Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: Islam u.a.

Die Deutsche Nationalstiftung zeichnet das geplante Drei-Religionen-Kita-Haus in Berlin mit ihrem Förderpreis aus. Das interreligiöse Projekt schaffe mit einer jüdischen, einer muslimischen und einer christlichen Kita unter einem Dach eine Umgebung, in der das Zusammenwirken verschiedener Religionen und Kulturen schon von frühester Kindheit an als Normalität gelebt werde, hieß es zur Begründung. Die Rabbinerin Gesa Ederberg erklärte stellvertretend für das Gründerinnen-Team der Drei-Religionen-Kita: „Wir sehen uns dadurch noch mehr ermutigt, uns für das gute Zusammenleben in unserer Stadt und in Deutschland einzusetzen. Von Kindheit an sollen Freundschaften statt Misstrauen entstehen." (domradio.de v. 3. 6.)

Für Frieden und Menschenrechte sind mehrere Hundert Menschen verschiedener Religionen durch Jerusalem gezogen. Mit dem Zug durch die Stadt wolle man „in dieser schmerzhaften Zeit die Worte Gottes mit lauter und entschlossener Stimme verkünden", sagte Rabbinerin Leah Schakdiel zum Abschluss des Zugs vor dem Jaffa-Tor. „Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit für alle Menschen zwischen dem Fluss und der See", gab sie dem oft von Radikalen auf beiden Seiten des Nahostkonflikts missbrauchten Slogan „From the River to the Sea" eine bessere Bedeutung. In der von den „Rabbinern für Menschenrechte" initiierten Veranstaltung wechselten sich Rabbinerinnen, Imame, Priester und Scheichs ab in ihren Forderungen nach einem Weg aus dem Krieg. Man müsse sich auf das Gemeinsame konzentrieren, statt das Trennende zu betonen, sagte Drusen-Scheich Junis Amascha der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Propst der evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem, Joachim Lenz, meinte, man dürfe die Heilige Stadt nicht denen überlassen, die keinen Frieden wollen. Für den bekannten britisch-israelischen Rabbiner David Rosen steht die Zusammenkunft für das „interreligiöse Engagement für Frieden". kna v. 4. 6.)

Im muslimisch geprägten Pakistan ist erstmals eine Christin zur Brigadegeneralin befördert worden. Helen Mary Roberts ist die erste Frau, die diese Position in der islamischen Republik erreicht, wie der Pressedienst „Ucanews" berichtet. „Brigadier Helen Mary Roberts hat durch ihre harte Arbeit bewiesen, dass pakistanische Frauen Männern in keinem Bereich unterlegen sind", wird Premierminister Shehbaz Sharif zitiert. Nasir William, Menschenrechtsaktivist und Mitglied des Center for Social Justice, einer Interessenvertretung für Minderheiten in der Hauptstadt Islamabad, betonte: „Dies wird eine Ermutigung für die christliche Gemeinschaft sein." Frau Roberts ist seit 26 Jahren Pathologin beim Sanitätskorps der pakistanischen Armee. (kna u. vn v. 5. 6.

Der Apostolische Vikar für Südarabien bei seinem ersten Pastoralbesuch in der neuen Kirche des interreligiösen Zentrums „Haus der abrahamitischen Familie“ in Abu Dhabi. Paolo Martinelli erinnert in den Vereinigten Arabischen Emiraten an die Berufung der Religionen zum Einsatz für Frieden und Dialog: „In einer Welt, die von so vielen Konflikten geprägt ist, sind alle Religionen aufgerufen zu zeigen, wie ein Leben im Einklang mit unserem Glauben uns zu besseren Menschen macht und in der Lage ist, eine gerechtere und brüderlichere Gesellschaft aufzubauen“. Der Religions- und Kirchen-Komplex umfasst eine Kirche, eine Moschee und eine Synagoge als eigenständige Gebäude sowie ein gemeinsames Bildungszentrum für Konferenzen und Veranstaltungen: „All diese Werte sind in diesem Bauwerk präsent und werden gelebt“ und sind eine „einzigartige“ Realität, formulierte Martinelli. Das „Abrahamic Family House“ ist eines der Vermächtnisse der historischen Reise von Franziskus nach Abu Dhabi im Jahr 2019. Es wurde 2023 eingeweiht. (asianews u. vn v. 23. 6.)

