Hoffnungszeichen Februar 2024

Papst Franziskus hat in Indiana die Offenheit der römisch-katholischen intellektuellen Tradition betont. Vor Lehrenden der US-Universität Notre Dame erinnerte er an die Harmonie von Glaube und Vernunft als römisch-katholischen Grundsatz. Dass es diese Tradition gebe, bedeute keinesfalls Verschlossenheit, sondern vielmehr Offenheit. „Es gibt eine intellektuelle Tradition, die wir immer bewahren und wachsen lassen müssen". Die Universität Notre Dame in Indiana zählt zu den führenden Hochschulen in den USA. Laut eigenen Angaben ist die Ausrichtung der Lehranstalt „traditionell, aber offen für Veränderungen". (kap v. 1. 2.)

Erneut haben sich einzelne afrikanische Bischöfe offen gegenüber Segnungen für homosexuelle Paare gezeigt. Die südafrikanische Bischofskonferenz (SBK) sprach während der Vollversammlung über die Vatikan-Erklärung „Fiducia supplicans" (Flehendes Vertrauen). Die Erklärung solle in Südafrika „auf umsichtige Weise" umgesetzt werden. Laut einem Bericht des von Jesuiten herausgegebenen „America Magazin" sagte Kardinal Stephen Brislin, der Sprecher der SBK und Erzbischof von Kapstadt, es sei dem jeweiligen Ortsbischof überlassen, wie er das Dokument in seiner Diözese umsetze. „Denn es handelt sich um ein seelsorgerisches Thema und nicht um ein lehramtliches Thema". Der gesamt-afrikanische Bischofsrat SECAM hatte am 11. Jänner eine ablehnende Stellungnahme zu „Fiducia supplicans" veröffentlicht: Die Segnungen widersprächen den kulturellen Gepflogenheiten Afrikas. (kna v. 1. 2.)

Es braucht in der Kirche Beschränkung und Teilung von Macht sowie die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen, sagte der Theologe Daniel Kosch, von 2001 bis 2022 Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz im Interview: „Bis vor Kurzem war es verpönt, in der Kirche von Macht zu sprechen. […] Ich finde es positiv, dass das Thema nun offen angesprochen wird – ausgelöst durch die Einsicht, dass kirchliche Amtsträger ihre Macht schändlich missbraucht haben. […] Daher braucht es auch in der Kirche die Kontrolle, Beschränkung und Teilung von Macht. Die wichtigsten Instrumente dafür sind das Recht, machtteilige Strukturen, Transparenz und Rechenschaftspflicht. So könnte zum Beispiel das Kirchenvolk an der Wahl des Bischofs beteiligt sein, seine Amtszeit auf vielleicht zwölf Jahre beschränkt und ein diözesaner Rat geschaffen werden, der den Kurs des Bistums mitbestimmen kann und dem gegenüber der Bischof für sein Handeln rechenschaftspflichtig ist. […] Zudem würde das Bischofsamt stark aufgewertet, wenn es nicht nur zölibatären Männern offenstünde, sondern auch Frauen, denen Gott das Charisma der Leitung verliehen hat.“ (kath.ch v. 1. 2.)

Römisch-katholische und anglikanische Bischöfe rufen eindringlich zum Engagement für Frieden, Menschenrechte, Klimaschutz und die Einheit der Christen auf. Es sei an der Zeit, „gemeinsam zu gehen, gemeinsam zu beten und gemeinsam nach Gerechtigkeit zu streben", heißt es in dem Appell, den die rund 50 Geistlichen aus 27 Ländern jetzt im Anschluss an ihr Gipfeltreffen „Growing Together" veröffentlicht haben. Dieses fand vom 22. bis 29. Jänner in Rom und Canterbury statt. Die Teilnehmenden bekräftigten den Appell zur Bewahrung der Schöpfung, der auch bei der anglikanischen Lambeth-Konferenz 2022 formuliert wurde: „Nach vier Jahrhunderten des Konflikts und der Trennung befinden sich die katholische Kirche und die anglikanische Gemeinschaft nun seit fast sechs Jahrzehnten auf dem Weg der Versöhnung". Heute gebe es einen „außerordentlich fruchtbaren" Dialog: „Unser gemeinsamer Dienst als Katholiken und Anglikaner möge für die Welt ein Vorgeschmack auf die Versöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche von Christus" sein, so der Abschlusstext (kna v. 2. 2.)

In Abu Dhabi erhielt die chilenische Ordensfrau Nelly Leòn Correa den Zayed-Preis 2024 für menschliche Geschwisterlichkeit. Sie ist Präsidentin und Mitbegründerin der Stiftung „Mujer Levántate“, die sich seit mehr als 25 Jahren für inhaftierte Frauen einsetzt. Die Stiftung „bringt den Gefangenen Hoffnung und den frisch Entlassenen Heilung“, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung. Die von Schwester Nelly geleitete Stiftung unterstützt mit ihren verschiedenen Programmen durchschnittlich 250 Frauen pro Jahr. „Nahdlatul Ulama“ und „Muhammadiyah“, Indonesiens größte islamische Verbände, erhielten den Preis „für ihre herausragenden humanitären und friedensfördernden Bemühungen“. (vn v. 2. 2.)

Kardinal Christoph Schönborn hat die Bedeutung des Abu-Dhabi-Abkommens von 2019 hervorgehoben. Papst Franziskus hat es gemeinsam mit dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed Al-Tayyeb, unterzeichnet. Das Zustandekommen des „Dokuments über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt" sei „keineswegs eine Selbstverständlichkeit gewesen", betonte er in Wien anlässlich des Fünf-Jahre-Jubiläums der Deklaration, zu der die Kommission Weltreligionen der Österreichischen Bischofskonferenz (ÖBK) und das Außenministerium eingeladen hatten. Am Ende des fünfseitigen Dokuments werde die Liebe als essenziell angeführt, so Schönborn, „ohne Liebe kein Dialog, keine Brüderlichkeit". Als besonders wichtig bezeichnete Schönborn die in dem Dokument hervorgehobenen Bürgerrechte. Militärbischof Werner Freistetter, in der ÖBK für den Interreligiösen Dialog zuständig, bezeichnete das Zustandekommen des Abu-Dhabi-Dokuments als „prophetisches Zeichen". Es sei Zeichen dessen, „dass Religionen zusammen für Frieden arbeiten können". Noch vor wenigen Jahren hätte nicht gedacht, dass eine solche Deklaration möglich sei. Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), betonte die „fundamentale Bedeutung" von Frieden und Sicherheit in der Gesellschaft, an der die Religionen mitwirken müssten. Die Abu-Dhabi-Deklaration werbe für ein besseres Verständnis der Anderen und für das gemeinsame Streben nach Frieden. Sheikh Abdullah Mohammed Khaled Ahemd Al Qasimi, Direktor der „General Authority of Islamic Affairs and Endowments" der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), betonte die „noble Intention" des Dokuments zur Stärkung der Geschwisterlichkeit auf der Welt. Es sei eine gemeinsame Aufgabe, Religion von Extremismus zu trennen und Geschwisterlichkeit, Frieden und Toleranz zu fördern, so der Leiter der Organisation, die sich der Förderung und Bewahrung islamischer Werte und Grundsätze in den VAE verschrieben hat. Weitere Redebeiträge am Vormittag gestalteten Shaikha Alkaabi von der Botschaft der VAE in Österreich und Khaled Shaalan, Vertreter der Botschaft von Ägypten in Österreich. Zudem sprachen der islamische Theologe Abdullah Takim von der Universität Innsbruck. (kap v. 5. 2.)

