"Wo drückt der Schuh?" - Eindrücke von der Startveranstaltung

24.10.2013, Renate Müller

Als kritische Christin freute ich mich auf die Auftaktveranstaltung „ Wo drückt der Schuh“. Als ich 2012 zum ersten Mal vom Zukunftsforum hörte und gleichzeitig zur Kenntnis nehmen musste, dass dieses Gesprächsforum erst 2014 stattfinden werde, kamen resignative Gedanken und Gefühle hoch. Leider verstärkten sich diese Emotionen am 5. Oktober am Yppenplatz.

Bei so vielen positiven Signalen und Botschaften von Rom war ich mehr als überrascht und irritiert, als ich mit den Themen, mit denen sich die Arbeitsgruppen ein Jahr lang beschäftigen werden, konfrontiert war. Es gibt so viele „Baustellen“ in der röm.-kath. Kirche, die seit Jahrzehnten von Christinnen und Christen aufgezeigt werden. Sind die präsentierten gesellschaftspolitisch wichtigen Themen wirklich die Topics, die auf einem Zukunftsforum meiner Kirche er-und bearbeitet werden sollen ?

Die Botschaften unseres Bischofs von Rom gehen eindeutig in die Richtung, dass der für die österr. Bischöfe bequeme Spruch „Roma locuta, causa finita est“ nicht mehr gilt.

Dezentralisierung und Eigenverantwortung in den Diözesen sind gefragt. Pfarrzusammenlegungen allein verstärken nur die Unglaubwürdigkeit der Verantwortlichen und den Frust besorgter Menschen, die trotz ständiger Rückschläge noch immer nicht resigniert haben.

Den Versuch, Jugendliche von der Laieninitiative, die Transparente mit Forderungen für die Frauenweihe und gegen den Pflichtzölibat vor der Bühne hochhielten, zu vertreiben, erlebte ich als hilflosen Protest von Kardinal Schönborn. Christus hätte die Jugendlichen auf die Bühne gebeten und mit ihnen gesprochen.

Aber die Auseinandersetzung mit kritischen Stimmen ist in der hierarchisch strukturierten röm. kath. Kirche tabu. Ein Thema bei Reformbestrebungen könnte die Pflege von Beziehungskultur sein, die Menschen ermutigt, begeistert und ihr Gemeinsames fördert.

Mit freundlichen Grüßen Dr. Renate Müller Pfarre St. Elisabeth 1210 Wien
Mitglied „ Wir sind Kirche“