25.12.2012, Petr Žaloudek
- Nach der plötzlichen und ohne jede Begründung erfolgten Absetzung des Erzbischofs von Trnava, Róbert Bezák, hat dieser sich zurückgezogen und keine – mit Ausnahme seiner Abschiedsworte im Dom - öffentlichen Erklärungen dazu abgegeben.
- Tausende (16.000) Menschen in der Slowakei haben an einer Unterschriftenaktion für Bezák teilgenommen. Damit haben sie Solidarität mit ihm ausgedrückt und sind für eine Veröffentlichung der Gründe seiner Absetzung eingetreten.
- Es gab mehrere öffentliche Veranstaltungen und Versammlungen an denen berühmte Persönlichkeiten beteiligt waren. An diesen Veranstaltungen haben allerdings nur wenige Priester und Ordensleute teilgenommen. Sie hatten Angst vor Disziplinarmaßnahmen ihrer Bischöfe und Vorgesetzten. Zumeist sind sie still im Hintergrund geblieben.
- Priester und Ordensleute haben kaum etwas unternommen, um sich für die Veröffentlichung der Gründe zur Absetzung von Bezák zu äußern.
- Kein einziger Bischof aus der Slowakei oder aus Tschechien oder aus Österreich hat sich mit Bezák solidarisiert oder öffentlich eine Erklärung seiner Absetzung verlangt. Eine Ausnahme war der Ordensobere der Redemptoristen in Österreich. P. Lorenz Voith kritisierte die vatikanische Personalpolitik und verlangte Aufklärung in der Causa Bezák.
Auf der Homepage des TEOFORUMS sind kritische Artikel zu den Vorgängen rund um die Absetzung von Bezák von Peter Križan, Peter Zaloudek und von einigen anderen Mitgliedern publiziert worden. Das war ein Dorn im Auge der slowakischen Bischöfe und von Karol Moravcík, dem Vorsitzenden des TEOFORUMS und Pfarrer in Devínska nová Ves bei Bratislava.
Um die Bischöfe nicht weiter zu ärgern hat Moravcik daher alle diese Texte (Blogs) ohne irgendeine Vorankündigung und gegen den Willen der Autoren plötzlich von der Homepage genommen. Das ist einer der Gründe, warum das TEOFORUM jetzt gespalten ist und möglicherweise bald aufgelöst wird. Peter Križan und Peter Zaloudek sowie Leute die ähnlich denken wie sie, sind sehr traurig darüber.
Wer in der Slowakei gegen Priester auftritt, bleibt leicht in der Minderheit, weil in der Slowakei immer noch ein „offizieller Priester für viele Christen so etwas wie ein kleiner Gott ist". Über Priester darf man daher nicht „schlecht“ reden!
Für Peter Kiržan und für Peter Zaloudek sowie für andere, die ähnlich denken wie sie, ist dies um so mehr unbegreiflich und unverständlich, weil Karol Moravčík unter dem Druck des Erzbischofs von Bratislava, Stanislav Zvolenský, Vorsitzender der slowakischen Bischofskonferenz, einen Text auf der Homepage des Erzbistums Bratislava veröffentlicht hat, in dem er:
1. Seine Unterstützung für die österreichische Pfarrer-Initiative widerruft.
2. Und auf der Homepage von TEOFORUM seinen Austritt aus dem TEOFORUM erklärt.
Moravčík wurde von vielen Mitgliedern des TEOFORUMS vorgeworfen, das wäre eine Doppelbödigkeit und Alibihandlung gewesen und verstoße gegen die Grundprinzipien des TEOFORUMS. Deshalb ist das TEOFORUM jetzt gespalten.
Es gibt eine Vermutung - wie alles in der Causa Bezák nur mehr oder weniger oft geäußerte Vermutungen sind: Die Absetzung von Bezák erfolgte wegen seiner "Toleranz" gegenüber dem TEOFORUM.
Die Themen, die vom TEOFORUM angesprochen und veröffentlicht wurden, haben die Bischöfe zähneknirschend hingenommen, weil bekannte Priester beim TEOFORUM tragend mitwirkten.
