburg wäre", schreibt eine der Frauen in ihrem Bewerbungsschreiben. Gott wünsche sich, dass jeder und jede in Freiheit und in Ausschöpfung der eigenen Berufung in der Kirche tätig werden könne, formuliert eine andere. Weihbischof Christian Würtz, würdigte die Bewerbungen als gutes Zeichen „für das Engagement und die Ernsthaftigkeit, mit der sich die Frauen mit ihrer Berufung und ihrem Weg in der Kirche auseinandersetzen". (domradio.de v. 28. 5.)