Bei einem „Friedensgebet für das Heilige Land" haben in Berlin Juden, Christen und Muslime zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. Vor rund 60 Teilnehmenden vor dem entstehenden „House of One" sagte Rabbiner Andreas Nachama: „Das Töten, das Verschleppen von Kindern, Frauen, Männern ist ein Verbrechen und mit nichts zu rechtfertigen. Diese jetzt in Kämpfen zu beklagende Eruption von Gewalt ist das Gegenteil dessen, was das Heilige Land unserer drei Religionen braucht, nämlich Frieden für die ganze Region." Imam Kadir Sanci erklärte, das Friedensgebet solle „an die Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen erinnern, die Gräben überbrücken und das Verständnis fördern kann". Berlin sei „der Beweis dafür, dass wie in der friedlichen Revolution im Jahr 1989 Probleme ohne Waffen, in Solidarität und mit Gebeten gelöst werden können". Der islamische Geistliche betonte: „Ich weigere mich, die Menschen in Israeliten und Araber, in Juden und Muslime, in Besitzer und Besatzer zu teilen. Es sind alle Menschen, und wir sind allesamt Opfer von Hass." An dem Friedensgebet beteiligten sich auch der evangelische Pfarrer Michael Kösling, die Beauftragte für den interreligiösen Dialog der Erzdiözese Berlin, Angelica Hilsebein, Peter Amsler von der besonders in Israel beheimateten Bahai-Religion sowie aus der Zentralafrikanischen Republik der Präsident des Nationalen Islamischen Rates, Abdoulaye Ouasselegue, und der Interimspräsident der Evangelischen Allianz, Pastor Clotaire Siribi. Juden, Christen und Muslime können im „House of One“ künftig in getrennten Sakralräumen Gottesdienst feiern und in einem zentralen Saal zusammentreffen, auch mit nichtreligiösen Besucherinnen und Besuchern. (kap v. 11. 10.)
Der Schweizerische Rat der Religionen (SCR) verurteilt den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel. Das Gremium, in dem Christen, Juden und Muslime vertreten sind, findet dafür deutliche Worte. Die Hamas trage auch die Verantwortung für die zu erwartende „Gewaltspirale“. Die Attacke der Hamas wird als „terroristischer und menschenverachtender“ Angriff verurteilt. Man sei zutiefst erschüttert über das „beispiellose Ausmass und die Brutalität“, heisst es in einer Medienmitteilung des SCR. Mit tiefer Bestürzung habe man von den vielen Geiseln erfahren, die inhaftiert und nach Gaza verschleppt worden seien. „Wir appellieren eindringlich an die Verantwortlichen, diese Geiseln umgehend freizulassen.“ Dem SCR gehören Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen, der Juden und der Muslime an. Die Schweizer Bischofskonferenz vertritt Bischof Felix Gmür. Die Juden vertritt Ralph Lewin, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG). Für die muslimische Seite stehen Önder Günes, Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen, sowie Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz. Auch die reformierten, christkatholischen und orthodoxen Christen sowie die Freikirchen haben ihre Vertretung im Rat. (kath.ch v. 11. 10)
Muslimische und türkische Organisationen in Deutschland solidarisieren sich mit Jüdinnen und Juden und rufen zu Frieden auf. Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, richtete Worte an alle Muslime in Deutschland. „Bleiben Sie besonnen! Halten Sie sich von der Manipulation der Hamas fern; diese schadet den Muslimen in aller Welt!", sagte er dem „Tagesspiegel". „Ich appelliere deshalb an alle Muslime in Deutschland, sich nicht von der Hamas instrumentalisieren zu lassen." Vor dem Freitagsgebet ruft auch der Vorstandsvorsitzende des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland, Yakup Ayar, zu Frieden auf. Er sagte der Zeitung: „Während der morgigen Freitagspredigt werden wir bundesweit in allen DITIB-Moscheen dieses Thema aufgreifen und gemeinsam für den Frieden beten." Dem Verband gehören alle großen Islamverbände an und damit eine Mehrzahl der Moscheen in Deutschland. Auch der Rat der Berliner Imame sprach sich gegen den Terror der Hamas aus. „Wir verurteilen auf das Schärfste die jüngsten Terrorakte im Nahen Osten und sind bestürzt über die Gewalt verherrlichenden Äußerungen und Gesten in Berlin", heißt es in dem Schreiben, das von 18 Berliner Imamen unterzeichnet ist. Die Verhöhnung der Opfer von Terror und Mord seien „inakzeptabel und religiös nicht begründbar". Auch die Imamin Seyran Ates von der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee sagte dem „Tagesspiegel", sie werde sich in ihrer Predigt deutlich auf die Seite Israels stellen. „Wir machen nicht mit, was die Hamas macht." Zudem solidarisiere man sich mit jenen Palästinensern, die sich von der Hamas abgrenzen. (domradio.de v. 13. 10.)
