Du,
Du ergründest mein Herz,
Du erforschst mich.
Du weißt um mein Gehn und mein Stehn.
Du kennst was ich denke von ferne,
mein Reisen und Wandern, mein Ruhen. All meine Wege sind Dir bekannt -
jedes Wort, das mir kommt auf die Lippen,
unausgesprochen noch, Du hörst es schon.
Hinter mir bist Du und mir voran,
Du legst Deine Hände auf mich.
Das ist es, was ich nicht begreifen,
nicht denken kann, das ist für mich zu hoch.
Wie dem Hauch Deines Mundes entkommen?
Wohin flüchten vor Deinem Angesicht?
Erklimm' ich den Himmel - da bist Du.
Steig ich ab in die Erde, da find ich Dich auch.
Hätte ich Flügel des Morgenrots, flöge ich über die fernsten Meere,
auch dort: Du - Deine Hand, Deine Rechte, die mich fest hält.
Riefe ich "Finsternis, bedeck mich! Licht, verwandle Dich in Nacht!",
für Dich besteht die Finsternis nicht.
Für Dich ist die Nacht so klar wie der Tag,
die Finsternis ebenso hell wie das Licht.
Deine Schöpfung bin ich mit Herz und Nieren,
Du hast mich gewebt im Schoß meiner Mutter.
Ich will Dir danken dafür, dass Du mich so herrlich gemacht hast.
Meine Seele und Glieder sind Dir bekannt.
In mir war nichts Deinen Augen verborgen,
als ich geformt wurde tief im Geheimen,
prächtig gewirkt im Schoße der Erde.
Ich war noch ungeboren, Du hattest mich schon gesehn,
all meine Lebenstage standen in Deinem Buch,
bevor auch nur einer durch Dich war geschaffen.
Du, Ewiger, ergründe mein Herz,
erforsch mich, prüfe meine geheimen Gedanken.
Mein Weg führt doch nicht in die Irre? -
Führ mich fort auf dem Weg Deiner Tage.
Text: Huub Oosterhuis