Herbert Haag Preis 2023 - Das Netz ist zerrissen und wir sind frei

 
von Martha Heizer

Foto: Franka Pedrazzetti; Copyright: Herbert Haag Stiftung

Die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche zeichnet periodisch Menschen aus, die sich für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche einsetzen. Der Stiftungsrat bestimmt jeweils die Preisträgerinnen und Preisträger. Da die Auszeichnung sowohl ideell ermutigen als auch finanziell unterstützen soll, umfasst sie eine Würdigung im festlichen Rahmen und einen Geldbetrag zur Förderung der Aktivitäten der Preisträger und Preisträgerinnen.

Die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche wurde 1985 von Herbert Haag, Professor der Theologie an der Universität Tübingen, aus der folgenden Überzeugung heraus gegründet:
Die gegenwärtige Krise in der Kirche ist in ihrer Verfassung begründet, die unvermeidlich zur Unfreiheit der Gläubigen führen muss. Dies steht im offenen Widerspruch zur Botschaft Jesu, der ein Evangelium der Freiheit verkündete. Die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche wird diese nicht herbeiführen, aber sie möchte dafür wenigstens Zeichen setzen.
Herbert Haag, der profunde Kenner der Bibel, wählte als Leitwort für die Stiftung einen Satz aus Psalm 124.

Herbert Haag Preis 2023: Den innerkirchlichen Raum überschreiten und an säkularen Debatten partizipieren

Der Herbert Haag Preis 2023 ging an Julia Enxing, Professorin für Systematische Theologie an der Technischen Universität Dresden, und an das theologische Feuilleton «Feinschwarz», ein österreichisch-schweizerisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt. Mit der Vergabe wird das Bemühen der Preisträgerinnen und Preisträger gewürdigt, den innenkirchlichen Bereich zu überwinden und Theologie in säkularen Kontexten zu betreiben.

Die Preisverleihung fand am Sonntag, 26. März 2023 in der Lukaskirche in Luzern statt. Die hervorragenden Statements und Referate sind auf der Homepage der Herbert Haag Stiftung nachzulesen.

Wie jedes Jahr waren auch Wir sind Kirche (Ö und D) als frühere Preisträger*innen (1996) eingeladen. Astrid Krogger, Petra Schäffer und Martha Heizer vertraten das Leitungsteam WsK-Österreich.

Vernetzungstreffen

Wie immer fand im Anschluss an die feierliche Preisverleihung am Sonntag dann am Montagvormittag ein Vernetzungstreffen der Reforminitiativen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Diese Tradition, sich einmal jährlich zu treffen und auszutauschen, wird von uns allen als wichtig empfunden. Diesmal konzentrierten wir uns besonders auf die Frage, was in den einzelnen Ländern geplant ist, um den Synodalen Prozess weiterzuführen. Es hat den Anschein, dass die Bischöfe der Meinung sind, mit der Kontinentalsynode in Prag sei die Arbeit (der Prozess) schon mal abgeschlossen und nun heiße es, auf die Synodalversammlung in Rom im Oktober zu warten.

Wir waren allerdings überzeugt, dass es kontinuierliche Weiterarbeit braucht und vor allem viel Vernetzung. Die Stimme der mittel- und westeuropäischen Bischofskonferenzen kam in Prag nicht angemessen zum Ausdruck (22 Kontingente aus Osteuropa, 17 aus Mittel-und Westeuropa). So ist ein online-Treffen der Delegierten, der in Prag Anwesenden und der online-Zugeschalteten, geplant. Einige Reformgruppen wollen im Oktober in Rom anwesend sein und die Hybrid-Veranstaltung von root&branch unterstützen. In Rom wird es auch einen „DACHS-BAU“ geben, einen Versammlungsort für Jugendbewegungen aus D,A,CH und Südtirol. Überall wird schon fest an Aktionen gebastelt, wie unser Reformwille sichtbar gemacht werden kann.

Im Anschluss an unsere Diskussionen stellte uns Charlotte Küng die Junia-Initiative vor, in der sich Theologinnen für sakramentale Handlungen von Frauen einsetzen. „Wir spenden nicht Sakramente, wir feiern sie!“