Kardinal Reinhard Marx hat dem Staat Israel sowie Juden weltweit Solidarität zugesagt. Interreligiösem Dialog mit Gruppen, die die Existenzrecht Israels bestreiten, erteilte er vor der Münchner Ohel-Jakob-Synagoge eine Absage: „Interreligiösen Dialog zu führen mit Leuten, die auch nur den Ansatz einer Vermutung geben, dass sie das, was hier geschieht, verstehen, relativieren oder die das Existenzrecht eines ganzen Landes bestreiten, ein solcher Dialog hat keinen Sinn.“ Marx warf den Hamas-Terroristen vor, den Namen Gottes zu missbrauchen, wenn sie „Allahu akbar“ rufen. „Dass gleichzeitig mit dem Abschlachten von Menschen Gott genannt wird“, sei empörend. „Das ist Blasphemie, das ist Gotteslästerung“. Juden und Christen brächten die Überzeugung, dass alle Menschen gleich an Würde seien, aus biblischer Tradition gemeinsam in den Diskurs ein. Marx versicherte: „Deshalb verspreche ich allen, dass wir Schulter an Schulter gehen. Nie wieder sollen Christen gegen Juden stehen. Wo Juden bedroht sind, da stehen wir an eurer Seite.“ Der Erzbischof von München und Freising äußerte sich bei einem Totengedenken, zu dem die Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern unter dem Titel „Trauer an der Seite Israels“ eingeladen hatte. (vn v. 13. 10.)
Muslimische Verbände treffen sich mit dem Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, Nathanael Liminski. Dabei positionieren sie sich gegen eine Gutheißung des Terrors der Hamas: „Wir werden nicht zulassen, dass die terroristischen Angriffe der Hamas auf unseren Straßen bejubelt oder auch nur relativiert werden", heißt es in einer Erklärung, aus der die „Rheinische Post" zitiert. Gemeinsam verurteile man den Aufruf der Hamas, weltweit jüdische Einrichtungen anzugreifen. Jegliche Form von Antisemitismus habe in NRW keinen Platz. Der CDU-Politiker Liminski hatte sich mit Vertretern von Islam-Verbänden von NRW getroffen. Es waren neben Ditib auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland, der Verband der islamischen Kulturzentren und die Islamische Religionsgemeinschaft NRW vertreten. Liminski sagte nach dem Treffen, er sei froh, „dass die muslimischen Verbände mit dieser klaren Verurteilung des Hamas-Terrors ihrer Verantwortung in dieser Situation nachkommen." (domradio.de v. 17. 10.)