Bei der heuer ersten Tagung des Kardinalsrats mit Papst Franziskus waren drei Frauen als Gäste eingeladen. Auf der Agenda stand die Rolle der Frauen in der Kirche. Eine der drei Referentinnen war die anglikanische Bischöfin Jo Bailey Wells aus England. Außerdem eingeladen waren die italienische Religionslehrerin Giuliva Di Berardino sowie die italienische Salesianerin Don Boscos Linda Pocher, die als junge Dogmatik-Dozentin 2022 vor dem Kardinalsrat über das marianische und das petrinische Prinzip der Kirche sprach. Das Thema der Beteiligung und Wertschätzung von Frauen in der Kirche war bei der Sitzung der Weltsynode zur Synodalität im vergangenen Oktober breit diskutiert worden. Dem Kardinalsrat gehören derzeit - neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Präsidenten des Governatorats Kardinal Fernando Vérgez Alzaga - sieben weitere Kardinäle aus vier Kontinenten an. (vn v. 5. 2.)

Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl hat die Solidarität der steirischen Kirche mit den armenischen Christinnen und Christen betont. „Wir fühlen uns mit der armenischen Kirche sehr verbunden; im Gebet, durch unsere Kontakte zu christlichen Kirchen im Osten und mit der kleinen armenischen Gemeinde in Graz". Der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan machte bei seinem Besuch in Graz auf die schwierige Lage des „ersten christlichen Landes der Welt" aufmerksam. Im Fokus stand vor allem die Vertreibung von rund 100.000 Armenierinnen und Armeniern aus Bergkarabach im letzten Jahr. Petrosyan, derzeit Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, betonte auch die enge Verbundenheit von Ökumene und Friedensarbeit, die für die armenische Kirche eine große Bedeutung habe. (kap v. 6. 2.)

Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister und der Imam Ramazan Demir gehen seit einigen Jahren gemeinsam in die Schulen. Die Botschaft ihrer Aufklärungsarbeit lautet: Die Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Muslimen sind viel größer, als die meisten wissen. „Wir gehen als Augenöffner in die Schulen und geben den Schülerinnen und Schülern Antworten, die sie überraschen und zum Nachdenken motivieren", berichtete der Rabbi bei einer interreligiösen Veranstaltung in Wien anlässlich des Fünf-Jahre-Jubiläums der Abu-Dhabi-Erklärung zwischen Papst Franziskus und dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed Al-Tayyeb. „Schon der Umstand, dass ein Imam und ein Rabbi gemeinsam und freundschaftlich in einer Schule auftreten, sorgt oft für Verwunderung", so Hofmeister. „Muslime und Juden haben viel gemeinsam, was in der christlichen Gesellschaft nicht beachtet wird, etwa Speise- oder Gebetsregeln". Die muslimisch-jüdischen Beziehungen würden von der Politik im Nahen Osten missbraucht, ist er überzeugt. „Das Wichtigste ist aktiv zu werden und einander zu zeigen, dass wir alle gleich sind.“ (kap v. 6. 2.)

Niemand soll im Erzbistum München von der Priesterausbildung ausgeschlossen werden – auch kein Homosexueller, sagt Wolfgang Lehner, der Leiter des Priesterseminars: „Das Positiv-Kriterium für mich ist: Kann jemand gesunde und gute Beziehungen zu Männern und Frauen aufbauen, haben wir die begründete Vermutung, dass dies auch ein Leben lang hält?“, sagte er im Interview mit der „Münchner Kirchenzeitung“. Wer Priester werden wolle, müsse über eine „altersgemässe menschliche Reife“ verfügen sowie gesprächs- und dialogfähig sein. Andreas Beer, der Rektor des Ausbildungszentrums für Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, erklärte, in der neuen Grundordnung des kirchlichen Arbeitsrechts sei festgelegt, dass die private Beziehungsgestaltung kirchenrechtlichen Bewertungen entzogen sei. „Für uns ist es also kein Problem, ob einer schwul oder lesbisch, in schwul-lesbischer Beziehung oder Ehe lebt.“ Entscheidend sei, ob der Mensch die nötigen Kompetenzen für die Seelsorge mitbringe. Beer sprach im Blick auf die neuen Regeln von einem „Quantensprung“. (kna u. kath.ch v. 6. 2.)

Der Jesuit Stefan Kiechle befürwortet die Weihe älterer Laiinnen und Laien für priesterliche Dienste. Der Chefredakteur der römisch-katholischen Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ meint, ohne Eucharistie vertrockne die sakramentale Kultur, „letztlich besiegt durch den Zölibat und das Verbot der Frauenweihe". Es gebe viele ältere Katholikinnen und Katholiken, die gut gebildet, gläubig und glaubwürdig seien, schreibt Kiechle im Portal „katholisch.de". Würde man einige von ihnen theologisch und liturgisch fortbilden und sie weihen, könnten sie die sakramentale Kultur pflegen und Lebensnähe in die Seelsorge bringen. (domradio.de v. 7. 2.)

Rund um den bevorstehenden Valentinstag (14. Februar) laden zahlreiche Pfarrgemeinden zu „Gottesdiensten für Liebende" ein. Dabei können sich Paare, Liebende und Menschen, die auf der Suche nach einem Partner sind, segnen lassen. Der Gedenktag des Heiligen Valentin, der im Jahr 269 als Märtyrer starb, ist bereits im Jahr 350 belegt ist. Der Wiener Dompfarrer Toni Faber meint: „Gott liebt uns - diese Tatsache und sein Segen können eine Hilfe auf dem gemeinsamen Lebensweg sein - egal, wie lange man schon miteinander unterwegs ist" Von 12 bis 17 Uhr erwarten Interessierte im „Segensraum" in der Romanischen Kapelle des Schottenstifts (1010 Wien, Freyung 6a) einige Stationen, darunter Segensgebete und Kerzen zum eigenen Gestalten. Das Familienreferat der Diözese Graz-Seckau bietet rund um den Valentinstag verschiedene Veranstaltungen an und lädt unter dem Motto „i mog di" dazu ein, den Tag der Liebe zu feiern. Eine Aktion gibt es auch in der Linzer Innenstadt. Eine „Messe für Verliebte" feiert am 11. Februar Dompfarrer Peter Allmaier in der Domkirche Klagenfurt. (kap v. 9. 2.)

