Im römisch-katholischen Bistum Osnabrück übernehmen auf den Inseln Juist und Langeoog statt eines Priesters jetzt Frauen die Leitung der Gemeinden. Bischof Franz-Josef Bode ernannte auf Juist die Pastorale Mitarbeiterin Michaela Wachendorfer zur Pfarrbeauftragten, auf Langeoog Pastoralreferentin Susanne Wübker. Auf Norderney wurde mit Markus Fuhrmann ein Diakon zum Pfarrbeauftragten ernannt. Schon im vergangenen Dezember wurde Michael Göcking für die Gemeinden Wellingholzhausen und Gesmold im Kreis Osnabrück in dieses Amt berufen. Im kommenden Dezember wird die Gemeindereferentin Christine Hölscher die Leitung der Pfarreiengemeinschaft Bad Iburg/Glane übernehmen. Pfarrbeauftragte leiten die Gemeinden und haben auch die Personalverantwortung. Normalerweise ist diese Tätigkeit einem Geistlichen vorbehalten. Das Kirchenrecht erlaubt aber Ausnahmen bei Priestermangel. Allerdings sind für das Spenden der Sakramente und der Feier des Abendmahls nach wie vor Priester notwendig. Susanne Wübker sehe sich eher als Seelsorgerin: Zum 1. Januar 2018 sei sie vom Bischof in den Kirchenvorstand und auch zur Vorsitzenden berufen worden. „Ich finde es eine tolle Sache, dass es jetzt auch einen offiziellen Anstrich hat“, sagte sie. Allerdings sind die neue Pfarrbeauftragten nicht die ersten Frauen in Deutschland, die eine Kirchengemeinde leiten. Ursula Lux war beispielsweise bereits vor 20 Jahren Pfarrbeauftragte in einer kleinen Gemeinde bei Schweinfurt im Bistum Würzburg. (www.welt.de v. 6. 8.)
Die römisch-katholischen Frauen des Deutschen Frauenbunds im Zweigverein „Maria Himmelfahrt“ setzen sich für Gleichberechtigung in der Kirche ein und beteiligen sich an der Aktion „Maria, schweige nicht!". Vereinssprecherin Monika Neidhardt hält es für nicht mehr hinnehmbar, dass sich die Rolle und Bedeutung von Frauen in der Kirche nicht ändere. „Der Zugang von Frauen zu Ämtern in der Kirche muss offen diskutiert werden", fordert sie. Viele litten daran, dass ihre Begabungen und Fähigkeiten so wenig geschätzt würden, empfänden Wut, Trauer, Enttäuschung über fehlenden Respekt, enges Denken und die Machtverhältnisse. Als äußeres sichtbares Zeichen des Protests sind Frauen dazu aufgerufen, bis zur Adventszeit an jedem dritten Sonntag im Monat im Gottesdienst weiße Kleidung oder ein weißes Accessoire zu tragen. „Wir wollen sichtbar sein. Wir sind Teil der Kirche", so Neidhardt. (www.sueddeutsche.de v. 12. 8.)
Mehr weibliche Präsenz in der Kirche fordert die Grazer Religionswissenschaftlerin Theresia Heimerl in der aktuellen Ausgabe der Vorarlberger Kirchenzeitung „KirchenBlatt". Konkret spricht sich die Theologin für mehr Frauen in Leitungspositionen und in liturgischen Funktionen aus. Kritik übt die Expertin auch an Entwicklungen, die Heiligkeit, Mutterschaft und Erotik streng voneinander trennen: Das spiegle sich etwa in offiziellen kirchlichen Schreiben wie „Humanae vitae" und „Gaudium et spes" wider, so Heimerl. (kap v. 13. 8.)
In der Debatte um das Frauenpriestertum in der römisch-katholischen Kirche sagte die emeritierte Bibel-Theologin Marie-Theres Wacker der Universität Köln: „Anhand der Bibel könnte man jedenfalls auch gut einen Argumentationsblumenstrauß für die Priesterweihe von Frauen zusammenstellen". Jesus Christus habe sich an einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung orientiert, „die davon ausging, dass nur Männer Oberhaupt von Stämmen und Familien sein können. […] Die Frage ist, ob wir die patriarchalische Tradition noch heute fortsetzen müssen - ich meine, dafür gibt es keinen Grund mehr". Der Messias sei „auch ein Sohn seiner Zeit" gewesen. Wacker verwies zudem auf eine seit dem Mittelalter übliche Äbtissinnenweihe, die in manchem „frappierend" an die Bischofsweihe erinnere. „Einige Äbtissinnen setzten sogar Pfarrer ein und hörten die Beichte. Das zeigt, wie weit es mit geistlichen Vollmachten für Frauen in dieser Kirche gehen kann." Für ein emanzipiertes Frauenbild spreche aus ihrer Sicht ein einfaches theologisches Argument, erklärte die Wissenschaftlerin: „Der Schöpfergott hat den Frauen doch sicher ihre Talente gegeben, damit sie sie entfalten können - und nicht, damit sie in verengten Rollenmustern verkümmern." (kap v. 13. 8.; JA v. 25. 8.)
Erstmals nahmen Laienvertreter an einer Bischofsversammlung der chaldäisch-katholischen Kirche teil. Sie forderten bei den Beratungen u.a. mehr innerkirchliche Transparenz und Mitspracherechte ein, wie Patriarch Louis Raphael Sako im Anschluss im Gespräch mit „Vatican News" berichtet. „Was die finanziellen Angelegenheiten betrifft, setzten sich die Laien für Transparenz ein und für die Bildung von Pfarrgemeinde- und Diözesanräten. Der Bischof oder der Pfarrer dürfen nicht alles alleine machen", so Sako. „So wie es Papst Franziskus immer wieder betont, sind auch wir davon überzeugt, dass die gläubigen Laien unsere Partner sind […] Sie sind vollwertige Mitglieder der Kirche, mit ihren Charismen und Talenten; viele von ihnen sind Experten auf ihrem Gebiet und können uns deswegen helfen. Wir Kleriker wissen nicht alles, darum müssen wir ihnen zuhören! Manchmal kritisieren sie uns, schreiben Artikel - warum nicht? Das ist ein Reichtum.“ Die Bischöfe und Laien hätten u.a. auch über den Reformbedarf in der Liturgie beraten. Sako: „Wir haben liturgische Texte zum Teil aus dem siebten, achten Jahrhundert, die heute nicht mehr verständlich sind." Die Laien wollten aber eine Liturgie, „die sie verstehen und mitbeten und leben können". Ein weiteres zentrales Thema war der Wiederaufbau in den von der Terrorgruppe "Islamischer Staat" verwüsteten Gebieten. (kap u. vn v. 14. 8.)
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hält das Anliegen römisch-katholischer Frauen nach mehr Einfluss in der Kirche für berechtigt. Es könne nicht so weitergehen, dass Frauen sagten, „wir haben nichts zu sagen, wir werden nicht gehört", sagte Koch in der rbb-Sendung „Talk in Berlin". (kap v. 14. 8.)
Am 15. August ist es in einer Kirche in Forst bei Schonungen (Unterfranken) zu einem Eklat zwischen Kirchenreformerinnen und Traditionalisten gekommen. Pfarrer Andreas Heck habe die Eucharistiefeier abgebrochen, nachdem rund 20 Frauen der Bewegung „Maria 2.0“, meist in weiß gekleidet, in den ersten Reihen Platz genommen und auf ihre Belange aufmerksam gemacht hätten, berichtet die Zeitung „Main-Post“. Die Bewegung „Maria 2.0“ ist Frauen ins Leben gerufen worden, die die römisch-katholische Kirche reformieren wollen. Unter anderem treten sie bundesweit für Frauen in Priesterämtern, die Abschaffung des Zölibats sowie die rückhaltlose Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe in der Kirche ein. Die Ortsvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), Gabi Gressel, hatte versucht, die Gemüter zu beruhigen, wie sie der „Main-Post“ sagte. Daraufhin sei Pfarrer Heck im Messgewand auf sie zugestürmt und habe die Frauen aufgefordert, die Kirche zu verlassen. Anschließend habe er den Gottesdienst abgebrochen. (dpa u. www.welt.de v. 16. 8.)
Ende März hatte die Schweizerin Florentina Camartin über 5.000 Unterschriften zu ihrer Initiative gegen die Zölibatspflicht römisch-katholischer Priester gesammelt. Sie war Mitglied der Ingenbohler Schwestern und gehört heute dem Dritten Orden des heiligen Franziskus an. Nun hat sie das Bittschreiben zusammen mit den 1.400 Kommentaren an Papst Franziskus und an die Schweizer Bischöfe geschickt. Durch den Kontakt mit vielen römisch-katholischen Würdenträgern habe sie festgestellt, dass „dieses Problem von vielen erkannt wurde und wohl in nächster Zukunft unter den Bischöfen auch besprochen werde.“ Nun hofft sie, dass die Bischöfe den Mut aufbringen, für Traditionen wie den Pflichtzölibat regionale Lösungen zu finden. Denn diese beträfen nicht den „Inhalt unseres Glaubens“. Anlass für die Petition war der Rücktritt des Pfarrers von Brigels im Kanton Graubünden, der sich vor der Gemeinde zu seiner Beziehung zu einer Frau bekannt hatte. (kath.ch u. vn v. 21. 8.)
Das weltweite Netzwerk „Voices of faith“ (Vof) sammelt Voten von Menschen, die sich für Gleichberechtigung in der römisch-katholischen Kirche einsetzen. Bereits 1053 Personen sind dem Aufruf gefolgt und haben ihr Votum für Gleichberechtigung in der Kirche auf der Webseite www.overcomingsilence.com publiziert. Geschätzte 90 Prozent von ihnen sind Frauen. Eine von ihnen ist Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes. „Wir Frauen, die wir die Kirche maßgeblich prägen und tragen, sind auch im 21. Jahrhundert von den Weiheämtern ausgeschlossen und damit nicht zugelassen, mitzudiskutieren und zu entscheiden über die wesentlichen Fragen des Lebens und damit der Kirche“, schreibt sie in ihrem „Overcomingsilence“-Votum. Das müsse sich ändern, wenn die Kirche im aufgeklärten Europa zukunftsfähig sein wolle. „Gleichberechtigung ist im Sinne von Jesus Christus“. Auch die Forderungen der Theologin und Journalistin Jacqueline Straub, von Regula Grünenfelder, Leiterin der Fachstelle Feministische Theologie des Vereins Frauenkirche Zentralschweiz, der Priorin des Klosters Fahr, Irene Gassmann und der Gemeindeleiterin der Pfarrei Illnau-Effretikon, Monika Schmid gehen in diese Richtung. Ähnliche Voten gaben ab: die Theologinnen Susanne Andrea Birke von der Regenbogenpastoral des Bistums Basel, sowie Veronika Jehle und Gabriele Kieser, beide in der Spitalseelsorge tätig. Start der Kampagne war Ende Februar 2019, wie die Geschäftsführerin von Vof, Chantal Götz, sagt. „Die Kampagne ‹Overcomingsilence› zielt darauf ab, Katholiken und Katholikinnen auf der ganzen Welt zusammenzubringen, die mit unseren Zielen übereinstimmen, mehr Frauen in die Führung und Entscheidungsfindung der katholischen Kirche einzubeziehen“. Die entsprechenden Reformen seien „dringend, um die Kirche in das 21.Jahrhundert zu führen“. Die Petition an den Papst soll am 8.März 2020 an den Vatikan gesendet werden. (www.skpv.ch v. 23. 8.)
