Für den Großmufti von Sarajevo hat der aktuelle Nahost-Krieg die lange Tradition der interreligiösen Toleranz in Bosnien-Herzegowina nicht gestört oder gar beendet. Dies sagte Husein Kavazovic in einem Interview der Zeitung „Der Standard". Bereits kurz nach dem Überfall der Hamas habe er in einer gemeinsamen Erklärung mit Jakob Finci, dem Präsidenten der jüdischen Gemeinde von Bosnien und Herzegowina, festgehalten, „dass der Konflikt im Heiligen Land nicht religiöser, sondern politischer Natur ist. […] Der Glaube wird zur politischen Mobilisierung auf lokaler und globaler Ebene missbraucht". Diese Klarstellung sollte den Frieden und die guten Beziehungen zwischen Juden und Muslimen in der Welt und insbesondere in Bosnien und Herzegowina wahren. Der Islam betrachte Juden und Christen als „Anhänger des Buches", sagte Kavazovic und folgerte: „Ein Muslim kann kein Antisemit sein." Die meisten Boten Gottes, an die Muslime glauben, seien „Nachkommen Israels" gewesen, und die Araber - einschließlich Mohammed - ein semitisches Volk. (kap u. vn v. 4. 1.)
US-Kardinal Joseph Tobin von New Jersey war tief erschüttert über den tödlichen Schusswaffenangriff auf einen muslimischen Imam in der Stadt Newark. Auf Imam Hassan Sharif waren am 3. Jänner vor einer Moschee tödliche Schüsse abgefeuert worden. „Imam Sharif war ein angesehener Glaubens- und Gemeindeführer in unserer Stadt, der sich gegen Gewalt auf unseren Straßen und in unseren Vierteln aussprach", sagte Kardinal Tobin im Nachrichtenportal „Crux". „Ich schließe mich den Gebeten seiner Familie und Freunde sowie unserer Schwestern und Brüder in der muslimischen Gemeinschaft an". (www.p-udo-ja.at v. 7. 1.)
Mit einem gemeinsamen Toleranzwagen sind Christen, Juden und Muslime wieder beim diesjährigen Rosenmontag-Zug in Düsseldorf dabei. „Es ist wichtig, dass wir gerade nach den furchtbaren Ereignissen des 7. Oktobers ein Zeichen der Toleranz und des Miteinanders setzen", sagte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf, Heinrich Fucks, der „Rheinischen Post". Ataman Yilderim von den muslimischen Jecken in Düsseldorf sagte, beim Wagen gehe es nicht darum, Party zu machen, „sondern um ein Zeichen des Miteinanders, das wir uns nicht nehmen lassen wollen". Der frühere Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, betonte, man dürfe islamistischen Fanatikern nicht das Feld überlassen. Auch die Jüdische Gemeinde werde mit mehreren Mitgliedern auf dem geschmückten Wagen vertreten sein. (domradio.de v. 8. 1.)
Prof. Martin Jäggle plädierte für ein geschwisterliches Verhältnis zwischen Christen und Juden. In der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag" hielt der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit fest: „Früher gab es gleichsam eine Lehre der Verachtung, die das Verhältnis von Kirchen und Synagoge bestimmt hat. Und dieser Lehre der Verachtung wird nun eine Lehre der Wertschätzung, der Würdigung entgegengesetzt, statt Judenfeindschaft nun Geschwisterlichkeit." Jäggle äußerte sich anlässlich des „Tages des Judentums" (17. Jänner). Er wies Ansichten zurück, wonach das Alte Testament für das sogenannte „Gesetz" und das Neue Testament für die „Liebe" stünden. „Das sind Polarisierungen, die in sich antijüdisch sind. […] Jesus ist für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben." (kap v. 11. 1.)
Die Wiener Plattform „Religionenforum Ottakring" feierte ihr 20-jähriges Bestehen. Seit Jänner 2004 sorgt das Forum mit Begegnungsveranstaltungen, Jugendprojekten, Konzerten und interreligiösen Gebeten im öffentlichen Raum für einen intensiven Austausch zwischen christlichen und muslimischen Gläubigen, wie die Erzdiözese Wien auf ihrem Onlineportal berichtet. Zum 20-Jahr-Jubiläum gratulierten unter anderem der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der evangelische Superintendent Matthias Geist und Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. (kap v. 13. 1.)
