Ökumene

Das „Andreas-Petrus-Werk“, das sich den Beziehungen zu den Ostkirchen widmet, begeht heuer sein 100-jähriges Bestehen. Gefeiert wird in der Salzburger Markuskirche, wie Nationalsekretär Hanns Sauter im Interview mit dem „Rupertusblatt" mitteilte. „Es ist viel gewachsen, vor allem das Verständnis und die Wertschätzung für den christlichen Osten. Und nun wollen wir mit dem Segen unserer Patrone Petrus und Andreas in die Zukunft schauen." Das Werk ist dabei, neue Akzente zu setzen. Mehr als 20 Jahre bis 2023 prägte P. Gottfried Glaßner als Nationalsekretär das Werk. Nun ist der Wiener Theologe Hans Sauter gefordert, das Werk auf neue Beine zu stellen. Die Anfänge gehen auf die 1920er-Jahre zurück. 1921 wurde in Wien von P. Augustinus von Galen das „Ukrainische Religionskomitee" ins Leben gerufen, um die Not der Flüchtlinge aus dem Osten, vor allem aus der Ukraine, zu lindern. Das Hilfswerk fand die offizielle Anerkennung durch den Wiener Kardinal Friedrich Gustav Piffl (1922/23). Dann wurde daraus die „Catholica Unio", die für eine Wiedereingliederung der Orthodoxen in die römisch-katholische Kirche arbeitete. Diese „Rückkehr-Ökumene" sah man mehr und mehr problematisch. Daher erhielt der Verein 1999 einen neuen Namen: „Andreas-Petrus-Werk". Enge Kontakte hält das Werk u.a. mit der Salzburger Sektion der Stiftung „Pro Oriente“, der Initiative Christlicher Orient sowie dem Zentrum zur Erforschung des Christlichen Ostens (ZECO). (kap v. 6. 6.)

Ist der „kooperative Religionsunterricht“ ein brauchbares Zukunftsmodell in einer zunehmend pluralen und säkularen Gesellschaft? Dies diskutierte man in Wien im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen". Das Podium im Zwettlerhof beim Stephansdom bildeten u. a. die Schulamtsleiterin Andrea Pinz und der evangelische Wiener Superintendent Matthias Geist. Die auch an der KPH Wien/ Krems lehrende Ulrike Sychrovsky unterrichtet auch als Religionslehrerin im Schulverein Sta. Christiana in Wien-Rodaun und referierte: Die Kinder würden gemeinsam im Klassenverband unterrichtet. Sie sieht einen klaren Mehrwert durch die verschiedenen konfessionellen Perspektiven. Schulamtsleiterin Pinz sagte: „Vielfalt im Religionsunterricht" sei als Ressource zu nutzen. Superintendent Geist meinte: In kooperativen Modellen sei „Differenzerfahrung" ein positiver Wert. (kap v. 8. 6.)

Der Koordinierungsausschuss der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche tagte im italienischen Bari. Das vatikanische Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen veröffentlichte das Kommuniqué mit dem Titel „Auf dem Weg zur Einheit im Glauben: Theologische und kirchenrechtliche Fragen", wie „Pro Oriente" berichtete. Darin werden die bisherigen Ergebnisse des Dialogs zusammenfasst und mehrere Fragen aufzeigt, die noch zwischen den beiden Kirchen zu klären sind. Dazu gehören z. B. die „Filioque"-Frage und die Unfehlbarkeit des Papstes. Man hoffe, dass man bereits im nächsten Jahr einen konsensualen Textentwurf zu beiden Themen präsentieren könne. Der Ausschuss zeigte sich zuversichtlich, dass das 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahr 325 eine Inspiration auf dem Weg zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft sein könne. Der Ausschuss tagte in Bari unter dem gemeinsamen Vorsitz von Kardinal Kurt Koch, Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, und Metropolit Job (Getcha) vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Sieben Konsensdokumente konnten bisher von der Dialogkommission veröffentlicht werden: „Das Mysterium der Kirche und der Eucharistie im Licht des Mysteriums der Heiligen Dreifaltigkeit" (München 1982), „Glaube, Sakramente und die Einheit der Kirche" (Bari 1987), „Das Weihesakrament in der sakramentalen Struktur der Kirche mit besonderer Berücksichtigung der Bedeutung der Apostolischen Sukzession" (Uusi Valamo 1988), „Der Uniatismus: Eine Methode der Vergangenheit und die gegenwärtige Suche nach voller Gemeinschaft" (Balamand 1993), „Kirchliche Gemeinschaft, Konziliarität und Autorität" (Ravenna 2007), „Synodalität und Primat im Ersten Jahrtausend" (Chieti 2016) sowie „Synodalität und Primat im zweiten Jahrtausend und heute" (Alexandria 2023). (kap v. 10. 6.)

