Essen (epd). Der Tod der katholischen Theologin und Kirchenkritikerin Uta Ranke-Heinemann hat in der innerkirchlichen Reformbewegung Betroffenheit ausgelöst. "Sie ist ihren theologisch-feministischen und kirchenkritischen Weg ohne Rücksicht auf Verluste gegangen", sagte die katholische Theologin Magdalene Bußmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Essen. "Sie war eine Frau, die in allem, was sie tat und sagte, ihrer Zeit voraus war." Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass Ranke-Heinemann im Alter von 93 Jahren gestorben ist.
Sie hatte 1970 als weltweit erste Frau einen Lehrstuhl für katholische Theologie erhalten. Sie lehrte als Professorin zunächst an der Pädagogischen Hochschule in Neuss und später an den Universitäten Duisburg und Essen. Weil Ranke-Heinemann öffentlich am Dogma der Jungfrauengeburt zweifelte, entzog ihr Ruhrbischof Franz Hengsbach 1987 die Lehrbefugnis.
Einige Monate später erhielt sie bis zu ihrer Emeritierung einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte an der Universität Essen. Sie habe zwar weiter Lehrveranstaltungen an der Uni Essen gegeben. Diese seien jedoch mit einem Sternchen versehen und damit als nicht prüfungsrelevant gekennzeichnet worden, erinnerte sich Bußmann, die die Initiative "Kirche von unten" mitgegründet und Ranke-Heinemann mehrfach selbst getroffen hat.
Die Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann (1899-1976), die 1953 von der evangelischen zur katholischen Kirche übergetreten war, galt als eine der schärfsten Kritikerinnen der katholischen Kirche, vor allem der Sexualmoral. Ihr 1988 veröffentlichtes Hauptwerk "Eunuchen für das Himmelreich" war ein Bestseller.
Annegret Laakmann von der kirchlichen Reformbewegung "Wir sind Kirche" sagte dem epd, ihr habe die Stimme Ranke-Heinemanns in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit gefehlt. Besonders, da die katholische Kirche in Deutschland wieder über die katholische Sexualmoral diskutiere. Das sei lebenslang das Thema Ranke-Heinemanns gewesen.
Im Jahr 1999 kandidierte die parteilose Ranke-Heinemann auf Vorschlag der PDS für das Bundespräsidenten-Amt und unterlag erwartungsgemäß dem SPD-Politiker Johannes Rau, der mit ihrer Nichte verheiratet war. Ranke-Heinemann lebte bis zuletzt in ihrer Geburtsstadt Essen. Sie hinterlässt zwei Söhne. Sie war seit 1954 mit dem 2001 gestorbenen katholischen Religionslehrer Edmund Ranke verheiratet.