„Jetzt muss die Synode in der Weltkirche weitergeführt werden"

Pressemitteilung der Internationalen Bewegung Wir sind Kirche, Rom, 18. Oktober 2014

Die heute zu Ende gegangene außerordentliche Synode hat für die gesamte Kirche einen längst über­fälligen, breiten und offenen Dialogprozess eingeleitet, der nicht mehr gestoppt werden darf und kann.



Die Internationale Bewegung Wir sind Kirche unterstützt alle Bemühungen, diesen Weg in allen Teilen der Weltkirche bis zur ordentlichen Synode Oktober 2015 weiterzuführen. Das muss allerdings - weit mehr als in der Synoden-Aula in Rom - unter aktiver Beteiligung der theologischen Wissenschaften und vor allem des Kirchenvolkes geschehen. Nur so lassen sich fundierte und lebensnahe Antworten auf die vielen drängenden Fragen finden.

Es ist höchste Zeit, dass die Grundlagen für die kirchliche Sexuallehre im Einklang mit den modernen Humanwissenschaften entwickelt werden. Dies muss und wird auch zu einer Rücknahme falscher oder überholter Doktrinen und zu einer Weiterentwicklung der Lehre führen.

Wichtige Punkte werden dabei sein:
o Eine Rückbesinnung auf den Vorrang des individuellen Gewissens (Kardinal John Henry Newman).
o Eine neue und ganzheitliche Sicht der Sexualität, die zu Fragen von Homosexualität und homosexuellen Partnerschaften einen angemessenen Zugang eröffnet.
o Eine sorgfältige Interpretation der entsprechenden biblischen und jesuanischen Botschaft.
o Im Anschluss an das Konzil von Trient ein differenziertes Verständnis der Ehe als Sakrament.

Die Internationale Bewegung Wir sind Kirche erwartet von der weiteren Diskussion und schließlich von der Weltbischofssynode 2015:
- ein einladendes Angebot für geschiedene und wiederverheiratete Paare, das dem Beispiel der orthodoxen Kirchen folgt, und wie es die oberrheinischen Bischöfe bereits 1993 veröffentlichten.
- einen aktiven Einsatz der römisch-katholischen Kirche gegen die Kriminalisierung von homosexuellen Menschen, die in vielen Ländern bis hin zur Todesstrafe noch verfolgt werden.
- eine Sicht von Ehe und den verschiedenen Formen Familie als einer Lebensgemeinschaft, die in Liebe und Solidarität generationenübergreifend Verantwortung übernimmt.
- eine Unterstützung vor allem jener Familien, die aus sozialen oder politischen Gründen in äußerst schlechten und fragilen Bedingungen leben müssen.

Nach der jahrelangen Unterdrückung jedes innerkirchlichen Dialogs war es ein bemerkenswerter Schritt, dass Papst Franziskus auch das Kirchenvolk direkt bei der Beantwortung des Fragebogens vor Beginn der Synode hat zu Wort kommen lassen. Das zusammenfassende „Instrumentum laboris“ hat weltweit Erkenntnisse gebracht, die nicht mehr ignoriert werden können.

Die am letzten Tag der Synode erfolgte Seligsprechung von Papst Paul VI., dessen Öffnung der Kirche zur Welt und dessen Weiterführung des Zweiten Vatikanischen Konzils zweifellos große Anerkennung verdienen, darf keine Vorfestlegung in der in der Ehe- und Sexuallehre sein oder gar kirchenpolitisch instrumentalisiert werden. Mit der von ihm gegen die große Mehrheit der Stimmen des von ihm selbst einberufenen Beratergremiums 1998 verkündeten Enzyklika Humanae vitae haben Papsttum und kirchliche Sexuallehre für viele bis heute viel an Glaubwürdigkeit verloren. Dies darf sich nach dieser Synode nicht fortsetzen.

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