Reformbewegungen wieder aktiv

01.10.2009, Hans Peter Hurka

Unter diesem Titel kündigt die APA die gemeinsame Pressekonferenz der Reformbewegungen am 2. Oktober 2009 an.

Wien (OTS) - Die "Plattform Wir sind Kirche" plant, eine zeitgemäße Kirchenverfassung zu fordern, die "Laieninitiative" geht energisch "auf Konfrontationskurs", nachdem ihr Memorandum (Aufhebung des Pflichtzölibats etc.) von Rom ignoriert wird. Gemeinsam soll am 20. November in einer hochrangig besetzten Enquete aufgezeigt werden, dass der Vatikan weder den Willen Christi noch die Menschenrechte beachtet. "Pfarrerinitiative" und "Priester ohne Amt" wirken mit.

Den Medien stehen zur Verfügung:

Dr. Peter Pawlowsky,

Dr. Herbert Kohlmaier,

Ing. Hans Peter Hurka (Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche"),

Msgr. Helmut Schüller ("Pfarrerinitiative"),

Dr. Richard Picker ("Priester ohne Amt"),

Dekan Univ. Prof. Dr. Heribert Köck (Linz) und

Dr. Hubert Feichtlbauer.

Reformbewegungen wieder aktiv

Datum: 2.10.2009, um 10:00 Uhr
Ort: Presseclub Concordia
Bankgasse 8, 1010 Wien

Hier die Presseunterlagen:

Statements von: Kohlmaier; Hurka, Schüller, Picker, Feichtlbauer

Memorandum und Beschluss der Laieninitiative

Vortrag: Univ.Prof. Dr. Heribert Köck und Referatsskizze Univ. Doz. DDr. Paul Weß

Menschenrechte in der Kirche einfordern und sichern

Statement von Hans Peter Hurka bei der Pressekonferenz am 2. Oktober 2009

Es wird höchste Zeit, dass die Menschenrechte auch in der Kirche eingehalten und garantiert werden. Dass sie fehlen, zeigt sich deutlich an den mangelhaften Rechten für Frauen in der Kirche, der unzureichenden Begründung des Pflichtzölibats oder den fehlenden Mitbestimmungsrechten der Gläubigen, Laien und Priester. Das Austragen von Rechtsstreitigkeiten in der Kirche ist gemessen an den Standards entwickelter Rechtsstaaten unzureichend. Das zeigt z. B. deutlich die jüngste Entscheidung der Apostolischen Signatur, Mitglieder der Plattform „Wie sind Kirche“ hätten die „Unfähigkeit zum passiven Wahlrecht“ für kirchliche Gremien. Beweisführung und Begründungen fehlen, es wird lediglich Behauptung an Behauptung gereiht. Das alles wird nicht nur durch Fehler einzelner Menschen verursacht – die nie auszuschließen sind –, sondern das sind strukturelle Mängel. Um sie zu verhindern sind Adaptionen im kirchlichen Gesetzbuch CIC unabdingbar.

Die Glaubwürdigkeit der Kirche und der Liebe Gottes stehen auf dem Spiel. Die Körpersprache der Kirche in ihrer rechtlichen Verfasstheit und Struktur weist den Gläubigen nur den Platz rechtloser Bittsteller zu. Die Kirchenleitung verweigert jeden Dialog darüber. In demokratischen Staatswesen wird die Kirchenleitung durch diese diktatorische Beibehaltung autoritärer Strukturen demaskiert.

Es fehlt eine entsprechenden Rechtskultur, wie wir sie in entwickelten demokratischen Rechtsstaaten mittlerweile gewöhnt sind. Vor etwa 150 Jahren wurden Verfassungen gegen die überbordende Macht der Grundeigentümer und des Staates erkämpft. Sie haben mitgeholfen Menschenrechte einzufordern und deren Einhaltung durchzusetzen.

Die Einhaltung der Menschenrechte ist das Mindestmaß in einer Glaubensgemeinschaft, die sich der Liebe verpflichtet weiß. Die Missachtung der Unverletzlichkeit der Würde der Person – unabhängig sachlicher Meinungsdifferenzen – kann auch in der Kirche nicht mehr hingenommen werden.

Thomas Plankensteiner – einer der Initiatoren des Kirchenvolks-Begehrens – hat die Menschenrechte „Gottes entlaufene Kinder“ genannt. Im Nährboden christlicher Kultur außerhalb der Kirche entstanden, klopfen sie jetzt an die Tür und begehren Einlass in die Kirche. Dieser wird ihnen aber bisher von den Kirchenleitungen verweigert. Gleichzeitig zeigt die innerkirchliche Realität: Das Liebesgebot alleine ist zu wenig. Es braucht ergänzende Regelungen, um das hohe Gut der Menschenwürde einfordern und garantieren zu können.

„Wir sind Kirche“ glaubt nicht, eine neue Kirchenverfassung erzwingen zu können. Wir treten für Dialog ein. Er ist Kern unseres Lebens und Glaubens. Selbst die Kirche hat immer wieder in ihrer Geschichte Anleihen von „weltlichen“ und staatlichen Strukturen angenommen.

„Wir sind Kirche“ tritt für eigenverantwortliches Handeln und die Solidarität mit den Schwachen und Benachteiligten auch in der Kirche ein. Die Solidarität mit Pfarrer Friedl oder der einheitliche Protest gegen einen ungeeigneten und undemokratisch ermittelten Bischofskandidaten für die Diözese Linz sind weltweit beachtete Erfolge.

„Wir sind Kirche“ ist keine Randgruppe in der Kirche. Sie ist die Plattform vieler Einzelner und vieler Gruppierungen. Sie umfasst Priester und Laien. Die Menschen, die sich mit unseren Zielen identifizieren, leben und wirken im Zentrum der Kirche.

„Wir sind Kirche“ informiert, vernetzt Gruppen und Menschen national und international, zeigt durch öffentliche Wortmeldungen, nicht alle Katholikinnen und Katholiken sind der Meinung der Kirchenleitung und wir koordinieren Aktionen reformbereiter Menschen und Gemeinden.

Im 5. Jahrzehnt nach dem II. Vatikanum ist es Zeit, für demokratischere Strukturen in der Kirche. „Wir sind Kirche“ meint, gute Argumente öffentlich vorgetragen, beeinflussen gesellschaftliche und kirchliche Prozesse. Damit leisten wir wichtige Vorarbeiten für eine Verfassung gebende Versammlung in der Kirche. Unsere seit Jahren bewährte internationale Vernetzung hilft uns dabei.

"Wir sind Kirche" beschäftigt sich mit diesen Themen nunmehr verstärkt. Wir haben daher gern die Gelegenheit aufgegriffen und gemeinsam mit den Priestern ohne Amt, der Pfarrer- und der Laieninitiative diese Enquete zum Thema "Kirchenreform und Menschenrechte" vorbereitet. In einem ersten Schritt veröffentlichen wir, wo es mangelt. Im Juni 2010 – bei einer Folgeveranstaltung – werden wir dann „Therapievorschläge“, Eckpunkte zur Umgestaltung der Kirchenverfassung unterbreiten.
Hans Peter Hurka

Medienreaktionen:

2. Oktober 2009

Der Standard, Oberösterreichische Nachrichten, kathweb, Tagespost

Stellungnahme der Plattform "Wir sind Kirche" bei der Enquete

Entwurf für ein Schlussdokument bei der Enquete am 20. November 2009