Innerkirchliche Reformansätze: (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..)

Erzbischof Jean-Claude Hollerich, Leiter der EU-Bischofskommission COMECE, plädiert für eine stärkere Kontrolle von Bischöfen durch Laien. „Wir brauchen eine stärkere Pflicht zum Ablegen von Rechenschaft“, sagte er im Gespräch mit dem Internetportal „Vatican Insider“. „Dabei sollte auch eine Gruppe von Laien beteiligt werden. […] Ich habe kein Problem damit, dass mich eine Gruppe von Laien kontrolliert.“ Es sei wichtig, Klerikalismus zu überwinden: „Wir sind alle getauft und gehören alle zur selben Kirche.“ Der Luxemburger Erzbischof rührt damit an einen heiklen Punkt: Die US-Bischöfe hatten Ende 2018 die Einrichtung von Kontrollgremien zu Missbrauchsfällen beschließen wollen, bei denen Laien eine führende Rolle zugesprochen wurde. Die Abstimmung vertagten die vatikanischen Behörden auf den bevorstehenden Kinderschutz-Gipfel Anfang 2019, wo aber dazu kein Beschluss gefasst wurde. (vn v. 3. 3.)

Die Sonder-Bischofssynode zum Amazonasgebiet könnte den Weg freimachen für die Priesterweihe von verheirateten Männern. Das sagte der brasilianische Jesuit und Theologe Francisco Taborda im Gespräch mit der Internetseite Crux. „Die Eucharistie ist zentral im christlichen Leben“, so Taborda, der Autor zahlreicher Bücher über die Sakramente. Es ist aus seiner Sicht „ein großes Problem“, dass viele Katholiken im Amazonasgebiet nur drei- oder viermal im Jahr zur Kommunion gehen können. „Angesichts des Priestermangels sollte man darüber nachdenken, wie man die Dinge so organisiert, dass alle katholischen Gemeinden am Sonntag Eucharistie feiern können.“ Ein Nachdenken über die Priesterweihe von „viri probati“ (bewährte Männer) dürfe darum kein Tabu sein. Er habe den Eindruck, dass Papst Franziskus zwar am Pflichtzölibat für Priester festhalten, aber regionale Ausnahmeregelungen möglich machen wolle, „dort wo das eine pastorale Notwendigkeit ist“. (www.cath.ch u. vn v. 3. 3.)

In der römisch-katholischen Kirche gibt es Auffassungen von Macht, die nicht dem Evangelium entsprechen und Missbrauch begünstigen. Es braucht den Blickwinkel der Frauen, um diese verbogenen Machtkonzepte zu begradigen. Das sagte der Generalabt des Zisterzienserordens, Pater Mauro Giuseppe Lepori, im Interview mit cath.ch nach dem Kinderschutzgipfel im Vatikan. Der Schweizer Ordensobere hatte an dem Treffen in Rom teilgenommen. Schiefe Machtbegriffe in der Kirche führten zu „Formen der Unempfindlichkeit“ gegenüber schweren Verletzungen. Er benannte Klerikalismus als Ursache für das Verschweigen von Missbrauch. Um dieser geistlichen Fehlhaltung entgegenzutreten, müssten die Bischöfe auf Synodalität setzen, wie sie beim Kinderschutzgipfel zu erleben war: „Es waren bei dem Treffen Bischöfe anwesend, aber auch Ordensleute und Laien, einschließlich Frauen. Die Synodalität beschneidet die theologische Autorität der Bischöfe nicht, im Gegenteil. Sie erlaubt ihnen, ihr Amt in der Wahrheit auszuüben, die Christus wollte. Insbesondere bereitet sie das Terrain für die Aufgabe, die Frauen haben können.“ Die Anwesenheit von Frauen in der Kirche sei deshalb von grundlegender Bedeutung, „weil sie hilft zu verstehen, wie man kirchliche Autorität ausüben kann.“ Bei den Zisterziensern seien die Ordensschwestern seit 2000 gleichberechtigt am Generalkapitel und an den Regierungsstrukturen beteiligt. „Dies hat die Regierung des Ordens völlig verändert. Ich sage immer, dass wir von der Politik zur Gemeinschaft übergegangen sind. Das heißt, wir begreifen Autorität nicht mehr als Macht, sondern als Fürsorge, die wir den Gemeinschaften und Angehörigen des Ordens schenken müssen. Deshalb haben Frauen im Leben des Ordens auf ganz natürliche Weise eine viel größere Bedeutung erlangt.“ Lepori regte in diesem Zusammenhang auch eine Reform der Priesterausbildung an: Ehepaare und Frauen sollten in den Seminaren eine viel größere Rolle spielen. (www.kath.ch u. vn v. 4. 3.)

