Ökumene

In der Debatte um die wechselseitige Einladung zur Eucharistie- oder Abendmahlsfeier hat die römisch-katholische Theologin Dorothea Sattler das Votum deutscher Theologen gegen die Kritik Vatikans verteidigt. Der Text des Ökumenische Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK), dessen wissenschaftliche Leiterin auf römisch-katholischer Seite sie ist, sei die Frucht jahrelanger theologischer Studien, sagte sie bei einer Online-Diskussion. Dabei habe es „Fortschritte in der theologischen Wahrnehmung" der jeweils anderen Konfession gegeben. Sie finde es „abgründig traurig", dass die vatikanische Glaubenskongregation dies nicht wertschätze. Die verbleibenden Unterschiede im Amtsverständnis der Kirchen dürften nicht länger als entscheidendes Kriterium für die Kommuniongemeinschaft gelten. Vielmehr sei es heute begründungspflichtig, "warum wir nicht gemeinsam Mahl feiern", sagte die in Münster lehrende Theologin. Auch die Göttinger evangelische Theologin Christine Axt-Piscalar bescheinigte dem ÖAK-Votum, dieses entfalte auf Basis evangelischer Grundlagentexte „sehr valide" ein Verständnis des ordinierten Amtes. Damit wandte sie sich auch gegen die Kritik des Kardinals Kurt Koch, der dem Theologenpapier mit Blick auf eine entgegenstehende Praxis in der evangelischen Kirche in Deutschland eine „mangelnde Erdung" vorgeworfen hatte. (kna u. kap v. 11. 2.)

2025 jährt sich zum 1.700 Mal das Ökumenische Konzil von Nicäa. Dort nahm die Kirche das erste Nicänische Glaubensbekenntnis an, in dem Christus als wesensgleich mit Gott definiert wurde. Für den orthodoxen Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. ergibt sich daraus der Auftrag, die Kircheneinheit voranzutreiben. Es gelte, über Fehler in Vergangenheit und Gegenwart zu reflektieren und im ökumenischen Kurs nachzujustieren, so der Patriarch im Interview mit der italienischen Tageszeitung „Avvenire". Die Einheit der Christen sei letztlich keine Bitte, sondern unbedingter Auftrag Jesu Christi. Am Sitz der Ökumenischen Patriarchen in Istanbul (Phanar) bereitet man sich unterdessen auf die anstehende Sitzung des Heiligen Synods (16. bis 18. Februar) vor, zu der auch der russische Patriarch kommen soll. Ein versöhnlicher Appell des griechisch-orthodoxen Erzbischofs von Australien Makarios (Griniezakis) an alle Gläubigen lautet: „Liebt Patriarch Bartholomäus und betet für ihn. Liebt Patriarch Kyrill und betet auch für ihn." (kap v. 15. 2.)

In Belgrad wurde durch Los der neue serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije bestimmt. In einem Glückwunschschreiben versichert ihm der Ökumene-Verantwortliche Vatikans, Kardinal Kurt Koch, seine „geistliche Nähe“ und hofft auf „verstärkte Beziehungen zwischen unseren Kirchen“. Weitere Gratulationsschreiben trafen u.a. vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. und auch vom kroatischen Kardinal Josip Bozanic ein. Dieser zeigte sich zuversichtlich, dass die römisch-katholische und die serbisch orthodoxe Kirche neue „Wege der Liebe und Barmherzigkeit" gehen. Es brauche gegenseitiges Verständnis, Wertschätzung füreinander, Akzeptanz und Vergebung, „damit ein neues Kapitel von fruchtbarer Zusammenarbeit und Gemeinschaft zum Wohl der uns anvertrauten Gläubigen aufgeschlagen wird", so der Kardinal. Als „Glücksgriff" bezeichnete der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) den neuen serbischen Patriarchen. Im Interview mit Kathpress beschrieb er ihn als ökumenisch aufgeschlossen und theologisch hoch gebildet. Er habe sich als Metropolit von Zagreb und Ljubljana in den vergangenen sieben Jahren für Versöhnung zwischen Katholiken und Orthodoxen eingesetzt, so Cilerdzic im Blick auf die Spannungen wegen der 1998 erfolgten Seligsprechung des Kardinals Alojzije Viktor Stepinac. (kap u. vn [= Vatican News] v. 19. 2.; Die Furche v. 25. 2.)

