Rund 100 Delegierte der „Synodalen Versammlung“ von Basel trafen sich in Bern, um gemeinsam über die pastorale Zukunft zu diskutieren. Es wurde gemeinsam gesungen, gebetet und gerungen. „Wir haben hier gelebte Synodalität“, so Pastoralraumleiterin und Theologin Antonia Hasler. Nach einem intensiven Tag des Austausches und des Ringens um Themen, wurden acht „Pastorale Wegeweiser“ erarbeitet, etwa die Relevanz der Kirche in der Gesellschaft, Glaubenstradition und Freiwilligenengagement. „Was nehmen Sie mit nach Rom?“, fragte eine Teilnehmerin den Bischof Felix Gmür. Er zeigte auf das Plakat mit den zahlreichen Zustimmungspunkten. „Der Wunsch nach Gleichberechtigung der Geschlechter“. Ebenso wichtig seien Regeln für Synodalität, die vereinbart werden: „Es braucht Abmachungen, sonst ist es nicht transparent und hilft niemandem“, so der Basler Bischof. Sarah Gigandet, Theologische Assistentin des Bistums Basels, schöpft Hoffnung aus der Veranstaltung für das weitere Umsetzen von Synodaltität im Bistum Basel. „Es braucht ein Einüben von Synodalität. Ich spüre, dass wir auf einem guten Weg sind.“ Hasler sprach von einer sehr guten Stimmung: „Es war intensiv“. Alle Stimmen konnten sich einbringen. „So wurden auch unterschiedliche Ansichten gesehen und zu Papier gebracht. Wir haben hier gelebte Synodalität.“ Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher des Bistums Basel, meint: „Wir werden nicht mit einem Antrag das Kirchenrecht weltweit verändern können“, aber in manchen Bereichen könnten Impulse gesetzt werden. Die Arbeitsgruppe Synodale Strukturen hat sich Gedanken über die Mitsprache bei einer Bischofswahl gemacht. „Wir müssen das Kirchenbild des Zweiten Vatikanischen Konzils im Blick haben und in diesem Spannungsfeld erwarten wir einen Vorschlag von den zuständigen Instanzen“, sagte Sr. Mattia Fähndrich, Priorin des Klosters Heiligkreuz in Cham. (kath.ch. v. 9. 9.)
Prinzipiell sei Synodalität der richtige Weg für die Kirche im 21. Jahrhundert, sagen die österreichischen Pastoraltheologen Prof. Salvatore Loiero (Salzburg), Prof. Johann Pock (Wien) und Prof. Bernd Hillebrand (Graz) über die kommende Versammlung der Bischofssynode (4. bis 29. Oktober) in Rom. Es brauche jedoch klare Regeln, eine möglichst breite Partizipation der Laien an Entscheidungsprozessen und mehr Mut bei der begonnenen „Dezentralisierung", so die Drei in einem Kathpress-Rundruf. Der Weg der „Dezentralisierung und Enthierarchisierung" bedürfe auch des Mutes, regionale Beschlüsse etwa von „Partikularkonzilien" in den Ortskirchen zuzulassen. Offen ist allerdings laut Hillebrand, „ob zwar aufeinander gehört wird, aber am Ende doch die Hierarchie entscheidet". Auch Loiero bleibt abwartend, ob es gelingen wird, die beiden Grundelemente, die seines Erachtens unabdingbar für eine Kirche der Zukunft sind, umzusetzen: wirkliche Partizipation und „Glaubwürdigkeit in der Lehre, Verkündigung und Praxis". Eine besondere Bewährungsprobe sehen die Theologen im Blick auf die Rolle der Frauen in der Kirche. Immerhin sei es „ein Schritt in die richtige Richtung, dass bis hin zur römischen Kurie das Bewusstsein wächst, dass Frauen auf allen Ebenen der nichtsakramentalen Leitung von Kirche keine Orchideen mehr sind." Pock skeptisch: „Am ehesten wäre es möglich, den Schritt hin zur Öffnung der Diakonenweihe für Frauen zu machen.“ Daher richten sich die Hoffnungen auf die nachsynodalen Rezeptionsprozesse: Loiero: „Da kein drittes Konzil so schnell zu erwarten ist, hoffe ich, dass die von den Synodenteilnehmenden beschlossenen Texte von Papst Franziskus als universalkirchliche Grundlage freigegeben werden für Partikularkonzilien, auf denen die Ortskirchen auf Basis dessen beschließen und umsetzen können, was auf ihrem Gebiet an Veränderungen not- und guttut". Eine solche Freigabe synodaler Autonomie wäre somit „ein mutiger Schritt in eine freigebende Pluralität von Katholizität", ergänzte Hillebrand. (kap v. 19. 9.)
Zuversichtlich blickt die Innsbrucker Pastoraltheologin Prof. Anna Findl-Ludescher auf die kommende Welt-Bischofssynode (4. bis 29. Oktober) in Rom im Rahmen des weltweiten „Synodalen Prozesses“. Sie hofft auf mehr Spielraum für regionale Regelungen und Zugänge, sagte sie im Gespräch mit Kathpress. Es wäre wichtig, „den regionalen Besonderheiten und Regelungen mehr Raum zu geben. Wir sollten die Erfolgsgeschichte des Zweiten Vatikanums, das sich von eurozentrischen Vorstellungen abgewendet hat, weiterschreiben." Und zur Rolle der Frau in der Kirche. „Natürlich wäre die einfachste Lösung die beste: Alle Sakramente für alle und von allen. Aber wir werden uns wohl auf Teil-Lösungen einstellen müssen, wie hoch z.B. die Chance auf ein Diakonat für Frauen steht, traue ich mich noch nicht einzuschätzen. Auch hier gilt: regionale Unterschiede müssen mitbedacht werden und dürfen sich in den jeweiligen Regelungen wiederfinden." Fortschritte erwartet sie sich in einem anderen wichtigen Bereich: „Für unseren Kontext empfehle und erwarte ich eine Tauf- und Predigterlaubnis für Laien." (kap v. 20. 9.)
