Zum 80. Geburtstag von Prof. Paul M. Zulehner

Der Vorstand von "Wir sind Kirche - Österreich" gratuliert Herrn Prof. Paul M. Zulehner sehr herzlich zu seinem 80. Geburtstag.

Sehr geehrter, lieber Herr Prof. Zulehner,

zu Ihrem Geburtstag gratulieren wir Ihnen herzlich und wünschen Ihnen weiterhin Freude an der Jesus-Bewegung, die dazu da ist, dass der Himmel spurenweise auf die Erde kommt.

Sie sind ein begnadeter, wandernder Geschichtenerzähler, Bilder- und Karikatureninterpret, wenn man in Ihre Vorträge hinein hört, die Sie noch immer zahlreich im hohen Alter mit Verve und glühendem Enthusiasmus halten. Ihre Reformkursorientierung mündet in Blogs, Aktionen und Petitionen für den mutigen Kurs des Papstes. Sie gaben und geben einer erneuerten Pastoralkultur, jenseits des Priestermangels, Rückenwind und sehen die Kirche im neuen Sinn als „Auslaufmodell“, nämlich als Schiff, das berufen ist, auszulaufen aus dem sicheren Hafen. Andere Küsten rufen. Sie sehen Kirche auch als angstberuhigende Oase, als Mutter, Hirtin, Feldlazarett, als Heil-Land.

Äußerliche diözesane Neustrukturierungsmaßnahmen ohne Glaubensvertiefung sind für Sie ein Horror. Und Sie fragen zu Recht: Wo bleibt der junge Wein in den neuen Schläuchen? Bei Ihnen ist Kritik stets mit Sympathie für das wahre Jesus-Gesicht verbunden. Vom Gesetz zum Gesicht geht der Weg. Sie mögen das Wort von der Krise der Kirche nicht, sprechen lieber vom nötigen Umbau der Kirche und machen seit der Konzilszeit zahlreiche Vorschläge. Auch bevorzugen Sie, lieber zu ordinieren als zu exkommunizieren. Dafür danken wir Ihnen.

Wie Sie sehen wir die Kirche in Bewegung und als Bewegung. Sie möge sich entängstigen, Europa beseelen, werden, was sie sein soll. Sie möge die Entfremdung überwinden zwischen sich und der industriellen und postmodernen Gesellschaft. Sie betreiben eine Theologie der Vernetzung. Darin unterstützen wir Sie gerne, auch wenn Sie der Gründung der Kirchenvolksbewegung in Österreich etwas fern standen. Sie wollen einen „Frühling“ in der Kirche, ähnlich Tomas Halik. Und der Auftrag geht weit über strukturelle Fragen hinaus zu den Wurzeln und vertraut auf den Geist, der wachsen lässt. Die kirchliche „Gemeinschaft der Erschütterten“ (Halik) muss sich den geistigen Erfordernissen stellen und einen solidarischen Lebensstil pflegen.

Ihre lebenslange pastorale Tätigkeit und Rührigkeit, im Erbe von Karl Rahner, Zerfaß u.a. hat die Pastoraltheologie und Generationen von pastoral tätigen Menschen weit über Ihre österreichische Heimat maßgeblich beeinflusst und geprägt. Auch die Bischöfe haben Sie oft um Rat gefragt, sind Ihnen aber augenscheinlich wenig gefolgt. Ihr Passauer Pastoralplan musste gar in der Schublade verschwinden.

Sehr dankbar sind wir für Ihre Begleitung der deutschen KirchenVolksBewegung: Das von Dr. Michael Albus moderierte Podium „Guter Wein in neue Schläuche! Weitergabe des Glaubens in ein neues Jahrtausend“ mit Ihnen und Bischof Jacques Gaillot war eine der am besten besuchten Veranstaltungen des Mainzer Katholikentages 1998. „Sind die Gemeinden noch zu retten?“ war die schon damals brennende Frage auf dem deutsch-österreichisch-schweizer Podium des Katholikentags 2006 in Saarbrücken. In unzähligen Vorträgen und Tagungen brachten und bringen Sie Ihre pastoralen Überlegungen und Umbau-Visionen einer weniger klerikalen Kirche zu Gehör. „Kirchenreform ja! Aber wie?“ war Ihr Thema im Herbst 2017 bei den Münchner Reformgruppen.

Internationale Aufmerksamkeit und Bedeutung bekam die von Ihnen initiierte Online-Petition "Pro Pope Francis" mit ihrer zusätzlichen breiten wissenschaftlichen Untermauerung. Dabei haben wir Sie gerne unterstützt. Ihrer aktuell laufenden Petition „#Amazonien auch bei uns!“ – bisher mit 4000 Unterschriften – würden wir gern zu einem ähnlichen Erfolg verhelfen. Angesichts der schein-dogmatischen Widerstände verdient Papst Franziskus jede nur mögliche Unterstützung.

In diesem Sinne danken wir Ihnen anlässlich Ihres 80. Geburtstages sehr für Ihr so engagiertes, andauerndes Engagement und wünschen Ihnen weiter viel Kraft und gute Gesundheit, die Kirche umzubauen, damit sie ihren Auftrag in der heutigen Zeit besser erfüllen kann.

Günther Doliwa

für das Bundesteam der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche