Die deutschsprachigen römisch-katholischen Frauenverbände fordern in einer gemeinsamen Erklärung einen gleichberechtigten Zugang von Frauen und Männern zu allen Diensten und Ämtern in ihrer Kirche. „Wir glauben, dass Menschen Gottes Ebenbild sind. Deshalb kommen Frauen und Männern die gleiche Würde und die gleichen Rechte zu", heißt es in dem am 3. Februar veröffentlichten Papier der Vorstände des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), der Katholischen Frauenbewegung (kfb) Südtirol, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF). Die Katholische Frauenbewegung Österreich (kfbö), die an dem Treffen nicht teilnehmen konnte, teilte mit, sie schließe sich dem Schreiben an. Gefordert werden in dem Papier mit dem Titel „bleiben und erneuern!" unter anderem auch eine Überwindung von Klerikalismus und eine „gendersensible Sprache in der Verkündigung". (kna u. kap v. 3. 2.)
Der neue Kärntner Bischof Josef Marketz spricht sich für eine Freistellung des Zölibats aus und will künftig die Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien verbessern. Es gehe ihm nicht um die Abschaffung des Zölibats, stellte er in „Kärnten heute" (ORF) klar. Er wolle über eine Freistellung diskutieren. Der Zölibat „bringt auch Probleme mit sich, es würde mehr Priesterberufungen und weniger Einsamkeit unter Priestern geben. Auch alte Priester würden es leichter haben“. Angesichts des Priestermangels müssten in Zukunft die Laien eine noch wichtigere Rolle spielen. Zum Thema Frau in der Kirche sprach sich Marketz dafür aus, alle derzeit bestehenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Über das Frauenpriestertum müsse man zumindest diskutieren dürfen. (kap u. vn v.4. 2.)
Der Umgang der römisch-katholischen Kirche mit LGTB-Menschen (Lesbian, Gay[=schwul], Bisexual and Transgender) ist sowohl geprägt von Annäherungen als auch von „Inkonsistenz". Das hat der emeritierte Münchner Moraltheologe Konrad Hilpert in einem Aufsatz über „moraltheologische Suchbewegungen" in der Fachzeitschrift "Katechetische Blätter" dargelegt. In kirchlichen Lehraussagen wird heute die Möglichkeit gleichgeschlechtlicher Veranlagung grundsätzlich anerkannt. Dass laut Kirchenlehre „homosexuelle Menschen zur Keuschheit gerufen" sind (Katechismus Nr. 2359), könne von den meisten nicht nachvollzogen werden und gelte den Betroffenen als übergriffig und respektlos. Der begründende Hinweis, dass beim homosexuellen Geschlechtsakt die Weitergabe des Lebens ausgeschlossen ist, sei zwar berechtigt, „problematisch ist allerdings, ob er auch das Verbot gleichgeschlechtlicher Handlungen begründen kann." Ein „Defizit der Praxis" römisch-katholischer Seelsorge besteht in der verweigerten Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. Sexuelles Interesse am gleichen Geschlecht werde „nicht mehr wie früher als Ausdruck einer pathologischen Veranlagung bezeichnet", sondern als „nicht selbst gewählte" Veranlagung anerkannt. Ebenso wurde anerkannt, dass jeder Mensch Träger von Würde ist – „unabhängig von der sexuellen Orientierung" - und daher uneingeschränkt den Respekt der anderen verdiene, so Prof. Hilpert. (kap v. 6. 2.)
Italiens Katholiken müssen sich an ein anderes Vaterunser gewöhnen: Die theologisch problematisch übersetzte Bitte „führe uns nicht in Versuchung“ lautet künftig in der offiziellen italienischen Fassung „überlass uns nicht der Versuchung“. (JA v. 9. 2.)
Das neue Schreiben „Querida Amazonia" von Papst Franziskus ist auch in Baden-Württemberg auf Kritik gestoßen. „Den Synodalen Weg wird dieses Schreiben schwer belasten. Wer nach vorne kommen will, wird aufhören müssen, nach Rom zu schielen", sagte der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet. Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, würdigte die päpstliche Mahnung zur Bewahrung der Schöpfung, will sich aber weiterhin dafür einsetzen, dass Frauen zu Diakoninnen geweiht werden können. „Faktisch ist hierzulande die männerdominierte, einer absolutistischen Gesellschaftsordnung nachgebildete Kirche am Ende", erklärte Striet. Bischof Fürst will an der Förderung von Frauen in seinem Bistum festhalten: „In der Ortskirche Rottenburg-Stuttgart fördern wir stark die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Wir schätzen die Dienste von Frauen sehr und wollen die Besetzung von Leitungspositionen auch mit Laien weiter vorantreiben." Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger ergänzte: „Auch wenn es zum Teil noch höhere Erwartungen an das Nachsynodale Schreiben gab, sehe ich selbst in der Zulassung bewährter Laien zu Gemeindeleitern einen wichtigen Schritt, gerade die Laien in unserer Kirche zu stärken." (dpa u. Sueddeutsche.de v. 12. 2.)
