Innerkirchliche Reformansätze: (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..)

Der Fall der sogenannten „Integrierten Gemeinde“ zeigt, wie anfällig eine Religionsgemeinschaft wie die römisch-katholische Kirche für geistlichen Missbrauch ist, schreibt der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers in einem Gastbeitrag für katholisch.de. Was einerseits als einer der „profiliertesten Aufbrüche und Bewegungen innerhalb der Kirche" bewertet wurde, führte andererseits durch Angst und Abhängigkeit zur Preisgabe der Autonomie unter dem Mantel des Christlichen. „All dies ist strafrechtlich nicht fassbar, hat aber über weite Strecken den Charakter von geistlichem Missbrauch." Die Kirche hat die große Verantwortung, bei der Seelenführung die Gefahr geistlichen Missbrauchs ernst zu nehmen. Denn Aussteigerberichte sind Empfindungen von Menschen, die sich nach einer lebendigen Beziehung zu Gott gesehnt haben. Sie schenkten anderen dafür ihr Vertrauen und mussten zurückblickend feststellen, dass ihre Freiheit nicht mehr geachtet wurde. Dadurch wurde unser Auftrag, empathische Seelsorger zu sein, pervertiert, schreibt Timmerevers. Eine Verpflichtung der Kirche zu einer umfassenden Sensibilisierung für das Phänomen sei notwendig, um weiteren geistlichen Missbrauch möglichst zu verhindern. Voraussetzung hierfür ist die präzise Analyse der Mechanismen und Umstände geistlichen Missbrauchs. Wo die Spiritualität dazu neigt, Persönlichkeiten zu brechen, braucht es Strukturen des Widerspruchs, die den Menschen in seinem Selbst stärken. Denn Gott will keine Marionetten, sondern selbstbewusste Glaubenszeuginnen und –zeugen. (katholisch.de v. 9. 11.)

Die deutsche Bischofskonferenz will verstärkt gegen „geistlichen Missbrauch"“ in der Kirche vorgehen. Wenn ein Seelsorger religiöse Bedürfnisse von Gläubigen für seine eigenen Ziele ausnutze, gehe dies oft einem sexuellen Missbrauch voraus, sagte der Münsteraner Bischof Felix Genn in Leipzig beim Auftakt einer Tagung zu diesem Thema. Er leitet die „Kommission für geistliche Berufe und kirchliche Dienste“ der Bischofskonferenz. Ein Missbrauch der Gottesbeziehung von Gläubigen habe „gravierende Auswirkungen auf die emotionale und psychologische Befindlichkeit von Menschen“. Wo in den verschiedenen Formen geistlicher Begleitung keine klaren Verantwortlichkeiten für die damit verbundene Macht und Autorität geregelt seien, „ist mindestens die Versuchung zum Missbrauch geöffnet“. (kap u. kna u. vn v. 12. 11.)

Der Pallottiner-Pater Siegfried Modenbach schlägt römisch-katholische Segensfeiern für homosexuelle Paare und wiederverheiratete Geschiedene vor: „Wir dürfen als Kirche Menschen in einer Liebesbeziehung den Segen nicht verweigern“, sagte er im Interview mit katholisch.de. In seinem Buch macht Modenbach konkrete Vorschläge für solche liturgischen Feiern. Diese sollen sich aber unterscheiden von einer kirchlichen Eheschließung. „Ich denke, dass die Verweigerung des Segens für Menschen in besonderen Situationen nicht dem entspricht, was die Bibel und die biblische Theologie sagen“. Der Pallottiner setzt sich schon länger für eine neue Sicht der Kirche auf Homosexualität ein und hat schon häufig schwule und lesbische Paare in Gottesdiensten gesegnet. Wenn sich solche Paare ganz bewusst für ein christliches Leben miteinander entschieden und deshalb eine solche Segensfeier wünschen, müsse es dafür auch konkrete Angebote geben. (kna u. vn v. 16. 11.)

Nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens für die deutsche Diözese Aachen hat Bischof Helmut Dieser seinen Amtsvorgänger zu einem „Zeichen der Reue" aufgerufen. Altbischof Heinrich Mussinghoff (80) und auch sein früherer Generalvikar Manfred von Holtum (76) sollten einen „persönlichen Prozess der Selbstreflexion" über ihren Umgang mit Missbrauchsfällen beginnen, sagte Dieser in einer Pressekonferenz. Er appellierte an die Beiden, auf juristische Schritte gegen das Gutachten zu verzichten. Das vorgestellte Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl (WSW) attestiert Mussinghoff, von Holtum und bereits gestorbenen früheren Verantwortungsträgern, dass sie hauptsächlich am Schutz der Täter und nicht an der Fürsorge für die Opfer orientiert gewesen waren. Beide hätten eine „unverdiente Milde" gegenüber verdächtigten und verurteilten Geistlichen walten lassen und sie oft wieder in der Seelsorge eingesetzt. Laut Bischof Dieser geht es nicht darum, die Lebensleistung von Mussinghoff oder von Holtum abzuwerten. Mit Blick auf die Missbrauchsfälle sollten sie ihre Verantwortung „im systemischen Ganzen" anerkennen. (kap u. kna v. 16. 11.)

Der von Papst Franziskus zum Kardinal ernannte Ordensmann Raniero Cantalamessa will sich nicht zum Bischof weihen lassen. Zwei weitere neue Kardinäle, Pater Mauro Gambetti und Enrico Feroci, bekommen die Bischofsweihe. Die Kardinalswürde für Cantalamessa – die eigentlich nicht mit der Priester- oder Bischofsweihe verbunden ist – wird als Zeichen des Dankes für jahrzehntelange Tätigkeit als Päpstlicher Hausprediger gewertet. (kna u. vn v 19. 11.)

Wenn es in Pfarreien zu wenige Priester gibt, bietet manche Gemeinde sogenannte Wort-Gottes-Feiern mit Austeilung der Kommunion an, die von Laien geleitet werden. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker gibt diese Feier nun für die nächsten drei Jahre frei. Hier einige Passagen des Interviews des Leiters der Zentralabteilung Entwicklung, Msgr. Michael Bredeck, mit dem Kölner „domradio.de“: Das soll „geschehen in Rückbindung an das Pastoralteam und den Pfarrer und vor allem an die anderen Gottesdienste und auch Heiligen Messen dort im pastoralen Raum. […] Die konsekrierten Hostien werden aus einer Messe in einer der Nachbargemeinden dann in die Kirche gebracht. […] Wir haben im Erzbistum Paderborn schon eine Reihe von Gegenden, die sehr ländlich geprägt sind oder wo auch die Entfernungen zwischen den Kirchen sehr groß sind. Wir haben gerade in diesen Räumen einfach das Problem, dass eine größere Zahl von Gemeinden sonntags keine Heilige Messe feiern kann, weil wir die Priester einfach nicht haben. […] Insofern gab es da eine pastorale Abwägung, so will ich es mal nennen, die dazu geführt hat, zu sagen: Das ist jetzt hier im Bistum an diesen Orten auch in der einzelnen Situation nötig oder hilfreich….“ (domradio.de vom 18. 11.; vn v. 19. 11.)