Von der deutschen Kirche kann die österreichische noch viel lernen

von Harald Prinz; Kommentar zur Pressemeldung vom 20.2.2024

Kardinal Schönborn attackiert die deutschen Bischöfe und behauptet, Rom zeige viel Geduld mit ihnen. Das Gegenteil ist der Fall: Rom strapaziert seit Jahrzehnten die Geduld der deutschen - und österreichischen - Kirche und droht den Bogen nun zu überspannen.

Was der deutsche Synodale Weg seit 2019 an Themen aufgreift, liegt in der Österreichischen Kirche schon seit dem Kirchenvolksbegehren 1996 in aller Deutlichkeit auf dem Tisch. Aber die Kirchenleitung gab sich taub und blind, obwohl sich über eine halbe Million Österreicher:innen mit ihrer Unterschrift hinter die Forderungen des Kirchenvolksbegehrens stellten.

2010 aber erschütterte die Aufdeckung unzähliger Missbrauchstaten durch Kleriker die Kirche in Deutschland und Österreich bis ins Mark. Zugegeben: In der Aufarbeitung des Skandals ist seither viel geschehen und manches auch gelungen. Aber die missbrauchsbegünstigenden Machtstrukturen in der Katholischen Kirche bestehen noch immer.

Wenn Kardinal Schönborn nun meint, die Verfassung der Kirche würde nicht zulassen, dass nicht-geweihte Katholik:innen in die Entscheidungsmacht der Kirche eingebunden werden, kann die Zukunft der Kirche eigentlich nur darin liegen, ihre Verfassung zu ändern und allen Ihren Mitgliedern - auch Frauen - den Zugang zu den Weiheämtern zu ermöglichen.

Überhaupt zeigt die aktuelle Debatte, dass sich auch die Österreichische Kirche eilends auf einen Synodalen Weg begeben und diese Fragen ehrlich diskutieren sollte. Dann würde sich zeigen, ob Kardinal Schönborn es wirklich besser kann als seine deutschen Kollegen.

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„Die Kirche darf an der Machtverliebtheit des Klerus nicht zugrunde gehen.“
Harald Niederhuber, Laien-Initiative Österreich

„Warum diese Angst im Voraus? Warum sind die Herren aus dem Vatikan nicht schnellstens bereit, face to face mit den Bischöfen zu reden, anstatt einen Brief zu schicken?“
Gidi Außerhofer, Pfarrer-Initiative und Wir sind Kirche

„Die Angst Kardinal Schönborns wegen einer Kirchenspaltung ist real, weil der Großteil der Bischöfe glaubt, dass nur sie den Heiligen Geist empfangen hätten. Wenn wir aber in die Anfänge der Kirche schauen, dann sehen wir, dass immer die ganze Gemeinde in Streitfragen entschieden habt, denn den Heiligen Geist haben alle Getauften empfangen. Nach der Charismenlehre des Apostels Paulus gibt es auch das Charisma der Leitung. Aber dieses Charisma ist nicht an das Amt gebunden.“
Hans Chocholka, Priester ohne Amt