Das TEOFORUM wurde als eine Plattform - Initiative - im Jahre 1995 gegründet. Es ist eine "Bürger Initiative, oder ein Bürgerforum". Die Abkürzung TEOFORUM heißt auf slowakisch: Theologisches Forum.
http://www.teoforum.sk/?id=16"http://www.teoforum.sk/?id=16
Im Verborgenen entfaltete es aber schon viel früher Aktivitäten. Es war noch in der Zeit der kommunistischen Diktatur, als die Kirche keine Freiheit hatte. Schon damals haben sich aktive Christen, geheim geweihte Priester aus der Untergrundkirche, Priester im öffentlichen Dienst aber auch viele Laien - gefragt: wie sollen wir bei nicht existierender Religionsfreiheit den Mangel an Informationen aus der christlichen Welt, den Mangel an Informationen und vor allem vieler Desinformationen über das II. Vatikanische Konzil, den Mangel an religiösen Büchern etc. und die neuen Ideen der Theologie verbreiten?
Das worum es damals bei Gründung des TEOFORUMS ging und auch noch heute geht ist die Verbreitung des theologischen Denkens nach dem II. Vatikanischen Konzil im Kontext der neuen Wissenschaft, der aktuellen Kultur in der globalisierten Welt. Das TEOFORUM hat sich große Ziele gesetzt: Studium und Übersetzung der theologischen Bücher der Gegenwart, Vorträge, Einladung bekannter Persönlichkeiten aus dem Bereich Theologie und Wissenschaft aus dem In-und Ausland. Bei diesen Vorträgen wurden die theologischen Publikationen von Romano Guardini, Karl Rahner, Hans Küng, Johann Baptist Metz, Bernard Häring, Dietrich Bonhoeffer, Eugen Biser, Walter Kasper, Paul Wess, Paul Zulehner, Hermann Häring oder die Nouvelle Theologie diskutiert. Dabei kamen selbstverständlich auch die sogenannten Tabuthemen zur Sprache. Es sind die Themen, über die man in der Kirche nicht gerne spricht, schon gar nicht öffentlich. Es wurde über die Theologie der Befreiung und wie eine „Freiheitsthelogie“ in unseren Breiten aussehen könnte nachgedacht, der Pflichtzölibat in Frage gestellt und die aktuellen Reformbewegungen in der Kirche präsentiert. Hans Peter Hurka präsentierte „Wir sind Kirche“ und Helmut Schüller die Pfarrer-Initiative. Rückblickend betrachtet war es daher nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Reaktionen von der slowakischen Kirchenhierarchie kommen würden.
Das TEOFORUM war von Anfang an den Bischöfen ein Dorn im Auge. Viele Priester im offiziellen kirchlichen Dienste sind mittlerweile aus TEOFORUM ausgetreten. Sie wollen so dem Ärger ihrer Bischöfe entkommen.
"Der letzte Tropfen", der die Bischöfe zu Maßnahmen gegen das TEOFORUM bewegt hat war die Einladung von Helmut Schüller im Jänner 2012. Bei seinem Vortrag im TEOFORUM hat er über die Gründe der Entstehung der Pfarrer-Initiative in Österreich gesprochen. Daraus folgte eine Diskussion. Im März veröffentlichte das TEOFORUM eine Unterstützung für die Pfarrer-Initiative.
Als Peter Zaloudek den slowakischen Text in die deutsche Sprache übersetzte und diese Übersetzung von anderen Auslandsmedien übernommen wurde - ist die „Bombe“ geplatzt. Der Erzbischof Stanislav Zvolensky von Bratislava hat alle Priester seiner Diözese, die sich im TEOFORUM engagieren zu sich gerufen und ihnen ein Ultimatum gestellt: Entweder sie distanzieren sich von diesem Text der slowakischen Unterstützung für die Pfarrer-Initiative und treten aus dem TEOFORUM aus oder es wird für sie kirchenrechtliche Konsequenzen geben. Solche wurden zwar nicht benannt, es handelte sich aber entweder um Versetzungen oder im schlimmsten Fall um die Suspendierung.