Maßnahmen, „um unterschiedlichen Ausprägungen von Machtmissbrauch wirkungsvoll entgegentreten zu können", hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) anlässlich des Weltfrauentages (8. März) gefordert. Es gelte „die Machtfrage zu stellen" und durch strukturelle Veränderungen in Kirche und Gesellschaft den Missbrauch zu verhindern, erklärte kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner in einer Aussendung. In der Kirche sei der Kampf um Gleichberechtigung wie auch die aktuelle Debatte um sexuellen Missbrauch „mehr als ein Gebot der Stunde". Pernsteiner betrachtet die Übergriffe durch Kirchenvertreter primär als Machtmissbrauch, und dieser wiederum sei „primär ein strukturelles Problem". In der Kirche brauche es deshalb „Reformen in der Amtsstruktur, die das bestehende Machtgefälle zwischen Männern und Frauen, Klerus und Laien aufheben, dazu eine radikale Wende in der Sexualmoral". Konkret plädierte sie für die Öffnung aller Weiheämter für geeignete Frauen, um einem „den Missbrauch begünstigenden Klerikalismus" entgegenzutreten. (www.kathpress.at v. 7. 3.)

Der Stellvertreter des Papstes in der Diözese Rom, Kardinal Angelo De Donatis, hat sich selbstkritisch über das Ausgrenzen von Laien in der römisch-katholischen Kirche geäußert. Aus Sorge um die eigene zentrale Rolle gäben Priester oft nichts aus der Hand, sagte Kardinalvikar De Donatis bei einem Gottesdienst mit Geistlichen seiner Diözese in Rom. Kleriker müssten „um Vergebung bitten", dass sie Laien misstrauten und keine Aufgaben delegierten. Besonders junge Menschen würden „gedemütigt", indem man nicht auf sie höre und sie für Träumer halte, sagte er. An dem Gottesdienst in der Lateranbasilika zum Beginn der Fastenzeit nahm auch Papst Franziskus teil. (www.kathpress.at v. 7. 3.)

Nach dem Missbrauchsskandal in der römisch-katholischen Kirche rechnet der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, mit Reformen hinsichtlich der Sexualmoral, der Kirchenverwaltung und der Beteiligung von Frauen an Führungspositionen. Auch in Rom könne man sich „nicht der Erkenntnis entziehen, dass es auch systemische Reformen braucht“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur. Hilfreich sei der „Druck der verärgerten und enttäuschten Laien“ sowie die Öffentlichkeit. Angesichts des erschütterten Vertrauens müssten alle „vorbehaltlos auch solche Reformansätze prüfen, die Überkommenes in Frage stellen“. Als notwendige Maßnahmen sprach sich der ZdK-Präsident für den Aufbau einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit und für Gewaltenteilung in der Kirche aus. (vn v. 10. 3.)

Die Missbrauchs-Krise sollte der römisch-katholischen Kirche einen Anstoß dafür liefern, ihre eigene Verfasstheit zu überdenken, den Gläubigen mehr Rechte zuzugestehen und Kontrollmechanismen für Machtpositionen einzuführen. Das haben Vertreter von vier Reformbewegungen in Österreich in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien gefordert. „Der Missbrauchsgipfel muss der Auftakt gewesen sein zu zügigen, konkreten Systemveränderungen. Papst Franziskus hat die einmalige Chance, die Kirche in eine mit einer Grundverfassung ausgestattete Gemeinschaft umzuwandeln“, erklärte dabei der Sprecher der Pfarrer-Initiative (PI), Helmut Schüller. Das hinter dem Missbrauchs-Phänomen liegende Grundproblem ortete er bei Ungleichgewichten in der Kirche und vergleicht diese mit einer „absolutistischen Monarchie“. Was weiter fehle, sei ein „Recht auf Kontrolle“ gegenüber Bischöfen sowie deren Verpflichtung zu Rechenschaft. Martha Heizer von der Plattform „Wir sind Kirche“ meinte: Es gelte, den „Klerikalismus“ zu bekämpfen durch die Abschaffung des klerikalen Standes; schließlich bewirke die Priesterweihe eine „Überhöhung“, verbunden mit der Gefahr von „Arroganz, Hybris und Machtmissbrauch“. Als Alternative forderte Heizer Maßnahmen, die auf die „gleiche Augenhöhe und Würde“ aller Getauften abzielten und Frauen oder Verheiratete nicht ausschlössen. Dazu gehörten vor allem die Neubetonung des Taufsakraments, ein neues Verständnis des Priesteramtes sowie mehr demokratische Teilhabe an der Kirchenleitung. „Der Zölibat ist schuld an Klerikalismus und Missbrauch“, meinte Herbert Bartl, der Sprecher der Gruppe „Priester ohne Amt“ und forderte die Aufhebung der Zölibatsverpflichtung als notwendige Reaktion auf die Missbrauchsfälle. Auch Ewald Benes von der „Laien-Initiative“ forderte ein Überdenken der Zulassungsbedingungen für das Priesteramt. (JA v. 10. 3.)