Das Oberste Gericht von Malaysia hat einige Scharia-Gesetze im Bundesstaat Kelantan für verfassungswidrig erklärt. Die entsprechenden Bestimmungen im Strafgesetzbuch seien „nichtig und ungültig“, so zitiert die Nachrichtenagentur Bernama das Urteil. Acht der neun Richter des Obersten Gerichts hatten das Urteil gefällt, das von vielen als „historisch“ bezeichnet wird. Einige konservative muslimische Gruppen äußerten sich bestürzt. Der malaysische Premierminister, Anwar Ibrahim, erklärte, seine „Regierung der Einheit“ habe keinen Einfluss auf die Richter genommen. Malaysia, dessen Bevölkerung zu rund zwei Dritteln muslimisch ist, hat ein zweigleisiges Rechtssystem mit islamischem Straf- und Familienrecht, das für Muslime gilt, und säkularen Gesetzen. Islamische Gesetze erlassen die Parlamente der Bundesstaaten, während säkulare Gesetze vom malaysischen Parlament verabschiedet werden. Die Verfassungsklage wurde von einer Anwältin aus dem Bundesstaat Kelantan und ihrer Tochter eingereicht. Die islamistische PAS, stärkste Oppositionspartei im malaysischen Parlament, setzte in Kelantan viele islamische Regelungen des gesellschaftlichen Lebens durch, etwa die Trennung von Geschlechtern in Warteschlangen vor Supermärkten sowie weitgehende Einschränkungen von Vergnügungsstätten. Die Einführung von Strafen wie der Amputation von Gliedmaßen bei Diebstahl und der Hinrichtung wegen Blasphemie wurden jedoch von der malaysischen Regierung aus verfassungsrechtlichen Gründen verhindert. (kna u. vn v. 9. 2.)

Eine Tagung in der Katholischen Akademie Stuttgart beschäftigte sich mit dem schillernden Begriff „liberaler Islam“. Leyla Jagiella vom Liberal-islamischen Bund (Sitz in Hamburg) erklärt, dass sich außerhalb des deutschsprachigen Raums der Begriff „liberal“ nicht durchgesetzt habe. „Wir erleben das sehr oft, dass als Forderung der Mehrheitsgesellschaft an uns herangetragen wird: Ihr müsst liberaler sein, ihr seid nicht liberal genug. […] Und das führt leider dazu, dass das Wort ‚liberal‘ unter Muslimen verständlicherweise auch ein bisschen ein Gschmäckle hat.“ Ein bisschen abgeschaut habe man sich den Begriff bei den liberalen Juden. Aber auch dort ist er nicht unumstritten, erläutert Susanne Jakubowski, eine Vertreterin des liberalen Judentums in Stuttgart: „Wir sind ausgewichen auf den Begriff egalitär. […] ‚Egalitär‘ sagt es für uns besser, weil es von Gleichberechtigung von Männern und Frauen spricht - im Gottesdienst und in der Ausübung dieser Religion.“ Die Erwartungen der Politik an liberale Muslime sind enorm hoch, bestätigt auch der für die Diözese Rottenburg-Stuttgart tätige Islamexperte Hussein Hamdan. Er höre häufig: „Ich lebe hier in Deutschland, ich arbeite, ich habe mein Familienleben. Und wenn ich Religion brauche, dann lebe ich sie alleine und möchte nicht, dass mir Druck gemacht wird …“ Diesen Druck verspürt auch Annika Mehmeti, ebenfalls im Liberal-islamischen Bund engagiert: „Ihr seid die Muslime, die wir wollen!“ Das Verhältnis der liberalen Muslime zu den großen Dachverbänden wie DITIB oder VIKZ oder IGMG ist ein schwieriges Thema. Aber es wird besser, berichtet Annika Mehmeti: „Es hat sich doch sehr positiv entwickelt. Dass man eine Akzeptanz, eine Toleranz hat, dass man als Mitgesprächspartner akzeptiert wurde und dass man nebeneinander muslimisch leben kann.“ (vn v. 10. 2.)

Die meisten Gläubigen im Apostolischen Vikariat für Südarabien sind Gastarbeiter aus Indien, Bangladesch, den Philippinen und anderen asiatischen Ländern. Während der Gottesdienste ertönen unterschiedlichste Sprachen: Arabisch, Englisch und Französisch, aber auch Tagalog, Malayalam, Singhalesisch, Urdu und Tamil. Paolo Martinelli ist seit Mai 2022 Apostolischer Vikar für Südarabien. Unterstützt wird er bei seiner Arbeit von seinem Vorgänger Bischof Paul Hinder. Jegliche Mission ist verboten. Als der Papst vor fünf Jahren die Messe in der „Zayed Sport City“ hielt, sprach er von der „freudigen Vielstimmigkeit des Glaubens“. Obwohl die Gläubigen aus verschiedensten Ländern kommen, eint sie die gemeinsame Taufe. Als Glieder des Leibes Christi aber ist die Vielfalt eine Bereicherung. Auch hier verfolgen die Gläubigen aufmerksam den Synodalen Prozess, den Papst Franziskus angestoßen hat. Im vergangenen Oktober war Martinelli auf der ersten Versammlung in Rom. Daheim wurden seine Erlebnisse interessiert erwartet. Vor Ort ist die synodale Struktur bereits sehr ausgeprägt. Die Gemeinden haben sich beispielsweise schon mit Ordensfrauen in ihrem Vikariat getroffen, um über die Rolle der Frau in der Kirche zu reden. Über mehr Mitverantwortung für Frauen. Über die Bedeutung des Ordenslebens und der Charismen. Und natürlich das wichtigste Thema vor Ort: Den interreligiösen Dialog. In Abu Dhabi steht seit neuestem ein „Haus der Familie Abrahams“. Auf einem Komplex liegen eine Moschee, eine Synagoge und eine Kirche ganz nahe beieinander. (vn v. 13. 2.)