Vor diese Alternative hat Zvolensky vor allem den Vorsitzenden des TEOFORUMS Karol Moravčík gestellt. Er ist ein bekannter und sehr beliebter Pfarrer in Devínska Nová Ves bei Bratislava. Mitglieder des TEOFORUMS haben Moravčík in dieser Situation geraten, den Wunsch seines Erzbischofs zu erfüllen: Er möge als Vorsitzender des TEOFORUMS zurücktreten um wenigstens als Pfarrer weiter tätig sein zu können und so weiterhin ein "geheimes Mitglied des TEOFORUMS" - wie zur Zeit des Kommunismus – zu bleiben.
Karol Moravčík hat sich aber entschlossen anders zu handeln. Seit 24. Mai 2012 erscheinen auf der offiziellen Seite des slowakischen erzbischöflichen Amtes in Bratislava diese Worte: "Karol Moravčík, Pfarrer in Devínska Nová Ves, hat uns gebeten zu veröffentlichen, dass er die Unterstützung für die Pfarrer-Initiative in Österreich widerruft." Einige Tage später hat er allen Mitliedern des TEOFORUMS seine Erklärung bekanntgemacht und unter anderem geschrieben, dass er unter dem Druck seines Erzbischofs aus dem TEOFORUM austritt.
Kurz nach der Veröffentlichung der slowakischen Unterstützung für die österreichische Pfarrer-Initiative ist tatsächlich der "Krieg" zwischen der slowakischen Kirchenhierarchie und dem TEOFORUM ausgebrochen. Unbestätigten Vermutungen nach werde auch das Verhalten des TEOFORUMS Bezák angelastet. Er habe auch hier "versagt", wird ihm unterstellt. Bezák hätte das TEOFORUM auflösen sollen, nicht der Erzbischof Zvolensky, weil Mitglieder des TEOFORUMS früher Priester seiner Diözese in Tranava waren. Außerdem wirft man ihm Kontakte zu der ehemaligen Geheimkirche vor. Von Erzbischof Zvolensky wird erzählt, dass er auf den Kardinalspurpur wartet. Mit anderen Worten: Bezák habe nicht das getan, was seine Kollegen erwartet haben. Bezák sollte die schmutzige Arbeit tun, um Zvolensky nicht zu belasten.
Das TEOFORUM ist eine Interdiözesane Institution. Viele Vorträge oder Veranstaltungen haben in den verschiedensten Pfarren aller slowakischen Diözesen stattgefunden. Das TEOFORUM wurde von allen Bischöfen der Slowakei geduldet. Ausschlaggebend dafür war vor allem die Haltung gegenüber Rudof Baláž, Bischof in Banská Bystrica, der bei der Gründung des THEOFORUMS eine sehr wichtige unterstützende Rolle spielte. Als er im Jahre 2011 starb, wurde es zur Frage der Zeit, wann und welcher Bischof gegen das TEOFORUM jurisdiche Schritte unternehmen werde.
Es ist ähnlich wie mit der Pfarrer-Initiative in Österreich. Mitglieder der Pfarrer-Initiative arbeiten in allen Diözesen. Nicht überall sind sie erwünscht. Bischöfe zeigen teilweise wohlwollende Haltungen. Sie reagieren zwar mit scharfen Worten handeln aber nicht oder nur milde.Keiner von ihnen will sich „die Finger verbrennen will", solange Kardinal Christoph Schönborn keine rechtliche Schritte unternimmt oder der Vatikan selbt die Verantwortung übernimmt.
Paradoxerweise wird das TEOFORUM jetzt nicht von oben - von der Kirchenleitung - sondern von innen zerstört. Auch wenn die Anordnung zur Auflösung von der Hierarchie kommt entsteht die Zerstörung durch Mitglieder und Priester, weil ein Teil mit dem doppelgleisigen Handeln von Karol Moravčík nicht einverstanden ist. Dieser Teil der Mitglieder ist leider in der Minderheit, weil die Rolle eines Priesters in der Slowakei einen sehr hohen Stellenwert hat und die Menschen verzeihen eher einem Priester, als einem Laien. Die Menschen in der Slowakei haben diesbezüglich jahrzehntelange Erfahrung: Zur Zeit des Kommunismus gab es sogenannte "Pacem in terris" Priester. Das waren Priester die im Dienste der kommunistischen Regierung und der Geheimpolizei wirkten. Viele von diesen Priestern haben nach dem Zerfall des Kommunismus einfach den Mantel umgedreht und wirken weiter als Priester. Andere Priester aber, die damals verfolgt wurden und im Untergrund, in der Verborgenen Kirche wirkten, wurden später, als die "Freiheit" zurückgekehrt ist, von Rom zum Schweigen verurteilt und dürfen bis jetzt nicht als Priester arbeiten.
