Schloß Puchberg ist ein schönes Ambiente. Eine gute Gemeinschaft lieber und langbekannter Freundinnen und Freunde ist eine gute Voraussetzung für sinnvolle Zusammenarbeit. So haben sich also die Leitungsteams aller vier katholischen Reformbewegungen Österreichs zu einer Klausur getroffen. Wir wollten überlegen, wie wir Synergien bündeln, Kräfte schonen, Gemeinsamkeiten stärken können.
Und wir waren erfolgreich. Wir waren alle davon überzeugt, dass wir unsere Gruppierungen natürlich aufrechterhalten wollen, wir bleiben eigene Vereine mit eigenen Mitgliedern. Dennoch können wir mehr Gemeinsames schaffen. Wir haben uns auf einen Namen geeinigt: KIRCHENREFORM ÖSTERREICH.
So werden wir in Zukunft nach außen verstärkt gemeinsam auftreten. Wir werden eine gemeinsame Homepage haben (mit den Links zu den vier Gruppierungen), wir werden die Pressearbeit (weiterhin) möglichst gemeinsam machen und unsere beiden jährlichen Veranstaltungen, nämlich die Preisverleihung der „Trompete von Jericho“ und unsere Kirchenvolkskonferenz gemeinsam organisieren und verantworten. Unsere bisherige Wir-sind-Kirche-Österreich-Zeitung werden in Zukunft die Mitglieder aller vier Gruppierungen zugestellt bekommen. Dazu werden wir die Titelseite ändern: große Überschrift „Kirchenreform Österreich“, alle vier Logos vorne drauf. Und alle anderen können gerne Beiträge schreiben.
Das Vernetzungs-Team, das schon seit Jahren die Zusammenarbeit fördert und dem jeweils zwei Mitglieder aus den verschiedenen Leitungsteams angehören, wird es natürlich weiterhin geben.
Wer sich nun fragt, warum wir denn dann unbedingt noch die einzelnen Gruppierungen aufrechterhalten wollen, dem/der können wir sagen, dass wir gute Gründe dafür sehen. Es gibt schon eine relativ große Schnittmenge unserer Mitglieder, die überall dazu gehören (manche von ihnen zahlen sogar dankenswerterweise überall ihren Mitgliedsbeitrag!!). Aber es gibt doch viele, die sich (nur) in der eigenen Bewegung daheim fühlen. Das darf auch gerne so bleiben. Wir haben alle zusätzlich zu unserem gemeinsamen Programm Schwerpunkte, die die anderen nicht haben. Wir sind Kirche-Österreich ist eine Teilorganisation von We are Church-International und bleibt als solche selbstverständlich eigenständig. Die Laien-Initiative hat die „Trompete von Jericho“ iniziiert und fühlt sich weiterhin dafür hauptverantwortlich. Sie hat außerdem auch den Schwerpunkt Kirchenfinanzierung. Priester ohne Amt (PoA) und die Pfarrer-Initiative legen großes Interesse darauf, wie und unter welchen Voraussetzungen Gemeinden klebendig bleiben können, wie priesterliche Existenz heute sinnvoll und notwendig bleibt und wie Priester, die aus ihrem Amt ausscheiden (ausgeschieden werden), unterstützt werden können.
Das gemeinsame Interesse an einer Erneuerung unserer katholischen Kirche ist hoch. Wir alle fordern Mitbeteiligung bei allen Entscheidungen, Gewaltenteilung und Rechenschaftspflicht der Kirchenleitung, eine Kirchenverfassung, wo die Rechte der Einzelnen festgeschrieben sind. Wir erwarten, dass Synodalität ernstgenommen wird. Wir finden uns nicht ab mit der Zweitrangigkeit, die Frauen in der Kirche erleben. Wir sehen das Pflichtzölibat als einen ungerechtfertigten Eingriff in die Menschenrechte, und wir sehen, dass katholische Sexualmoral inzwischen zu einer Lachnummer bei vielen geworden ist, statt Orientierungshilfe in einem lebenswichtigen Bereich zu geben. Wir wünschen uns alle so sehr eine Kirche, die die Menschen begleitet auf ihrem Weg zu und mit Gott und durch das Leben, die eine verlockende Spiritualität bietet, ohne dabei übergriffig zu werden, eine Kirche mit Strahlkraft, ohne sich deswegen als Haus voll Glorie zu verstehen.
So ist es eine logische Folge, dass wir uns noch enger zusammengeschlossen haben und noch intensiver gemeinsam auf dem Weg sein wollen. Diese Gründungsversammlung von KIRCHENREFORM ÖSTERREICH gibt Mut. Das freundliche und sehr konstruktive Arbeitsklima und das gegenseitige Wohlwollen geben Hoffnung, dass wir gemeinsam stark sein werden.
MH