Wir sind Kirche Deutschland und Österreich begrüßen die von Papst Franziskus genehmigten Regelungen, die bereits bei der kommenden Synode im Oktober in Rom eine Erweiterung um 80 rede- und stimmberechtigte Frauen und Männer zulassen. Dies ist ein wichtiger und konsequenter Schritt, das Gottesvolk seiner Taufwürde entsprechend zumindest prinzipiell aktiv in die Gestaltung der Zukunft der Kirche einzubeziehen.
Dies zeigt auch, welche positive Dynamik der von Papst Franziskus angestoßene weltweite synodale Prozess entwickelt hat. Die Partizipation in kirchlichen Leitungsfragen durch Nichtgeweihte und vor allem auch durch Frauen wurde überall in den sieben Kontinentalversammlungen deutlich angemahnt, wie die jetzt veröffentlichten Zusammenfassungen zeigen. Auch die Einberufung einer weiteren Weltsynode im Oktober 2024 sowie die Umbenennung des Synodensekretariats sind erfreuliche Anzeichen, dass sich auch an höchster Stelle synodale Bewegungen vollziehen.
Das seit Beginn der Kirchengeschichte bestehende Prinzip der Synodalität – der gemeinsamen Beratung und Entscheidung des Gottesvolkes – hat Papst Paul VI. nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahr 1965 für die Bischöfe wiederbelebt. Papst Franziskus weitet es jetzt, damit folgt er der Communio-Theologie des Zweiten Vatikanums, auf das gesamte Gottesvolk aus; auch wenn er sich – entsprechend bisheriger katholischer Synodalität ("cum Petro et sub Petro") – die Letztentscheidung weiterhin vorbehält.
Nach der Europäischen Synodalversammlung Anfang Februar 2023 in Prag hat Wir sind Kirche auf Initiative von pro concilio/Konzil von unten bei den Kardinälen Mario Grech (Generalsekretär der Weltsynode) und Jean-Claude Hollerich (Generalrelator der Weltsynode) beantragt, Laienvertreter in gleicher Zahl und mit gleicher Stimmkraft wie Bischöfe auf der Weltsynode zuzulassen. Auch Bischof Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Teilnehmer der Synode im Oktober in Rom wurde gebeten, sich hierfür einzusetzen.
Am 29. März 2023 antwortete Kardinal Grech, dass er diesen Antrag in die Vorbereitungskommission für die Weltsynode einbringen werde. Einen Monat später – am 26. April 2023 – verkündeten die Kardinäle Grech und Hollerich, dass der Papst entschieden habe, neben den Bischöfen 80 Männer und Frauen mit Stimmrecht zuzulassen. Damit hat ein Antrag für ein zentrales Anliegen, das z.B. auch vom Katholischen Deutschen Frauenbund vorgebracht wurde, innerhalb von zwei Monaten Wirkung gezeigt
Bei den Weltsynoden 2023 und 2024 in Rom bleibt allerdings nach den Auswahlkriterien für die Laienvertretenden zu fragen und auch danach, mit welcher Verbindlichkeit die Entscheidungen der Weltsynode getroffen werden. Auf Europa könnten, je nach Proporz, 20 oder mehr Namen entfallen. Die Zeit ist kurz, und der Auswahlprozess im Einzelnen unklar. Wir sind Kirche und pro concilio/Konzil von unten werden sich dafür einsetzen, dass eine möglichst große Zahl von reformfreudigen Frauen und Männern auf diese Liste kommt.
Auch weiterhin wird sich Wir sind Kirche gemeinsam mit anderen Reformkräfte dafür einsetzen, dass kirchliche Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen paritätisch zwischen Klerus und Laien, Frauen und Männern gestaltet werden. Dabei mag es in den verschiedenen Weltregionen unterschiedliche Geschwindigkeiten der Entwicklungen und Reformen geben.
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Pressekontakt:
Dr. Martin Schockenhoff, pro concilio/Konzil von unten
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