Ein Gremium der US-amerikanischen Bischofskonferenz hat sich besorgt über ein „Wiederauftauchen von Antisemitismus in neuen Formen“ gezeigt. In einer Erklärung forderte das „Komitee für ökumenische und interreligiöse Angelegenheiten der US-amerikanischen Bischofskonferenz“ alle Christen dazu auf, sich entschieden gegen „Hass, Verfolgung und antisemitische Äußerungen“ zu stellen. Es gelte „stets wachsam zu sein gegenüber den verschiedenen Arten, in denen diese Gefahren entstehen“, so die Bischofskommission. Anlass des Appells war der Jahrestag der wegweisenden Konzilserklärung Nostra Aetate, des Zweiten Vatikanische Konzils 1965. „Ein wahrer Christ kann kein Antisemit sein“, zitierten die Bischöfe Worte von Papst Franziskus. „Wir verurteilen unmissverständlich jegliche Gewalt, die sich gegen das jüdische Volk richtet, unabhängig davon, ob sie durch religiöse, rassistische oder politische Gründe motiviert ist. Darüber hinaus verurteilen wir jede Rhetorik, die darauf abzielt, das jüdische Volk oder das Judentum als religiöse Tradition zu dämonisieren.“ (vn v. 1. 12.)
„Außerhalb der Kirche kein Heil“. Damit hat sich der „Prediger des Päpstlichen Hauses“, Kardinal Raniero Cantalamessa, in seiner ersten Adventpredigt vor Bediensteten im Vatikan und vor dem Papst beschäftigt: „Wenn es der Glaube an Christus ist, der den Menschen rettet, was ist dann mit all denen, die nicht die Möglichkeit hatten, an ihn zu glauben?“, fragte der Kapuziner. Der interreligiöse Dialog, der sich nach dem Konzil entwickelt habe, führte bei ihm zu der Einsicht, „dass auch Menschen von außerhalb der Kirche gerettet werden können“. Denn sonst „wird das Heil von Anfang an auf eine kleine Minderheit von Personen beschränkt. […] Das kann uns nicht in Ruhe lassen, und es tut auch Christus unrecht, weil es ihm einen großen Teil der Menschheit entzieht.[…] Jesus ist der Erlöser der Welt – der Welt, nicht nur einiger Menschen in der Welt!“ Auch die Angehörigen anderer Religionen glauben in der Regel, dass es einen Gott gibt „und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird“ (Hebr 11,6). „Sie realisieren damit genau das, was die Heilige Schrift als das Fundamentale am Glauben betrachtet. […] Gott hat viele Weisen, um Menschen zu erlösen. Er hat [viele] ‚Kanäle‘ der Gnade eingerichtet….“ (vn v. 2. 12.)
Der jüdische Rechtswissenschaftler Joseph Halevi Horowitz Weiler (71) und der Theologe Michel Fedou (69) sind mit dem diesjährigen Ratzinger-Preis der Vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. ausgezeichnet worden. Papst Franziskus lobte bei der Verleihung die „bemerkenswerten Leistungen" der beiden. Der in Südafrika geborene jüdische Rechtswissenschaftler Weiler lehrt unter anderem in New York und Brügge. Er war zudem Präsident des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz. Weiler ist die erste jüdische Persönlichkeit, die mit dem Ratzinger-Preis ausgezeichnet wird. Der aus Lyon stammende Jesuit Fedou lehrt seit 1987 Dogmatik am Centre Sevres in Paris, einer jesuitischen Privatuniversität, deren Präsident er auch ist. (www.p-udo-ja.at v. 4. 12.)
