Erwartungen an die Welt-Bischofssynode zur Synodalität (4. – 29. Oktober)

Die Beteiligung von Frauen wird die Kommunikation bei der Welt-Bischofssynode verändern. Das meint Helena Jeppesen-Spuhler vom Schweizer Hilfswerk „Fastenaktion“: „Wenn Frauen als stimmberechtigte Mitglieder dabei sind, werden sich die Bischöfe genauer überlegen, wie sie beispielsweise den Ausschluss der Frauen vom Weiheamt begründen", sagte sie dem Portal „katholisch.de". Es ist das erste Mal in der römisch-katholischen Kirchengeschichte, dass Frauen bei einer Bischofssynode Stimmrecht haben, unter ihnen auch Jeppesen-Spuhler. Insgesamt sind unter den rund 360 stimmberechtigten Mitgliedern der Synode 97 Nicht-Bischöfe. Es sei ihr Anliegen, Positionen aus dem deutschsprachigen Raum in diese Synode einzubringen, gerade mit Blick auf die Rolle der Frau in der Kirche „zusammen mit den Bischöfen etwa aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. [… Ich hoffe,] dass wir in die Richtung weiterkommen, dass Ortskirchen mehr Entscheidungsbefugnisse erhalten. […] Denn wir müssen den Reformprozess vorantreiben. Wenn nichts Griffiges herauskommt, haben wir als Kirche noch mehr Probleme mit unserer Glaubwürdigkeit." (kna v. 3. 10.)

„Ohne eine im Kirchenrecht verankerte Selbstbeschneidung kann Synodalität nicht gehen!“ Auszüge aus dem Interview des Tübinger Kirchenhistorikers Andreas Holzem mit der KNA: „Synodalität und Konziliarität sind Ausdruck klassischer und typischer Krisenphänomene. […] Das Konzil von Konstanz 1414 bis 1418 gab es nur, weil die oberste Leitungsebene nicht funktionierte. Drei Männer sahen sich gleichzeitig als Päpste und beharrten auf ihrer Rolle. Das Konzil erklärte unter Berufung auf den Heiligen Geist seine eigene Zuständigkeit – ohne die päpstliche Autorität als solche zu bestreiten. Konziliarismus bedeutet also nicht, dass der Papst abgeschafft wird. […] Mit dem menschenzugewandten Papst Franziskus kommt dieser Zentralismus zwar in einem freundlichen Gesicht daher, aber die römischen Behörden praktizieren ihre [beharrende P. W.] Rolle in aller Konsequenz. […] Ohne eine im Kirchenrecht verankerte Selbstbeschneidung kann es nicht gehen, sonst bleibt Synodalität nur eine vom Herrscher gewährte Gnadengabe. Echte Synodalität sieht anders aus. Es braucht mehr Beteiligung aller – die Laien eingeschlossen. […] Aber schon bei der kontinentalen Phase der Synode wurden Dinge weichgespült: Aus der konkreten Forderung einer Zulassung von Frauen zu Weiheämtern wurde der vage Wunsch nach mehr Chancen der Beteiligung und Teilhabe an Leitungsaufgaben. Das klingt ähnlich, verwässert aber die Idee. […] Die Ortskirchen brauchen Spielraum für die Gestaltung ihrer Verhältnisse. Während sich einige Ortskirchen Frauen am Altar nicht vorstellen können, ist genau das in anderen Ortskirchen das Gebot der Stunde…“ (kna u. domradio.de v. 4. 10.)