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat das Festhalten von Papst Franziskus am Pflichtzölibat bedauert. „Ich wäre froh gewesen, wenn angesichts des unvergleichlich großen Priestermangels im Amazonasraum verheirateten Männern der Zugang zum Priesteramt auf dem Dispens-Weg ermöglicht worden wäre", sagte er, der auch für das Südamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig ist, dem „Kölner Stadt-Anzeiger". Dass der Papst anders entschied, ist „vielleicht Ausdruck der Zögerlichkeit einer 2000 Jahre alten Kirche". Die Bischofssynode zum Amazonasgebiet hatte im Oktober vorgeschlagen, in entlegenen Gebieten Südamerikas die verpflichtende Ehelosigkeit katholischer Priester in Ausnahmefällen zu lockern. (dpa u. Sueddeutsche.de v. 12. 2.)
Die Grazer Dogmatikprofessorin Gunda Werner attestiert dem neuen Papst-Schreiben „Querida Amazonia" ein veraltetes Frauenbild. Sie sieht darin einen Widerspruch zum Engagement des Papstes für Menschenrechte, wie sie im „Der Standard" am 12.Februar schreibt: Für Frauen gelte das empfangende, dienende, passive „marianische" Prinzip, für Männer das aktive, gebende „petrinische" Prinzip. Diese Zuschreibung legitimiert, „dass Frauen in der katholischen Kirche zwar die gleiche Würde, aber eben nicht die gleichen Rechte haben wie Männer". Die Frauenfrage sei „keine allein binnenkirchliche Frage". Das globale Armutsproblem hänge untrennbar mit der ungerechten Verteilung der Güter und der strukturellen Benachteiligung von Frauen zusammen. Dass Franziskus in den ersten drei Kapiteln seines nachsynodalen Schreibens für ein „gutes Leben für alle, soziale und ökologische Gerechtigkeit, die Anerkennung der Kulturen und die Rettung der Natur" eintrete, stehe für „eine hoffnungsvolle Vision", die jedoch durch das vierte Kapitel „Eine kirchliche Vision" konterkariert werde, so Werner. (Der Standard v. 12. 2.; kap u. vn v. 15. 2.)
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat sich von der geltenden kirchlichen Lehre zur Homosexualität distanziert und fordert eine andere Morallehre. In der ersten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt sagte er, die Formulierung des katholischen Katechismus, wonach man homosexuellen Menschen mit Respekt begegnen müsse, enthalte eine Perspektive von oben herab und entspreche nicht einer Begegnung auf Augenhöhe. Heße kritisierte auch, dass die römisch-katholische Kirche bislang homosexuell veranlagten Menschen nahelege, sexuell enthaltsam zu leben. Er wisse aus der Seelsorge, dass es viele gleichgeschlechtlich orientierte Menschen gebe, die in ihrer Partner-Beziehung Werte wie Respekt und Verantwortung lebten. Die Kirche müsse diesen Menschen gerecht werden. (JA v. 16. 2.)
In einem Kommentar auf der Homepage der Zeitschrift „Civiltà Cattolica“, die vom italienischen Jesuiten Antonio Spadaro, einem Vertrauten von Papst Franziskus, geleitetet wird, macht dieser deutlich, dass strittige Fragen der Amazonien-Synode wie etwa eine regionale Lockerung des Zölibats aus seiner Sicht noch nicht endgültig entschieden sind. Franziskus weise doch deutlich darauf hin, dass diese Fragen reifen müssten und wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt gelöst werden könnten. „Der Papst macht sich vielmehr das Schlussdokument der Synode und seine Reformvorschläge zu eigen, nennt einige Punkte, die des Nachdenkens wert sind, aber überlässt die Vertiefung und auch die Antwort dem postsynodalen Nachdenken.“ Auf die Frage, wie sich Seelsorge auch in entlegenen Regionen des Amazonas-Gebiets aufrechterhalten lasse, gibt es eben gegensätzliche Antworten. Der Papst „hält fest, dass die pastorale Lage scheinbar gegensätzliche Lösungen erfordert.“ Darum setze er auf eine künftige Überschreitung und Versöhnung der scheinbaren Gegensätze. „Diese dialektische Annäherung an die Realität ist für Franziskus ein Handlungskriterium, ein grundlegendes Element für pastorale Unterscheidung“, so der Jesuit. Das Nachdenken über die strittigen Punkte müsse jetzt in der postsynodalen Phase weitergehen. Auch viele UniversitätsprofessorInnen, wie z. B. der Wiener Dogmatiker Jan Heiner Tück („Der Papst hat entschieden, nicht zu entscheiden.“) haben darauf aufmerksam gemacht, dass der Papst am Beginn des nachsynodalen Schreibens „Querida Amazonia“ darlegt, er habe nicht vor, dieses „zu ersetzen oder zu wiederholen“. Vielmehr wolle er „nur einen groben Rahmen für die Reflexion bieten“ und „das Schlussdokument offiziell vorstellen“. (vn v. 16. 2. und viele Medien)