Die deutschen römisch-katholischen Bischöfe wünschen 30 Prozent Frauen in Führungspositionen der Diözesen. Das sagte Bischof Franz-Josef Bode vor Journalisten in Lingen am zweiten Tag der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe: „Das Entscheidende ist, dass die Verantwortungsträger, Bischöfe, Generalvikare, Personalchefs auch wirklich den Willen haben“. In den deutschen Bistümern ist die Zahl der Frauen in der obersten Ebene in den vergangenen fünf Jahren von 13 auf 19 Prozent gewachsen. „Das ist nicht nichts, aber das ist bei weitem nicht zufriedenstellend, wir wollten eigentlich schon bei wenigstens 30 Prozent sein, denn erst dann verändert sich etwas in einer Gruppe. […] Manchmal lehrt uns eben die Not manches, da wird das genau bedacht, ob das wirklich ein Kleriker machen muss“, sagte Bode. (vn v. 12. 3.)

In der Diskussion über die Rolle der Frau sehen Frauenverbände und Theologinnen die römisch-katholische Kirche im Aufbruch. Die Amtskirche stehe unter Druck, sich der Diskussion um mehr Beteiligung und Einfluss der Frauen in der Kirche zu stellen, sagte die Theologin Dorothea Sattler aus Münster der Deutschen Presse-Agentur. „Mein Eindruck ist, dass aufgrund der vielen Initiativen die Bischöfe durchaus erkennen, dass man zumindest argumentativ mit der Frage umgehen muss und nicht nur einfach Verbote aussprechen sollte.“ Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands fordern eine geschlechtergerechte Kirche. Auch die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ verlangt ein klares Bekenntnis der Bischöfe zu einem Diakonat der Frau. Aus theologischer Sicht gebe es kein Argument, Frauen den Zugang zur Weihe zu verwehren, sagte die Tübinger römisch-katholische Theologin Johanna Rahner. „Der einzige reelle Grund, den ich kenne, ist der Verweis auf die Tradition, weil wir es bislang noch nicht hatten.“ Das sei aber ein sehr schwaches Argument, zumal die Tradition der Kirche nicht so eindeutig sei. Die Deutsche Bischofskonferenz sollte ein starkes Zeichen geben, dass sie diesen Diakonat befürworte, sagte die Theologin Margit Eckholt von der Universität Osnabrück. Angesichts der pastoralen Situation in Deutschland sollte die Bischofskonferenz vorangehen und ein solches Signal geben. „Die Zeit ist mehr als reif dafür in Deutschland.“ (religion.ORF.at u. dpa v. 12. 3.)

Franziskanische Ordensleute aus der Schweiz unterstützen Papst Franziskus in seinem Bestreben, die Kirche geschwisterlich zu gestalten und eine Abkehr vom Zölibat zuzulassen. Geschwisterliche Schritte seien in der Kirche heute „nur kollegial, synodal und gemeinschaftlich möglich“. In einem offenen Brief verschiedener franziskanischer Gemeinschaften der Schweiz zum sechsten Jahrestag seiner Wahl fordern sie den Papst dazu auf, den verpflichtenden Zölibat für Weltpriester zu überdenken und forderten den Papst dazu auf, sich „nicht von der Angst vor einer Kirchenspaltung lähmen zu lassen“. Bei einer Abkehr von der verpflichtenden Ehelosigkeit für Diözesanpriester hätte der Papst „sowohl das Evangelium wie die Tradition der Kirche“ auf seiner Seite. „Angst darf kein Hindernis sein, solche Fragen zuzulassen”, so der offene Brief. (vn v. 13. 3.)

