Vernetzungswochenende #Kirchevonmorgen

12. - 14. Mai 2023 in Neckarzimmern, Baden-Württemberg; von Marlies Prinz

„Die Zeichen der Zeit gendern sich“, steht auf einem Stapel Pickerl von #OutInChurch, die ganz hinten im großen Raum auf einem Tisch zur freien Entnahme liegen. Direkt daneben die Petition „Liebeserklärung an eine Kirche für alle“ von offen.katholisch, viele, viele Logos von #meinGottdiskriminiertnicht, die letzten Ausgaben der Zeitschrift von Wir sind Kirche Österreich und noch vieles anderen mehr.

Mindestens so bunt wie die vielen Sticker und Materialien hinten auf dem Tisch ist auch unsere Runde, die sich am 12. Mai in der Evangelischen Jugendbildungsstätte Neckarzimmern in Baden-Württemberg zu einem Vernetzungswochenende eingefunden hat. #Kirchevonmorgen. Ein Wochenende, organisiert von #meinGottdiskriminiertnicht.

Die meisten von uns sind, der geografischen Lage von Neckarzimmern geschuldet, aus der Umgebung von Freiburg und Stuttgart, doch auch etliche andere deutschsprachige Diözesen sind vertreten; die österreichische Fahne muss ich dabei jedoch alleine hochhalten, aber den Preis für die längste Anreise gewinne ich damit noch lange nicht, denn Claus ist sogar extra aus London angereist.

Viele von uns studieren Theologie oder arbeiten im universitären oder kirchlichen Bereich; außerdem bilden wir eine Zusammenkunft von etlichen Reforminitiativen: #meinGottdiskriminiertnicht, Out in Church, jung.katholisch.queer, offen.katholisch, Spirit Unbounded und ich bringe Wir sind Kirche mit rein.
Wir verstehen und auf Anhieb gut und tauschen uns aus. Gleich zu Beginn bekommen wir einen inhaltlichen Einstieg zum Thema „Diskriminierung“ und werfen einen Blick auf das Programm der nächsten beiden Tage. Denn wir haben viel vor, wollen uns weiterbilden, austauschen, vernetzen; wollen Fragen stellen, aus Fehlern lernen und so unseren Beitrag zu einer #Kirchevonmorgen machen.

Wir haben uns, obwohl wir uns größtenteils noch nicht kennen, viel zu erzählen und sitzen an diesem ersten Tag noch lange beieinander.
Am Samstagvormittag starten wir nach freiwilligem Morgenimpuls und Frühstück in die erste Workshopphase. Online zugeschaltet ist die Schweizer Theologin Charlotte Küng-Bless, die mit uns etwas zu kirchlichem Ungehorsam erarbeitet; in Präsenz dabei sind Monika Amlinger zum Thema Berufung und Daniela Ordowski zum Synodalen Weg in Deutschland, den sie als junge Synodale miterleben durfte.

Mit vielen Eindrücken gestärkt gehen wir zum Mittagessen, bevor sich ein Teil von uns dazu entschließt, in der restlichen Mittagspause noch zur nahe gelegenen Burg Hornberg zu wandern. Der Weg führt wunderschön durch den Wald, wir finden die Burg, machen ein paar Fotos und genießen den schönen Ausblick auf Hügel und Weingärten. Der Rückweg gestaltete sich aufgrund eines unfreiwilligen Querfeldein-Teiles (Google Maps sei Dank) dann ein wenig anders und länger, aber dennoch schafften wir es noch ganz knapp rechtzeitig zum Nachmittagsprogramm zurück.

Erneut stehen Workshops auf dem Programm: Miki Herrlein zu Gender, #Out in Church, Diskriminierung in Kirche, Daniela Ordowski zu kirchlicher Lobbyarbeit, Claudia Danzer zu Argumentationstraining in Bezug auf Frauen in der Kirche und Raphaela Sodon zu Liturgie/Gottesrede queer-feministisch. So vergeht der Nachmittag wie im Flug, und beim Abendessen wundern wir uns nur so, wie schnell die Zeit vergangen ist. Der Ausblick auf die Heimreise am nächsten Tag mag uns so gar nicht gefallen.

Doch noch ist es nicht so weit. Wir nutzen die Zeit nicht, indem wir uns den Song Contest in Liverpool anschauen, sondern sammeln viele, viele Ideen zu Vernetzung und Kirchenreformen. Wir sind nicht in jedem Punkt derselben Meinung, aber bei einer Sache sind wir uns absolut einig: Es braucht Veränderungen in unserer Kirche! So, wie bisher, kann und darf es nicht weitergehen!

Am Sonntag nützen wir den Vormittag noch zur Ergebnissicherung aus den Workshops vom Tag zuvor und feiern einen wunderschönen Gottesdienst zusammen. Dann ist auch schon die Zeit des Abschieds gekommen, doch wir wissen, dass wir in Kontakt bleiben werden, denn die Intention dieses Vernetzungswochenendes ist voll und ganz gelungen.


Und so kann ich persönlich sagen, dass meine Hoffnung zur #Kirchevonmorgen durch diese drei Tage viel, viel größer geworden ist. Denn es gibt viele, die sich mit uns gemeinsam engagieren, für diese unsere Kirche. Und zusammen sind wir stark!