Der aus England stammende jüdische Theologe und Experte im interreligiösen Dialog, Edward Kessler, ist in Salzburg mit dem Seelisberg-Preis für herausragende Verdienste um den jüdisch-christlichen Dialog ausgezeichnet worden. Der vom Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ) gemeinsam mit dem „Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen" der Universität Salzburg vergebene Preis wurde heuer zum dritten Mal vergeben. Kessler, der u.a. Gründer auf interreligiösen Dialog spezialisierten „Woolf Institutes" in Cambridge ist, sei ein „führender Denker im Bereich der interreligiösen Beziehungen, vorrangig im Bereich der jüdisch-christlich-muslimischen Beziehungen", hieß es zur Begründung auf der Website des ICCJ. In seiner Dankesrede unterstrich Kessler: Dialog bedeute, Toleranz gegenüber verschiedenen Sichtweisen zu üben - und damit einem „einseitigen lauten und fundamentalistischen Knurren" in den Social Media zu widerstehen. Er gab Einblicke in Dialog-Projekte zwischen Israelis und Palästinensern, durch die es selbst angesichts des Gaza-Krieges noch möglich sei, Gesprächskanäle offen zu halten. Zudem erinnerte er daran, dass er selber österreichische Wurzeln hat. Die Preisverleihung stellte zugleich den Auftakt zur ICCJ-Jahrestagung dar. Die Tagung - gemeinsam mit dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich (KCJZÖ) und der Universität Salzburg ausgerichtet - steht heuer unter dem Titel „Heiligkeit: Ein religiöser Imperativ und eine moralische Verpflichtung?" Eine Besonderheit stellt die muslimische Beteiligung dar. Der Präsident des KCJZÖ, Prof. Martin Jäggle, unterstrich die Notwendigkeit, nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verstärkt den Dialog zu suchen. In einer Video-Botschaft sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch: „Diese Konferenz bietet eine wertvolle Gelegenheit, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und den Dialog zwischen Christinnen und Christen, Jüdinnen und Juden weiter zu vertiefen." (kap v. 24. 6.)

Papst Franziskus hat in einer Ansprache an Muslime die Gewissens- und Religionsfreiheit verteidigt. Jeder Mensch müsse seine religiösen Entscheidungen völlig frei treffen können, sagte er vor einer Gruppe von Muslimen aus dem italienischen Bologna. Darüber hinaus müsse sich jeder Gläubige frei fühlen, die eigene Religion anderen Menschen vorzuschlagen, ohne sie ihnen aufzudrängen. Ausdrücklich wandte er sich gegen jede Form von Versuchen, Gläubige anderer Religionen abzuwerben. Ferner dürften Ehen zwischen Menschen verschiedener Religionen keine Gelegenheit sein, den Ehepartner zum Übertritt zu seiner eigenen Religion zu bringen. Gerade in der heutigen Welt sei das Zeugnis der Brüderlichkeit von Christen, Juden und Muslimen, die alle „den Einen Gott verehren und Abraham, wenn auch auf unterschiedliche Weise, als Vater im Glauben bezeichnen", besonders wertvoll und unverzichtbar, sagte der Papst. „Insbesondere der aufrichtige und respektvolle Dialog zwischen Christen und Muslimen ist eine Pflicht für uns, die wir dem Willen Gottes gehorchen wollen. […] Dieser Dialog erfordert eine wirksame Anerkennung der Würde und Rechte jedes Menschen". Bologna gilt als eine der Hochburgen des Islams in Italien. (vn u. kap v. 26. 6.)