Deutliche Worte zu den Themen Macht in der Kirche, Zölibat und Sexualmoral haben deutschsprachige römisch-katholische TheologInnen bei einem Studientag zur weiteren Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Rahmen der aktuellen Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gefunden. Es gehe bei Missbrauchsfällen vor allem um „Gewalt und ihre Vertuschung im Raum und im Namen der Kirche“, betonte die Erfurter Theologin Julia Knop bei dem Studientag. Der an der Universität Salzburg lehrende Theologe Gregor Maria Hoff wiederum sieht die römisch-katholische Kirche angesichts ihrer Missbrauchsfälle in einer „Sakralisierungsfalle“: Der Kirche als religiöser Institution und ihren Priestern als Repräsentanten Jesu Christi komme Sakral- und Glaubensmacht zu. Entsprechend wirke es „tödlich“ und „desaströs“, wenn das Vertrauen und die damit verbundene Macht enttäuscht würden, etwa durch Missbrauchstäter. Aus Sicht Hoffs geht es um ein Systemproblem. „Dieses lasse sich nur durch kirchliche Gewaltenteilung und Machtkontrolle von innen und außen lösen.“ Durch kirchliche Gewaltenteilung ließe sich „sakralisierte Macht verflüssigen“. „Die Frage an Sie als Deutsche Bischofskonferenz ist dabei, ob Sie Macht nur delegieren wollen oder eine eigenständige Machtpartizipation im Volk Gottes wollen und dann auch nachvollziehbar ermöglichen“. Eine erhebliche Änderung der kirchlichen Sexualmoral und eine positive Sicht auf die menschliche Sexualität empfahl der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff in seinem Grundsatzreferat vor den Bischöfen. Unter anderem solle die Familienplanung auch mit künstlichen Verhütungsmitteln nicht länger als lebensfeindlicher Akt, sondern als Dienst am Leben anerkannt werden. Denn diese Gewissensentscheidung sei auf die gegenseitige Achtung der Partner und auf die Sorge um das Wohlergehen der Kinder gerichtet. Ferner solle die Kirche anerkennen, dass es legitime Sexualbeziehungen auch außerhalb der heterosexuellen Ehe gebe. Die lebenslange Ehe sei zwar der beste Rahmen für gelebte Sexualität, aber nicht der einzig mögliche. Die Kirche müsse darauf verzichten, die in den gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften „gelebte sexuelle Praxis moralisch zu disqualifizieren“. Als „Lichtblick“ bezeichnete Schockenhoff die positive Sicht der Sexualität und der erotischen Dimension der Liebe, die Papst Franziskus in seinem Schreiben „Amoris laetitia“ von 2016 formuliert habe. (kna u. vn v. 14. 3.)

Die deutschen römisch-katholischen Bischöfe planen als Konsequenz aus der Missbrauchskrise einen „synodalen Weg“ der Kirche. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auf einer Pressekonferenz am 14. März in Lingen/Emsland. Das Vorhaben, das die Bischöfe einstimmig beschlossen hätten, solle zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken auf den Weg gebracht werden und um drei Themen kreisen: Gewaltenteilung, priesterliche Lebensform, Sexualmoral der Kirche. Natürlich lägen viele Themen, etwa eine Lockerung des Zölibats oder die Aufwertung von Frauen in der Kirche, schon seit Jahrzehnten auf dem Tisch. „Aber das muss ja besprochen werden, auch weltkirchlich“. Mehrfach unterstrich Marx, dass die deutschen Bischöfe am Thema Missbrauch dranbleiben werden. „Ich bin zunächst etwas erschrocken, als ich in dieser Missbrauchs-Studie las: Der Missbrauch hält an. Aber dann habe ich verstanden: Das ist die Frage nach dem System…“ Früher habe man im Gespräch mit Rom an heikle Themen, etwa am Zölibat, lieber nicht gerührt: „Die Zeit ist vorbei!“ Jetzt stelle man durchaus bewusst die Frage, was im System Kirche den geistlichen, sexuellen oder Machtmissbrauch begünstigten. „Das ist eine Zäsur für die Kirche. Die geht tief. So kann es nicht weitergehen.“ Auf drei Themen wies Marx besonders hin. Gewaltenteilung in der Kirche, zweitens die Lebensform der Priester und Bischöfe. Hier ist vor allem der Zölibat Stein des Anstoßes. Und drittens: Die Sexualmoral der Kirche. „Da waren viele Bischöfe klar der Überzeugung, dass hier Gesprächsbedarf besteht.“ (vn v. 14. 4.; JA v. 24. 3.)

