Kiloweise katholisch

von Martha Heizer; 5.6.2024

Immer wieder fahren wir, mein Mann Gert und ich, gern zu unseren Freundinnen und Freunden von Wir sind Kirche-Deutschland. Ganz besonders gern tun wir das zu Kirchen- oder Katholikentagen. Da kommt dann ein bisschen Wehmut auf, dass wir so etwas Ähnliches in Österreich nicht haben.

Denn es tut schon einfach gut, so viele Menschen zu sehen, die den gleichen Glauben haben. Im Großen und Ganzen, alle Unterschiede miteingeschlossen.
Uns ist immer die „Kirchenmeile“ besonders wichtig. Die vielen Zelte, in denen so viele kirchliche Initiativen vorgestellt werden, von sehr links bis sehr rechts, bringen uns immer wieder zum Staunen. Was doch alles möglich ist! Wie viele Interessen die Menschen haben, mit denen sie ihre Kirche gestalten! Diese Zeit nehmen wir uns immer, wir wollen möglichst viele dieser Zelte sehen, durch flanieren, kurz – oder länger - nachfragen, Prospekte mitnehmen, Ideen sammeln.

Aber unser Hauptinteresse gilt natürlich unserem Wir sind Kirche-Jakobsbrunnen. Jede Stunde ein neues Gespräch mit einem anderen Gast. Da wird uns die große Buntheit der Katholischen Kirche „ins Haus“ geliefert. Universitätsprofessor*innen und hohe kirchliche Würdenträger, Politiker*innen, Journalist*innen, Caritasleute, Männer und Frauen aus anderen Initiativen (Maria 2.0 oder „EckigerTisch“, Rainbow Catholics oder „Lebenswendefeiern“, „Zeitfenster Aachen“ oder „keinegewalt“ usw) kommen gerne zu uns und erzählen von ihrem Engagement. Zuhörende kommen manchmal eigens zu dieser einen Stunde, manche bleiben einfach sitzen und hören sich mehrere Leute an, manche wollten eigentlich vorbei gehen und bleiben dann überrascht stehen. Die Fragen aus der Zuhörerschaft sind immer voller Neugier und interessanterweise auch immer wohlwollend. Kann schon sein, dass die Leute aus einem anderen Spektrum unserer Kirchenlandschaft eher lieber vorbei gehen… Allerdings stehen auch immer Leute von uns vor dem Zelt und verwickeln die Passant*innen in ein Gespräch.

Uns bleibt kaum Zeit zum Essen. Eine einzige Pause nehmen wir uns, um eine kleine Runde durch die Stadt zu machen, durch dieses schöne, aufwendig restaurierte Erfurt, ein Weltkulturerbe. Und wir wollen unbedingt dem Bischof Severus noch einen Besuch abstatten in der Severi-Kirche. Dort liegt er begraben, in der Mitte zwischen seiner Frau Vincentia und Tochter Innocentia. Jaja, Zölibat begann erst viel später und blieb dann ein Weilchen.

Am Abend, wenn die Meile geschlossen ist, bleibt dann auch noch Zeit für gemütliches Beisammensein, gutes Essen, die eine oder andere Abendveranstaltung. Besonders beeindruckend: die Nacht der Lichter, wo 1000 Menschen im Dom bei Kerzenschein Taizélieder singen.

Manchmal kann es auch sehr erfreuen, katholisch zu sein – mit so vielen anderen!