Synodalversammlung in Prag: Test für ein neues Miteinander in der Kirche

Pressemeldung am 30. Jänner 2023

Synodalversammlung in Prag: Test für ein neues Miteinander in der Kirche

  • Themen des Kirchenvolksbegehrens 1995 dringender denn je
  • Schlüsselthema „Sexualität des Menschen neu denken“
  • Klerikales Zwei-Klassen-System überwinden

„Wir sind Kirche“ begrüßt den Synodalen Prozess auf weltkirchlicher Ebene und freut sich, dass mit Papst Franziskus das Thema der Synodalität – also des Einander-Zuhörens und Miteinander-Diskutierens sowie des Gemeinsam-Unterwegs-Seins – an der Spitze der Weltkirche angekommen ist. Irritierend sind freilich die zahlreichen Querschüsse und Verunglimpfungen des Synodalen Prozesses, die zum Teil von höchsten vatikanischen Würdenträgern ausgehen und die befürchten lassen, dass eine mächtige Clique in Rom diese Kirche immer noch von oben nach unten regieren möchte; dies auch auf die Gefahr, dass sie daran zerbricht.

Die bisher rege Beteiligung von Kirchenbürger:innen in der Eingabe von Themen zumindest in Mittel- und Westeuropa zeigt an, dass es auch heute viele Menschen gibt, denen das Evangelium und die Kirche am Herzen liegen und dass unsere Kirche daher nicht nur mit Sorge, sondern sehr wohl auch mit Hoffnungen in die Zukunft gehen kann.

Das offizielle Arbeitspapier zur Synodenversammlung in Prag unterstreicht die Bedeutung der bekannten Forderungen des Kirchenvolks-Begehrens, das in Österreich 1995 mehr als eine halbe Million Menschen unterschrieben haben und aus dem 1996 „Wir sind Kirche“ hervorgegangen ist: Ein geschwisterliches Miteinander, die Gleichwertigkeit aller Gläubigen, die volle Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, die freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform und eine positive Bewertung der Sexualität sowie das Verständnis der christlichen Botschaft als Frohbotschaft statt Drohbotschaft müssen in der Kirche unserer Zeit endlich vorbehaltlos erfüllt werden. Nach fast einem Vierteljahrhundert finden sich diese Themen,

die man mit römischer Macht lange niederzuhalten versuchte, nun in einem offiziellen Arbeitsdokument der Weltkirche.

Nach Jahrzehnten der theologischen Diskussion gelten die bekannten Forderungen unter Fachleuten längst als ausreichend dargelegt und begründet. Nun gilt es, die starren kirchlichen Strukturen aufzubrechen und endlich in den Dienst der Sache Jesu zu stellen: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!

Keinesfalls darf die Kirche in oder nach diesem Synodalen Prozess zur viel zu lang bemühten Beschwichtigungs- und Vertröstungsrhetorik zurückkehren, um die klerikale Macht zu wahren und die Kirche als Zwei-Klassen-Gesellschaft zu erhalten, die von einem zölibatären Männerbund regiert wird. Stattdessen muss die Kirche in diesem Prozess dem Wort Gottes trauen, das offenbart, dass der Geist Gottes lebendig macht (vgl. Joh 6,63). Das Aggiornamento von Johannes XXIII wartet dieser Tage mehr denn je auf seine Erfüllung!

  • Martha Heizer, Vorsitzende von „Wir sind Kirche, Österreich“: „Die Themen unseres Kirchenvolksbegehrens von 1995 sind auf breiter Front in der Weltkirche angekommen.“
  • Pfarrer Gidi Außerhofer, stellvertretender Vorsitzender von „Wir sind Kirche-Österreich“: Das Aggiornamento von Johannes XXIII wartet immer noch auf seine Erfüllung.“
  • Marlies Prinz, Leitungsteam von „Wir sind Kirche-Österreich“: „Unsere Kirche braucht ein neues Miteinander. Männerbünde und Klassentrennung sind etwas für die Vergangenheit.“

Pressekontakte:

Martha Heizer, martha@heizer.at , +43 650 4168500

Gidi Außerhofer, gidi.ausserhofer@outlook.com, +43 676 5908220