Essens Bischof Overbeck will sich künftig von einem synodalen Gremium beraten lassen. Der „Gemeinsame Rat" soll aus 21 stimmberechtigten Mitgliedern verschiedener Gremien und Gruppen des Bistums bestehen, kündigte das Bistum an. So wolle der Bischof „mehr Beteiligung an Beratungs- und Entscheidungsprozessen ermöglichen". Eine erste Sitzung ist für den 13. April geplant. Die Einführung des Rats geht auf den Reformprozesse „Synodaler Weg" zurück. Der neue Gemeinsame Rat soll „wesentliche Prozesse kritisch begleiten und insgesamt die Diskussions- und Partizipationsstruktur in unserem Bistum weiter fördern". In dem Gremium seien Laien und Priester vertreten sowie ehren- und hauptamtliche Beschäftigte der Kirche. Nach der gemeinsamen Abwägung der Argumente soll er „Entscheidungen treffen […] können, die jetzt noch umfassender und breiter begründet sind", betonte der Bischof. Die Abstimmungen des Gremiums sind jedoch kirchenrechtlich nicht bindend. Aber so soll die Kirche synodaler werden und auch Laien stärker in Entscheidungen einbeziehen. (domradio.de v. 15. 2.)

„Christen in Not“ hat wieder den „Kreuzweg für unsere verfolgten Schwestern und Brüder“ herausgegeben. Christen in Not ist der Ökumene verpflichtet. Daher ist der Kreuzweg auch mit einem Schlusslied ergänzt, das in den evangelischen, römisch-katholischen und altkatholischen Liederbüchern enthalten ist. Bei jeder einzelnen Station der 14 Stationen wird der Situation verfolgter Christen gedacht. Damit wird der Leidensweg Jesu als Leidensweg verfolgter Christen sichtbar. So zeigt etwa die Station „Jesus stirbt am Kreuz“ eine verzweifelte Frau in einer zerstörten Kirche in Berg-Karabach mit gefalteten Händen. (www.p-udo-ja v. 18. 2.)

Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop fordert die deutschen Bischöfe auf, das Reformprojekt „Synodaler Weg“ auch gegen Stoppsignale aus dem Vatikan fortzusetzen. „Die Bischöfe müssen klären, wem sie sich verpflichtet fühlen: den Gläubigen in Deutschland, mit denen sie seit 2019 einen strukturierten Prozess gehen, um systemische Probleme systemisch anzugehen, oder ob sie sich von der haltlosen Unterstellung aus Rom einschüchtern lassen, sie würden die katholische Kirche in Deutschland ins Schisma führen", sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Am Wochenende war ein Brief drei ranghoher Kurienkardinäle an die Deutsche Bischofskonferenz bekannt geworden. Darin fordern sie die Bischöfe auf, eine für diese Woche geplante Abstimmung zur Errichtung eines „Synodalen Ausschusses“ von der Tagesordnung ihrer Vollversammlung in Augsburg zu streichen. Die Bischöfe hätten 2019 ihr Wort gegeben, aus systemischen Problemen im Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche lernen zu wollen, sagte Knop. „Die Bischöfe haben gemeinsam mit den Gläubigen Beschlüsse gefasst, wie dieser Weg konkret gehen kann. Wenn dieses Wort gilt, sollten sie dies auch klar kommunizieren. Das bedeutet aber auch, gegenüber Rom eine Überwindung der römischen Totalblockade zu fordern und dafür zu werben, Vertrauen in die Prozesse und Strukturen in Deutschland aufzubauen." Vorbehalte der römischen Kurie oder auch des Wiener Kardinals Christoph Schönborn, wonach die in Deutschland gegangenen Schritte das sakramentale Bischofsamt unterwanderten, nannte Knop „theologisch haltlos". Fälschlich werde hier das Verständnis des Bischofs als absolutistischer Monarch als einzig mögliches und wahres behauptet. Mit der Ordensfrau Katharina Kluitmann meldete sich auch eine weitere bekannte Stimme kritisch zu dem Dämpfer aus dem Vatikan für den Reformprozess. Der Papst wolle eine Kultur des Hörens, verweigere aber der Leitung des Synodalen Wegs das Gespräch, so die frühere Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz in einem Gastkommentar für das Internetportal kirche-und-leben.de. „Ich verstehe das nicht. Denn so fördern Sie, was Sie sonst bekämpfen: eine indirekte Kommunikation über Dritte, über Medien, über undurchsichtige Kanäle in der Kurie. […] Ich bitte Sie, werden Sie Ihrer Verantwortung für unsere deutsche Kirche gerecht, suchen Sie das Gespräch mit der Leitung des Synodalen Weges.“ (kna v. 20. 2.)

Der Diözesanrat des Bistums Münster spricht sich für Reformen in den Leitungs- und Kirchenstrukturen aus. In Pfarreien und den sogenannten Pastoralen Räumen sollten neue Leitungsformen erprobt werden, heißt es in einer Empfehlung. So sollte es kirchenrechtlich ermöglicht werden, dass Pfarreien nicht mehr allein von einem Priester, sondern künftig von einem Team geleitet werden. „Jede Form von Klerikalismus" solle im Blick auf die Leitung unterbleiben. Die Gemeindeleitung sollte zudem zeitlich begrenzt werden. Der Diözesanrat empfiehlt des Weiteren, neue Kriterien für die Qualität der Seelsorge zu entwickeln. Bei Aufgabe von Gotteshäusern schlägt man vor, in den betroffenen Orten und Stadtteilen andere gottesdienstliche Feierformen wie Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung zu ermöglichen. Diese sollten von Laien geleitet werden, die einen Qualifizierungskurs erfolgreich absolviert haben. Im Bistum Münster sind zum 1. Januar 45 „Pastorale Räume“ kirchenrechtlich errichtet worden. Rund 140 Haupt- und Ehrenamtliche haben in 14 Themengruppen Vorschläge zur Zusammenarbeit erarbeitet. Diese würden nun in der vom Bistum beauftragten Steuerungsgruppe geprüft und dem Bischof Felix Genn zur Entscheidung vorgelegt. (domradio.de v. 20. 2.)

In Wien und in Salzburg finden am 24. Februar, dem zweiten Jahrestag der Invasion Russlands in die Ukraine, ökumenische Friedensgebete statt. Für die Feier im Wiener Stephansdom haben neben Kardinal Schönborn auch der päpstliche Gesandte in Österreich, Nuntius Erzbischof Pedro Lopez, der evangelische Bischof Michael Chalupka, der armenisch-apostolische Bischof und der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Tiran Petrosyan, der griechisch-orthodoxe Metropolit und Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, Arsenios (Kardamakis), sowie Chorepiskopus Emanuel Aydin von der Syrisch-Orthodoxen Kirche ihre Teilnahme angekündigt. (kap v. 21. 2.)

