Priester ohne Amt: Blinder Gehorsam unzulässig

11.07.2011

Die Reaktion Kardinal Schönborns auf den Aufruf der Pfarrerinitiative vom Dreifaltigkeitssonntag veranlasst uns zu folgender Stellungnahme:

Zorn und Trauer hat den Herrn Kardinal erfasst, als er den Aufruf der „Pfarrerinitiative“ gelesen hat, der nur öffentlich ausgesprochen hat, was in vielen Pfarren - Gott sei Dank - schon häufig geschieht. Zorn und Trauer erfasst aber auch einen Großteil der noch aktiven Katholiken, wenn sie miterleben müssen, wie seit Jahrzehnten notwendige Reformschritte, die vom Konzil angestoßen wurden, statt weiterentwickelt in die Gegenrichtung zurückgefahren werden.

Kein Wunder dass die päpstliche und bischöfliche Autorität beginnend von „Humanae vitae“ über die zahlreichen höchst fragwürdigen Bischofsernennungen, über die Verweigerung eines Dialoges bis zu den noch nicht so lange vergangenen Vertuschungen der Missbrauchsskandale derart beschädigt ist, dass es nicht nur schwer fällt, sondern sogar unzulässig wäre einen „blinden“ Gehorsam zu leben. "Es gibt einen "Gehorsam", der vor Gott und vor dem Gewissen nicht mehr verantwortet werden kann".

Gehorsam in der Erziehung in der Familie erreicht man nicht durch pochen auf eine „Amtsautorität“ sondern durch Vorleben von Werten und Haltungen, die aber auch immer wieder zu Recht von den Kindern hinterfragt werden und argumentiert werden müssen.

Gehorsam einem Firmenchef gegenüber, der Eigentümer der Firma ist, ist eine andere Sache. Aber der Papst ist nicht der Eigentümer der Kirche sondern genau so einer der Brüder, die auf dem Weg der Nachfolge Jesu sind, wie alle Getauften und Gefirmten, die nach dem Willen Jesu eine geschwisterliche einmütige Gemeinschaft sein sollten.

Wir sind gerne bereit den Weg mit dem Papst und den Bischöfen zu gehen, wenn diese auch bereit sind mit den Hunderten Millionen von Christen zu gehen. Der Papst und die Bischöfe sind allerdings nur eine kleine Minderheit in der Weltkirche, die keineswegs den Heiligen Geist unter exklusivem Pachtvertrag haben. Allen Getauften und Gefirmten ist der heilige Geist zugesagt und sie haben ein Recht in den Dingen die sie betreffen angehört und ernst genommen zu werden. Unsere nun schon 4 Jahrzehnte dauernden Versuche in einen ernsthaften Dialog mit der Kirchenleitung zu kommen sind erfolglos geblieben. Wenn man mit uns nicht reden und ernsthaft argumentieren will sind wir gezwungen zu handeln. Dabei wird aber keineswegs die Einheit der Kirche, die leider so wie so nur mehr eine Fiktion ist, beschädigt, sondern bestenfalls eine unnötige Einförmigkeit.

Wir wollen keine andere Kirche und lassen uns auch nicht aus dieser Kirche, die unsere Heimat und unsere Liebe ist, hinausdrängen, aber wir lassen uns diese Kirche nicht durch Papst und Bischöfe kaputt machen.

Wir anerkennen die Bemühungen des Papstes und der Bischöfe ihre Ämter nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen und wünschen Ihnen Gottes reichsten Segen bitten sie aber auch anzuerkennen, dass wir aus bestem Wissen und Gewissen das tun müssen, was wir unseren Gemeinden und den Gläubigen schuldig sind. Wenn es einst gelingen sollte, das ohne Konflikte auf einem gemeinsamen Weg zu tun sind wir gerne dazu bereit.

Brunn, am 10. 7.2011


Herbert Bartl e.h. Mag. Hans Chocholka e.h.
Obmann Obmannstellvertreter

Weitere Informationen: hier

Stellungnahme zum Aufruf zum Ungehorsam:

DER STANDARD vom 11. Juli 2011