Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner wie auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, haben sich bei einem Besuch im Phanar, dem Sitz des Patriarchen, zu verstärkten Bemühungen in der Ökumene bekannt. Begleitet wurde er vom orthodoxen Metropoliten von Österreich, Arsenios (Kardamakis), sowie einer hochrangigen Delegation der Stiftung „Pro Oriente". Patriarch Bartholomaios plädierte in seiner Ansprache für mehr Mut und „ökumenische Fantasie". Ziel der Ökumene müsse die vollständige Einheit der Kirchen sein. Dafür brauche es keine „Kuschelökumene", sondern einen aufrichtigen theologischen Dialog auf der Basis gegenseitigen Vertrauens. Lackner antwortete: „Sie sind für die Christenheit eine Brücke. Eine Brücke der Einheit unter den Konfessionen. […] Eine Einheit, die auch Verschiedenheit verträgt." Die Delegation aus Österreich nahm an der sonntäglichen Göttlichen Liturgie in der Georgskathedrale im Phanar teil. Am Rande des Besuchs äußerte sich Patriarch Bartholomaios gegenüber „Kathpress“ und der „Tagespost“ kritisch gegenüber den Moskauer Patriarchen Kyrill, der russischen Soldaten die Vergebung all ihrer Sünden zugesagt hatte, wenn sie im Krieg ihr Leben opfern und sie unmittelbar als Märtyrer in das Reich Gottes kommen würden. Diese Aussage sah er als „Widerspruch zur orthodoxen Lehre“. Der Patriarch ist mit der Stiftung Pro Oriente als Ehrenmitglied eng verbunden. Pro-Oriente-Präsident Kloss wies auf drei im November geplante Tagungen in Rom hin, auf denen die Erfahrungen der orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen mit Synodalität für den Synodalen Prozess in der römisch-katholischen Kirche fruchtbar gemacht werden sollen. Für Montag sind noch Gespräche mit dem armenischen Patriarchen von Istanbul, Sahak II. (Mashalian), und dem syrisch-orthodoxen Patriarchalvikar von Istanbul und Ankara, Mor Filuksinos Yusuf Cetyn, geplant. (kap u. vn v. 3. 10.)
Dr. Johannes Arens ist anglikanischer Priester in Leicester (England) und stammt aus Deutschland. Er sieht große Spannungen innerhalb der anglikanischen Kirche und Parallelen zu den Reformdebatten in der römisch-katholischen Kirche. Auszüge aus dem Interview mit dem Podcast „Himmelklar": „Für den Großteil ihrer Geschichte war die Kirche von England in voller Kommuniongemeinschaft mit dem Papst. Sie sieht den Bruch dieser Kommuniongemeinschaft als historische Entwicklung und auch als Verwundung. […] Auf der einen Seite gibt es sehr katholische Anglikaner, die in jeder Messe für den Papst beten, die exakt das gleiche Sakramentenverständnis und auch das Glaubensverständnis haben und den Katechismus ohne Probleme unterschreiben könnten. Und es gibt sehr evangelikale Anglikaner, die das etwas anders sehen, und die auch in ihren Gottesdiensten und in ihrem Glaubensleben das sehr anders leben. […] Das ist also exakt die gleiche Gemengelage, die man in der Deutschen Bischofskonferenz hat. […] Ich würde es mir auch sehr wünschen, wenn der Papst sein Amt verstehen würde als Vorsitzender der Weltbischofskonferenz. Dann wären, glaube ich, fast alle Anglikaner zutiefst dankbar und wären in höchstem Maße erfreut, die Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri wiederherzustellen. […] Interessanterweise lassen ja unsere heiligen Schriften sehr unterschiedliche Interpretationen zu. Ich glaube auch, das ist so gewollt.“ (domradio.de v. 5. 10.)
Das Zweite Vatikanische Konzil aus orthodoxer Sicht hat Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel im Vatikanblatt „L’Osservatore Romano“ gewürdigt. Als Papst Johannes XXIII. ein „großes Konzil aller Christen“ angekündigt hatte, sei in der orthodoxen Welt die Hoffnung aufgekeimt, „dass ein großes ökumenisches Konzil aller christlichen Kirchen einberufen werden würde, um Wege zur Vereinigung des Leibes Christi zu finden“, erinnert Bartholomaios. Der spätere Papst Johannes XXIII. habe verstanden, dass „Katholiken und Orthodoxe keine Feinde, sondern Brüder sind.“. Patriarch Athenagoras von Athen „brachte seinen großen Wunsch, die Vergangenheit zu überwinden und den Weg der Begegnung zu beschreiten, nach Rom und zeigte damit Interesse an der Initiative der Kirche von Rom. […] Der ökumenische Weg ist offen für Ost und West und kann nicht mehr verschlossen werden“, betont Bartholomaios. Das Zweite Vatikanum habe in der orthodoxen Welt und bei ihren Theologen und Seelsorgern großes Interesse geweckt und sei „in all seinen Phasen und Dokumenten verfolgt“ worden. Insbesonders die Liturgiekonstitution und ihr „Bezug auf die Tradition“, verstanden als „lebendiger Ausdruck der Kirche“, ist aus orthodoxer Sicht wichtig. In „der Vielfalt der Riten“ werde die Liturgie wieder zu einem „Werk des Volkes“. Das Zweite Vatikanische Konzil habe „diese zentrale Bedeutung der römischen Liturgie wiederhergestellt; es ist unser aller Pflicht, die wir heute Christen sind, daran zu arbeiten, unsere Einheit in diesem einen Brot und diesem einen Kelch wiederzuentdecken.“ (vn v. 12. 10.)
