„Wer weiß, was er zu tun hat, und es unterlässt, macht sich schuldig.“ (Jakobus 4,17)

16.10.2007, Martha Heizer und Hans Peter Hurka

Resolution der 3. „Kirchenvolks-Konferenz“ der Plattform „Wir sind Kirche“ am 12. und 13.Oktober 2007 in Wien zum Thema: „Kirche ohne Priester? Dienste in den Gemeinden heute“.

Während sich die offizielle Kirchenleitung grundsätzlich für den Schutz des Priester-„Amtes“ mit den derzeitigen Zulassungsbedingungen und damit gegen das Recht der Gläubigen auf Sakramente entscheidet, hat die von „Wir sind Kirche“ veranstaltete Kirchenvolks-Konferenz ihr Hauptaugenmerk auf die Rechte und Bedürfnisse der Gemeinden und die „priesterlichen Dienste“ gelegt.

So plädieren die TeilnehmerInnen der Kirchenvolks-Konferenz dafür, dass

  • die pfarrlichen Gremien gestärkt und mit mehr Entscheidungskompetenz ausgestattet werden.
  • die Diözesanleitung die pastorale Verantwortung der Gemeindeleitung überträgt und ihr beisteht (zB. durch Gemeindeberatung und Supervision, durch eine Schlichtungsstelle für Konflikte…).
  • priesterliche Dienste in der Situation ansetzen, den Menschen einfühlsam begegnen und sie zu Mündigkeit, Selbstverantwortung und Heil begleiten.
  • jede Gemeinde in Selbstverantwortung und Selbstverpflichtung dafür sorgt, dass die priesterlichen Dienste wahrgenommen werden können.
  • Personen, die in der Gemeinde mit priesterlichen Diensten beauftragt sind, vom Bischof bestätigt werden und der Dienst an der Einheit u.a. mit öffentlicher Beauftragung garantiert wird.

In den Gemeinden sind

  • die Charismen zu fördern und die Dienste aufzufächern.
  • alle verschiedenen Begabungen zum Wohl der Menschen einzusetzen.
  • alle priesterlichen Dienste grundsätzlich kommunikativ, eingebettet in ein Team, zu leisten.

Für priesterliche und alle seelsorglichen Dienste müssen neue Anforderungsprofile entwickelt werden, die keinen Unterschied nach Stand und Geschlecht aufweisen.
Aus biblischer Sicht ergibt sich die gleiche Würde und Befähigung aller Getauften. Alle Notlösungen verfehlen das Wesentliche.

Gemeinden brauchen priesterliche Personen, welche die Aufgaben der Moderation und Koordination wahrnehmen. Diese sollen

  • zuerst hören bevor sie handeln,
  • Charismen suchen, erkennen und fördern,
  • Dienste wertschätzen, bestätigen und zusammenführen,
  • aus ihrem Leben in der Welt auf Gott verweisen und die Liebe Gottes in Wort und Tat zusprechen (Sakramente feiern)
  • Konflikte begleiten und Versöhnung stiften und zusagen;
  • Beziehungskultur des Alltags aufbauen und als Kristallisationspunkte nach inne und nach außen zur Verfügung stehen.

In der PriesterInnen-Ausbildung darf der Blick auf die Seelsorge nie verloren gehen: der Vermittlung und Förderung von kommunikativer Kompetenz, von Gesprächsbereitschaft und Dialogfähigkeit, psychologischer Schulung und Weiterbildung ist neben der theologischen Ausbildung ein weitaus höheres Augenmerk zu schenken als bisher.
(Pfarr-)Teamarbeit ist die Zukunft. Gerade angesichts der Vielfalt kirchlicher Gruppierungen braucht es Personen, die die Vielfalt wollen und fördern und team- und konfliktfähig sind.

Es reicht allerdings nicht mehr aus, den Dialog über die offenen Fragen in unserer Kirche zu fordern. Hat sich doch längst erwiesen, dass die Kirchenleitung den Dialog verweigert und dazu unfähig ist. Wir müssen handeln! Es ist an der Zeit, dass wir unsere Verantwortung für die Gemeinden wahrnehmen. Wir brauchen in unserem Leben konkrete Antworten. Unser Tun hat die Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu verkörpern. Die „Körpersprache“ der Kirche muss mit ihren Worten übereinstimmen.

Die TeilnehmerInnen der „Kirchenvolks-Konferenz“ fordern daher die Kirchenleitung auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen und unsere Fragen und Forderungen auch zu den ihren zu machen.

Die TeilnehmerInnen der Kirchenvolkskonferenz schließen sich vollinhaltlich folgendem Plädoyer an:
(aus: Kirche und Amt. Auf dem Weg nach einer Kirche mit Zukunft. Provinzkapitel der Niederländischen Dominikaner; 17. September 2007)

Mit Nachdruck plädieren wir dafür, dass unsere kirchlichen Gemeinden in der heutigen vom Mangel an zölibatären Priestern gekennzeichneten Notsituation in kreativer Weise ihre theologisch verantwortete Freiheit ergreifen und erlangen, indem sie aus ihrer Mitte ihre eigenen GemeindeleiterInnen bzw. ein Team von GemeindeleiterInnen wählen.

Auf Grund der vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich festgelegten Vorrangsposition des „Volkes Gottes“ vor der Hierarchie ist von den Diözesanbischöfen zu erwarten, dass sie in gutem Einvernehmen diese Wahl durch ihre Handauflegung bestätigen.


Sollte ein Bischof diese Weihe oder Ordination mit Argumenten verweigern, die mit dem Wesen der Eucharistie nichts zu tun haben, dann dürfen die Pfarren darauf vertrauen, dass sie dennoch echt und wahrhaftig Eucharistie feiern, wenn sie unter Gebet Brot und Wein teilen.

Wir plädieren dafür, dass die Pfarren in dieser Angelegenheit mit mehr Selbstvertrauen und Mut handeln. In vergleichbaren Situationen können sich die Pfarren in ihrem Verhalten gegenseitig bestätigen und notfalls korrigieren.