Stellungnahmen zur Welt-Bischofssynode zur Synodalität und zum deutschen „Synodalen Ausschuss“

Als „interessantes Experiment" hat Shane Mackinlay, der australische Bischof von Sandhurst, den „Synodalen Ausschuss“ in Deutschland bezeichnet. In Australien versuche man etwas Ähnliches. Es handele sich um eine Gruppe, die aus den Beratungen beim Plenarkonzil hervorgegangen sei, erläuterte Mackinlay in einem Interview auf katholisch.de. Am 10. November will sich in Essen der „Synodale Ausschuss“ zu seiner konstituierenden Sitzung treffen. Das Gremium ging aus den Debatten beim „Synodalen Weg“ zur Zukunft der Kirche hervor. Es soll die Einrichtung eines „Synodalen Rates“ vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ab 2026 ihre Gespräche über Reformen in der Kirche fortsetzen. Bischof Mackinlay gehe davon aus, dass die zweite Vollversammlung der Welt-Bischofssynode 2024 einen ganz anderen Charakter haben werde. „Anstatt wie jetzt Fragen zu eröffnen und zu erforschen, muss es 2024 darum gehen, Schlussfolgerungen zu erarbeiten. Ich glaube, dass wir 2024 viel mehr Dokumente haben werden, über die wir diskutieren können - ähnlich wie in Deutschland beim Synodalen Weg. Dort gab es sehr gute Dokumente, die Grundlage der Debatte waren." (domradio.de u. vn v. 3. 11.)

Demnächst kommt der „Synodale Ausschuss“ zu seiner konstituierenden Sitzung in Essen zusammen. Dort sollen Bischöfe und Laien Satzung und Geschäftsordnung für das neue Gremium verabschieden. Ziel ist es, den weiteren Weg für mögliche kirchliche Reformen zu ebnen, unter anderem hin zu mehr Mitbestimmung und Gleichberechtigung. Die 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen die Einrichtung eines „Synodalen Rats“ bis spätestens März 2026 vorbereiten. In diesem Gremium wollen Laien und Bischöfe dann ihre Beratungen zu den Kernthemen des „Synodalen Weges“ fortsetzen: Macht, Rolle der Frauen, Sexualmoral und priesterliche Lebensform. Der Vatikan hatte sich gegen einen „Synodalen Rat“ ausgesprochen, aber trotzdem votierten beim Synodalen Weg mehr als zwei Drittel aller Teilnehmenden und auch der Bischöfe dafür. Das Zentralkomitee deutscher Katholiken formulierte klare Erwartungen: Der Synodale Ausschuss solle öffentlich tagen, wie schon der Synodale Weg. Diskussionen erwartet ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp auch in der Frage, welche Mehrheiten der Synodale Ausschuss braucht, um einen Beschluss zu fassen. (domradio.de v. 10. 11.)