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow schlägt das „italienische Steuermodell“ vor, bei dem es keine direkte Kirchensteuer gibt, sondern eine für alle gültige „Kultursteuer“, die dann an die staatlich anerkannten Gemeinden gemäß den Wünschen der Zahler verteilt würde. Jeder zahle, „und die Steuer ist für alle gleich hoch“, so das Argument des Politikers. Ein Hintergrund für seine Überlegungen sei es sicherzustellen, „dass Moscheen nicht durch ausländische Quellen finanziert werden“. (thueringer allgemeine-online v. 16. 3.)

Der Münchner Generalvikar Peter Beer hat die Mitarbeit homosexuell veranlagter Menschen in der Kirche gewürdigt, denn als Priester und als Ehrenamtliche leisteten sie gute Arbeit. Das sagte er am 16. März bei der Vollversammlung des Münchner Diözesanrats der Katholiken in Oberschleißheim. „Man muss das benennen können, sonst verlieren wir Menschen, die sich sehr stark identifizieren, die sich einbringen wollen.“ Der Generalvikar berichtete davon, dass er sich regelmäßig mit solchen Mitarbeitern austausche. „Es macht mich traurig, wenn sie zu mir sagen, sie trauen sich nicht zu sagen, wie sie veranlagt sind, weil es auch Pfarrgemeinden gibt, wo sie mit Nachteilen zu rechnen haben, weil ihre Veranlagung vorurteilsbehaftet ist.“ Hier müsse die Kirche gegensteuern. Auf Landes- und Bundesebene werde bereits an einem neuen kirchlichen Arbeitsrecht gearbeitet. Leitgedanke müsse dabei nur mehr sein, welche Ressourcen sie für den kirchlichen Dienst mitbrächten. (vn v. 17. 3.)

Theologiestudenten würden gemäß einer Umfrage gerne zwischen verschiedenen Modellen für das Priesteramt wählen können. Bei der Vorstudie dazu zeigte sich ein Großteil skeptisch gegenüber der für römisch-katholische Priester geltenden Verpflichtung zum ehelosen Leben, berichtet der emeritierte Tübinger Religionspädagoge Albert Biesinger. Zusammen mit dem Bonner Moraltheologen Jochen Sautermeister hatte er 2015 in Bonn, Frankfurt-Sankt Georgen, Freiburg, Mainz, München, Regensburg und Tübingen insgesamt 479 Studierende - 298 Frauen und 181 Männer - zu Studieninteressen und zu Einstellungen gegenüber Lebensformen wie Zölibat und Ehe schriftlich befragt. Zwar sind die Ergebnisse der Fragebogenstudie statistisch nicht repräsentativ, die Wissenschaftler sehen sie aber „aufgrund der hohen Datenmenge als bemerkenswerte Tendenzaussagen“: Knapp 30 Prozent der Männer gaben an, wegen des Zölibats einen anderen Beruf als das Priesteramt anzustreben. Für mehr als 60 Prozent ist der Zölibat demnach „kein zentrales Element ihres Verständnisses von einem katholischen Priester“. Unter Frauen ist diese Ansicht noch verbreiteter. Mehr als zwei Drittel aller Befragten halten das Priesteramt für vereinbar mit Ehe und Familie. Bei den Studentinnen sind es sogar 88 Prozent. 70 Prozent sehen ein Miteinander von zölibatär und nicht zölibatär lebenden Priestern als ein kirchliches Zukunftsmodell. 30 Prozent der männlichen Studenten, die nicht Priester werden wollen, sehen im „Priester im Zivilberuf“ eine Option für das eigene Leben. Dieses Modell gibt es bislang in der römisch-katholischen Kirche nur für Diakone. Die Befunde legen aus Sicht der Wissenschaftler nahe, dass die gängigen Begründungen für Berufung zum „priesterlichen Dienst, Lebensform und hauptamtlichen Priesterberuf unter den Studierenden katholischer Theologie offener diskutiert werden sollen“. Die Möglichkeit einer doppelten Berufung - also sowohl zum Priestertum als auch zur Ehe - könne sich nach der Studie „auf eine gewisse Akzeptanzbasis berufen“. (kna u. vn v. 18. 3; JA v. 31. 3.)