Der Vatikan will verhindern, dass auf dem bevorstehenden Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt wechselseitige Einladungen ausgesprochen werden. Der FAZ liegt nun ein Papier vor, in dem führende Kirchenvertreter aus Frankfurt ihren Willen bekräftigen, das Abendmahl für Angehörige der jeweils anderen Konfession zu öffnen. Zu den Unterzeichnern zählen unter anderen der römisch-katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz und der evangelische Stadtdekan Achim Knecht. Nach den bisherigen Planungen sollen am 15. Mai an mehreren Orten in Frankfurt wechselseitige Einladungen ausgesprochen werden. Stadtdekan zu Eltz sagte der FAZ, dass er bereitstehe, der Eucharistiefeier im Frankfurter Dom vorzustehen. Grundlage der wechselseitigen Einladung sei das zustimmende Votum des „Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen“ (ÖAK), sagte zu Eltz. Dem ÖAK steht auf katholischer Seite der Limburger Bischof Georg Bätzing vor, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Die Kirchenvertreter aus Frankfurt stellen in ihrem neuen Papier klar, dass das Abendmahl beziehungsweise die Eucharistie eine „Feier der Getauften“ sei. Insofern sei Kritik aus dem Vatikan ernst zu nehmen und „Auftrag zur ökumenischen Selbstprüfung“. Die Kritik sei jedoch „kein Hindernis“ für die geplante wechselseitige Gastfreundschaft beim Abendmahl. Die Kirchenvertreter aus Frankfurter wenden sich auch gegen die Vorstellung einer „Rückkehr-Ökumene“. Es könne nicht sein, dass eine Rückkehr der evangelischen Kirchen „zu einer römisch-katholischen Kirche, die sich nicht erneuern muss“, zur Bedingung für die Abendmahlsgemeinschaft gemacht werde. (faz.net v. 22. 2.)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wünscht sich nach eigenen Worten „einen neuen ökumenischen Aufbruch zur Einheit". In seinem „Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit" schreibt der Bischof von Limburg: „Ökumene ist ein wichtiges Stück der Kirchenentwicklung." In der Diskussion um eine wechselseitige Teilnahme von Katholiken und Protestanten an der Feier von Abendmahl und Eucharistie hoffe er auf eine „verantwortbare Öffnung der bisherigen Praxis". Ziel der Ökumene sei die „sichtbare Einheit aller Gläubigen". Einheit bedeute dabei nicht Einförmigkeit. Deshalb werde auch von Einheit in versöhnter Verschiedenheit gesprochen. Einheit gebe es nicht erst am Zielpunkt. „Lassen Sie uns ökumenisch Kirche auf dem Weg sein, vereint mit allen, die an Jesus Christus glauben, in der Verantwortung für die Menschen und für unsere Welt und Umwelt. […] Ich hoffe sehr, dass das Votum [des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) im September 2020] zu einer solide begründeten und zugleich vorsichtig verantwortbaren Öffnung der bisherigen Praxis beiträgt", so Bätzing. (kna u. kap v. 22.2.)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hält am Fernziel einer sakramentalen Mahlgemeinschaft der christlichen Kirchen fest. Auf dem Weg dahin erhofft er sich vom Ökumenischen Kirchentag im Mai weitere theologische Impulse, erklärte Bätzing zum Abschluss der dieswöchigen Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe. Das vom Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) ausgearbeitete Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn", gegen das es Einwände aus dem Vatikan gibt, bezeichnete er als „Zwischenschritt" auf diesem Weg. Dabei gehe es um die Verhältnisbestimmung von Einheit und Vielfalt, den inneren Zusammenhang von Eucharistie, Kirche und Amt sowie um eine Theologie des Gewissens. Er hoffe, dass der im Vatikan für Ökumene zuständige Kardinal Kurt Koch eine vorsichtige Öffnung in dieser Frage wohlwollend prüfen werde. In der Debatte um die Teilnahme von evangelischen Christen an der römisch-katholischen Eucharistiefeier, sagte Bätzing, er verwehre einem Protestanten nicht die heilige Kommunion, wenn er darum bitte. Würden andere Seelsorger auch so handeln, werde er sie nicht maßregeln. Der Respekt vor der Gewissensentscheidung Einzelner sei schon jetzt zu respektieren. (vn v. 26. 2.)