- Alles was man in der Öffentlichkeit über die Absetzung Bezáks weiß sind nur Vermutungen:
1. Frage nach dem Geld: Die geheimen Konten seines Vorgängers Jan Sokol, das Fehlen von Rechnungen und Abrechnungen, die Verwicklungen in dunkle und dubiöse Geschäfte sind offene Fragen. Bezák wollte sie aufklären und hat sich oft auf die Worte Johannes Paul II. berufen, der über die „Kirche als ein Haus aus Glas“ gesprochen hat. So wollte er “Transparenz in die Kirche" bringen und diese – bis heute – offenen Fragen beantworten.
2. Frage nach der Kirchenpolitik: Bezáks Vorgänger, Jan Sokol, stand und steht immer noch unter dem Verdacht mit der ehemaligen Geheimpolizei zusammen gearbeitet zu haben. Er ist der einzige slowakische Bischof der noch zur Zeit des Kommunismus im Jahre 1988 zum Bischof geweiht wurde. Damals galt ein numerus clausus. Nicht jeder durfte offizieller Priester werden und Bischof schon gar nicht. Man sagt - schon wieder eine Vermutung – Bezák wurde 2009 deswegen zum Bischof ernannt, damit es „endlich" zu einer "Reinigung" komme. w
3. Frage nach der Sexualität: Bezák wird vorgeworfen, er habe – angeblich – eine wohlwollende Haltung zu zwei homosexuellen Priesteramts-Kandidaten eingenommen. Diese haben sich mit der Bitte um Weihe an ihn gewandt, nachdem ihr zuständiger Bischof dies abgelehnt hatte. Bezák hat diese zwei zwar auch nicht geweiht, aber er hat ihren Bischof kontaktiert und dann eine Anfrage nach Rom abgeschickt. Allein diese Tatsache, dass er so "entgegenkommend handelte" hat zu der Vermutung geführt: Bezák würde auch homosexuelle Priesterkandidaten weihen.
4. Frage nach dem wahren Glauben. "Bezák weiß, warum er abgesetzt wurde" - hat man oft Zvolensky sagen gehört.
5. Frage nach der Kirchendisziplin: Die Veröffentlichung durch Dritte angeblich bei Bezák gebeichteter Sünden ließ das Gerücht entstehen, er handle nicht korrekt-katholisch.
6. Angst der Kirchenleitung in Rom: Falls es zu einer Gerichtsverhandlung gegen den Alterzbischof Jan Sokol wegen Veruntreuung von Kirchengeldern kommen sollte, wäre es eine Schande in den Augen der Öffentlichkeit, wenn zwei Bischöfe gegeneinander stehen würden. Es gab schon einige Gerichtsverfahren gegen Sokol wegen Veruntreuung des Geldes. Einer der prominentesten Zeugen, der gegen Sokol ausgesprochen hat, war der ehemalige Parlamentspräsident František Mikloško. Bis jetzt wurde Sokol immer freigesprochen. Nach der Causa Bezák läuft erneut ein Gerichtsverfahren gegen ihn. Er wird beschuldigt, Geld seiner „Geheimkonten“ verschwinden haben zu lassen. Alle diese Vermutungen hat man immer wieder gehört. Aber Bezák schwieg bisher dazu. Er hat nie reagiert.
- Am 21. Oktober 2012 kam es "endlich" zu einer großen Veranstaltung für Bezák in Hlohovec, einer kleinen Stadt in der Nähe von Trnava. Es war ein Konzert für Róbert Bezák. Diese Veranstaltung fand am Platz vor der Franziskanerkirche statt. Sie wurde von einem jungen Franizskanerpater organisiert. Zu dieser Veranstaltung kamen – je nach unterschiedlichen Informationen – zwischen 500 - 1.000 Menschen, darunter etliche Priester. Manche dieser Priester haben über Drohanrufe ihrer Bischöfe erzählt. Sie haben ihnen die Teilnahme an dieser Veranstaltung verboten. Trotzdem kamen einige Priester.