Der Leipziger Theologe und Philosoph Eberhard Tiefensee sieht die Kirchen in Deutschland inmitten eines epochalen Umbruchs, der mit der Reformation vergleichbar ist. „Die Kirchen müssen sich erstmals in ihrer Geschichte in einer weitgehend religionsfreien Welt zurechtfinden", sagte er in Karlsruhe. Nostalgie sei fehl am Platz. „Es gibt keinen Weg zurück in die vermeintlich guten alten Zeiten.“ Tiefensee sieht Christinnen und Christen daher zu einem radikalen Umdenken aufgefordert: Es „könne der christliche Glaube nur ein Angebot sein. „Was die anderen mit diesem Angebot machen, entscheiden sie selbst." Die Kirche müsse eine dienende Rolle übernehmen und fragen, was sich die anderen von ihr erhofften. Tiefensee sprach beim Jahresempfang des Foyers Kirche und Recht. Getragen wird das Foyer in Absprache mit der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland vom Erzbistum Freiburg und der Badischen Landeskirche. (domradio.de v. 12. 6.)

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und die evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz (EKS) laden zum Friedensgebet in die Peterskapelle in Luzern. Marco Schmid, dortiger theologischer Mitarbeiter, sagt: „Bischof Felix Gmür und Pfarrer Martin Hirzel geben in dem gemeinsamen Gebet der Hoffnung Ausdruck, dass Versöhnung und gerechter Friede möglich werden“, heisst es in der Mitteilung. Bischof Felix Gmür vertritt als Präsident die SBK, Martin Hirzel als stellvertretender Geschäftsleiter die EKS. In der Peterskapelle findet jeden Mittag um 12.12 Uhr ein Impuls statt. Dieser wird von der Katholischen Kirchen Stadt Luzern, der Reformierten Kirche Stadt Luzern und der Christkatholischen Kirche Luzern getragen. (kath.ch v. 13. 6.)

Papst Franziskus hat bei einer Begegnung mit Mitgliedern des Lutherischen Weltbunds (LWB) die Bedeutung der Zusammenarbeit der beiden Kirchen betont. Daran nahmen auch der neue LWB-Präsident, Bischof Henrik Stubkjaer, und die Generalsekretärin Anne Burghardt teil. Auch in der gemeinsamen Erklärung bei der LWB-Generalversammlung im September 2023 in Krakau hätten Generalsekretärin Burghardt und der vatikanische Ökumene-Beauftragte, Kardinal Kurt Koch, die ökumenische Verbindung beider Kirchen durch das Konzil von Nicäa betont, sagte der Papst. Abschließend zitierte er den orthodoxen Metropoliten Ioannis Zizioulas von Pergamon (1931-2023): Er sei ein „Pionier der Ökumene" gewesen. Er habe gesagt, er kenne das Datum der Vereinigung der Christenheit: den Tag des Jüngsten Gerichts. In der Zwischenzeit müssten die Christen aber „gemeinsam gehen, gemeinsam beten und gemeinsam Nächstenliebe tun." (vn u. domradio.de v. 20. 6.)

Der Lutherische Weltbund hofft mit Blick auf zwei kirchenhistorisch bedeutende Jubiläen im Herbst 2024 und im Sommer 2025 auf Fortschritte in der Ökumene. Zum Abschluss der Ratstagung des Lutherische Weltbund (LWB) in Chavannes-de-Bogis nahe Genf äußerte der Dachverband von knapp 78 Millionen Christinnen und Christen diese Hoffnung: Am 31. Oktober 1999 unterzeichneten Vertreter von Vatikan und LWB die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Zwar ist die Erklärung nach wie vor umstritten, die Meisten werten sie aber als Meilenstein der Ökumene. Methodisten, Anglikaner und Reformierte hatten sich der Erklärung später angeschlossen. Der Jahrestag der Erklärung zur Rechtfertigungslehre im Oktober könne zu einem „Fest der Hoffnung" für die Kirchen aller Partner des historischen Abkommens weltweit werden, hatte Pater Augustinus Sander vom vatikanischen Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen auf der LWB-Tagung erklärt. Und für das kommende Jahr 2025 planen beide Kirchen zahlreiche Aktivitäten zur 1.700-Jahr-Feier des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahr 325. Der LWB wurde 1947 gegründet und zählt heute 149 Mitgliedskirchen in 99 Ländern. (domradio.de v. 19. 6.)

