Innerkirchliche Reformansätze (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..) sowie zum „Synodalen Prozess“ der Weltkirche

Vor der nächsten Sitzung des Synodalen Ausschusses in Deutschland fordern Reformkräfte weitere Reformen. Darunter zählen die Bewegungen „Wir sind Kirche" und Maria 2.0, der Katholische Deutsche Frauenbund, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands und die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche. Die Mitwirkung von Laien am Reformprozess dürfe „nicht durch immer neue Anweisungen aus Rom oder geforderte Kompromisse der Bischöfe verzögert oder verwässert werden", heißt es in dem Aufruf. Die problematischen kirchlichen Strukturen, die zu Missbrauch und Vertrauensverlust geführt hätten, müssten dauerhaft korrigiert werden. (domradio.de v. 11. 6.)

Papst Franziskus hofft: Synodalität soll zu einem ständigen „gemeinsamen Stil der Kirche werden“. Das sagte er bei einer Audienz für Führungspersönlichkeiten von Bewegungen und Verbänden. „Ich wünsche mir, dass nach dieser Synode die Synodalität als ständige Handlungsweise in der Kirche auf allen Ebenen bestehen bleibt und in die Herzen aller, der Hirten wie der Gläubigen, eindringt, bis sie zu einem gemeinsamen kirchlichen Stil wird. All dies erfordert jedoch eine Veränderung, die in jedem von uns stattfinden muss, eine echte Umkehr. […] Die Ostkirche hatte die Synodalität bewahrt, die lateinische Kirche hingegen hatte sie verloren.“ Die zweite Vollversammlung dieses synodalen Prozesses wird im Oktober im Vatikan stattfinden. „Das Wichtigste an dieser Synode zur Synodalität ist nicht, dass dieses oder jenes Thema behandelt wird – nein. Das Wichtigste ist ein Weg auf synodale Weise auf Ebene der Pfarreien, der Bistümer, weltweit.“ Protagonist des synodalen Prozesses sei der Heilige Geist, betonte der Papst einmal mehr. „Hüten wir uns bitte vor der Versuchung des geschlossenen Kreises! […] Stattdessen fordert uns die Synodalität auf, mit wachem Geist über die Zäune zu blicken, Gottes Gegenwart und sein Wirken auch in Menschen zu sehen, die wir nicht kennen, in neuen pastoralen Modalitäten….“ Dann hatte Franziskus noch eine Mahnung speziell für kirchliche Bewegungen parat. „Die kirchlichen Bewegungen sind für den Dienst da, nicht für uns selbst!“ (vn v. 13. 6.)

Die römisch-katholische Kirche in Deutschland hält an ihrem Reformkurs fest. In einem Synodalen Rat wollen Bischöfe und Laien künftig über die Zukunft kirchlichen Lebens beraten und gemeinsam entscheiden. Die Vorarbeiten dazu soll eine Kommission innerhalb des „Synodalen Ausschusses“ leisten, der in Mainz zu seiner zweiten Sitzung zusammenkam. Eine Delegation der Deutschen Bischofskonferenz und Vatikanvertreter hatten sich im März darauf verständigt, dass Rom die im Synodalen Ausschuss gefassten Beschlüsse approbieren" muss. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, zeigte sich ebenso wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz Georg Bätzing zufrieden mit dem Treffen: „Die vertrauensvollen Beratungen sind nach mehr als drei Jahren auf dem Synodalen Weg ein Zeichen für das gewachsene Miteinander zwischen Bischöfen und Laien.", so Stetter-Karp. Die nächste Sitzung des Synodalen Ausschusses ist für Mitte Dezember in Wiesbaden geplant. (kna v. 15. 6.)

Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Mitglied im „Synodalen Ausschuss“, hofft, dass die Kirche wieder auf stabile Füße gestellt werden kann. Auszüge aus dem Interview mit Thomas Söding, Neutestamentler in Bochum: Wir „müssen das, was Synodalität heißt, gegenwärtig auf vielfältige Weise neu entdecken. […] Jetzt sind wir in der Phase, noch einmal reflektieren zu können, was in Deutschland wichtig ist und was in der Weltkirche läuft. Am Ende brauchen wir ein Modell für Deutschland, das auch weltkirchlich und in Rom akzeptiert ist. […] Das Wichtigere ist, dass wir jetzt erst einmal grünes Licht in Rom bekommen haben für die nächste Phase des ‚Synodalen Wegs‘. Wir zielen 2026 an. Wir können die Impulse aus dem zweiten Teil der Weltsynode im Oktober 2024 aufnehmen und werden das tun. […] Das Thema ist, dass auf der einen Seite die in Deutschland stark entwickelten Partizipationsstrukturen nachhaltig weiterentwickelt werden und dass auf der anderen Seite auch die Autorität der Bischöfe und der Bischofskonferenz auf eine gute Weise mit den bislang vernachlässigten Rechten der Partizipation aus dem Kirchenvolk verschaltet wird. Dieses synodale Gremium [„Synodaler Rat“], auf das wir zusteuern, wird ja nach wie vor zwei Trägerorganisationen haben, die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee. Jetzt gilt es zu entwickeln, dass beide Organisationen, die kirchenrechtlich unterschiedliches Gewicht haben, sich darüber verständigen, wie sie sich wechselseitig stärken können. […] Im ‚Synodalen Ausschuss‘ haben wir jetzt zwei Jahre Zeit, um ein gutes Modell auf die Beine zu stellen. […] Das Wegbleiben der vier Bischöfe schafft eine ungute Situation. Ich hoffe, dass durch die weitere konstruktive Arbeit des ‚Synodalen Ausschusses‘ und durch die Abstimmung mit der Weltsynode am Ende auch diese Kluft in der Bischofskonferenz überbrückt werden kann. […] Auf der einen Seite hat sich im bisherigen weltsynodalen Prozess gezeigt, dass die Themen, die in Deutschland diskutiert werden, nicht nur in Deutschland diskutiert werden, sondern die katholische Kirche weltweit umtreiben. Auf der anderen Seite zeigt sich auch, dass wir offensichtlich aufgrund der unterschiedlichen kirchlichen und politischen Kulturen unterschiedliche Modelle brauchen, um diesen Partizipationsgedanken, um den es ja bei der Synodalität geht, auch zu realisieren. […] Ich bin sicher, dass das, was wir in Deutschland unter besonderen Bedingungen entwickelt haben, nicht aus dem katholischen Spektrum herausbricht, sondern eine markante Form von katholischer Synodalität realisiert. (domradio.de v. 17. 6.)

Zum vierten Mal in Folge hat sich Papst Franziskus mit seinen Beratern zur Rolle der Frau in der Kirche ausgetauscht. Wie schon früher sprachen während des Treffens des Kardinalsrates auch drei Frauen. Organisiert wird die zweitägige Vortragsreihe zu dem Thema von der italienischen Ordensfrau Linda Pocher. Neben ihr sprachen die Sozialwissenschaftlerin Valentina Rotondi und die Kirchenrechtlerin Donata Horak vor der auch als K9 bezeichneten Runde. Das nächste Treffen ist im Dezember geplant. Kurz nach seiner Wahl 2013 hatte Papst Franziskus den Kardinalsrat erstmals berufen. Das Gremium umfasst neben dem Kardinalstaatssekretär und dem Regierungschef des Vatikanstaats sieben Kardinäle aus aller Welt. (domradio.de v. 19. 6.)

