Felix war ein Gründungsmitglied der Plattform „Wir sind Kirche“. 15 Jahre lang war er als Diözesansprecher für Kärnten Mitglied unseres Österreich-Vorstandes.
Wir haben Felix sehr geliebt und geschätzt. Ich habe viele Anrufe von unseren Mitgliedern bekommen, als bekannt wurde, dass er gestorben ist. Wir sind alle traurig.
Er wird mir immer in Erinnerung bleiben als ein unwahrscheinlich bescheidener und origineller Mensch. Ich sehe ihn vor mir mit seinem unverzichtbaren roten Schal – um den Bauch, wohlgemerkt, nicht um den Hals – und mit dem humorvollen Glitzern in seinen Augen.
Wenn er uns vom Zustand seiner Diözese berichtete, waren seine Erzählungen immer glasklar analysiert und zeugten von seinem hellwachen, kritischen Geist. Auch wenn ihn manches wütend machte, war er nie böse oder verbissen. Er war einfach mit Herz und Hirn herausgefordert durch erstarrte Formen in unserer Kirche.
Voller Elan war er bei unseren Unternehmungen dabei. Ihm ging es immer auch um die FORM. Damit weitete er unseren Blick, wenn wir uns zu sehr verfingen im rein kognitiven Argumentieren. Er war der Künstler in unseren Reihen.
Der Inhalt braucht eine Form, und beides muss aufeinander bezogen sein. Die Form muss ausdrücken, wo Worte nicht ausreichen. Was man sieht, muss übereinstimmen mit dem, was man hört, muss es unterstreichen.
Ich will das an drei Beispielen (von vielen) verdeutlichen:
- Durch unser Kirchenvolks-Begehren waren viele Leute hellhörig geworden, sahen ihre Mitverantwortung als Kirchenbürger*innen deutlicher, verstanden, dass jede/jeder einzelne von uns Kirche ist. Das wollten wir bei einer Veranstaltung veranschaulichen. Aber wie? Wir sagten: Der Senf geht nicht mehr in die Tube zurück. Wir dachten schmunzelnd an Würstl mit Senf. Aber wie das umsetzen? Die zündende Idee kam - wie so oft - von Felix. Wir bauten am Stephansplatz in Wien einen langen Tisch auf. Ein Gastmahl. Wir luden wie immer auch alle Bischöfe dazu ein und bereiteten Stühle mit ihren Namensschildern vor. Erwartungsgemäß blieben alle diese Stühle leer – und so luden wir die Zaungäste, die Leute auf dem Platz ein, sich zu uns zu setzen, sich einzubringen mit ihren Vorstellungen, mit uns zu essen und zu trinken. Kann man es klarer machen, dass es uns um die Menschen an der Basis geht, um das „Kirchenvolk“? Dass wir Kirche sind, auch wenn uns die Hierarchie im Stich lässt?
- Immer wieder bezog uns Felix in seine Überlegungen zum Kirchenbau in Krumpendorf ein. Da ging es Felix wirklich ums Eingemachte. Wie kann man durch die Gestaltung eines Kirchenraumes fördern, was in ihm Heiliges geschieht? Wie kann durch die äußere Form das Bewusstsein unterstützt werden, dass Jesus sich auf eine so innige Weise mit uns – und uns untereinander verbindet? Felix hat uns immer wieder seine Entwürfe, viele, viele Zeichnungen gezeigt und mit uns darüber geredet. Das hat uns sensibilisiert. So denke ich oft, wenn ich eine Kirche betrete, an Felix und frage mich: Ist hier umgesetzt, was ihm so ein Herzensanliegen war?
- Noch ein drittes Beispiel: der Gottesdienst zu unserem 10Jahres-Jubiläum in Innsbruck. Felix hatte 5 große Holzbalken vorbereitet (und aus Kärnten mitgebracht!), auf denen mit jeweils einem Wort die großen Belastungen für unsere Kirche geschrieben waren (Frauendiskriminierung, Pflichtzölibat, Drohbotschaft, Zentralismus, Sexualfeindlichkeit). Hinter dem Altar stand ein Baum, dessen Stamm abgesägt war. Mit 5 Kyrie-Rufen wurden die Balken abwechselnd auf den Baum gelegt: sie hindern den Baum am Wachsen. Mit 5 Fürbitten wurden sie wieder heruntergenommen und stattdessen junge grüne Zweige in den Stamm gesteckt. - Auch wenn wir vieles für unsere anwesenden Freunde und Freundinnen aus anderen Ländern übersetzt haben: vieles haben sie im Schauen verstanden – dank Felix!
Felix war uns ein guter Lehrmeister. Immer waren sein Kopf und sein Herz voll von Visionen für eine menschenfreundliche und gottverbundene Kirche. Auch wenn für einen Architekten Statik wesentlich ist, war er immer voller Dynamik – und voller Humor.
Dazu noch ein letztes Beispiel:
Auf einer Tagung in Deutschland waren wir wieder mal voll von theologischen, soziologischen, psychologischen Überlegungen zur Kirchenreform und erörterten die nächsten Schritte. Es war zäh und wir waren müde. Unsere Moderatorin wies uns an: „Man kann auf dem Flipchard auch unterstreichen, was einem wichtig vorkommt!“ und Felix hat sehr trocken angemerkt: „Vor allem das eigene!“ Großes Gelächter! So hat er oft Angespanntes in Gelöstes verwandelt.
Natürlich fehlt uns Felix. Schon lange. Bei aller Traurigkeit bleiben uns aber die vielfältigen Erinnerungen an ihn als eine unzerstörbare und unverlierbare Kostbarkeit.
Er wird sich jetzt über den Himmel freuen.
Der Himmel wird sich über ihn freuen.
Ich wünsch euch noch ein Weilchen Zeit,
euch allen, die der Ewigkeit
mit mir entgegenwandern.
Ein Weilchen ist nur kurze Frist,
das macht, dass sie so kostbar ist,
mir selber und euch andern.
Und sind wir auch nur wie der Strahl,
der sich einmal durch Wolken stahl,
Licht auf ein Feld zu streuen.
Ein Segen ist solch Leuchten schon,
so nehmt davon und gebt davon!
Gott wird sich drüber freuen!
Rainer Maria Rilke