In Rotmonten/St. Gallen werden die römisch-katholische Pfarre St. Peter und Paul sowie die evangelische Pfarrei vielleicht nur noch eine gemeinsame Kirche nutzten. Die römisch-katholische Kirchgemeinde hat die Idee einer „räumlichen Ökumene“ ins Spiel gebracht. Beide Kirchen in Rotmonten auf dem Rosenberg liegen 500 Meter voneinander entfernt. „Im Quartier Rotmonten ist die Ökumene auf einem guten Weg, vieles läuft schon gemeinsam“, teilt Vreni Ammann, Pfarreibeauftragte von St. Peter und Paul, auf Anfrage mit. So gibt es ökumenische Gottesdienste und ein Mal pro Woche ein ökumenisches Quartiergebet in Rotmonten. Die beiden Konfessionen organisieren u. a. Seniorennachmittage, ein Advent-Café und Pilgerwanderungen. Diese gelebte Ökumene sei auch der Grund, dass Rotmonten als möglicher Standort für eine „räumliche Ökumene“ vorgeschlagen wurde. Gemeinsam mit den Reformierten könnte man die Angebote bündeln und einen Ort im Quartier beleben. Die räumliche Ökumene hätte einschneidende Folgen: Entweder die Katholiken oder die Reformierten müssten auf ihre Kirche verzichten. Die Kirchbürgerversammlung der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Tablat wird voraussichtlich im April 2025 über die Gebäudestrategie ihrer Kirchgemeinde abstimmen. Die Katholikinnen und Katholiken von Rotmonten wären bereit, auf ihre Kirche zu verzichten. „Es wäre kein ehrlicher und offener Entscheidungsprozess, wenn nicht beide Standorte bereit sind, die Zukunft mit den anderen zu gestalten oder in Zukunft ihr Gebäude an einen neuen Nutzer zu übergeben“, meint Frau Ammann. „Im besten Fall gestalten wir vieles gemeinsam. So oder so müssen beide bereit sein für einen Neuanfang. […] Was brauchen wir als katholische Pfarrei und Gläubige für unsere Identität? Was gehört für die Reformierten zum eigenen Selbstverständnis?“. (kath.ch v. 21. 2.)

Belgiens Bischöfe wollen sich bei der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode für weitreichende Reformen einsetzen. Das geht aus einem Bericht des Portals „Kerknet" hervor. Darin werben die Bischöfe unter anderem für eine stärkere Rolle der Frauen und fordern „grünes Licht" für bestimmte Schritte auf nationaler oder kontinentaler Ebene. So sollte es nach dem Willen der Belgischen Bischofskonferenz nicht allgemein verboten sein, Frauen zu Diakoninnen zu weihen. Auch der Pflichtzölibat für katholische Priester wird zur Diskussion gestellt: Es gebe in diesem Zusammenhang seit Jahren „ernstzunehmende Fragen", die neu geklärt werden müssten. Generell müsse die Kirche in einen offenen Dialog über alle aktuellen Entwicklungen in der Welt treten, heißt es in dem Papier. (kna v. 22. 2.)

Für Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Professorin für Moraltheologie an der Universität Augsburg, ist Sünde vor allem der Beziehungsabbruch zu Gott: „Ich würde als erstes gern mit dem Begriff Todsünde aufräumen. Klar, es klingt immer so nach Todesstrafe, aber was meint Todsünde eigentlich inhaltlich“, fragt sie im Interview: „Todsünde ist der Beziehungsabbruch zu Gott, die ‚aversio a Deo‘. Das heißt, man stirbt nicht den körperlichen Tod, sondern den Beziehungstod zu Gott. Das ist der eigentliche Kerngehalt, da geht es um Vergeben oder auch Nicht-Vergeben, bzw. Nicht-Handeln, wo die Beziehung zu Gott komplett abbricht. Früher hat man sich entlang der Zehn Gebote gehangelt. […] Vielleicht noch mal zu diesem Strafcharakter. […] Wie kann ich wirklich umkehren? Sünden zu beichten und beispielweise drei Vaterunser zu beten, das greift wirklich zu kurz. […] Es ist spannend, sich zu überlegen, inwiefern man sich im eigenen Handeln, im eigenen Selbst, in den eigenen Planungen versündigt hat, inwiefern die Gottesbeziehung davon betroffen ist und auch in den Beziehungen zu den anderen und auch zur Umwelt, was als ganz wichtige ökologische Dimension von Papst Franziskus hinzugekommen ist.“ Dann unterscheidet sie die „schwere“ Sünde von der „Todsünde“: „Eine schwere Sünde sollte „wirklich auch vor Gott gebracht werden […], um in späteren dann diesen Beziehungsabbruch zu Gott zu verhindern. […] Da hilft oft zu überlegen: Was kann ich tun, dass genau dieser Beziehungsabbruch nicht vonstattengeht? Und zur Frage nach dem Sühnetod Jesu am Kreuz meint sie: „Indem Jesus am Kreuz gestorben ist, kann es überhaupt um die Auferstehung gehen. Das ist eine ganz wichtige Dimension, dass man sagt: Das Kreuz führt hin zur Auferstehung, führt hin zu unserer Erlösung. Also für mich wäre diese Erlösungsdimension ganz wichtig. Vor allem bleibe ich nicht stehen beim: ‚Er ist gestorben für unsere Sünden‘, sondern ‚Wir sind erlöst von Gott.‘ Das wäre für mich wichtig, das in die theologische Fragestellung mit hineinzustellen…“ (domradio.de v. 22. 2.)

Der päpstliche Hausprediger Kardinal Raniero Cantalamessa hat die Mitglieder der Römischen Kurie vor Rechthaberei gewarnt. Widerspruch könne bisweilen zuträglich sein, sagte der Kapizinerpater bei einer Fastenpredigt in der vatikanischen Audienzhalle. (kap v. 23. 2.)

Der chaldäisch-römische Patriarch Kardinal Louis Sako aus dem Irak durfte an einer interreligiösen Konferenz in der saudischen Hauptstadt Riad teilnehmen. Das berichtete „Pro Oriente". Das „Saudi Media Forum" wurde vom Internationalen Dialogzentrum KAICIID ausgerichtet. Sako nahm gemeinsam mit religiösen Würdenträgern, Religionswissenschaftlern und Medienschaffenden an einem Podium zum Thema „Interreligiöser Dialog und Kultur des Friedens" teil. Der Patriarch sagte: Freiheit, Menschenrechte und gesellschaftlicher Zusammenhalt seien jene Ziele, für die es sich einzusetzen gelte, angesichts zahlreicher Konflikte, die den Nahen Osten, aber auch darüber hinaus die ganze Welt bedrohen. Die Verantwortlichen der Religionen müssten ihre diesbezüglichen Botschaften in einer für die Menschen verständlichen Sprache vermitteln. „Wir müssen über Gott, Liebe im Christentum und Barmherzigkeit im Islam sprechen, zu guten Sitten raten und menschliche und spirituelle Werte verbreiten, indem wir einfache, verständliche und ausdrucksstarke Vokabeln wählen und eine fundierte Interpretation der heiligen Texte liefern". Es gelte zudem jenen zu widerstehen, die die Religion für politische oder sonstige Zwecke instrumentalisieren und missbrauchen. Das Dialogzentrum KAICIID verlegte 2022 seinen Sitz von Wien nach Lissabon. (kap v. 23. 2.)

