Damit Kirche lebt - Vom Schweigen zum Handeln

30.10.2008, Hans Peter Hurka

10 Jahre nach dem „Dialog für Österreich“ ermutigt die Plattform „Wir sind Kirche“, alle Katholikinnen und Katholiken, vermehrt ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in der Kirche einzusetzen.

Der ORF berichtete in den Sendungen "Praxis" und "Orientierung" darüber.

Bei der Veranstaltung im Wiener Dun Bosco-Haus von Freitag, dem 24. Oktober, bis Sonntag, dem 26. Oktober 2008 versuchten 200 an Reformen in der Kirche Interessierte, darunter ehemalige Delegierte, Folgerungen aus dem Nicht-Dialog der Bischöfe seit der Salzburger Versammlung von 1998 zu ziehen. Dazu unsere Presseaussendung vom 27. Oktober 2008.

Bei dieser Veranstaltung haben wir die Beschlüsse der Delegiertenversammlung 1998 in Salzburg im Rahmen des Dialogs für Österreich evaluiert, aktualisiert und Mut gemacht, mit der Umsetzung zu beginnen. Siehe dazu die erarbeiteten Handlungsoptionen.

Kein Dialog für Österreich: Ein Höhepunkt des "Dialogs für Österreich" sollte sie sein: Die Delegiertenversammlung in Salzburg vor zehn Jahren. Sie sollte sich als Schlusspunkt erweisen. Jetzt sagen Vertreter der Plattform "Wir sind Kirche" erstmals offen: „Die Bischöfe haben - von ein paar Ausnahmen abgesehen - den Dialog nie ernst gemeint“, fasst Markus Veinfurter seinen Bericht in der Sendung "Praxis" zusammen.

10 Jahre ist es her, dass die von den Bischöfen aus den Diözesen erwählten Delegierten in Salzburg Beschlüsse für Weiterentwicklungen in unserer Kirche gefasst haben. Was ist seither geschehen?

Was ist aus den Beschlüssen in Synoden, Foren oder ähnlichen Veranstaltungen der letzten 60 Jahre geworden? In welcher Weise haben die Bischöfe auf die Wünsche des Kirchenvolkes reagiert?

Die "Meinungsbilder" von Salzburg 1998 und die Zustimmungsergebnisse haben wir in einer Broschüre mit dem Titel: "Gebt den Dialog nicht auf!" zusammengefasst.

Wie sind die ersten Gemeinden mit Veränderungen umgegangen woran haben sie sich orientiert? Univ. Prof. Dr. Walter Kirchschläger Er hat zum Thema: „Damit Kirche lebt. Zur Entfaltung der Kirchen am Ort aus den biblischen Anfängen“ gesprochen. Sein Vortrag:

Welche Fragen bedrängen uns und wie können wir heute darauf verantwortlich antworten? Die Leiterin der Pastoralinstituts an der Universität Wien, Frau Dr. Regina Polak hat uns Hinweise und Aspekte zur Lösung heutiger Fragen aufgezeigt. "Leiden. Sterben. Auferstehen. Pastorale Entwicklungen im Horizont soziokultureller Transformationsprozesse" war der Titel ihres Referats.

Dialog als Mittel oder Kern unseres Glaubens? Wie gehen wir damit um, dass eine Seite gar keinen Dialog will? Univ.-Prof. Dr. Hans-Joachim Sander (Salzburg) hat zum Thema „Dialoge führen – Heterotopien des Glaubens. Über die Kunst und Fähigkeit, scheitern zu können“, gesprochen. Sein Vortrag:

Ziele der Veranstaltung waren:

Versäumnisse feststellen,
Mut machen zu selbstverantworteter Praxis in Not-Situationen mit konkreten Handlungsoptionen Nachhaltigkeit sichern.

Gemeinsam werden wir die not-wendigen Veränderungen schaffen!

Termin: Beginn: 24. Oktober 2008, 17:00 Uhr

Ende: 26. Oktober 2008, 13:00 Uhr

Ort: Don-Bosco-Haus, 1130 Wien, St. Veit-Gasse 25

Ablauf:
24. Oktober, 17:00 Uhr Begrüßung

Referat Dr. Paul Weitzer: Einführung in das Thema, Aufzeigen langjähriger Reformwünsche durch Rückblick in die zahlreichen Synoden Österreichs zu den Themen: Geschwisterlichkeit, Gleichberechtigung der Frauen, Zölibat, Sexualität und Frohbotschaft statt Drohbotschaft.


19:00 Uhr Buffett

20:00 Uhr Kamingespräch mit Bischöfen, Delegierten und ReferentInnen aus Pfarren und Gruppierungen

25. Oktober, 9:00 Uhr Referat Dr. Walter Kirchschläger (Luzern)

11:00 Uhr Arbeitskreise
13:00 Uhr Mittagessen
14:00 Uhr Referat Dr. Regina Polak (Wien)
16:00 Uhr Arbeitskreise
18:00 Uhr Eucharistiefeier
19:00 Uhr Abendessen
20:00 Uhr gemütliches Beisammensein

26. Oktober, 9:00 Uhr Referat Dr Hans-Joachim Sander (Salzburg)
11:00 Uhr Plenum mit Generaldebatte und Beschlussfassung von aktuellen Wünschen an die Kirchenleitung und Handlungsempfehlungen an Katholikinnen und Katholiken.

