Ökumene

Papst Franziskus traf im Vatikan den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X. Yazigi. Dabei ging es um die aktuelle Situation im Nahen Osten. Der Patriarch hält sich derzeit aufgrund des Libanon-Gipfels im Vatikan auf. Der Patriarch dankte in einem auf der Website des Patriarchats veröffentlichtem Statement dem Papst für seine Initiative zum Libanon-Gipfel im Vatikan. Zu diesem wurden neben Patriarch Johannes X. eine Reihe weiterer Würdenträger aus der Region erwartet, unter anderem der Patriarch der Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche, Joseph Absi, der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai und der Patriarch der Syrisch-katholischen Kirche von Antiochien, Ignatius Youssef III. Younan; der armenische apostolische Katholikos Aram I., der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. sowie Joseph Kassabhas, Präsident des Obersten Rates der evangelischen Gemeinschaft in Syrien und im Libanon. Von römisch-katholischer Seite sind der Päpstliche Nuntius im Libanon, Erzbischof Joseph Spiteri, und Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen mit dabei. (kap u. vn [= Vatican News] v. 1. 7.)

Der Grazer orthodoxe Theologe Grigorios Larentzakis drängt auf engagiertere Schritte, um die Kirchentrennung zu überwinden. In der Wochenzeitung „Die Tagespost" ruft er zur „Wiederbelebung der vollen Kirchengemeinschaft" auf. Er sei der Überzeugung, dass zuerst die „geschwisterliche Gesinnung" bei den Gläubigen wiederhergestellt werden müsse. Das bedeute etwa Bekundung an Solidarität und gegenseitige Stärkung auch im sozialen Bereich. Solche Aktivitäten könnten auch gemeinsam organisiert werden. Er macht in seinem Beitrag konkrete Vorschläge für eine solche „gelebte Gemeinschaft". Dazu gehöre etwa die Annahme eines einheitlichen Kalenders zur gleichzeitigen Feier der großen christlichen Feste wie Weihnachten und Ostern durch alle Kirchen. Darüber hinaus brauche es auch vertiefte Beziehungen zwischen den theologischen Fakultäten und den Vertretern der theologischen Wissenschaft sowie auch einen verstärkten Austausch auf Ebene der Studenten. (kap u. vn v. 6. 7.)

Vor genau zehn Jahren wurde der Südsudan unabhängig. Heute ist die Lage im Land verzweifelt. Papst Franziskus, der Anglikaner-Primas Justin Welby und Jim Wallace, der Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche Schottlands, nutzen den Unabhängigkeitstag für einen erneuten Friedensappell: „Wir ermutigen euch, noch stärkere Anstrengungen zu unternehmen, auf dass eure Landsleute die vollständigen Früchte der Unabhängigkeit kosten mögen. […] Leider lebt das südsudanesische Volk jedoch weiter in Unsicherheit und Angst. Kaum jemand vertraut noch darauf, dass es im Land, ‚Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlstand' geben kann, wie in eurer Hymne besungen“, so das gemeinsame Schreiben an die politischen Führer im Südsudan. Zu Weihnachten 2019 hatte es ein ähnliches Schreiben gegeben. In dem aktuellen Schreiben bekräftigen sie neuerlich ihren Wunsch, das Land gemeinsam besuchen zu wollen. (vn v. 9. 7.)