Für die Einführung des Frauendiakonats in der römisch-katholischen Kirche haben sich drei Wiener Theologinnen, nämlich Ingeborg Gabriel, Regina Polak und Magdalena Holztrattner, ausgesprochen. In der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ zeigten sich die drei überzeugt, dass am Frauendiakonat kein Weg vorbeiführen wird. Gabriel ist Professorin für Sozialethik an der Wiener Theologischen Fakultät, Polak Professorin für Praktische Theologie an selbiger Fakultät und Holztrattner Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreich (ksoe). „Ich bin mir sicher, ich werde noch weibliche Diakone erleben, schon allein deswegen, weil die Missbrauchskrise die Kirche zum Handeln zwingt“, so Polak wörtlich. Frau Gabriel ortete bei der Frage des Diakonats „massive Rückzugsgefechte, wenn ich mich fragen muss, ob im 2. Jahrhundert vielleicht Frauen Diakonissinnen waren“. Wenn man sich die Evangelien anschaut, gebe es viele Stellen, „wo Jesus gegen das vorherrschende Patriarchat - nennen wir es mal so - agiert hat“. Das sei „eine Ausrichtung des Evangeliums, die über Jahrtausende nicht zum Tragen gekommen ist“. Im Hinblick darauf, dass Papst Franziskus 2016 eine Kommission zur Klärung der Frage des Frauendiakonats eingesetzt hatte, deren Abschlussbericht seit Ende 2018 vorliegt, mahnte ksoe-Direktorin Holztrattner konkrete Ergebnisse ein: „Wenn der Vatikan noch lange schläft oder sich nicht traut, vielleicht mit durchaus begründeter Sorge um die Weltkirche, dann wird das die jungen Frauen nicht mehr interessieren. Wenn wir jetzt nichts tun, bleiben die Kirchen leer, was Männer und Frauen unter 50 anbelangt.“ Auch Gabriel betonte, dass die Gleichheit aufgrund der Taufe eine Grundlage des Christentums sei: „Ich würde mir wünschen, diesen Gleichheitsgedanken ernst zu nehmen. […] Ich glaube, es ist änderbar. Und ich wünsche mir, dass Frauen ermächtigt werden.“ Ganz in diesem Sinne äußerte sich auch Polak: „Ich sage ganz praktisch: Diakoninnen als ersten Schritt.“ (religion.ORF.at/KAP v. 18. 3.)

Der Würzburger Bischof Franz Jung hält die Frage des Frauenpriestertums in der römisch-katholischen Kirche für noch nicht abschließend geklärt. „Ich weiß nicht, ob ich das [d. h. die Frauenweihe] noch erleben werde – aber diese Frage steht im Raum. Ich denke, dass diese Frage auf Dauer auch nicht abzuweisen ist. […] Die theologische Diskussion wird, so schätze ich das ein, nicht verstummen.“ U. a. sei auch Papst Franziskus gegen ein Frauenpriestertum. Bischof Jung widerspricht in diesem Punkt. „Es ist eine Frage, die theologisch entschieden werden muss, keine Geschmacksfrage. […] Von daher wird uns diese Diskussion weiter beschäftigen.“ (vn v. 19. 3.)

Der Passauer Bischof Stefan Oster hält eine Veränderung der Zölibatsregeln für römisch-katholische Priester in naher Zukunft für möglich. Es könnte sich „abzeichnen, dass Rom in dieser Frage offener wird“. Ehelosigkeit sei zwar ein großer geistlicher Schatz, für den es sich zu kämpfen lohne, sagte Oster im Interview der „Passauer Neuen Presse“. Doch „wenn die allermeisten Priester sagen würden: Das ist in dieser Zeit und Gesellschaft nicht mehr lebbar, dann wird's schwierig". Oser verwies auf die bevorstehende Amazonas-Synode im Oktober im Vatikan, die seiner Einschätzung nach auch über „viri probati" diskutieren werde. Dabei handelt es sich um verheiratete „bewährte Männer", die schon lange eine Gemeinde leiten und dann auch für ihre Gemeinde zu Priestern geweiht werden könnten. „Der Papst hat schon ermutigt, hier nach neuen Wegen zu fragen." Der Aachener Bischof Helmut Dieser sagte im Interview der „Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten“: Sollte es „irgendwann" keine Priester mehr geben, die dies [d. h. den Zölibat] wählen wollten, „müssen wir nach geeigneten verheirateten Männern Ausschau halten", sagte der Bischof (kna u. vn v. 23. 3.)