Es war ein großes Medienereignis. So etwas gab es in der Slowakei noch nie. Viele Menschen protestierten gegen die Kirchen- Hierarchie. Nach dieser Veranstaltung wurden Priester, die in Hlohovec teilgenommen haben, versetzt. Der Franziskaner, P. Leopold Jablonský, der es organisiert hat, sollte sogar das Gebiet der Erzdiözese Trnava verlassen. Sein Provinzial hat ihn aber verteidigt und geschützt. Er ist bis jetzt in seinem bisherigen Kloster tätig.
- Aufgrund dieser Tatsachen vermehrten sich enorm die Stimmen (auch von Peter Križan und Peter Zaloudek), die Róbert Bezák aufgefordert haben nicht mehr zu schweigen, an die Öffentlichkeit zu gehen und zu erzählen, was wirklich passiert ist. Wir haben wörtlich geschrieben: "Herr Erzbischof Bezák, jetzt, wenn Priester und Ordensleute bestraft werden - Menschen die sie verteidigen und unterstützen - dürfen Sie doch nicht weiter schweigen, sagen sie etwas!"
- Am Samstag 15. Dezember 2012 - war es so weit: Bezák hat einem slowakischen Fernsehen (TA3) ein Interview gegeben. Die Ausstrahlung dieses Gespräches wurde sehr gut mit dem tschechischen Sender (ČT2) koordiniert, der am nächsten Tag, Sonntag 16. Dezember, einen Dokumentarfilm über Robert Bezák ausgestrahlt hat. Diesen Film wurde noch zur Zeit gedreht, als Bezák Erzbischof in Trnava war. Bezák war als Bischof sehr beliebt und ist es bis heute. Viele Medien haben sich damals bemüht, mit ihm Interviews oder Filme zu drehen. Dann wurde er plötzlich abgesetzt.
Der Film war zwar schon fertig. Das Fernsehteam wurde aber aufgrund der plötzlichen Absetzung Bezáks wieder auf den Film aufmerksam. Dem Fernsehteam ist es gelungen einen zweiten Teil über Bezák zu drehen. Beide Teile wurden am Sonntag, 16. Dezember 2012 gesendet. Das war einen Tag nach dem Live-Interview mit Bezák am 15. Dezember in TA3. Das ganze Land hat in zwei Tagen zwei Sendungen über Bezák mit Spannung gesehen.
Bezák hat bei dem Live-Interview auf alle Fragen des Redakteurs geantwortet. Alle oben genannten Vermutungen hat er als "absurd "genannt und "reine Vermutungen" bezeichnet. "Diese Vermutungen haben mich schockiert und sprachlos gemacht", er hat nicht gewusst, wie er reagieren soll. „Die Anonymität der Beschuldigungen und das Gerede hinter meinem Rücken haben mich verletzt. Gegen wen sollte ich mich wehren? Wenn in einer Gerichtsverhandlung jemand beschuldigt wird, gibt es einen Ankläger und einen Anwalt. Gegen wen soll ich mich wehren? Ich kenne keine konkrete Person, keine konkrete Anschuldigung, ich sehe nur Nebel. Was kann ich in solcher Situation tun?" - fragte er wörtlich. (Alles was unter Anführungszeichen steht sind wörtliche Zitate) Aus seinen Aussagen geht klar hervor, es handelt sich um ein Komplott gegen ihn - von der Seite der "alten Struktur".
Vieles von dem was er und wie er es erzählt hat zeigt, welch demütiger und spiritueller Mensch er ist. Ein Beispiel: Anfang Mai 2012 besuchte er seinen Bischofskollegen Stanislav Zvolensky (lange vor seiner Absetzung am 1. Juli 2012). Er hat ihn kontaktiert um mit ihm über verschiedene Vermutungen zu sprechen, die er hörte. Nach längerem Zuhören sagte Zvolensky zu ihm: "Die Würfel sind schon gefallen". Er hat damals nicht gewusst, was damit gemeint sein könnte. Im Nachhinein ist ihm aber klar, dass seine Absetzung schon lange vorher beschlossen war.