Die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler plädiert für eine konsequente Gewaltenteilung in der römisch-katholischen Kirche. Dies sei eine notwendige Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal, sagte die Theologin, die als Mitglied der Welt-Bischofssynode vorgeschlagen wurde, in einem Interview mit Kathpress in Rom. „Missbrauch kann nur dort systematisch vertuscht werden, wo es unkontrollierte Macht gibt. Deswegen plädiere ich ganz klar für Gewaltenteilung". Das Thema Synodalität habe mit Teilung der Macht zu tun. Es gehe darum, wer entscheidet und wer einen Bischof beaufsichtigt. Weiters plädiert sie „für eine Kirche, die niemanden ausschließt, unabhängig von geschlechtlichen oder sexuellen Orientierungen. Und dafür, dass es in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Regeln geben kann. Es muss nicht alles einheitlich sein, und man kann trotzdem als eine weltweite katholische Kirche zusammenbleiben". Diskriminierung in der Kirche wird ihrer Meinung ein umstrittenes Thema sein: „Da geht es einmal um den Ausschluss von Frauen aus bestimmten Positionen. Und es geht um den Umgang mit queeren Menschen. Das wird sehr kontrovers!" (kap u. vn v. 6. 10.)

Eine stärkere Einbeziehung von Frauen war Thema bei der Welt-Bischofssynode. Laut Vatikan-Kommunikationschef Paolo Ruffini sei es dabei auch um einen möglichen Diakonat der Frau gegangen. Erstmals sind 54 Frauen mit Stimmrecht unter den Synodalen. Sie berieten etwa über eine inklusivere Sprache im Gottesdienst und die Möglichkeit für Frauen die Predigt zu halten. Vor Journalisten warnte die australische Synodale Renee Köhler-Ryan vor einer zu starken Fokussierung auf die Themen Frauenpriestertum und -diakonat. Aber sie freue sich, dass bei der Synode erstmals Mütter und Väter in den Beratungen säßen. Weitere Themen des Synodentages waren die Beteiligung von Laien und ihre Beziehung zu Amtsträgern in der Kirche sowie die Rolle von Bischöfen. So hätten Teilnehmende etwa für mehr Zeit für Beratungen über die Ernennung von Bischöfen plädiert. (kap. v. 18. 10.)

Der deutsche Neutestamentler Thomas Söding lobt die römische Welt-Bischofssynode: „Es ist unglaublich wichtig, dass sich die katholische Kirche weltweit auf dieses Synodenprojekt eingelassen hat. Das war an der Zeit!“ Das sagte Söding (Uni Bochum), der als Experte und Moderator am Synodentreffen im Vatikan teilnimmt in einem Interview mit Radio Vatikan: „Es ist ein großer Aufbruch der katholischen Kirche.“ Dabei habe sich nach seinem Empfinden auch gezeigt, dass das Reformprojekt „Synodaler Weg“ der römisch-katholischen Kirche in Deutschland nicht im Widerspruch zum weltweiten synodalen Prozess stehe. „Das ‚Instrumentum laboris‘ formuliert vor allen Dingen Fragesätze. Ich denke, dass die Synode jetzt dabei ist, aus diesen Fragesätzen Aussagesätze zu machen, und dann ist einfach eine neue Basis dafür gelegt, dass alle mitgenommen werden – und dass dann aber auch Entscheidungen markiert werden müssen.“ Die würden zwar noch nicht auf der laufenden Weltbischofssynode getroffen, doch „2024 muss einiges kommen“. Dafür ist es aus Södings Sicht sehr wichtig, „wie die Zeit bis zur nächsten Teilsynode von 2024 gefüllt wird“. Die in Rom angewandte „synodale Methode“ war aus Södings Sicht „bislang geeignet, um reflektierte Erfahrungen zu thematisieren. […] Tatsächlich ist es ja so, dass wir an den verschiedensten Stellen der katholischen Kirche ganz unterschiedliche Aufbrüche haben, dass das in Lateinamerika anders aussieht als in Australien oder in Europa oder im südlichen Afrika - das verstehen viele. Wichtig wäre jetzt, dass man nicht alle im Gleichschritt marschieren lässt, sondern dass man eben eine kluge Form findet, um zu klären: ‚Wie bleiben wir zusammen, auch wenn wir in bestimmten Fragen unterschiedliche Richtungen verfolgen oder jedenfalls unterschiedliche Geschwindigkeiten einschlagen?“, so Södings Fazit zu Beginn der letzten Woche der Weltbischofssynode. (vn v. 24. 10.)