Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: Judentum, Islam u.a.

In der evangelischen Pauluskirche in Wien-Landstraße werden künftig 15 Kirchenfenster mit Stoffbahnen verhüllt und dann komplett ausgetauscht. Vordergründig erzählen die von dem NS-Künstler Rudolf Böttger gestalteten antisemitischen Bilder „neutestamentliche Episoden", so die Pfarrerin Elke Petri. Erst auf den zweiten Blick werde das fragwürdige Bildprogramm erkennbar. „Zum Beispiel wurden Motive aus dem Alten Testament unserer Bibel vermutlich gänzlich ausgespart, weil jüdisch." Außerdem werde Jesus als arischer Jüngling dargestellt, kleine Mädchen sähen aus, als kämen sie direkt aus dem Bund Deutscher Mädel. „Und schließlich werden Juden in den Kirchenfenstern verletzend dargestellt", etwa mit grauen, fratzenhaften Gesichtern. Bereits 2003 habe man eine entsprechende Erklärtafel angebracht. Diese kontextualisierende Tafel habe der Leitung der Pfarre aber nicht mehr genügt. Daher wurde der Abbau beschlossen. (kap v. 2. 10.)

Erstmals seit der Gründung der türkischen Republik vor 100 Jahren ist wieder eine christliche Kirche gebaut worden. Auch der türkische Präsident Erdogan nahm an der Eröffnungszeremonie in Istanbul teil. Es sei ein „historischer Tag", sagte der Vorsitzende der assyrischen Stiftung von Istanbul, Sait Susin, bei der Einweihung der syrisch-orthodoxen Kirche. Er dankte dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Erdogans islamisch-konservative AKP-Regierung hatte 2015 die Genehmigung zum Bau erteilt, Baubeginn war 2019. Die Zahl der syrisch-orthodoxen Gläubigen in Istanbul wird auf 17.000 geschätzt. Seit der Republikgründung im Jahr 1923 durfte die christliche Minderheit ihre Kirchen höchstens renovieren. (vn v. 9. 10.)

Die jüdische Gemeinde in Ägypten feiert: Zum ersten Mal seit 70 Jahren konnte Mitte September das Fest „Rosch-Haschana“ zum jüdischen Neujahr in der Heliopolis-Synagoge in Kairo gefeiert werden. 2018 stellte die ägyptische Regierung auf Anweisung des Staatspräsidenten al-Sisi 1,25 Milliarden ägyptische Pfund (ca. 39 Mio Euro) für die Renovierung der Synagoge zur Verfügung. (Christen in Not 10/23)

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, ist von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Als neuer Vertreter des Jüdischen Weltkongresses in Rom wurde dabei der aus Ungarn stammende Viktor Eichner vorgestellt. An der Eröffnung des Büros nahmen auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, Raphael Schutz, teil. Parolin wiederholte bei dieser Gelegenheit vor Journalisten, der Vatikan verurteile die jüngsten Terroranschläge gegen Israel scharf. In den vergangenen Jahren haben mehrere weltweit agierende Religionsgemeinschaften Vertretungen in Rom eröffnet; ein Büro der Reformierten Kirchen steht kurz vor der Eröffnung. Auch für die Beziehungen zum Islam hat der Vatikan eine eigene Kommission. (domradio.de v. 20. 10.)

In Wien wird ein „Religionsrat" ins Leben gerufen. Das hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) angekündigt. Angesiedelt wird die neue Institution beim Bürgermeister selbst. Der Religionsrat, in dem jedenfalls die anerkannten Glaubensgemeinschaften vertreten sein sollen, wird laut Ludwig mindestens zweimal im Jahr tagen und dazu dienen, über aktuelle Entwicklungen oder Probleme zu sprechen und Empfehlungen abzugeben. (www.p-udo-ja v. 22. 10.)

Islamischer Antisemitismus hat auch religiöse Wurzeln: Dies meint Prof. Abdel-Hakim Ourghi, muslimischer Theologe an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Es sei falsch, die Gründe des Nahostkonflikts nur im Politischen zu sehen, schreibt er in der „Badischen Zeitung". „Die Gründe für den islamischen Antisemitismus liegen tiefer, und sie sind religiös konnotiert, sie liegen im Koran und den anderen als heilig gesehenen Quellen." Für Ourgi liegt der Schlüssel für eine Überwindung von muslimischem Hass auf Juden und Israel in einer historisch-kritischen, modernen Lesart des Koran. „Die Muslime brauchen dringend eine aufklärend-reflektierte Erinnerungskultur". Der Koran dürfe nicht wortwörtlich, sondern müsse im Spiegel seiner Entstehung gelesen und interpretiert werden. „Dadurch kann der Koran zu einem Buch des Friedens werden." Konservative Muslime kritisieren Ourgi scharf. Ourghi hat sich wiederholt für eine grundlegende Reform von Theologie und religiöser Praxis des Islam ausgesprochen. Nötig sei eine islamische Aufklärung und die Ausbildung eines europäischen Islams. (domradio.de v. 27. 10.)

Vertreter der Kölner Synagogen-Gemeinde haben die Bochumer Sultan-Ahmet-Moschee besucht. Es handele sich um einen Solidaritätsbesuch, nachdem vorher Vertreter muslimischer Verbände die Kölner Synagoge besucht hätten, teilte die Synagogen-Gemeinde Köln der KNA mit. „Mit ihrem Besuch in der Synagoge in Köln haben die muslimischen Verbände ein sehr sichtbares Zeichen der Solidarität mit Israel gesetzt“, so Nathanael Liminski, Chef der NRW-Staatskanzlei, der bei beiden Besuchen anwesend war. Er sieht im Moschee-Besuch der jüdischen Gemeinde „ein weiteres klares Zeichen dafür, dass wir in diesem Land friedlich und sicher zusammenleben wollen, unabhängig von der Religion“. (kna u. vn v. 28. 10.)

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka hat zum Einsatz gegen Antisemitismus aufgerufen. Dass Jüdinnen und Juden sich in Österreich nicht mehr sicher fühlen, dagegen gilt es zu kämpfen", so Chalupka wörtlich im Presse"-Interview: „Wir sind als Evangelische und Christen gefordert, mit Jüdinnen und Juden an einer Seite zu stehen. Das ist uns an diesem Reformationstag ein ganz besonderes Anliegen." Der Reformationstag (31. Oktober) fällt heuer mit dem 25-Jahr-Jubiläum des Synodenwortes Zeit zur Umkehr. Die Evangelischen Kirchen und die Juden" zusammen. Mit diesem Dokument hatten sich die Lutherische und Reformierte Kirche 1998 verpflichtet, dem Antisemitismus in jeder Weise zu wehren.“ Wörtlich heißt es in dem Text u.a.: Mit Scham stellen wir fest, dass sich unsere Kirchen für das Schicksal der Juden und ungezählter anderer Verfolgter unempfindlich zeigten. Deshalb sind nicht nur einzelne Christinnen und Christen, sondern auch unsere Kirchen am Holocaust, an der Schoah mitschuldig geworden." Aus diesem Wissen um die eigene Schuld wissen die Evangelischen Kirchen sich verpflichtet, jeglichem gesellschaftlichen und persönlichen Antisemitismus zu wehren." (kap v. 31. 12.)