Mit einem Offenen Brief fordern mehrere kirchliche Reformbewegungen eine Weihe von Frauen zu Priesterinnen: Die Frage der bislang untersagten Frauenordination innerhalb der römisch-katholischen Kirche müsse bei der laufenden Weltsynode im Vatikan diskutiert werden. Eine solche Debatte müsse offen für Kleriker und Laien sowie offen für Inhalte und Ergebnisse sein. Der Vorschlag werde unterbreitet in „tiefer Sorge um die Glaubwürdigkeit und die Zukunft der katholischen Kirche". Die Zeit sei reif, heißt es in dem Brief. „Eine Weltsynode, die sich heute nicht für eine Debatte über das Thema Frauenpriestertum in unserer Kirche öffnet, hätte ihren eigenen Anspruch verfehlt." Wer heute die Debatte über die Frauenweihe normativ für beendet erkläre, gehöre innerkirchlich zu einer Minderheit. Zugleich räume man ein, dass die Situation in vielen Ländern vor allem außerhalb Europas anders aussehe. Aber „innerkirchliche Sanktionen von freien Meinungsäußerungen über die zukünftige Lehre der Kirche" seien inakzeptabel. „Die Weltsynode sollte mit einem guten Beispiel vorangehen, indem sie eine Debatte zum Frauenpriestertum offen führt. Damit würde die Kirche aktiv christliche Werte verteidigen, die in vielen Ländern unverändert von einigen Bischöfen grob missachtet werden." Unterzeichnet wurde der Offene Brief u. a. von Vertreterinnen und Vertretern zahlreicher Organisationen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Großbritannien. Aus Österreich haben den Brief Herbert Bartl („Priester ohne Amt"), Helmut Schüller („Pfarrerinitiative"), Harald Niederhuber („Laieninitiative") und Martha Heizer („Wir sind Kirche") unterzeichnet. (kna v. 24. 6.)

Erneut haben sich mehrere Organisationen mit einem Offenen Brief zur Frauengerechtigkeit an Papst Franziskus gewandt. In dem ersten Schreiben (vom 24. Juni) ging es um die Forderung nach einer Weihe von Frauen zu Priesterinnen. Das jetzige zweite Schreiben kritisiert insgesamt eine fehlende Gleichstellung von Frauen in der Kirche. Es sei diskriminierend, dass Frauen von der kirchlichen Ordination, der kirchlichen Leitung und dem Halten von Predigten ausgeschlossen seien, schreiben „Wir sind Kirche International" und der „Catholic Women's Council". Dies stehe im Widerspruch zu „Jesu Einbeziehung aller" und beraube die Kirche der Vorteile, die Geschlechtervielfalt und Ausgewogenheit in der Führung mit sich brächten. „Der Ausschluss von Frauen von dieser Berufung verletzt die Würde der Frauen und ist im 21. Jahrhundert inakzeptabel", heißt es. Eine synodale Kirche erfordere Veränderungen in den Strukturen, in denen Frauen gleichberechtigt an Entscheidungsprozessen teilnähmen. Die Unterzeichnenden fragen den Papst, warum er bei der Frage von „Frauendiakonen" weiterhin zögere. Mit Blick auf die derzeit laufende Weltsynode im Vatikan endet der Offene Brief mit den Worten: „In diesem Geist legen wir unseren Appell vor, die Stellung der Frau in der Kirche in Bezug auf ihre volle Gleichberechtigung bei der Synode 2024 angemessen zu berücksichtigen." (kna v. 27. 6.)

Die zuständige Glaubensbehörde bestätigte das negative Urteil des Ortsbischofs Marco Salvi über angebliche Marienerscheinungen in der Gemeinde Trevignano. So hat der Vatikan hat erstmals seine neuen Regelungen zur Beurteilung mutmasslicher übernatürlicher Phänomene angewendet. In der Gemeinde Trevignano nahe Rom hatte eine angeblich weinende Madonnenstatue mitsamt Offenbarungen an eine Seherin für Aufmerksamkeit gesorgt. Seit 2016 berichtete die Italienerin Maria Giuseppa Scarpulla dort von angeblichen Erscheinungen von Maria, Jesus und Gottvater. Sie traf sich mit ihren Anhängern auf einem Hügel der Gemeinde zu öffentlichen Gebetsfeiern. Nach einer Untersuchung fällte der örtliche Bischof am 6. März 2024 sein Urteil und verbot jegliche öffentliche und private religiöse Veranstaltungen. Dazu zählen Messfeiern, Gebetstreffen, Wallfahrten und alles weitere, was den Anschein einer kirchlichen Anerkennung vermittle. Die neuen Normen der vatikanischen Glaubensbehörde erleichtern es dem jeweiligen Ortsbischof, die kirchliche Anerkennung für neue Wallfahrtsorte nach mutmasslichen Erscheinungen zu erteilen oder zu verweigern. (vn u. kath.ch v. 28. 6.)