Der Schweizer Neutestamentler Daniel Kosch meint, Rom sei nicht bereit, die „synodalen Prinzipien des aufrichtigen Zuhörens“ selbst ernst zu nehmen. Er schreibt in seinem Gastkommentar: „Die erneute römische Intervention in Form eines Briefes zum ‚Synodalen Ausschuss‘ unmittelbar vor der Versammlung der deutschen Bischöfe hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass Rom nicht bereit ist, die synodalen Prinzipien des aufrichtigen Zuhörens und des Voneinander-Lernens selbst ernst zu nehmen. Vielmehr wurde die eigene Macht hart durchgesetzt, die Verletzung und Enttäuschung vieler Engagierter bewusst in Kauf genommen und die Gesetze des Respekts und Anstandes gegenüber den ‚Mitbrüdern im Bischofsamt‘, deren Autorität man zu schützen vorgibt, mit Füssen getreten. […] Ich frage mich – allerdings aus der bequemen Beobachter-Perspektive: Wäre es nicht höchste Zeit für ein offenes Eingeständnis der Tatsache, dass ein Kirchenrecht, das solche Vorgänge ermöglicht, dringend reformbedürftig ist? Müsste die Position der Reformkräfte in der Deutschen Bischofskonferenz nicht eher wie folgt lauten: ‚Natürlich respektieren wir das geltende Recht. Aber wir plädieren für baldige Reformen, die den Zentralismus zurückbauen, die Freiheit der Ortskirchen stärken, der Diskriminierung ein Ende setzen, Gewaltenteilung und verlässliche Rechtswege vorsehen und die Gültigkeit hierarchischer Entscheidungen davon abhängig machen, dass die Betroffenen einbezogen waren und an den Entscheidungen mitwirken konnten‘. In der Tat würde all dies die Autorität des bischöflichen Amtes stärken, wie es Bischof Georg Bätzing und Thomas Söding immer wieder sagen. Zugleich würde die bisher monarchische Macht jedoch eingeschränkt, und es würde offen eingestanden (und nicht länger verschleiert), dass das geltende Recht und die bestehenden Strukturen für eine synodale Kirche angepasst werden müssen – was übrigens sowohl die Texte des Synodalen Weges wie auch der Weltsynode (letztere eher in Frageform) explizit festhalten. […] Und das nicht nur verklausuliert, sondern in offener Auseinandersetzung, wie sie die Bibel zwischen den Aposteln Petrus und Paulus in Antiochien (Gal 2,11-21) bezeugt. Dieser harte Konflikt öffnete die Tür für die Evangelisierung der Völker und verhinderte, dass die Gemeinschaft derjenigen, die an den Messias Jesus glaubten, zur Sekte wurde…“, schreibt Kosch. (kath.ch v. 23. 2.)

Der US-Kardinal Robert McElroy des kalifornischen Bistums San Diego wirft der Kirche in den USA „Feindseligkeit" im Umgang mit sexuellen Minderheiten vor. Das Dokument „Fiducia supplicans" vom 18. Dezember erlaubt erstmals eine formlose Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Konservative Katholiken in den USA werten dies als Bruch mit der traditionellen kirchlichen Lehre. McElroy hält Kritik an „Fiducia supplicans" zwar für legitim, sieht aber eine Doppelmoral. So sei es beunruhigend, dass sich die Kritiker fast ausschließlich auf die Segnung Homosexueller konzentrierten. Schließlich gehe es in den neuen Vorgaben auch um unverheiratete und wiederverheiratete Paare. Dass sich darüber niemand aufrege, sei ein Beleg für die „anhaltende Animosität" gegenüber Schwulen und Lesben, meint McElroy. Das Verständnis von Moral und der Natur des Menschen, auf deren Grundlage früher Lehrerklärungen abgegeben worden seien, hält er in Teilen für „fehlerhaft". Queere Menschen und ihre Familien seien verzweifelt darüber, dass sie „von der Kirche und einzelnen Katholiken in übler Weise verurteilt werden". Dagegen will der liberal gesinnte Kardinal etwas tun - zur Not auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen. Auf internationaler Ebene betrachtet er die Kontroverse um „Fiducia supplicans" differenziert. So zeigt der Kardinal Verständnis für die Ablehnung des Vatikan-Dokuments durch viele afrikanische Bischöfe. Sie halten gleichgeschlechtliche Beziehungen für inkompatibel mit den kulturellen Werten Afrikas. Vor diesem Hintergrund deutete McElroy an, dass unterschiedliche Auffassungen auch ein positives Zeichen sein könnten. Denn dies spiegele wider, dass sich die Kirche an die jeweilige Kultur anpasse - eine Art gelebte „Dezentralisierung". (kna v. 24. 2.)

In der römisch-katholischen Kirche wird seit 2011 jährlich am zweiten Fastensonntag der „Tag des Judentums“ begangen. Winfried Bader, Theologe und Leiter des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks (SKBW) im Interview: „Die Päpstliche Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum hat diesen Gedenktag seit 1990 empfohlen, der dann von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) beschlossen wurde. Die Jüdisch/Römisch-katholische Gesprächskommission der Schweiz hatte bereits mehrere Jahre zuvor begonnen, für einen solchen Tag Werbung zu machen und ihn zu installieren. […] Seit 2011 ist er nun im Direktorium der Schweiz für diesen zweiten Fastensonntag festgelegt. […Man wollte] für den ‚Dies judaicus‘ einen Sonntag in der österlichen Busszeit. Auf Ostern hin wird mit dem Gedenken an den Exodus und gleichzeitig mit der sehr sensiblen interreligiösen Frage, wer ist dieser Jesus aus Nazareth und was bedeutet sein Kreuzestod, die Frage eines Dialogs dringend. […] Das SKBW hat über 6 Jahre die Ersttestamentlichen Lesungen und die Evangelien der Sonn- und Feiertage der drei Lesejahre ausgelegt, und dabei den jüdischen Hintergrund der Texte berücksichtigt, rabbinische Auslegungen, beziehungsweise bei den Evangelien den ‚jüdischen‘ Hintergrund der Texte, miteinbezogen. […] Der Dialog mit anderen Religionen, insbesondere mit dem Judentum, ist jederzeit wichtig. […] Dialog – und dazu will dieser ‚Dies judaicus‘ beitragen – ist ein ständiges Bemühen im Gespräch zu sein, die andere Seite in ihrer Fremd- und Andersheit wahrzunehmen, ohne Urteile zu fällen. (kath.ch v. 25. 2.)

