Pflichtzölibat – Priesterehe

„Pflichtzölibat – Priesterehe, Der unheilvolle Einfluss der Gnosis auf die kirchliche Sexualmoral“

Der Verfasser dieses Buches, selber Priester und Ordensmann in der r.k.Kirche, beschreibt im Anhang seines Werkes eindrucksvoll seinen Werdegang zum Priestertum und zur Ehe. Dieser Werdegang ist ein symptomatisches Beispiel für verfehlte Berufsberatung. Er wollte Priester werden.

Der begabte Knabe, beraten von wohlmeinenden Geistlichen, schlitterte in ein Studentenheim der Kapuziner in Graz. Die finanzielle Grundlage von Daheim war infolge der Kriegsereignisse dürftig. Also ließ er sich heranwachsend dankbar lenken. In drauf folgenden Jahren riet man ihm zum Eintritt in den Orden. Ob verantwortungslos, oder wohlmeinend, die „geistliche“ Umgebung geleitete ihn zu Profeß und Priesterweihe, die bis heute immer noch die Verpflichtung zur Ehelosigkeit voraussetzt. Jetzt ist Hans Chocholka, obwohl längst verheiratet und Vater von Töchtern und Söhnen, immer noch begeistert Priester, wenngleich von der Obrigkeit unerwünschter Gast bei der Feier öffentlichen Gottesdienstes. Von der Zölibatsverpflichtung ist er kirchlicherseits befreit.

Auf der Suche nach den Gründen des kirchlichen Zölibats führt Chocholka die Leser weit in die Vergangenheit der Menschheit und ihrer Kulturen. Darin spielt rund um die Zeit des jungen Christentums die Gnosis eine betörende Rolle. In dieser „Erkenntnislehre“, damals von einflussreichen Schriftstellern verfochten, sah man die Welt als von einem bösen und einem guten Prinzip beherrscht. Auf der Seite des Bösen alles Niedrige, Schmutzige, Unheilvolle. Auf der Seite des Guten alles Reine, Heilige, Fleckenfreie. Erkenntnis/Gnosis gebot somit das Streben nach Heil in der Verabscheuung aller Antriebe, denen der Mensch unterliegt und die er nur unter Mühe steuern kann. Deshalb sei Entsagung angesagt. Das führte in den ersten christlichen Jahrhunderten zur Verkennung, ja Verteufelung der Zeugungskraft, folglich einer Minderwertung von Ehe und Familie. Nur der Unverheiratete, er „Reine“ durfte das „Heilige“ berühren, nur er an den Altar treten. Bis heute ist der Frau in der katholischen Kirche der eucharistische Dienst an der Gemeinde verwehrt.

Von den Verfechtern des Zölibats als Beweis dafür herangezogene Bibelstellen entlarvt Chocholka als untauglich. Eine zeitraubende, doch auch aufregend wissenschaftliche Arbeit. an lese die kuriosen Schlangenlinien der mehr als tausend Jahre währenden Tradition bis
zur Gesetzwerdung des Priesterzölibats mit befreiender Aufmerksamkeit.

Dazu ein Nachwort. - Frauen haben einen eigenen, verantworteten Zugang zum Lebensquell der Menschheit, nämlich zu der Anziehungskraft zwischen Mann und Frau in der polarisierenden Geschlechteropposition. Dem unterliegt jeder. Zum Glück dürfen wir dies aus der biblischen Schöpfungsgeschichte herauslesen. Der immer noch zölibaüir lebende Priester wird selbstverantwortet vor Gott diesen Umstand beachten. Folgerichtig wird er sich im Umgang mit Frauen dessen bewusst sein und sein Verhalten gegenüber der Frau danach richten. Ein persönlicher Erkenntnisprozess kann ihn aber auch zur Überwindung des Zölibatsversprechens führen. Das hat Hans Chocholka geschafft.

Karl Neuber

Chocholka, Hans, „Pflichtzölibat – Priesterehe, Der unheilvolle Einfluss der Gnosis auf die kirchliche Sexualmoral“, Eigenverlag, 245 Seiten, Preis 15 €. Zu beziehen bei Hans Chocholka, Feldbacher Straße 1, 8083 St. Stefan im Rosental, Tel: + 43 3116 81142, e-mail: hans.chocholka@aon.at