Kirchenvolkskonferenz 2023 zum Thema "Katholische Sexualmoral"
Hätten Sie sich gedacht, dass katholische Sexualmoral so spannend sein kann? Wir kennen doch alle das müde Achselzucken – oder den Ärger gepaart mit Verachtung - ,wenn von ihr die Rede ist. Umso interessanter war es für uns zu hören, wie viele Leute sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung darum bemühen, was wirklich hilfreich wäre an moralischen Orientierungshilfen im Bereich der Sexualität. Für mich verstärkte sich auf dieser Kirchenvolks Konferenz die Erkenntnis, dass die scietific community der Theologen und Theologinnen selbstverständlich Teil des katholischen Lehramtes sein und offiziell als solcher anerkannt werden muss.
Denn es war aufschlussreich, was wir da von Prof. Gunter Prüller-Jagenteufel hörten über die biblischen und theologischen Grundlagen einer sinnvollen Beziehungsethik. Lesen Sie sein Referat nach, es wird Sie einiges überraschen, anderes sehr bestätigen! Erstaunlich und unverständlich, wie sehr die offizielle katholische Sexualmoral noch von der antiken Stoa und deren Sicht von Geist, Körper und Lustgefühl beeinflusst ist.
Prof. Kerstin Schlögl-Flierl erzählte uns von einem Projekt, das sie an der Universität Augsburg mit ihren Studierenden durchführt. Was erwarten sich junge Erwachsene von einer christlichen Beziehungsethik? Wir staunten über den Gleichklang: sie benannten exakt jene Kriterien, die die meisten von uns „immer schon“ für wichtig gehalten hatten: Treue, Einvernehmlichkeit, Akzeptieren des Willens des/der Anderen („ein Nein ist ein Nein“), Behutsamkeit … Die jungen Leute von heute haben also nicht völlig andere Bedürfnisse in einer Partnerschaft!
Am Nachmittag setzten wir uns mit den Ergebnissen des Forums 4 des deutschen „Synodalen Weges“ auseinander: „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“. Katharina Norpoth, eine Teilnehmerin und zeitweise Moderatorin dieses Forums berichtete uns auch von der klaren, strukturierten Vorgansweise des ganzen Prozesses. Das Grundsatzpapier scheiterte in der Synodalversammlung ganz knapp an der notwendigen Zweidrittelmehrheit der Bischöfe (auf die sich die Organisator:innen leider von Beginn an haben einlassen müssen, um den ganzen synodalen Prozess nicht zu gefährden). In der Schockwelle, die daraufhin durch alle Delegierten ging (auch durch die Bischöfe) wurden dann allen dazugehörigen Handlungstexten zugestimmt. Es lohnt sich, sie hier nachzulesen!!
Nach all diesen wertvollen Informationen formulierten die Teilnehmenden „SEX FRAGEN AN DIE BISCHÖFE“, die unseren österreichischen Bischöfen im Anschluss zugesandt wurden. Die Antworten darauf waren erwartungsgemäß spärlich. Nichtsdestotrotz war es uns wichtig, sie ihnen zu stellen!
Insgesamt war das also wieder eine gelungene, erkenntnisreiche Tagung! Wir bedanken uns bei allen, die mitgewirkt haben und die dabei gewesen sind, bei den "Priestern ohne Amt" für die Organisation des mittäglichen Imbisses und bei Christine Lenz und Wolfgang Payrich für die Gestaltung des spirituellen Morgen- und Abschlussimpulses!