Hindus, Muslime, Buddhisten, Juden und Christen trafen sich in Tokio zu einem „Runden Tisch für den Frieden“. Das Treffen der religiösen Führer wurde von der NGO „Religionen für den Frieden“ und der UN-Initiative „Allianz der Zivilisationen“ veranstaltet. An den viertägigen Diskussionen nahmen bedeutende Persönlichkeiten teil, darunter Emmanuel Adamakis, der emeritierte orthodoxe Metropolit von Chalcedon, der mauretanische muslimische Politiker und Gelehrte Abdallah bin Bayyah, der Präsident der israelischen Vereinigung Rabbis for Human Rights, Avi Dabush, und der emeritierte lutherische Bischof des Heiligen Landes, Munib Younan. Inspiriert von den göttlichen Lehren ihrer eigenen Religionen fordern sie gemeinsam „die Beendigung und Umwandlung aller andauernden Kriege, Konflikte und des Einsatzes von Gewalt und Waffen (einschließlich nuklearer, konventioneller und Cyberwaffen […]) auf der Grundlage unserer kollektiven Verantwortung, Streitigkeiten mit friedlichen Mitteln zu lösen, die die Unantastbarkeit des Lebens und der Menschenwürde – auch für die Schwächsten, wahren und schützen“. Schließlich verpflichteten sich die religiösen Führer, ihre Gemeinschaften zu mobilisieren, um „humanitäre Hilfe für vom Krieg heimgesuchte Gemeinschaften - einschließlich der am meisten gefährdeten - zu leisten und die interreligiöse Zusammenarbeit für das Gemeinwohl und den Schutz unseres gemeinsamen Hauses zu fördern. […] Wir, die religiösen Führer“, so schließt die Erklärung des Friedens-Rundtisches, „bieten denjenigen, die unter den anhaltenden Kriegen und der Gewalt leiden, unsere aufrichtigen Gebete und unerschütterliche Solidarität an. Wir bekräftigen unsere Verpflichtung, weiterhin zu beten und uns in multireligiöser Weise für eine Kultur des Friedens einzusetzen, die das Gemeinwohl fördert und auf der Achtung der Unantastbarkeit des Lebens und der Menschenwürde beruht“. (asianews u. vn v. 26. 2.)

Die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche beging das 25-jährige Bestehen in Österreich. [Tewahedo bedeutet Einheit und nimmt Bezug auf die christologische Lehre der Einheit von Gott- und Menschsein in Christus.] Aus diesem Anlass kam der für Österreich zuständige Erzbischof Abune Dyonasios nach Wien, wie „Pro Oriente" berichtete. Er berichtete u.a., dass man sich derzeit um die staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft in Österreich bemühe. Die äthiopisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Österreich wurde 1998 gegründet. Seit 2011 ist man Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Inzwischen gibt es zwei äthiopisch-orthodoxe Kirchengemeinden: in Schwechat und in Wien-Heiligenstadt, wo die äthiopischen Gläubigen jeweils bei den römisch-katholischen Pfarren zu Gast sind. In Summe gehören ca. 500 Gläubige den beiden Gemeinden an. Erzbischof Dyonasios zeigte sich einerseits dankbar über die ökumenische Gastfreundschaft, die den äthiopisch-orthodoxen Christinnen und Christen in Österreich gewährt wird. Andererseits lote man derzeit die Möglichkeiten nach einem eigenen Kirchenraum aus. Die Äthiopisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 40 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orientalisch-orthodoxe Kirche. Schon im 4. Jahrhundert wurde das Christentum in Äthiopien zur Staatsreligion. Zum Jurisdiktionsgebiet von Erzbischof Dyonasios zählen etwa 25 Gemeinden in Deutschland, zehn in der Schweiz, vier in den Niederlanden und zwei in Österreich. Neben Dyonasios gibt es noch drei weitere äthiopisch-orthodoxe Bischöfe in Europa, die ihre Amtssitze in Schweden, Großbritannien und Italien haben. Thema der Gespräche war auch die Bürgerkriegssituation in Äthiopien. (kap v. 27. 2.)

Für eine jugendsensible Kirche" hat der Wiener rumänisch-orthodoxe Theologe Ioan Moga plädiert. Er äußerte sich im Rahmen des offiziellen Dialogs zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Rumänischen Orthodoxen Kirche in Eisenach (Thüringen). Die Tagung stand unter dem Generalthema Jugendpastoral und -katechese als ökumenische Zukunftsaufgabe". Für Moga ist eine dialogisch gelebte, authentische Spiritualität als ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche Jugendarbeit. Weitere Themen der Tagung waren u. a. ein Vergleich der Möglichkeiten religiöser Bildung in Rumänien und Deutschland, ökumenische Bibelarbeit sowie konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Rumänien und Deutschland. Denn viele rumänisch-orthodoxe Schülerinnen und Schüler besuchen den evangelischen Religionsunterricht in Deutschland, umgekehrt ist die Situation in Rumänien. (kap v. 27. 2.)

Der muslimische Professor für Friedensbildung und Konfliktlösung, Mohammed Abu-Nimer, erhält den diesjährigen Niwano-Friedenspreis. Das gab die Niwano-Preisstiftung in Tokio bekannt. Ab dem Alter von 20 Jahren habe sich der Palästinenser für den muslimisch-jüdischen Dialog eingesetzt. Die Stiftung nannte unter anderem Abu-Nimers Einsatz für den Dialog zwischen Katholiken und Protestanten in Irland, Buddhisten und Hindus in Sri Lanka sowie zwischen Muslimen und Christen auf dem Balkan und in vielen afrikanischen Ländern. Sie hob zudem seine Arbeit in der arabischen Welt hervor, etwa im Irak, Syrien und den Palästinensischen Gebieten. Der Niwano-Preis ist mit 20 Millionen Yen (etwa 122.000 Euro) dotiert. Er ist benannt nach Nikkyo Niwano (1906-1999), dem Gründer der buddhistischen Reformbewegung Rissho Koseikai. (domradio.de u. vn v. 27. 2.)

Der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock fragt in einem Gastkommentar in der Wochenzeitung „Die Furche", wovor man in Rom Angst habe: Das Argument der möglichen Zerstörung weltkirchlicher Einheit verfängt nämlich meines Erachtens nicht. Denn ein Großteil der vom Synodalen Weg in Deutschland behandelten Themen wurde auch bei der Bischofssynode im Oktober 2023 so benannt. Zudem habe Papst Franziskus von Anfang an auf regionale Entscheidungen vor zentralen Entscheidungen gesetzt - und der Kirche im Amazonasgebiet Freiheiten für Laienbeteiligung zugestanden, die jetzt gegenüber der deutschen Kirche Probleme bereiten". Es sei klar, „dass letztlich kirchenrechtliche Änderungen notwendig sein werden, um Reformen in der römisch-katholischen Kirche nachhaltig zu platzieren". Dabei sollte man sich dem Theologen zufolge am alten römischen Rechtssatz Ius sequitur vitam" orientieren, das besagt: Das Leben hat nicht dem Recht zu folgen, sondern das Recht dem Leben der Menschen zu dienen." (Die Furche v. 28. 2.)

