Der indonesische Staat verwendet jetzt offiziell den Namen „Jesus Christus“ für die zentrale Persönlichkeit des Christentums. Die Änderung war zu Jahresende von Staatspräsident Joko Widodo angekündigt und im Januar per Regierungserlass verfügt worden. Franz Magnis-Suseno SJ, langjähriger Rektor der Hochschule Driyarkara für Philosophie in Jakarta, zeigte sich im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hoch erfreut. Die Reform sei ein weiteres Zeichen dafür, dass die moderate muslimische Massenorganisation Nadlatul Ulama und der indonesische Staat „die Christen als Freunde ansieht und sie dadurch in ihrer Identität anerkennen wollen“. Der Präsidenten- und Parlamentswahlkampf im Februar blieb weitgehend frei von Angriffen auf Minderheitsreligionen wie Christen oder die als abtrünnig geltende islamische Gemeinschaft Ahmadiyya. (kath.ch u. kna v. 1. 4.)
In Bangladesch wurde die erste Transgender-Moschee eröffnet. Das bescheidene Gebäude sei ein neuer Ort der Gemeinsamkeit für die diskriminierte Minderheit der sogenannten Hijra, berichtet der asiatische Pressedienst Ucanews. Die kleine Moschee in Mymensingh nördlich der Hauptstadt Dhaka ist auf einem staatlichen Grundstück erbaut worden. Hijra ist ein Sammelbegriff für Eunuchen und Intersexuelle. Laut der Volkszählung 2023 leben in Bangladesch 12.600 Hijra. Die Dunkelziffer für Transgender-Menschen schätzen Aktivisten auf rund 50.000. 2013 wurden die Hijra offiziell als drittes Geschlecht anerkannt. 2023 wurden in neuen Schulbüchern sogar Kapitel zur Akzeptanz von Transgender-Menschen eingeführt. In Moscheen haben sie aber bislang keinen Zutritt. (domradio.de v. 4. 4.)
Das israelische Friedensprojekt „Givat Haviva“ hält den jüdisch-arabischen Dialog weiter aufrecht. Es unterhält in Israel über 35 verschiedene Projekte zur Verständigung zwischen der arabischen und jüdischen Bevölkerung. Außerdem gibt es einen internationalen Campus, auf dem junge Menschen gemeinsam eine Zeit lang lernen und leben. Das jüdisch-arabische Zentrum in der Scharon-Ebene zwischen Tel Aviv und Haifa hat 2001 den Friedenspreis der UNESCO bekommen. Ruth Ratter, Vorsitzende des Freundeskreises Givat Haviva Deutschland e.V., dazu im Interview: „All das, was in Gaza passiert, ist natürlich schrecklich. [… Aber es ist] nach wie vor sehr viel in der Zivilgesellschaft möglich. Im jüdisch-arabischen Friedenszentrum finden sehr viele Veranstaltungen statt. Es gibt natürlich auch Kritik an der Regierung, insbesondere, dass diese Regierung aktuell auch versucht, die arabischen Sprachlehrer und auch die jüdischen Sprachlehrer in ihrer Arbeit zu behindern. […] Es ist so, dass die Mitarbeiter:innen in die gemischten Städte gehen und dort Dialogzentren herstellen. […Es] finden nach wie vor Kunstausstellungen statt, wo jüdische und arabische junge Künstlerinnen und Künstler arbeiten und gemeinsam ausstellen. […] Man bemüht sich auch darum, gerade über Pessach und Ramadan, Möglichkeiten und Angebote zu machen, um regionale, soziale Aktivitäten durchzuführen. Es geht darum, die Menschen, die Bewohner der betroffenen Gebiete zusammenzubringen. […] Wir planen nun für den Mai eine Konferenz mit der Universität Haifa. Es geht um die Frage: Wieviel Hebräisch können junge arabische Menschen noch lernen? Was sind die Hindernisse? Das sind neue Ansätze für die Schaffung des gemeinsamen Denkens, einer gemeinsamen Zukunft….“ (domradio.de v. 6. 4.)