Erwin Kräutler, der emeritierte Bischof von Xingu im brasilianischen Amazonasgebiet, ist nicht zufrieden mit dem Papst-Schreiben „Querida Amazonia“. Er würdigt einerseits die sozialen, ökologischen und kulturellen Visionen, die Franziskus entwickelt, als „exzellent“. „Bei diesen drei Punkten hat der Papst wirklich ausgedrückt, was uns Bischöfen am Herzen lag.“ Doch zur vierten Vision des Papstes – der nämlich, die sich auf das Kirchliche und die Seelsorge bezieht –, sagt Kräutler in einem Interview mit „kath.ch“, hier spüre er „einen Bruch“. „Da hatte ich den Eindruck, dass wir von einer Vision zu einem sehr pragmatischen Denken übergehen. […] Viele Leute – dazu gehöre auch ich – fanden diesen Teil sehr seltsam, weil sich da auch der Stil ändert“. Er finde es „ausgesprochen seltsam“, dass Papst Franziskus nicht einmal anspiele auf den Vorschlag der Bischofssynode vom Oktober, in entlegenen Regionen verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Dabei hätten sich doch die Bischöfe mit deutlicher 2/3-Mehrheit dafür ausgesprochen. „Allerdings kann man die Sache auch positiver sehen und darauf hinweisen, dass der Papst die Debatte nicht beendet hat“. Kräutler ist überzeugt davon, dass die Debatte jetzt weitergeführt werde – „vor allem von Bischöfen, die wie ich für die viri probati gestimmt haben“. Um in entlegenen Amazonas-Regionen Eucharistiefeiern sicherzustellen, werde es nicht reichen, mehr lateinamerikanische Missionare dorthin zu schicken. Kräutler hält auch nichts davon, „Wandermissionare“ durch Amazonien zu schicken. Es habe schon viele Versuche in dieser Richtung gegeben – „ohne großen Erfolg, ehrlich gesagt“. Auch das Nein des Papstes zu einer Weihe von Frauen kritisiert er: „Das ist ein strategischer Fehler, vor allem mit Blick auf das Vordringen der evangelikalen Gemeinschaften. Wir verpassen hier die Chance, die Rolle von Frauen wirklich anzuerkennen. […] Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie man das den Gläubigen erklären soll. Ich hätte mir wirklich in diesem Punkt einen größeren Schritt nach vorn erwartet.“ (kath.ch u. vn v. 17. 2.; JA v. 1.3.)
Für Papst Franziskus ist das Kirchenrecht auch Seelsorge: Dem päpstlichen Rat für Gesetzestexte schärfte er in einer Audienz ein, dass in der Kirche alles der Seelsorge und auch der Mission untergeordnet werden muss. „Auch das Strafrecht ist ein pastorales Werkzeug und muss als solches wahrgenommen werden! […] Der Bischof muss sich immer mehr dessen bewusst werden, dass er als Hirte und Haupt seiner Kirche auch Richter unter den ihm anvertrauten Gläubigen ist. Aber die Rolle des Richters hat immer ein pastorales Gepräge, denn sie dient der Gemeinschaft unter den Mitgliedern des Volkes Gottes. Das spricht der entsprechende Paragraph im Kirchenrecht (Kanon 1341) deutlich aus.[…] Aus ihm geht auch hervor, dass die Strafe immer die extrema ratio ist, das letzte Mittel, zu dem man erst greifen soll, wenn alle anderen möglichen Straßen nicht zum Ziel, dass die Vorschrift erfüllt wird, geführt haben.“ Der päpstliche Rat für die Gesetzestexte ist in der Optik des Papstes auch ein Service für alle Ortskirchen. Diesen Service-Charakter wünscht er sich von der ganzen römischen Kurie. „So kann das Recht dann zu einem Schutz für die Letzten und für die Armen werden, zu einem Schutzschild für alle, die sonst irgendeinem Mächtigen zum Opfer fallen würden.“ (vn v. 21. 2.)
Der römisch-katholische Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hat seine Kirche zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch aufgerufen. Ein Treffen mit Missbrauchsopfern habe ihn „verändert". Missbrauch durch Kirchenmitarbeiter sei der „gravierendste Ausdruck" einer menschenfeindlichen Machtausübung. Bei der Veranstaltung unter dem Titel „Macht. Verführung und Missbrauch entkommen" räumte er ein, dass es in der Kirche „offenbar eine hohe Anfälligkeit" für sexuellen Missbrauch gebe. Er unterstütze den begonnen Reformdialog „Synodaler Weg“, der unter anderem diese Themen bearbeite. Aufgabe der ganzen Kirche sei, „weiter zu ergründen, welche Rahmenbedingungen und Muster Machtmissbrauch begünstigen". (kna u. vn v. 21. 2.)