Eine Delegation des lateinamerikanischen Rabbinerseminars aus Argentinien, die vergangene Woche bei Papst Franziskus war, schlägt nun eine gemeinsame Ausbildung von Führungskräften durch Rabbiner und Priester vor - als Beitrag zum sozialen Wandel. Was genau damit gemeint ist, erläutert der argentinische Rabbiner Ariel Stofenmacher, Rektor des Lateinamerikanischen Rabbinerseminars, im Gespräch mit Radio Vatikan folgendermaßen: „Die Absicht ist, unsere Tätigkeit im Seminar mit dem Vorgehen des Heiligen Stuhls zu vereinen, um die Ausbildung in Lateinamerika aus einer gemeinsamen spirituellen Perspektive zu erneuern und Laien und religiöse Führer zu ,Agenten des sozialen Wandels´ zu machen. […] Der Vorschlag hat damit zu tun, die Bedürfnisse dieser Welt zu verstehen und die Vision, die der Papst in Bezug auf die Bedürfnisse dieser Welt hat, indem er sich auf die Armen und den Schutz der Umwelt und andere seiner Initiativen konzentriert. Diese „Agenten des Wandels“ könnten der Bevölkerung helfen, „die Geißeln der Gesellschaft wie Diskriminierung, Armut, Arbeitslosigkeit und geschlechtsspezifische Gewalt zu beseitigen“. Das Rabbinerseminar veranstaltete eine Konferenz an der Päpstlichen Universität Gregoriana zum Gedenken an den Theologen Abraham Joshua Heschel. Darüber hinaus trafen Mitglieder einer 20-köpfigen Delegation des Seminars mit verschiedenen vatikanischen Dikasterien zusammen. Das Lateinamerikanische Rabbinerseminar ist das wichtigste Zentrum für jüdische Spiritualität und Bildung in Lateinamerika. Sie wurde 1962 in Buenos Aires von Rabbiner Marshall T. Meyer gegründet und hat Zweigstellen in Montevideo und Santiago de Chile. Es hält Seminare zur Ausbildung von Führungskräften wie Laienführern, Rabbinern, Lehrern, Chazanim und Freiwilligen und entwickelt Programme für Gemeinden in der gesamten Region. (vn v. 5. 12.)
In der Slowakei hat erstmals ein offizielles hochrangiges Treffen zwischen Spitzenvertretern der römisch-katholischen Kirche und der Muslime stattgefunden. Der seit wenigen Wochen amtierende neue Bischofskonferenz-Vorsitzende Bernard Bober, Erzbischof von Kosice (Kaschau), empfing dazu den Vorsitzenden der Islamischen Stiftung in der Slowakei, Mohamad Hasna, in Bratislava. Hasna unterstrich die historische Bedeutung des Treffens. Man habe über die Wichtigkeit des Religionsdialogs gesprochen und konkret die Teilnahme des Bischofskonferenz-Vorsitzenden am alljährlichen Iftar-Essen, dem Fastenbrechen im islamischen Fastenmonat Ramadan, erwogen. Gelinge dies, „wäre das ein grundsätzlicher Fortschritt in den wechselseitigen Beziehungen und stünde im Einklang mit dem Trend, zu dem viele der wichtigen Autoritäten der beiden Religionen aufrufen", so Hasna. Der Islam ist in der Slowakei keine offiziell anerkannte Religionsgemeinschaft. 2021 bekannten sich exakt 3.862 Menschen zum Islam. Laut einem 2017 in Kraft getretenen Gesetz, müssen sich mindestens 50.000 erwachsene Staatsbürger zu einer Religionsgemeinschaft bekennen, ehe diese offiziell eingetragen werden kann. (kap v. 6. 12.)