Gesprächskreise waren zu folgenden Themen:

  • Eine lebendige Gemeinde/Kirche ist ökumenisch: Ökumene, Kirche als Weltkirche (TK 2.1: Sakramente; TK 4.2.: Barmherzigkeit gegenüber Wiederverheirateten Geschiedenen; TK 4.3: Priester ohne Amt; TK 6.1: Dienst an der Einheit; TK 6.2: Viri probati/bewährte Menschen; TK 7.3: Diakonat der Frau; TK 8.1: Kirche als Weltkirche)
  • Eine lebendige Gemeinde lebt geschlechtergerecht: Frauenfragen, Diakonat der Frau, Geschlechtergerechtigkeit (TK 7.1: Frauen-Geschlechtergerechtigkeit; TK 7.2: Gleichberechtigung von Frauen; TK 10.1: Sakrament der Ehe)
  • Eine lebendige Gemeinde ist einladend und grenzt niemanden aus: Homosexuelle, Priester ohne Amt, Jugend (TK 2.2: Jugend; TK 3.1: Jugendsexualität; TK 3.3: Homosexualität; TK 4.3: Priester ohne Amt; „Anspruch und Scheitern – Schuld und Vergebung“)
  • Eine lebendige Gemeinde tröstet, begleitet: Barmherzigkeit gegenüber Wiederverheirateten, Jugend, Sexualität (TK 2.2: Jugend; TK 3.1: Jugendsexualität; 3.2: Empfängnisverhütung; TK 4.1+2: Wiederverheiratete Geschiedene; TK 10.1: Sakrament der Ehe)
  • Eine lebendige Gemeinde verkündet und feiert ihren Glauben: Sakramente, Taufe, Ehe, Laienpredigt, Kinder-Wortgottesdienste, verständlichere Texte und Lieder (TK 2.1: Sakramente; TK 2.3: Verkündigung; TK 5.1: Leitungsaufgaben durch Laien; TK 7.2: Gleichberechtigung von Frauen/geschlechtergerechte Sprache; TK 10.1: Sakrament der Ehe)
  • Eine lebendige Gemeinde wagt es, neue Wege zu beschreiten: Anspruch und Scheitern, Schuld und Vergebung, neue Formen des Bußsakraments, Pfarrgemeinderat, Mitsprache bei Pastoral- und Personalentscheidungen, Personen Bischof zur Weihe vorschlagen, neue Formen der Gemeindeleitung (TK 2.1: Sakramente; TK 4.3. Priester ohne Amt; TK 5.1 Leitungsaufgaben durch Laien; TK 5.2+3: Pfarr- und Pastoralräte+Pfarrgemeinderat + neuerliche Versammlung in drei Jahren; TK 6.2. Viri probati/bewährte Menschen; TK 8.2. Bischofsernennungen)
  • Eine lebendige Gemeinde teilt und lebt miteinander: Sozialwort, Kirchliche Soziallehre, Arme Länder, Flüchtlinge, Solidarität mit Leidenden (TK 1.3: Solidarität mit Leidenden und Ausgegrenzten; TK 2.3: Verkündigung, kath. Soziallehre; TK 11.1: ökumenisches Sozialwort; TK 12.3: Arme Länder)
  • Eine lebendige Gemeinde fordert und fördert Charismen: Leitungsaufgaben – auch durch Laien, viri probati, Dienst an der Einheit, Priester ohne Amt, Auffächerung des priesterlichen Amts auf viele Personen (TK 4.3: Priester ohne Amt; TK 5.1: Leitungsaufgaben durch Laien; TK 5.2+3: Pastoralräte+Pfarrgemeinderat; TK 6.1: Dienst an der Einheit, Weiterbildung der Priester; TK 6.2: Viri probati/bewährte Menschen; TK 7.2: Gleichberechtigung von Frauen; TK 8.2: Bischofsernennungen).

In Klammern die Kapitel in den „Themenkörben“ (=TK) von Dialog I von 1998:

In jeder Gruppe wurden nach folgenden 6 Schritten die 3-4 (gewählten) Unterthemen der Gruppe behandelt:

Wie war die damalige Beschlusslage im Dialog 1998?
Was ist seither geschehen? Was nicht? Warum nicht?
Was ist der heutige Bedarf in dieser Hinsicht? – “Ist-Situation“
Welche Impulse zum (Unter)Thema kommen von den Referaten?
Was sollte geschehen? Möglichst praktische Handlungsanweisungen/-orientierungen formulieren! – „Soll-Situation“. – Zwei bis drei davon für die Schlussresolution vorbereiten!
Wie kann Nachhaltigkeit gesichert werden?: Welche Maßnahmen schlägt die Gruppe vor, damit ihre Anliegen weiter verfolgt und die Umsetzung kontrolliert werden kann? Welche Zeitpunkte/Zeithorizonte der Überprüfung sind sinnvoll? Wer aus der Gruppe wird in den Initiativkreis „Nachhaltigkeit“ entsandt?