Für den Grazer orthodoxen Theologen Grigorios Larentzakis steht es außer Zweifel, dass die orthodoxe Kirche den Papst als Kirchenoberhaupt im Sinne eines „Primus inter pares“ anerkennen würde. Freilich müssten zuerst andere kirchentrennende Hindernisse ausgeräumt werden, aber auch hier sieht der Theologe keine unlösbaren Probleme. In einem ausführlichen Beitrag in der katholischen „Die Tagespost“ schreibt Larentzakis wörtlich: „Von orthodoxer Seite wäre es selbstverständlich und würde keinerlei Widerstand erfahren, dass nach einer Regelung aller trennenden kontroversiellen theologisch-kirchlichen Fragen durch den ökumenischen Dialog Rom wieder für alle Kirchen den ersten Platz einnehmen würde“, aber nicht als absoluter Souverän. Die innere Autonomie der einzelnen selbstständigen Kirchen dürfe nicht beeinträchtigt, sondern müsse respektiert werden bis hin zur selbstständigen Wahl der eigenen Bischöfe. Als „Primus inter pares“ hätte der Papst aber nicht nur einen bloßen Ehrenprimat, sondern auch konkrete Pflichten und Aufgaben, „ja auch Rechte im Dienst der Gesamtkirche. […] So käme ihm nach einvernehmlichen Beratungen und Übereinkünften das Initiativrecht, das Einberufungsrecht, das Vorsitzrecht, das Koordinationsrecht für ein gemeinsames Ökumenisches Konzil zu - oder was immer für die Gesamtkirche Christi und für das Heil aller Menschen gemeinsam vereinbart werden muss“. Der orthodoxe Theologe erinnert an den Besuch von Papst Paul VI. 1967 in Konstantinopel. Der Ökumenische Patriarch Athenagoras habe den Papst mit den Worten begrüßt: „Und siehe, wir haben in unserer Mitte […] den Bischof von Rom, den ersten von uns, der Ehre nach, den Vorsitzenden der Liebe.“ Die Liebe sei der Ausgangspunkt. Auf diese Begegnung habe auch Joseph Ratzinger in seinem viel zitierten Grazer Vortrag am 26. Januar 1976 Bezug genommen: „Rom muss vom Osten nicht mehr an Primatslehre fordern, als im ersten Jahrtausend formuliert und gelebt wurde. Wenn Patriarch Athenagoras am 25.7.1967 beim Besuch des Papstes im Phanar diesen als Nachfolger Petri, als den ersten an Ehre unter uns, den Vorsitzenden der Liebe, benannte, findet sich im Mund dieses großen Kirchenführers der wesentliche Gehalt der Primatsaussagen des ersten Jahrtausends, und mehr muss Rom nicht verlangen“. (kap u. vn v. 10. 7.)

Mit einem berührenden Gottesdienst haben die römisch-katholische und die evangelische Kirche in Trier der Betroffenen der Flutkatastrophe gedacht. Den ökumenischen Klage-Gottesdienst in der Konstantinbasilika gestalteten Bischof Stephan Ackermann und der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel gemeinsam mit Notfallseelsorgerinnen und Seelsorgern. Ackermann sagte: „Die Bilder und Gespräche der vergangenen Tage gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.“ Latzel sagte: Der ökumenische Gottesdienst wolle einen Ort bieten, vor Gott zur Ruhe zu kommen, Gefühle zuzulassen, „und um weinen zu können“. An dem Gottesdienst nahmen auch Politiker von SPD und CDU teil. (kna u. vn v. 18. 7.)

Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako ist in der nordirakischen Stadt Erbil mit Vertretern anderer Kirchen zusammengetroffen, wie der Pro Oriente-Informationsdienst berichtete. Im Irak gibt es laut dem chaldäischen Patriarchat 14 Kirchen. 2006 war ein „Rat der Oberhäupter der Kirchen und christlichen Gemeinschaften im Irak" gegründet worden, um die Ökumene voranzubringen. Patriarch Sako und seine Delegation trafen in der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan u.a. mit dem syrisch-orthodoxen Erzbischof Nikodemus Sharaf, dem syrisch-katholischen Erzbischof Nathanael Nizar Samaan und mit Vertretern der Assyrischen Kirche des Ostens zusammen. Angesichts der vielfältigen Not im Irak brauche es die Zusammenarbeit und eine gemeinsame Stimme der Kirchen. Patriarch Sako hatte im Juni in einer offiziellen Erklärung dazu aufgerufen, die ökumenischen Beziehungen im Land wieder zu vertiefen. Die Frage der Wiederherstellung der vollen sakramentalen Einheit unter den Getauften sei eine „komplexe Frage". Der Patriarch erinnerte an den gescheiterten Versuch, ein gemeinsames Datum für Ostern zu finden. (kap v. 22. 7.)

Mit einem ökumenischen Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der römisch-katholischen Kirche sowie der in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossenen Kirchen will man der Opfer der Flutkatastrophe gedenken. Gestaltet wird der Gottesdienst im Aachener Dom vom Vorsitzenden des EKD-Rates, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, sowie mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen. „Die vielen Toten, die Trauernden und alle, die jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, sollen nicht vergessen sein. Im Gottesdienst wollen wir sie vor Gott bringen und ihn um seinen Beistand und Trost bitten“, erklärten u. a. Bedford-Strohm und Bätzing. (kna u. vn v. 29. 7.)