Dieses Interview explodierte in der Slowakei wie eine (Nachrichten)Bombe. Alle slowakischen Medien haben darüber berichtet. Es kam zu einer breiten öffentlichen Diskussion, die die ganze Woche andauerte.
- Gleich nach dem Interview hat sich der Sprecher der slowakischen Bischofskonferenz Jozef Kováčik zu Wort gemeldet und hat Bezák aufgefordert, sich "beim Hl. Vater dafür zu entschuldigen, dass er sein Schweigeverbot gebrochen hat".
- Am 18. Dezember 2012 hat die slowakische Bischofskonferenz eine kurze offizielle Stellungnahme zu den zwei Ereignissen abgegeben: Live-Interview am 15. Dezember und Film über Bezák am 16. Dezember. Der wichtigste Satz in der Erklärung der Bischofskonferenz lautet: "Mit allem Ernst wiederholen wir erneut, dass wir die Entscheidung über die Absetzung von Mons. Robert Bezák voll akzeptieren. Der Hl. Vater hat nach reiflicher Überlegung diese Entscheidung persönlich getroffen, nachdem Mons. Bezák es abgelehnt hatte, seiner Aufforderung zum Rücktritt als Bischof von Trnava nachzukommen. Mit dem Interview hat er seinen Treueid und den Gehorsam ihm (Papst) gegenüber gebrochen."
- Die Reaktionen der Bischöfe in der Slowakei nach dem Interview von Ex-Erzbischof Róbert Bezák vor einer Woche sind kaltblütig, zynisch und brutal. Sie machen viele Menschen sehr traurig.
Aus Bezák ist jetzt ein "Gehetzter" geworden. Er wird zum Mann der "Ungnade". Er wird zu einem Mann gemacht, der schlimmer sei als ein schrecklicher Verbrecher.
Auch wenn Bezák sehr viele Sympathisanten hat - Leute die ihn unterstützen - es ist trotzdem eine Tragödie.
Die Hierarchie hat ihn öffentlich nicht nur "ausgelacht" und ihm eine "mediale Ohrfeige" verpasst, sie bezeichnet ihn als "Lügner" und "Ungehorsam" gegenüber dem Papst.
Auf der einen Seite ein Mann, der versucht in aller Aufrichtigkeit die Karten auf den Tisch zu legen, auf der anderen Seite die Arroganz der Macht.
Die Menschen in der Slowakei sind jetzt sehr gespalten, sehr verzweifelt, spüren so etwas wie Ohnmacht.
Im März des Jahres 2010 ist es Hans Peter Hurka von "Wir sind Kirche" gelungen, Kardinal Schönborn zu überzeugen, einen gemeinsamen Bußgottesdienst im Stephansdom wegen der sexuellen Übergriffe zu veranstalten.
Bei diesem Gottesdienst wurde klar und laut eine Bitte um Entschuldigung gegenüber den Opfern ausgesprochen. Eine Bitte um Vergebung aus dem Mund des Kardinals.
Aus meiner Sicht: Wenn die slowakische Kirchenhierarchie jetzt wieder Vertrauen gewinnen will gibt es nur einen Weg: Der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz und Erzbischof der Nachbardiözese Bratislava, Stanislav Zvolenský und der Administrator in Trnava, Ján Orosch, müssten sofort zurücktreten! Papst Benedikt XVI. müsste sich bei Bezák entschuldigen und ihn neu installieren!
Tritt dies nicht ein, werden viele Gläubige in der Slowakei und weit darüber hinaus sowie die Geschichte diese Vorgänge als Zeichen eines menschenverachtenden, streng totalitären Systems beurteilen!
ThLic. Peter Zaloudek
Czapkagasse 8/4
1030 Wien
www.peterzaloudek.com
P.S. Mit diesem Text will ich niemandem einen Vorwurf machen – nur dokumentieren, wie Druckmaßnahmen der Kirchenhierarchie Leute demütigen.