Der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen hat Musliminnen und Muslimen am Ende des Fastenmonats Ramadan Grüße übermittelt: „Im Geiste der Solidarität stehen wir an Ihrer Seite, motiviert durch die gemeinsame Vision einer Welt, in der jeder Mensch, ungeachtet seines Glaubens oder seiner Herkunft, ein Leben in Würde, Frieden und Wohlstand führen kann", schrieb Weltkirchenrat-Generalsekretär Jerry Pillay in einer Botschaft an den Großscheich der Kairorer Al-Azhar-Universität, Ahmad al-Tayyeb. „In Brüderlichkeit und gegenseitigem Respekt" solle man zusammenzuarbeiten, „um Wege der Verständigung zu ebnen und zum Gemeinwohl aller beizutragen". Das Fasten, das jeweils im neunten Monat des islamischen Mondjahres stattfindet, ist eine der fünf „Säulen“ des Islam. (kap v. 10. 4.)
Mahmood Ahmed Malhi, Theologe und zuständiger Imam der Bait-un-Nasr Moschee Köln, ruft anlässlich des sogenannten „Zuckerfests“ zu Dialog und Verständigung auf: Malhi im Interview: „Aus dem Leben des heiligen Propheten des Islams - Mohammed, Friede und Segen Allahs seien auf ihm - entnimmt man, dass er am ersten Tag des Zuckerfestes vor dem morgendlichen Pflichtgebet etwas Süßes gegessen hat. Dann ist er zum Gebet gegangen und genauso machen wir es auch. […] Wir sind um 10 Uhr zum Gebet zusammengekommen. Ich habe eine Predigt gehalten, in der es darum ging, dass wir die Achtung der Rechte Gottes und die Rechte der Mitmenschen - was wir jetzt 30 Tage lang geschafft haben - das ganze Jahr über weiterhin achten. […] Ich habe vor ungefähr einem halben Jahr einen Friedensfahrradklub in Köln gegründet. Auf den blauen Trikots steht vorne „Muslime für Frieden“ und hinten „Liebe für alle, Hass für keinen". Viele in Köln kennen uns und die Trikots schon. Ich hatte die Idee, Kirchen- und Synagogengemeinden anzuschreiben und wir sind dann mit den Jungs zu denen hin geradelt. So sind wir in Dialog und Kontakt gekommen. Im Monat Ramadan haben wir das auch gemacht und haben versucht, Veranstaltungen zu organisieren und zu besuchen, wo es um interreligiösen Dialog ging. Dort sind wir mit den Leuten ins Gespräch und in ein sehr gutes Miteinander gekommen. Für unsere Mitmenschen haben wir ein gemeinsames Fastenbrechen in unserer Moschee organisiert mit Pfarrern, Priestern und mit Abraham Lehrer, dem Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden. So wollen wir die Freundschaften und Kontakte, die entstanden sind, pflegen und verewigen. […] Als die Verrückten einen Anschlag auf den Kölner Dom geplant haben, hat sich eine Gruppe junger Muslime solidarisch vor den Kölner Dom gestellt. Das war auch die Radgruppe der Ahmadiyya-Gemeinde.“ (domradio.de v. 10. 4.)
Die römisch-katholischen Bischöfe Afrikas wollen den interreligiösen Dialog mit dem Islam weiterentwickeln. Das geht aus einer in Nairobi verabschiedeten Erklärung afrikanischer Bischöfe und Fachleute hervor. Der Vorstoß steht im Kontext der Sorge über eine wachsende Polarisierung, Spannungen, Konflikte und eine religiöse Radikalisierung in mehreren afrikanischen Ländern, die auf sozioökonomische und politische Faktoren zurückzuführen seien und sich verschlimmern, „wenn Einzelpersonen und Gruppen die Religion instrumentalisieren. […] Wir verpflichten uns, den interreligiösen Dialog in einer pluralistischen Umgebung durch eine Bildung zu fördern, die [...] isolationistische Haltungen verwirft, die innerreligiöse und interreligiöse Spannungen und Konflikte fördern." (vn u. kap v. 11. 4.)
Zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan hat Papst Franziskus die Völker im Nahen Osten zu mehr Zusammenhalt aufgerufen. Mit Blick auf den Nahostkonflikt forderte er in einer Botschaft erneut einen Waffenstillstand im Gaza-Streifen sowie die sofortige Freilassung aller Geiseln. Franziskus erinnerte an den „glücklichen Zufall“, dass der heilige islamische Fastenmonat in diesem Jahr wenige Tage nach dem Osterfest endet, „dem wichtigsten Fest der Christen“. Jedoch stehe dieses „glückliche Ereignis“ im starken Widerspruch „mit der Trauer über das Blut, das in den gesegneten Ländern des Nahen Ostens fließt“. „Gott ist und will Frieden“ und wer an ihn glaube, der könne nicht anders, als den Krieg abzulehnen, der die Konflikte nicht löse, sondern sie verschärfe. Er glaube daran, dass Wüsten blühen könnten, doch aus den „Wüsten des Hasses“ könne nur dann Hoffnung sprießen, „wenn wir es verstehen, gemeinsam Seite an Seite zu wachsen; wenn wir es verstehen, die Überzeugungen der anderen zu respektieren; wenn wir das Recht eines jeden Volkes auf Existenz und das Recht eines jeden Volkes auf einen Staat anerkennen“. (vn v. 12. 4.)
Eine neue Forschungsstelle an der Universität Münster soll dem Unwissen über den Islam entgegenwirken. Diese ist nun eröffnet worden. Sie ist laut Hochschule am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) angedockt. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Mouhanad Khorchide, der auch dem ZIT vorsteht. „Wir brauchen mehr Wissen über den aktuell gelebten Islam - theoretisch informiert und empirisch erhoben", erklärte er. Der Fokus richtet sich auf die Gestaltung von Gesellschaft, Kultur, Staat und Politik anhand von Werten und Normen, die als islamisch angesehen werden. Dabei gehe es um die Gestaltung innerhalb der Grundsätze des demokratischen Rechtsstaates wie außerhalb (Islamismus, Radikalisierung und deren Prävention). Entsprechend soll die Forschungsstelle vier Zugänge zum Thema Islam und Politik vereinigen: einen theologischen, einen historischen, einen sozialwissenschaftlich theoretischen und einen sozialwissenschaftlich-empirischen. (domradio.de v. 18. 4.)
Kardinal Christoph Schönborn hat den Jüdinnen und Juden zum Pessach-Fest Glückwünsche übermittelt. „Möge dieses Pessachfest Ihnen, Ihrer Familie und allen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Österreich besonderen Trost und Freude bringen", heißt es in dem Schreiben an Oberrabbiner Jaron Engelmayer. Auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat ein Grußwort an die Jüdinnen und Juden in Österreich gerichtet. „Pessach ist ein Fest der Befreiung. […] Wir Christinnen und Christen sind dem jüdischen Volk besonders verbunden, führt uns der jüdische Glaube ja zur Quelle unseres eigenen Glaubens. Wir bekennen, dass die Erinnerung an Gottes Treue zu seinem erwählten Volk konstitutiv zum christlichen Glauben dazugehört und begegnen dem Judentum mit Dankbarkeit und Ehrfurcht." Auch der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit sendet Glückwünsche. Weltweit feiern mehr als 15 Millionen Juden ab 22. April das einwöchige Pessach-Fest. Pessach erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei. (kap v. 22. 4.)
Die Muslimin und CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler verteidigt die Formulierungen zum Islam im neuen CDU-Grundsatzprogramm: „Wir erkennen die verschiedenen Formen des Islams an", sagte sie der „Kölnischen Rundschau". Im Programmentwurf heißt es: „Ein Islam, der unsere Werte nicht teilt und unsere freiheitliche Gesellschaft ablehnt, gehört nicht zu Deutschland." Dazu erklärte Güler: „Zuerst mal ist es mir wichtig zu betonen, dass Muslime ein Teil unserer Gesellschaft sind und viele von ihnen eine neue Heimat in Deutschland gefunden haben." Der kritisierte Satz mache deutlich, dass es verschiedene Formen des Islam gebe, etwa den politischen Islam oder den wahhabitischen, „der mit meinem Selbstverständnis als muslimische Frau und mit dem Islam, in dem ich groß geworden bin, nichts zu tun hat". Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat der CDU vorgeworfen, der Satz bediene „antimuslimische Ressentiments". Wenn überhaupt, müsse eine solche Formulierung alle Weltanschauungen und religiösen Gemeinschaften ansprechen. Güler räumte ein, dass es auch im Christentum Problemfelder gebe: „Aber zur Wahrheit gehört auch, dass diese Gruppen einen sehr viel kleineren Anteil ausmachen als bei den Muslimen, wo sie viel deutlicher wahrnehmbar sind. […] Da müssen wir Muslime ehrlich sein." (domradio.de v. 23. 4.)