Im Zeichen des Gebets für den Frieden in der Ukraine stand am 12. Oktober ein ökumenischer Gottesdienst in der Wiener Hofburgkapelle, zu dem die christlichen Kirchen den National- und Bundesrat eingeladen hatten. Der Vorsitzende der orthodoxen Bischofskonferenz, Metropolit Arsenios (Kardamakis), stand der Feier vor, die anlässlich der Herbstsession des Parlaments angesetzt war und bereits Tradition hat. Kardamakis verurteilte am Rande des Gottesdienstes gegenüber Kathpress die russische Eskalation. Mit dem Metropoliten leiteten die Liturgie der Weihbischof Stephan Turnovszky sowie die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler. (www.p-udo-ja v. 23.10)
Die Mitglieder des römisch-katholisch-orthodoxen „Irenäus-Arbeitskreises“ haben zu mehr Vertrauen in der Ökumene aufgerufen, wie der Pro Oriente-Informationsdienst berichtete. Dem Arbeitskreis gehören 13 orthodoxe und 13 katholische Theologinnen und Theologen aus aller Welt an. Darunter sind aus Österreich der Wiener Ostkirchenexperte und Pro Oriente-Vizepräsident Rudolf Prokschi, der Grazer Ökumene-Experte Basilius Jacobus Bert Groen und der Dekan der Grazer Theologischen Fakultät Pablo Argarate. In Cluj (Rumänien) wurden zwei neue Mitglieder – zum ersten Mal Frauen – willkommen geheißen: Sr. Susan Wood aus Toronto und die in Dresden lehrende Österreicherin Prof. Andrea Riedl. Das Programm der diesjährigen 18. Jahrestagung stand unter der Überschrift „Schismen in der Kirchengeschichte: Historische Analysen und ihre Bedeutung für die Methodik des heutigen ökumenischen Dialogs". In der Schlusserklärung heißt es u. a.: „Einheit erfordert die Fähigkeit, legitime Manifestationen des Glaubens anzuerkennen, die in nicht vertrauten Formen, in nicht vertrauter Sprache und durch nicht vertraute Praktiken ausgedrückt werden." Dieser Wandel könne u.a. dadurch erreicht werden, „dass wir die Geschichte unserer Kirchen gemeinsam schreiben und dabei nicht nur auf Spaltungen und Schismen hinweisen". Spaltungen würden ursprünglich oft sekundäre Aspekte betreffen, „die später übertrieben und dogmatisch begründet werden. […] Diese Rechtfertigungen neigen dazu, Streitigkeiten zu dogmatisieren, hinter denen oft nicht artikulierte kulturelle, soziopolitische und psychologische Faktoren stehen.“ Der orthodox-katholische Dialog hat „wichtige Auswirkungen auf das Leben unserer Kirchen." Beispiele dafür seien die Bereitstellung römisch-katholischer Kirchengebäude für orthodoxe Gemeinden, gemeinsame Beschlüsse orthodoxer und römisch-katholischer Bischöfe zur Einrichtung lokaler Dialoggremien, neue Regelungen zur gegenseitigen Anerkennung der Taufe und zu Mischehen, Änderungen im römisch-katholischen Kirchenrecht und die Bereitschaft von Papst Franziskus, den Dialog mit der Orthodoxen Kirche zu vertiefen. Den Vorsitz des Irenäus-Arbeitskreises haben der römisch-katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, und der rumänisch-orthodoxe Erzbischof und Metropolit für Zentral- und Nordeuropa, Serafim (Joanta), inne. (kap v. 25. 10.)
Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije hat an seinem Amtssitz in Belgrad den Schweizer „Ökumene-Minister“ und Kardinal Kurt Koch empfangen. Die beiden sprachen über eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der orthodoxen und römisch-katholischen Kirche und über gemeinsame gesellschaftliche Herausforderungen. Wie aus einer anschließenden Mitteilung des Belgrader Patriarchats hervorgeht, zeigte sich der Patriarch dankbar für die Position des Heiligen Stuhls im Blick auf den Kosovo. Serbien erkennt den Kosovo als Staat nicht an; der Heilige Stuhl bislang auch nicht. Kardinal Koch hielt einen Vortrag zum „1700. Jahrestag des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa“. Er überbrachte Patriarch Porfirije Grüße von Papst Franziskus und dessen Dank für die Predigt des Patriarchen bei der Weihe der renovierten und wiedereröffneten Nikolaus-Kathedrale in Vukovar (Kroatien). Der serbisch-orthodoxe Patriarch hatte bei dem Gottesdienst Mitte Oktober zur Versöhnung und Vergebung zwischen Serben und Kroaten aufgerufen. Er bete gleichermaßen für Serben wie Kroaten und rufe alle auf, sich ihm anzuschließen. „Vor Gott sind alle Menschen gleich, egal welcher Religion und welcher Nation sie angehören“, so der Patriarch. (kap u. vn v. 30. 10.)