In einer am 24. März in Wiesbaden veröffentlichten Erklärung appellierte die Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen (VkPF) an die deutschen Bischöfe, „die Aussetzung der Zölibatsvorschrift für ihre Diözesen in Rom zu beantragen“. Aus eigener Erfahrung und durch den Dialog mit vielen Betroffenen wisse man, „dass gelebte Sexualität für weitaus den größten Teil dieser Menschen von existenzieller Bedeutung ist“. Zudem sollten die Bischöfe in einem „Akt des Machtverzichts“ synodale Strukturen einrichten, „deren Entscheidungen durch die Ortsbischöfe respektiert werden“. Papst Franziskus habe die Bischöfe ausdrücklich aufgefordert, mehr von der ihnen verliehenen Autorität Gebrauch zu machen. Die Vereinigung vertritt nach eigener Darstellung Priester, die wegen einer Partnerschaft ihren Beruf verloren, und Frauen, die mit Priestern eine Lebensgemeinschaft gegründet haben - außerdem Ordensleute, die das Kloster verlassen haben, sowie Kinder aus diesen Beziehungen. (kna u. vn v. 25. 3.)

Drei Tage lang (19.-21.3.2019) haben sich zu Vorbereitungen der großen Amazonas-Synode im kommenden Oktober Kirchenvertreter, Politiker und Experten aus aller Welt in Washington zusammengesetzt. Mit dabei war auch Thomas Wieland, Leiter der Projektabteilung des römisch-katholischen Hilfswerkes „Adveniat“. Er zeigte sich im Gespräch mit „Vatican News“ begeistert von der Reichweite des Treffens: „Es war wirklich erstaunlich zu sehen, wie hoch das Interesse von Seiten der Vereinten Nationen, von Seiten nichtkirchlicher Vertreter der indigenen Völker im Amazonasgebiet und darüber hinaus von Seiten verschiedener internationaler Organisationen wie zum Beispiel aus Asien, Afrika oder Ozeanien ist.“ Der Schrei der Armen und der Schrei der Umwelt, Gottes Schöpfung, ist nicht mehr zu überhören. Und darauf muss die Kirche reagieren. „Neue Wege für die Kirche. Zu einer integralen ökologischen Pastoral“ ist das Oberthema der Amazonas-Synode. In dieser thematischen Doppelung werde klar, dass es um viel mehr gehe als nur die Umwelt: „Neue Wege für die Kirche“, das bedeute ein Abrücken vom Klerikalismus und eine breitere Beteiligung der Gläubigen an den Entscheidungen der Kirche. Etwa 20.000 Menschen hätten an den bislang 50 Vorbereitungstreffen im Amazonasgebiet teilgenommen, um ihre Eingaben für die Synode im Oktober zu formulieren. „Da ist etwas Wirklichkeit geworden, was der Papst als eine wichtige Antwort auf die Frage der sexualisierten Gewalt in der Kirche gibt, nämlich: Das Volk Gottes nimmt das Heft in die Hand. Denn die Frage der sexualisierten Gewalt ist eine Frage von Macht, nicht der Sexualität. Dort, wo Menschen in der Kirche aktiv werden, da wird andere Form von Macht ausgeübt, da bekommt das Volk eine Stimme. Und deswegen gibt das sowohl Antwort auf den Schrei der Schöpfung und den Schrei der Armen als auch auf die dringend notwendige Reform der katholischen Kirche nach diesen Skandalen. […Eine weitere Frage ist:] Akzeptieren wir die indigenen Religionen als gleichberechtigte Gesprächspartner in einem Dialog auf dem Weg zu Gott, oder muss ich die katholische Form des Christseins inkulturieren? […] Werden die indigenen Traditionen und Riten Platz finden, oder nicht?“ Neben der Kirche seien viele Einrichtungen der Vereinten Nationen, das Forum der indigenen Völker und Umweltschutzorganisationen über die gesamte Dauer des Treffens vertreten gewesen, würdigt Wieland die Resonanz des Treffens. (vn v. 22. 3.)