In der Steiermark besucht ein hoher Anteil der Schülerinnen und Schüler in Volks- und Mittelschulen den römisch-katholischen Religionsunterricht (r,-k. RU). In der Landeshauptstadt Graz ist der Prozentsatz vor allem wegen der starken Präsenz muslimischer Schüler deutlich geringer, schreibt die „Kleine Zeitung": In Grazer Volksschulen nehmen knapp 55% der SchülerInnen am r.-k. RU teil, rund 32% am islamischen. An den Grazer Mittelschulen ist das Verhältnis 34% zu 53%. In der Steiermark gibt es positive Erfahrungen mit kooperativem christlich-islamischem RU. Das Projekt steht unter der Leitung des Religionspädagogen Prof. Wolfgang Weirer. Der konkrete Modus: Muslimische und römisch-katholische Kinder werden an fünf Schulen abseits des Regelschulsystems für einige Schulstunden von ihren jeweiligen Religionslehrkräften gemeinsam unterrichtet. „Die PädagogInnen sind in diesem Setting nicht nur VertreterInnen des jeweiligen Glaubens, sondern auch 'role models' hinsichtlich der Kommunikation zwischen den Religionen", erklärte Weirer gegenüber Kathpress. Die Schülerinnen und Schüler könnten in einem geschützten Umfeld von ihren religiösen Erfahrungen erzählen und ein „von wechselseitiger Wertschätzung getragenes Gespräch über Gemeinsamkeiten, aber auch über Unterschiede der beiden Religionen" einüben. (kap v. 16. 1.)
Die „Vernetzte Ökumene“ und der „Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ organisierten einen ökumenischen „Tag des Gedenkens“. Diesmal war das Gedenken im Wiener Kurhaus am Stephansplatz der 1939 zerstörten Vereinssynagoge des Tempelvereins Wien-Simmering gewidmet. Teilnehmende waren u.a. Dr. Elisabeth Lutter (Vernetzte Ökumene Wien), Dekan Univ. Prof. i. R. Dr. Rudolf Prokschi, Benjamin Nägele (Generalsekretär der Israelitische Kultusgemeinde Wien), Pfarrerin Mag. Anna Kampl (Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Wien-Simmering) sowie Prof. Awi Blumenfeld (jüdischer Historiker und Lehrkraft an der Hochschule KPH Wien/Krems für katholische und jüdische Religionslehrer). Oberkantor Mag. Shmuel Barzilei trug das Totengebet El mole Rachamim vor. Es spielte die Mazeltov-Kapelle. Danach gab es eine koschere Agape. 2017 erhielt die Vernetzte Ökumene für die jährlichen Veranstaltungen den Ökumenepreis. (Aus dem Programm zur Verfügung gestellt von Mitorganisator Dr. Heinrich Bica)
Als religiöse Verpflichtung sieht der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister den Dialog zwischen Christen- und Judentum. Hofmeister diskutierte bei einer Veranstaltung an der römisch-katholischen Privat-Universität Linz anlässlich des „Tag Judentums" (17. Jänner) unter dem Titel „Alles Koscher? Essen als Glaubens- und Identitätsfrage" mit dem Moraltheologen Michael Rosenberger. Der Einladung des christlich-jüdischen Komitees OÖ und der Privat-Universität Linz waren gefolgt u.a. Charlotte Herman, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, Diözesanbischof Manfred Scheuer, Senior Pfarrer Martin Eickhoff von der Evangelischen Kirche OÖ und Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer als Vorsitzender der Pro Oriente Sektion Linz. (kap v. 17. 1.)
Der Weg des voneinander Lernens, der Verständigung und der Versöhnung von Christen und Juden bleibt weiterhin eine dringliche Aufgabe. Das war der Tenor beim Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zum „Tag des Judentums" (17. Jänner) in der Wiener römisch-katholischen Kirche St. Josef-Weinhaus. Dem Gottesdienst standen u.a. vor: der ÖRKÖ-Vorsitzende Bischof Tiran Petrosyan, die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, der griechisch-orthodoxe Archimandrit Athanasius Buk, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, der anglikanische Kanonikus Patrick Curran und der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Weitere Mitfeiernde waren die methodistische Pastorin Esther Handschin, Lektor Walter Fürsatz von der Altkatholischen Kirche, Chorepiskopos Emanuel Aydin von der Syrisch-orthodoxen Kirche, ein Vertreter der Koptisch-orthodoxen Kirche, sowie Kaplan P. Matthias Cepielik als „Hausherr". Pastorin Handschin ging in ihrer Predigt auf die schuldbehaftete antisemitische Geschichte des Christentums ein: Als Grundlage für eine Kehrtwendung würdigte sie die vom Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahr 1965 verabschiedete Erklärung „Nostra aetate". Sie hob auch das Dokument „Zeit zur Umkehr - die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Juden" hervor, das vor 25 Jahren von der lutherisch-reformierten Generalsynode verabschiedet wurde. Und sie würdigte auch das Dokument „Dabru Emet - Redet Wahrheit" von jüdischer Seite aus dem Jahr 2000. Die Pfarrgemeinde hat sich ausführlich mit ihrer antisemitischen Vergangenheit mit Pfarrer Joseph Deckert (1843-1901) auseinandergesetzt. An der Kirchenmauer wurde eine Tafel angebracht, die den früheren Antisemitismus verurteilt. (kap v. 18. 1.)
