Der Global Gender Gap Report 2024 ist da. Viele Daten und Fakten, die Politiker*innen auch im nächsten Jahr wieder leugnen und ignorieren können Doch aus einer kirchlichen Perspektive sind vor allem die Parallelen und Vergleiche spannend, die man angesichts der erschreckenden weltweiten Lage bezüglich der Gleichstellung von Frauen und Männern hier von Gesellschaft zu Kirche ziehen kann.
Eine Gemeinsamkeit zu Beginn: In keinem einzigen Land dieser Welt sind Frauen und Männer komplett gleichgestellt. Und dasselbe gilt auch für alle katholischen Diözesen und Bistümer weltweit. Gleichberechtigung und Gleichstellung: Fehlanzeige.
Durchschnittlich realisiert ist die Gleichstellung nach dem Global Gender Gap Report bislang zu 68,5 %. Wie hoch die Gleichstellungsrate von Männern und Frauen wohl in der katholischen Kirche ist? Auf jeden Fall nicht höher. Eher niedriger. Viel niedriger. Denn vielerkirchens sucht man Frauen auf Leitungsebene noch vergeblich. Und schon das Kirchenrecht stellt klar: Tonangebend in den Pfarren sind die Pfarrer. Und das sind nun mal immer noch keine Frauen. Toanngebend in den Diözesen sind die Bischöfe. Und auch hier liegt die Frauenquote bei satten null Prozent.
Am Besten schneidet nach dem Bericht weltweit gesehen der Gesundheitsbereich ab, hier ist die Gleichstellung am größten. Am Geringsten dafür in der Politik – und auch das kann man ziemlich eins zu eins auf die katholische Kirche umlegen. So wie Frauen im caritativen und diakonischen Bereich der Kirche hocherwünscht sind, so sind sie in der Kirchenpolitik oft hoch unerwünscht. Und auch wenn Papst Franziskus mittlerweile ein paar Frauen in Leitungspositionen im Vatikan beordert hat – Bischöfinnen und Priesterinnen hat er immer noch nicht geweiht.
Ein klarer Unterschied ist freilich zu benennen: Während jedes der im Report analysierten Länder größtenteils selbst verantwortlich für seine Gleichstellungsrate ist und sich selbst dafür verantworten muss, können sich die Ortskirchen fein herausreden. Kurz auf Rom verwiesen – das ist eine Angelegenheit der Weltkirche – und schon ist die Verantwortung schön abgewälzt. So lässt es sich als Bischof doch gleich viel besser aushalten.
Als Argument gegen lehramtliche Reformen, die die Gleichstellung von Frauen klar fördern würden, wird gerne auf das Argument der Weltkirche zurückgegriffen. Andere Länder und Kontinente, die seien eben einfach noch nicht so weit. Ob die roten und violetten Herren in Rom wohl zittern, wenn sie daran denken, dass dieses Argument ein Ablaufdatum hat. Es ist schließlich nur so lange zu gebrauchen, wie Gleichstellung zwischen Männern und Frauen weltweit noch nicht hergestellt ist.
Aber aufgrund der aktuellen Zahlen können sie hier beruhigt durchschnaufen. Nach dem Global Gender Gap Report wird es noch 134 Jahre dauern, bis tatsächliche Gleichstellung erreicht ist. Das bedeutet: 134 Jahre bis man sich ein neues Argument überlegen muss. Aber bis dahin sind diese ganzen anstrengenden Reformer sicher eh schon alle ausgetreten. Problem erfolgreich gelöst. Weiteren 2000 Jahren einer patriarchalen Kirche steht nichts mehr im Weg.