Der römisch-katholischen Kirchenhistoriker Hubert Wolf (Universität Münster) befürchtet keine Reform-Ergebnisse der Welt-Bischofssynode und appelliert daher: „Es gibt in der Tradition verheiratete Priester - lasst uns sie also wieder zulassen. Es gibt in der Tradition Diakoninnen - lasst uns also wieder welche weihen. Es gibt in der Tradition alternative Leitungsmodelle für Gemeinde - lasst sie uns also praktizieren!“ Der Tübinger Kirchenhistoriker Andreas Holzem ergänzte im KNA-Interview, die Kirche befinde sich in einer historischen Situation, in der das hierarchische Denken und die alten Machtpraktiken unglaubwürdig geworden seien. Reformen kann es aus Holzems Sicht nicht ohne eine „im Kirchenrecht verankerte Selbstbeschneidung" geben - sonst bleibe Synodalität nur eine „vom Herrscher gewährte Gnadengabe". Echte Synodalität brauche aber „mehr Beteiligung aller - die Laien eingeschlossen". Dringend erforderlich, so Holzem weiter, sei mehr Spielraum für die einzelnen Ortskirchen: „Während sich einige Ortskirchen Frauen am Altar nicht vorstellen können, ist genau das in anderen Ortskirchen das Gebot der Stunde." (kna v. kap v. 25. 9.)
„Wir brauchen mehr Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche und ein erneuertes Amtsverständnis", sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck im Interview der „Rheinischen Post". „Das werde ich auch auf der Weltbischofssynode einbringen. […] Es haben sich eine Theologie der Kirche, eine Spiritualität des Gehorsams und eine Praxis des Amtes entwickelt, die Macht äußerst einseitig an die Weihe binden und das Amt für geradezu unantastbar erklären". Ein solches Amtsverständnis habe ganze Generationen von Klerikern geprägt - auch ihn selbst. „Ich hoffe sehr und will daran arbeiten, dass in meinem Auftreten und Handeln als Bischof glaubhaft deutlich wird: Eine solche Überhöhung des Amtes lehne ich entschieden ab". (domradio.de v. 29. 9.)
Michael Wüstenberg, seit 2017 emeritierter Bischof von Aliwal in Südafrika sagt: Ich kenne in den Gemeinden meiner ehemaligen Diözese – aber auch in Deutschland – viele Menschen, denen man sofort die Hände auflegen könnte.“ Hier Ausschnitte aus seinem Interview mit kath.ch: „Synodalität ist ja ein altes Wort der Kirche. Es geht darum, dass man sich zusammengefunden hat. Wenn es nicht nur um die kleine Gemeinde ging, sondern um grössere Settings, hat man sich gemeinsam an einem Ort getroffen und teilweise auch rabiat diskutiert. […] Die Zeit drängt. Es braucht Veränderungen. Es braucht Dynamik in der Kirche. Ich werde etwas nervös, wenn Menschen sagen, dass gewisse Reformen eben noch 40 oder 50 Jahre brauchen, bis sie umgesetzt werden können. Das darf nicht sein. […] In meiner Zeit als Bischof in Südafrika habe ich – und vor mir schon mein Vorgänger – den Gemeinden viel zugetraut. Die Gemeinde konnte selbstständig Entscheidungen treffen. […] Ich vertraue darauf, dass die Gemeinde die richtigen Menschen als sogenannte ‚Leader‘ einsetzt, die die Gemeinschaft leiten und führen. Während der alljährlichen Gemeindewoche segne und beauftrage ich sie vor der Gemeinde für diesen Dienst in der Kirche. […] In meiner Diözese wurde jede Gemeinde einmal im Monat sonntags von einem Priester für einen Gottesdienst besucht – mehr ging nicht. Das heisst: Die restliche Zeit konnte die Gemeinde mit ihren ‚Leadern‘ selbst Gottesdienste feiern und auch Entscheidungen treffen. […] Das darf nicht sein, dass Menschen gesagt wird, wie wichtig die Eucharistie ist und sie jeden Sonntag diese empfangen sollen, es aber nicht können…“ (kath.ch v. 29. 9.)
Papst Franziskus leitete auf dem Petersplatz ein ökumenisches Abendgebet. Es stand unter dem Motto „Together". Anwesend waren nicht nur Oberhäupter verschiedener Kirchen, Delegationen der verschiedenen christlichen Traditionen und Teilnehmer der Welt-Bischofssynode, sondern auch viele jungen Leute. „Danke, dass ihr gekommen seid, um für uns und mit uns zu beten, in Rom, vor der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, […] nicht nur die Katholiken, sondern alle Christen, das ganze Volk der Getauften, das ganze Volk Gottes“, sagte Papst Franziskus. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios sprach ein Gebet; eine der Lesungen trug Pfarrerin Anne Burghardt vom Lutherischen Weltverbund vor und der anglikanische Primas Justin Welby leitete das Vaterunser ein. Der Papst weiter: „Bitten wir darum, dass die Synode ein kairós der Geschwisterlichkeit wird, ein Ort, an dem der Heilige Geist die Kirche von Geschwätz, Ideologien und Polarisierungen reinigt“. Weitere Themen waren u. a. der Umweltschutz und der Weltfriede. (vn v. 30. 9.)