Im März 2023, zwei Jahre nach dem Papst-Besuch auf irakischem Boden, soll im Irak eine Konferenz zum christlich-schiitischen Dialog stattfinden. Die Initiative, an der hohe christliche und schiitische Vertreter teilnehmen sollen, werde sowohl in Bagdad als auch in der heiligen schiitischen Stadt Nadschaf stattfinden und eine Gelegenheit zur Begegnung und Diskussion im Anschluss an das historische Treffen zwischen dem Papst und Ayatollah al Sistani am 6. März 2021 in Nadschaf bieten. Dazu wurde eine Delegation maßgeblicher schiitischer Gelehrter aus Nadschaf in Bagdad von Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, empfangen. Das Treffen bot die Gelegenheit, die Inhalte, die im Mittelpunkt der Konferenz stehen werden, sowie einige organisatorische Details zu besprechen. Der Delegation aus Nadschaf gehörten maßgebliche schiitische Vertreter an, darunter Sayyed Jawad Mohammed Taqi Al Khoei (Generalsekretär des Al-Khoei-Instituts und Mitbegründer des irakischen Rates für interreligiösen Dialog) und Sayyed Zaid Bahr al-Ulum, Professor an der Hawza von Nadschaf, einem der ältesten schiitischen Seminare (Hawza) der Welt, das im 11. Jahrhundert von dem großen schiitischen Gelehrten Shaykh Al Tusi gegründet wurde. „Al Sistani sagte [damals]: 'Ihr seid ein Teil von uns, und wir sind ein Teil von euch'. Es ist eine eindringliche Art zu sagen, dass wir Brüder sind“, so Sako. (fides u. vn v. 10. 12,)
Im christlich-jüdischen Miteinander ist in den letzten Jahrzehnten einiges erreicht worden, hat Papst Franziskus vor dem Verband „Amitié Judéo-Chrétienne de France“.gewürdigt: „Der gemeinsam zurückgelegte Weg ist beachtlich – danken wir Gott dafür! Vor allem, wenn wir an die Last der gegenseitigen Vorurteile und der manchmal schmerzhaften Geschichte denken. […] Aber die Aufgabe ist noch nicht erfüllt, und ich ermutige euch, auf diesem Weg des Dialogs, der Geschwisterlichkeit und der gemeinsamen Initiativen fortzufahren.“ Er beklagte das besorgniserregende Wiederauftauchen des Antisemitismus, vor allem in Europa. Gerade in Frankreich ist es in den letzten Jahren immer wieder zu Gewalt gegen Juden gekommen; oft von jungen Leuten aus der Banlieue. Umso wichtiger findet der Papst die Arbeit des jüdisch-christlichen Freundschaftsverbands, der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Es sei wichtig, „das große gemeinsame geistliche Erbe von Christen und Juden“ zu erschließen und immer engere Kontakte untereinander einzugehen. „Ich danke euch für diese Arbeit, die ihr seit siebzig Jahren unermüdlich leistet. Sie hat viel dazu beigetragen, dass sich Juden und Christen immer mehr als Geschwister erkennen, Kinder desselben Vaters…“ (vn v. 12. 12.)
Der Bischof der Diözese Oyo in Nigeria, Emmanuel Adetoyese Badejo, fordert die Regierung auf, „in den interreligiösen Dialog zu investieren“, um „unnötiges Misstrauen und Feindseligkeit“ während der Wahlkampfzeit vor den Parlamentswahlen im Februar 2023 zu vermeiden. In seiner Ansprache auf dem Jahressymposium der Interreligiösen Ökumene-Kommission der Diözese Oyo im St. Paul's Pastoral Centre sprach er sich für wertebasierte Wahlen aus, die seiner Meinung nach durch den interreligiösen Dialog erreicht werden können. „Wir rufen die Regierung und andere Behörden auf, in den interreligiösen Dialog zu investieren“, der in der Lage sei, den Nigerianern während der Wahlkampfzeit „Zweifel und Ängste“ zu nehmen, sagte Bischof Badejo während der Veranstaltung, an der Religionsführer und Sicherheitskräfte teilnahmen. „Der Dialog bringt alle Beteiligten in eine Win-Win-Situation und ist sicherer und besser als andere erbitterte und aggressive Methoden der Auseinandersetzung. […] Papst Franziskus hat dies in vielen seiner jüngsten Botschaften und Enzykliken bekräftigt und betont, dass der Dialog und die Begegnung zwischen Generationen, Stämmen, Ethnien, Religionen und Konfessionen der beste Weg sind, um eine bessere Welt zu schaffen, harmonische Beziehungen zu festigen und Frieden und Entwicklung in unserer Zeit zu gewährleisten“. Dominic Taiwo Asiawu Bello, eine gläubige Muslimin, rief ihrerseits zum friedlichen Zusammenleben der Nigerianer: „Der Dialog [ist] von wesentlicher Bedeutung; wenn wir diskutieren, werden wir die Probleme, die uns beschäftigen, zur Sprache bringen und Lösungen anbieten. […] Vergeltet nicht Böses mit Bösem; selbst wenn euch jemand beleidigt, erwidert das Böse mit Gutem und vielleicht ändert sich die Person durch euren Charakter“. Der Gebietskommandant der Polizei von Oyo, Elijah Adekaye, warnte seinerseits die Jugend davor, sich von Politikern zur Gewalt verleiten zu lassen: „Es gibt in der Politik keinen ständigen Freund/Feind, also respektieren Sie die grundlegenden Menschenrechte vor und während der Wahlen, um eine friedliche Koexistenz in der Gesellschaft zu gewährleisten“. (aciafrica u. vn v. 13. 12.)
Christen und Juden sprachen im diesjährigen Dialogforum in Wien unter anderem über den Ukraine-Krieg, die Gefahr des zunehmenden Antisemitismus und über den Klimawandel, teilte die Stiftung Pro-Oriente mit. Unter dem Generalthema „Jüdisch/orthodox-christlicher Dialog: Navigieren in unseren Beziehungen zur Welt und zueinander“ kamen die Delegierten der Kirchen und jüdischen Einrichtungen im Wiener Hotel Bristol zusammen. Der orthodoxen Delegation stand Metropolit Emmanuel Adamakis vom Ökumenischen Patriarchat vor. Dazu gehörten Vertreter der Patriarchate von Konstantinopel, Alexandrien und Jerusalem, der Serbischen, Bulgarischen, Rumänischen und Georgisch-orthodoxen Kirche, der Orthodoxen Kirche von Griechenland sowie der Orthodoxie in Amerika und in der Ukraine. Zu den jüdischen Teilnehmern unter Vorsitz von Rabbi David Sandmel gehörten Delegierte aus Österreich, Chile, Großbritannien, Griechenland, Israel, Frankreich und den USA. Die Konsultation wurde vom Ökumenischen Patriarchat und dem Internationalen Jüdischen Komitee für interreligiöse Konsultationen organisiert. Patriarch Bartholomaios I. sprach sich in einem Grußwort an die Teilnehmer für einen Dialog in Offenheit und Ehrlichkeit aus. Wien als Brücke an der Ost-West-Grenze sei dafür bestens geeignet, so der Patriarch. Rabbi Sandmel betonte in seiner Begrüßung, die Welt brauche das Beste aus Judentum und Christentum. Die Traditionen beider Religionen seien notwendig im Blick auf Frieden, Gerechtigkeit und eine funktionierende Zivilgesellschaft. Ein Teil der inhaltlichen Beratungen war dem Dokument gewidmet, das Patriarch Bartholomaios beim Besuch im Herbst 2021 in New York präsentierte. (pro oriente u. vn v. 20. 12.)
In der nordirakischen Metropole Mossul werden künftig wieder mehrere Kirchenglocken zu hören sein. Nach dem Fides-Nachrichtendienst wurden in der Gießerei „Cornille Havard“ in Villedieu-les-Poêles in Frankreich drei Glocken gegossen, die im März nach Mossul gebracht werden. Sie werden im Glockenturm der Kirche „Unserer Lieben Frau von der Stunde“ ihre Bestimmung finden. Die Kirche wird derzeit restauriert. Seit Mitte November hat auch die chaldäische Pauluskirche wieder Glocken in Betrieb. Die Inbetriebnahme am 13. November war das erste Glockenläuten seit die Terrormiliz IS im Juni 2014 die Stadt eroberte. Christen aus verschiedenen Teilen der Ninive-Ebene waren zur Kirche gekommen, um bei dem denkwürdigen Ereignis dabei zu sein. Um die Glocken auf dem Kirchendach hätten sich Christen und Muslime gleichermaßen bemüht. Die Initiative spiegle die Entschlossenheit der Menschen vor Ort für ein friedliches Zusammenleben zwischen den Religionen wider. (fides u. vn v. 29. 12.)