Für den Fundamentaltheologen Gregor Maria Hoff (Universität Salzburg) liegt der Weg aus der Krise darin, ein neues römisch-katholisches Profil zu stärken. Vor allem Synodalität ist für ihn ein wichtiges Schlagwort. Hier ein Auszug aus seinem Interview: „Die Ursachen des systemischen Missbrauchs von Macht - sei es sexuelle Gewalt, sei es geistlicher, sei es pastoraler Machtmissbrauch - werden zwar seit vielen Jahren thematisiert und auf dem Synodalen Weg bearbeitet, aber letztlich zeigen die immer wieder neu durchschlagenden, aufkommenden Berichte aus den verschiedenen Diözesen, dass keine wirkliche Lösung gefunden worden ist. […] Transparenter Umgang mit Macht bedeutet unter anderem auch für diejenigen, die sich mit der Kirche verbunden fühlen, mehr Gestaltungsräume. Da sehe ich in der Tat einen Ansatzpunkt für die Kirche. […] Wie kann die Kirche Vertrauen gewinnen? […] Dort, wo sie hermetisch in sich selbst abgeschlossen wird, wo sie klerikalistisch wird, wird sie sicherlich nicht Vertrauen zurückgewinnen! […] Das Evangelium von der Menschenliebe Gottes lässt sich nicht glaubwürdig von einer Kirche vermitteln, die systemischen Missbrauch zulässt und intern kein glaubwürdiger Anwalt für Menschenrechte ist. Stichwort Frauen, Stichwort queere Menschen. Der ‚Synodale Prozess‘, der sich jetzt in Rom vollzogen hat und weiter vollzieht und nächstes Jahr in die Endkurve einbiegt, ist nicht nur in den Themen in mancherlei Hinsicht verwandt mit dem, was der ‚Synodale Weg‘ getan hat, sondern er eröffnet neue Reformperspektiven. Da ist echtes Potenzial drin. […] Wie kann sie [= die Kirche] ihr Profil schärfen? […] Zunächst einmal ist es ein ökumenisches Profil, und das halte ich für sehr wichtig. […] Das katholische Moment darin ist tatsächlich auch, den Zusammenhang von Schrift und Tradition noch einmal neu zu buchstabieren und die Dynamik von Tradition zur Geltung zu bringen. Schrift und Tradition bilden für die katholische Theologie einen anderen Zusammenhang als in der evangelischen Theologie. Das ist ein Wechselwirkungszusammenhang, sich auf eine Dynamisierung von Traditionen hin zu entwickeln, also die Spielräume dort zu entwickeln. Das ist urkatholisch. […] Vielleicht ist es manchmal auch hilfreich, dass der römische Katholizismus an Profil verliert, dafür aber ein wirklicher, umfassender Katholizismus gewinnt, der auch in Gegensätzen Einheit herzustellen und zu bewahren vermag. […] Das ist vielleicht ein neues Profil von katholischer Kirche, sich als synodal auch zu entdecken….“ (domradio.de v. 15. 11.)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken stimmte fast einstimmig für die Annahme der Satzung des „Synodalen Ausschusses“. Dieses gemischte kirchliche Leitungsgremium aus Laien und Bischöfen soll den weiteren Weg für mögliche kirchliche Reformen im Rahmen eines „Synodalen Rats“ vorbereiten, unter anderem hin zu mehr Mitbestimmung und Gleichberechtigung. Nur drei der rund 160 anwesenden ZdK-Mitglieder stimmten auf der Vollversammlung in Berlin dagegen. Zuvor hatte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp von dem auch psychologisch anstrengenden Ringen um die Satzung mit den Bischöfen berichtet. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der erstmals als Geistlicher Assistent des ZdK an der Vollversammlung teilnahm, erklärte: „Wir Ortsbischöfe stehen zu der Satzung des Synodalen Rates." (domradio.de u. vn v. 25. 11.)

Der Theologe Wunibald Müller reagiert auf die Ablehnung deutscher Reformideen durch den Vatikan: „Katholiken lassen sich nicht mehr von Rom belehren, über was sie diskutieren dürfen und was sich verändern muss in der Kirche, damit die Kirche für sie weiterhin ein Ort ist oder wieder zu einem Ort wird, an dem sie mit Überzeugung ihren Glauben miteinander leben können". In dem Schreiben teilt Parolin den deutschen Bischöfen mit, dass die den Männern vorbehaltene Priesterweihe und die Lehre der Kirche zur Homosexualität nicht verhandelbar seien. Müller, der auch Psychotherapeut ist, meint auf dem Portal katholisch.de, dass die Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern grundsätzlich genauso unter dem Segen Gottes stehe wie heterosexuelle Verbindungen. „Da gibt es kein Zurück, und da wird es kein Zurück geben, mögen sich manche im Vatikan auch noch so sehr dagegen sträuben." Über eine Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern werde diskutiert, und das müsse auch so sein, betonte Müller. Er sprach von einer „frauenfeindlichen Kirche", weswegen sich etwas ändern müsse. Müller war von 1991 bis 2016 Leiter des Recollectio-Hauses der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. (domradio.de v. 27. 11.)