Bischof Manfred Scheuer sagte zur Ökumene: „Die Lasten gemeinsam tragen, aber auch die Freuden gemeinsam leben - nur in diesem Sinne kann kirchliches Miteinander gelingen". Der Vorsitzende der Linzer „Pro Oriente"-Sektion, Josef Pühringer ergänzte beim traditionellen Ökumenischen Empfang im Linzer Bischofshaus vor mehr als 60 Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Kirchen: „In Oberösterreich begegnen sich die Kirchen auf Augenhöhe. Niemand lebt eine Haltung der Herabsetzung, das zeichnet unser Bundesland auch aus", sagte der frühere Landeshauptmann. Derzeit scheine aber die Zeit der Kunst der kleinen Schritte in der Ökumene zu sein - und diese würden unermüdlich täglich gesetzt. Dem pflichtete „Pro Oriente"-Präsident Alfons Kloss bei. Er betonte zugleich, dass Ökumene kein Projekt der raschen Resultate sei, sondern der stetigen Beziehungspflege. Der evangelische Superintendent Gerold Lehner wies auf zahlreiche Initiativen hin, die sich zwar in den vergangenen Jahren verändert hätten, aber stets vom Impuls des christlichen Zeugnisses getragen seien. Es würden neue Partnerschaften entstehen und das Miteinander verstärkt. Präsentiert wurden auch Initiativen aus Marchtrenk, bei denen die evangelische, römisch-katholische und rumänisch-orthodoxe Kirche sich gegenseitig unterstützen. (kap v. 26. 6.)

Papst Franziskus möchte an den Jubiläumsfeierlichkeiten des Konzils von Nicäa (325) in der Türkei teilnehmen. Im Jahr 325 wurde im heutigen Iznik bei der ersten ökumenischen Versammlung der Kirchengeschichte das erste christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Den 1.700. Jahrestag wollen Orthodoxe und Katholiken gemeinsam begehen. Aus diesem Anlass hat der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. den Papst in die Türkei eingeladen. „Es ist eine Reise, die ich machen möchte, aus tiefstem Herzen", so der Papst. Er äußerte die Hoffnung, dass die Erinnerung an dieses „sehr wichtige Ereignis" in allen Christen den Wunsch nach einem gemeinsamen Zeugnis für den Glauben und die Sehnsucht nach größerer Gemeinschaft wecke. Dies sagte er vor der von Metropolit Emmanuel (Adamakis) angeführten Delegation des Ökumenischen Patriarchats zum Fest Peter und Paul. Traditionell sendet auch der Papst am Fest des Apostels Andreas im Dezember eine Delegation an den Dienstsitz des Patriarchen von Konstantinopel. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel gilt als Nachfolger des Apostels Andreas, der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus. (kap v. 28. 6.)

In Beirut wurde bei einem internationalen Theologen-Treffen der ökumenische Wert und die ökumenische Berufung der melkitisch griechisch-katholischen Kirche (g-kK) gewürdigt. Sie feiert dieses Jahr den 300. Jahrestag der Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft mit Rom. Zur Union mit Rom heißt es im Begleit-Text der Konferenz: Das Zweite Vatikanische Konzil habe der melkitischen g-kK eine „einzigartige Gelegenheit“ geboten, „innerhalb der katholischen Kirche den Reichtum des östlichen Christentums, das Gefühl der Katholizität und die Dringlichkeit der Einheit in Erinnerung zu rufen und die Rolle der katholischen Ostkirchen zu definieren". Die melkitische g-kK sieht sich so als „Brückenkirche" und betont ihre führende Rolle im Bereich der Ökumene. Bei den gemeinsamen Studientagen wurde auf das berühmte Projekt der „Zhogby“-Initiative verwiesen, benannt nach dem großen melkitischen Erzbischof Elias Zoghby (1912-2008), der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mehrfach nach Wegen zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchat von Antiochien suchte und sich wünschte, dass eine solche Initiative den Weg zur vollen Gemeinschaft zwischen der katholischen Kirche und allen orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition bahnen würde. (fides u. vn v. 26. 6.)