In Kärnten haben römisch-katholische sowie evangelische Theologinnen und Theologen jeglichen Antisemitismus und Antijudaismus abgelehnt. Die Begrüßungsworte anlässlich des „Tages des Judentums" (17. Jänner) sprachen Bischofsvikar Hans-Peter Premur und der evangelische Pfarrer Gregor Schmoly. Auch in der evangelischen Kirche habe es durch die Erklärung „Zeit zur Umkehr" vom November 1998 eine Aufarbeitung des Verhältnisses zum Judentum gegeben, sagte Margit Leuthold, evangelische Pfarrerin in Lienz. Die Vizepräsidentin des österreichischen Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit erklärte, warum darin Martin Luthers schlimmste antisemitische Schriften „verworfen" wurden. (kap v. 19. 1.)
Acht Religionen laden zum Friedensgebet ins Bremer Rathaus ein. Beteiligt an dem jährlichen Treffen sind Aleviten, Bahai, Buddhisten, Christen, Hinduisten, Juden, Jesiden und Muslime. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) spricht ein Grußwort. Danach tragen Vertreter der Religionen nacheinander Gebete oder Beiträge für den Frieden in der Welt vor. Das Gebet wird seit 2000 vom interreligiösen Arbeitskreis „Religionen beten" veranstaltet. (domradio.de v. 21. 1.)
Die Regierung im islamisch geprägten Pakistan hat für nichtmuslimische Schüler das verpflichtende Islam- und Koran-Studium aufgehoben. Die Pakistanische Bischofskonferenz begrüßt die Entwicklung und dankte der Regierung, dass sie römisch-katholische Bischöfe in die Entwicklung des Lehrplans einbeziehe. (vn v. 24. 1. u. www.p-udu-ja v. 28. 1.)
Zu einer „Stunde für den Frieden" lud Bundespräsident Alexander Van der Bellen Vertreterinnen und Vertreter aller in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften ein. In der Hofburg betonten sowohl das Staatsoberhaupt wie auch die Kirchen- und Religionsvertreter die gemeinsame Verantwortung für Frieden, Gerechtigkeit und das gesellschaftliche Miteinander. Bundespräsident Van der Bellen begrüßte u.a. Militärbischof Werner Freistetter, den lutherischen Bischof Michael Chalupka, die evangelische Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs, den armenisch-apostolischen Bischof und Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Tiran Petrosyan, den koptischen Bischof Anba Gabriel, den methodistischen Superintendenten Stefan Schröckenfuchs, die altkatholische Bischöfin Maria Kubin, den orthodoxen Erzpriester Nikolaus Rappert, den griechisch-orthodoxen Metropoliten und Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, Arsenios (Kardamakis), den syrisch-orthodoxen Chorepiskopos Emanuel Aydin, Walter Hessler von der Neuapostolischen Kirche, Ümit Vural (Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft), Oskar Deutsch (Präsident Israelitischen Kultusgemeinde) und Gerhard Weißgrab (Präsident der Buddhisten). Ingrid Monjencs würdigte, „dass Respekt und gegenseitige Wertschätzung zwischen den Religionsgemeinschaften in Österreich gelebt werden". Ümit Vural betonte: „Heute treten wir gemeinsam auf, um das Potenzial unseres Dialogs aufzuzeigen und ein starkes Signal in die Bevölkerung zu tragen. Wir möchten verdeutlichen, dass Religion nicht als Werkzeug für Hass, Gewalt und Konflikte missbraucht werden darf." Die Religionen verbinde die grundlegenden Bedürfnisse nach Frieden, Wertschätzung und Solidarität untereinander, „basierend auf dem festen Glauben an die Unantastbarkeit der Würde des Menschen", so Vural. (kap v. 25. 1.)
Mehrere zehntausend Menschen sind in Wien, Salzburg und Innsbruck gegen Rechtsextremismus und Rassismus auf die Straße gegangen. Auch Religionen hätten den Auftrag, gegen demokratiefeindliche Politik aufzustehen, die die Gesellschaft spalte, so der gemeinsame Tenor der christlichen, muslimischen und jüdischen Religionsvertreterinnen und Religionsvertreter. Tarafa Baghajati, Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen, mahnte, dass fremdenfeindliche Politik im Wahljahr 2024 nicht die Oberhand gewinnen dürfe. Hatice Sahin-Ilter, stellvertretende Vorsitzende der Frei-Aleviten Österreich, sagte, dass Alevitinnen und Aleviten dem Humanismus verpflichtet seien: „Alle Menschen sind gleich.“ Auch die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) und die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) meldeten sich zu Wort. MJÖ-Sprecherin Hager Abouwarda zeigte sich überzeugt: „Mut und Hoffnung sind stärker als dieser ganze Hass und die Spaltung, die wir in den letzten Jahren so oft erlebt und beobachtet haben". JöH-Präsident Alon Ihay rief dazu auf, für eine solidarische Gesellschaft zu kämpfen und „Seite an Seite gegen den Hass aufzustehen". (kap v. 29. 1.)