Wie könne es gelingen, künftig die unbestrittene Autorität des Amtes" mit der fundamentalen Gleichheit an Würde und Berufung aller" zusammenzudenken? Dies fragt der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul M. Zulehner angesichts des ins Stocken geratenen deutschen Reformprozesses Synodaler Weg". Zu dem verfügten Stopp aus Rom für den geplanten Synodalen Ausschuss bzw. Rat meint er, es brauche dazu ein gänzlich neues, sich von der dramatischen Einfärbung durch den Absolutismus" lossagenden Amtsverständnis, sagte er in der Ö1-Sendung Im Fokus": „Die Lösung liegt meines Erachtens nur in einer völlig neuen Amtskultur, die vom Absolutismus entfärbt wird.“ Das vorherrschende bischöfliche Amtsverständnis gehe auf ein absolutistisches Denkmodell des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70) zurück. Dies zeige, dass wir noch immer nicht zusammengebracht haben, die Notwendigkeit nachhaltiger Beratung mit der unverzichtbaren Sorge um die Einheit der Kirche zusammenzudenken", so Zulehner. (kap v. 29. 2.)

Die belgische Bischofskonferenz setzt sich mit Blick auf die Weltsynode für Änderungen bei Zölibat und Frauendiakonat ein. Der Antwerpener Bischof Johan Bonny erklärt im Interview, warum die Zeit drängt. „Wir haben uns gefragt, was die belgische Delegation bei der Weltsynode im Oktober [2024] zu den Gesprächen beitragen kann. Wir haben uns als Bischöfe angehört, was uns unsere kirchlichen Gremien in Belgien sagen. Es gibt viele Reformwünsche, aber dass wir ‚viri probati‘, also bewährte, verheiratete Männer zu Priestern weihen sollten, klingt auch immer und überall an. […] Die Debatte gibt es schon mindestens seit 20, 30 Jahren. Ich denke, dass die ganze belgische Kirche dafür offen ist und dass wir diese Priester auch brauchen und dass sie gute Priester wären. […] Es ist schwer zu verstehen, warum jemand, der aus der Ukraine oder aus Rumänien oder aus Syrien stammt und hier bei uns geboren ist und studiert hat, als verheirateter Mann zum Priester geweiht werden kann und ein römisch-katholischer Priester nicht verheiratet sein darf. Und dann gibt es auch die Frauenfrage. Frauen tragen schon jetzt große Verantwortung in unserer Kirche. Die Frage, ob man Frauen zumindest zu Diakoninnen weihen könnte, wird hier überall gestellt. Darüber denkt das gesamte Volk Gottes in Belgien nach. Das wollen wir als Bischöfe mit den Gläubigen zusammen auch in Rom einbringen. […] Uns geht es jetzt um die wichtige Frage, wie wir unsere Vorschläge in der Synode einbringen. Unsere Debatte ist also die Vorbereitung für den Oktober in Rom. […] Die Veränderungen können nicht mehr lange warten. Die Erwartungen sind zu groß und die Notwendigkeit für einen anderen Stil von Kirchenleitung, vom Zusammenwirken mit allen in der Kirche ist sehr groß. Da muss etwas geschehen. Synodalität ist grundsätzlich eine Gemeinschaftsidee, dass wir also zusammen weitergehen. Da geht es um Einheit in Verschiedenheit, um Kirche als Communio, als Familie, als Volk Gottes, als Einheit in Verschiedenheit. Das wird meiner persönlichen Meinung nach der wichtigste Punkt im Oktober sein. Was bedeutet Einheit in Verschiedenheit für die Kirche? Und niemand, wie ich gelesen habe, auch kein Bischof in Deutschland, absolut niemand, will eine Kirchen-Spaltung. […] Aber was heißt Einheit? Es bedeutet Communio. Und Communio ist Einheit in Verschiedenheit. Darum geht es grundsätzlich. Es wird vielleicht keine neue einheitliche Lösung für diese vielen praktischen pastoralen Fragen geben, denke ich. […] Das Modell Einheit in Verschiedenheit [gemeint ist das Nebeneinander von zölibatären und verheirateten Priestern. P. W.] besteht schon. Und eine Neubesinnung über diese Einheit in Verschiedenheit ist meiner Meinung nach ganz elementar und notwendig. […] Die Glaubwürdigkeit der Kirche kann nicht nur von oben, von der Spitze kommen, sie muss von unten aus geschehen…“ (domradio.de v. 29. 2.)

Für den Bischof von Dori in Burkina Faso, Laurent Birfuoré Dabiré, sind die Konflikte im Land nicht religiöser Natur. Es gibt es nur eine Antwort auf die Attacke während einer Messe, bei der mindestens 15 Menschen getötet wurden: „Wer auf uns schießt, dem bieten wir Frieden, Glaube und Hoffnung". Das Attentat habe nichts mit Christenverfolgung zu tun. Der Bischof erinnert im Interview mit Radio Vatikan daran, dass am selben Tag auch Muslime und eine Moschee angegriffen wurden: „Ich denke, es handelt sich hier um den Versuch, die Leute glauben zu lassen, es gebe interreligiöse Probleme, einen Krieg der Religionen. So ist es aber nicht. Die Terroristen wollen die Religion missbrauchen und Verwirrung schaffen und die Gemeinden, die friedlich zusammenleben, gegeneinander aufstacheln." Burkina Faso wird seit neun Jahren von dschihadistischem Terror heimgesucht. Der Bischof spricht sich deutlich gegen Rache aus. Er betont, dass die römisch-katholische Kirche seit Beginn des langwierigen und immer blutiger werdenden Konflikts für Frieden und Solidarität wirbt: „Ich denke, unsere Botschaft ist auch angekommen, auch bei unseren Gläubigen, von Beginn der Krise an, die 2015 begann. Wir haben immer auch zu Solidarität mit den Opfern aufgerufen, um ihnen Hoffnung und Mut zu schenken. […] Wir haben sehr starkes Engagement im interreligiösen Dialog, sowohl mit den Muslimen als auch mit den Verantwortlichen der traditionellen afrikanischen Religionen. Die Mehrheit der Bevölkerung in Burkina Faso ist muslimischen Glaubens; Christen machen etwa 30 Prozent aus. (vn v. 29. 2.)