Nicht-katholische Ehepartner von Katholiken können im Bistum Trier künftig die Kommunion empfangen, solange sie Christen sind und den Vorgaben des Bistums entsprechen. Mit dieser Entscheidung setzt der Trier Bischof Stephan Ackermann die Überlegungen um, die durch die Deutsche Bischofskonferenz in der Orientierungshilfe „Mit Christus gehen - Der Einheit auf der Spur“ gemacht wurden. Ackermann hat die Orientierungshilfe in einem Schreiben an Seelsorgerinnen und Seelsorger zur Anwendung empfohlen. Der Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert, Vorsitzender der Ökumene-Kommission im Bistum Trier, präzisiert: „Es geht darum zu helfen, Menschen Sicherheit zu geben, selbst zu einer Entscheidung aus ehrlichem Herzen heraus zu kommen. […] Die Trennung im Moment der Kommunion wird oft als echter Mangel angesehen.“ Somit diene das Schreiben dem Ökumenismus ebenso wie der „Freiheit des Gewissens, der Verantwortung des Glaubens“. Ackermann erinnert daran, dass das Zweite Vatikanische Konzil die Gemeinschaft von Ehe und Familie als „Hauskirche“ bezeichnet habe; und ergänzt: „Keine Kirche kann aber ohne Eucharistie sein.“ (vn v. 28. 3.)

Die Luzerner Theologin Jacqueline Keune kämpft für Gleichwertigkeit in der Kirche und trifft im Juni den Baseler Bischof Felix Gmür. Sie reagierte Ende 2018 mit einem Schreiben zusammen mit über 300 Gleichgesinnten auf die Kirchenaustritte von Schweizer Feministinnen im November 2018. Nun ist sie mit sechs damaligen Mitunterzeichnenden zu einem Treffen mit Bischof Gmür geladen. „Wir haben es satt!“ lautet der Titel des jetzigen Schreibens von Keune. Ende 2018 brachten Keune und Monika Hungerbühler, Theologin aus Basel, ihren Unmut über die aktuellen Zustände in der römisch-katholischen Kirche auf's Papier. Unter dem Titel „Eine Kirche umfassender Gleichwertigkeit“ gingen die beiden Frauen schonungslos mit der Kirche ins Gericht. So hieß es zum Beispiel: Ein großes Übel sei die Blindheit der Kirche und „die Unfähigkeit, ihre krank machenden Strukturen zu erkennen.“ Das Schreiben wurde damals von über 300 Theologinnen und Theologen mitgetragen und zeigte Wirkung. Als Grundlage für das Gespräch bei Bischof Felix Gmür und Generalvikar Markus Thürig Mitte Juni haben die sieben Eingeladenen ein Grundlagen-Papier ausgearbeitet. Die Hauptaussage: „Wir haben es satt, dass die gleichen Anliegen seit Jahrzehnten auf der kirchlichen Traktandenliste stehen und mit den Reformabsichten nicht wirklich ernst gemacht wird!“ Dazu haben sie 20 Forderungen an Gmür und alle Schweizer Bischöfe formuliert. „Wir erwarten eine grundlegende Umgestaltung unserer Kirche, die sich an Jesu Botschaft und Praxis prophetischer Reich-Gottes-Gerechtigkeit orientiert“. (https://www.luzernerzeitung.ch u. https://files.static-nzz.ch v. 28. 3.)

Angesichts des Priestermangels leitet im römisch-katholischen Bistum Osnabrück ab Dezember 2019 erstmals eine Frau eine Pfarrgemeinde. Die Gemeindereferentin Christine Hölscher wird als Pfarrbeauftragte des Bischofs die Pfarreiengemeinschaft Bad Iburg/Glane übernehmen, teilte das Bistum mit. Die 51-Jährige ist ausgebildete Gemeindereferentin und arbeitet im Moment als pastorale Koordinatorin in einer Osnabrücker Gemeinde. Mit diesem Leitungsmodell reagiert das Bistum auf den Priestermangel. Priester sind in den Gemeinden nach wie vor für die Seelsorge und die Sakramente zuständig, aber die Leitungsfunktion wird von Laien übernommen. Damit sind sie Vorgesetzte aller pastoralen Mitarbeiter und Angestellten. Das Kirchenrecht ermöglicht diesen Schritt, wenn es nicht genügend Priester zur Leitung von Gemeinden gibt. In anderen Bistümern Deutschlands gebe es bereits ähnliche Projekte, sagte ein Bistumssprecher. (dpa v. 29. 3.)

Wolfgang Pucher, Österreichs bekannter Armenpfarrer, tritt für eine Kirche der Nähe, Frauen im Priesteramt und für das Ende des Zölibats ein. "Die Kirche braucht Frauen im Priesteramt", sagt Pucher im Interview mit kathpress. (kathpress v. 31. 3.)