Auch die Schweizer Bischofskonferenz will sich mit einem „Synodalen Weg“ zur Erneuerung der römisch-katholischen Kirche befassen. Bei der nächsten Vollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz vom 16. bis 18. September in St. Maurice steht das Thema auf der Tagesordnung. Bereits im Juni hatten die Schweizer Bischöfe angekündigt, sie wollten „über Fragen und Forderungen in einen Dialog mit vielen Gläubigen“ treten. Anlass dazu sind nach Angaben der Bischofskonferenz mehrere offene Briefe und Appelle. Seither hätten viele Einzelpersonen wie auch römisch-katholische Organisationen ihre Mitarbeit angeboten, sagte Encarnacion Berger-Lobato, die Sprecherin der Bischofskonferenz. Sie verwies auf den Brief von Papst Franziskus an die Gläubigen in Deutschland im Zusammenhang mit der dortigen Erneuerungsbewegung. Der „Synodale Weg“ dürfe aber nicht nur ein Diskurs um strukturelle Fragen werden. Auch Glaubensfragen müssten Platz finden. (kath.ch u. vn v. 24. 8.)
Die deutschsprachige Redaktion des Vatikan-Portals „Vatican News“ wird erstmals von einem Nichtpriester geleitet. Der Deutsche Stefan von Kempis (49) übernimmt den Posten von Jesuitenpater Bernd Hagenkord (50), der nach zehn Jahren Medienarbeit im Vatikan nach München wechselt. Damit steht zum ersten Mal in der Geschichte des 1931 gegründeten „Radio Vatikan“ ein Laie an der Spitze der deutschsprachigen Abteilung. (JA v. 25. 8.)
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) startet am 23. September in Fulda eine bundesweite Aktionswoche unter dem Motto „Macht euch stark für eine geschlechtergerechte Kirche!“. Zeitgleich mit der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda will sich die kfd vor Ort „für den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche einsetzen“. Als Symbol für die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit soll ein „Purpurkreuz“ dienen. „Es wird in der Aktionswoche überall zu sehen sein: als Aufsteller, auf Plakaten, Flyern und als Anstecknadel, die von kfd-Mitgliedern und allen Frauen als Zeichen der Unterstützung getragen wird". Die kfd bekräftigte ihre Forderungen, „Missbrauchsfälle aufzuklären, verkrustete Machtstrukturen abzuschaffen, unabhängige Missbrauchsbeauftragte einzusetzen und die kirchliche Sexualmoral zu verändern“. (kna u. vn v. 27. 8.)
Die römisch-katholischen Bischöfe Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Stefan Heße (Hamburg) haben sich für einen offeneren Umgang der Kirche mit Homosexuellen ausgesprochen. In ihrem gemeinsamen Geleitwort eines theologischen Buches fordern sie, gemeinsam Perspektiven zu entwickeln für Homosexuelle, die sich „trotz erlebter Zurückweisungen als gläubige Christen bekennen und in der Kirche um pastorale Perspektiven auf ihrem Lebensweg bitten“. Der Sammelband „Mit dem Segen der Kirche? Gleichgeschlechtliche Paare im Fokus der Pastoral“ enthält Beiträge einer nicht-öffentlichen Fachtagung der römisch-katholischen Akademien Osnabrück und Hamburg, die im Juni 2018 in Hamburg stattgefunden hatte. Erzbischof Heße betont darin: „Ich sehe, dass wir als Kirche nur glaubwürdig in diese Gesellschaft hineinwirken können, wenn wir uns mit den Lebenswirklichkeiten der Menschen befassen.“ Bischof Bode ergänzt: „Seelsorge darf heute weniger denn je die ausschließen, die um Begleitung bitten.“ Er hatte bereits im Januar 2018 angeregt, über Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften nachzudenken. (kna u. vn v. 28. 8.)