Der Berliner Imam des „House of One", Kadir Sanci, will von einem friedlichen Islam überzeugen. Hier Auszüge aus seinem Interview: Das Gutheißen der Gräueltaten der Hamas von manchen Muslimen sind „ein Ansporn, uns noch mehr für den Frieden einzusetzen und zu überlegen, wie wir auch solche Menschen erreichen und von unserer Idee überzeugen können. […] Der Islam wurde vor Jahrhunderten in eine kriegerische Zeit hinein geboren, als er sich verteidigen musste, weil ihm noch keine Religionsfreiheit zugesprochen wurde. Aber der Prophet hat sich immer für den Frieden eingesetzt. In der Sure 5 Vers 32 heißt es: ‚Wenn Ihr einen Menschen tötet, ist es, wie wenn Ihr die ganze Menschheit tötet. Wenn Ihr einen Menschen rettet, ist es, wie wenn Ihr die ganze Menschheit rettet‘. Das ist ein Grundsatz des Islam, danach richte ich mich und deshalb werde ich nicht zulassen, dass Gewalt im Namen des Islam verherrlicht wird. Heute geht es nicht mehr um das Überleben des Islams, wir haben heute andere Werkzeuge und Möglichkeiten, uns für unsere Religion einzusetzen. […] Ich fühle mich von manchen Verbänden gar nicht vertreten. Ich stehe für mich, spreche für mich und gehöre zu denen, die ganz schnell reagiert und ein Friedensgebet mit meinen jüdischen und christlichen Freundinnen und Freunden organisiert haben. Wir haben gemeinsam mit dem ‚Rat der Berliner Imame‘ sofort eine Stellungnahme veröffentlicht, die 18 Imame unterschrieben haben. Das ist nicht wenig. [… Heutzutage grenzen wir uns] von der Gewalt ab. Das ist der richtige Weg und ich bin überzeugt davon, dass früher oder später alle Verbände in Deutschland zu dieser Erkenntnis gelangen werden. […] Es ist nicht hinzunehmen, dass unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn, die in Sorge und Trauer um ihre Angehörigen, Freundinnen und Freunde in Israel leben, Angst um ihr eigenes Leben mitten unter uns haben müssen. Ich verurteile daher jeglichen Applaus für den Terror der Hamas auf unseren Straßen und jeden Angriff auf jüdische Einrichtungen, so insbesondere den Anschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in der Brunnenstraße...“ (domradio.de v. 18. 10.)
Der Gesprächskreis „Christen und Muslime" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verurteilt den Angriff der Hamas auf Israel sowie dessen Unterstützung. Gleichzeitig sprachen sie allen Opfern der Gewalt in Israel und dem Gazastreifen ihre Solidarität aus. „Als Christen und Muslime lehnen wir jede Form des Antisemitismus, wie sie in den vergangenen Tagen in Demonstrationen oder öffentlichen Positionierungen in unserem Land wahrnehmbar war, entschieden ab", heißt es in einer Erklärung. Gleichzeitig sprachen die Mitglieder allen Opfern der Gewalt in Israel, dem Gazastreifen und der ganzen Region ihre Solidarität aus. Zu dem im Jahr 2000 gegründeten Gesprächskreis gehören u. a. Mitglieder des ZdK, der Evangelischen Kirche in Deutschland, des Zentralrats der Muslime in Deutschland, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) sowie Vertreter verschiedener christlich-islamischer Initiativen, Theologen und Islamwissenschaftler. (domradio.de v. 20. 10.)
Vertreter von Juden und Muslimen in Deutschland rufen zu Besonnenheit auf. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte in der ARD, auf den Straßen Deutschlands seien derzeit leider Hass, Gewalt und Antisemitismus zu sehen. Das Vorgehen der Hamas bezeichnete er als einen „schlimmen Terroranschlag". Mazyek betonte, er verhehle nicht, dass es auch Muslime gebe, die antisemitisch seien - und das müsse man bekämpfen. Rassismus sei im Islam eine Sünde. Gerade die deutschen Muslime hätten eine besondere Verantwortung - auch gegenüber Juden und Israel. Muslime und Juden in Deutschland dürften sich nicht auseinanderdividieren lassen. Gerade die Religion biete Möglichkeiten, Gemeinsamkeiten und Anteilnahme zu bekunden, beispielsweise durch gemeinsame Friedensgebete. Deshalb habe er jüngst eine Synagoge besucht. Mazyek sagte, auch unter den Muslimen in Deutschland gebe es viele, die Angehörige und Freunde in Gaza verloren hätten. Auch ihnen müsse es möglich sein, Gefühle der Angst, Trauer und Ohnmacht öffentlich zu bekunden. Auch der Berliner Rabbiner Andreas Nachama forderte gemeinsame Anstrengungen, um eine Eskalation von Hass und Gewalt in Deutschland zu verhindern. „Muslime und Juden sitzen im gleichen Boot. Wir werden von Rechtsextremen gleichermaßen antisemitisch oder antirassistisch bedroht. Wir sollten miteinander für eine tolerante Gesellschaft eintreten", sagte er dem Berliner „Tagesspiegel“. Er mahnte an, Muslime nicht pauschal als gewaltbereit abzustempeln. Die Gewaltbereitschaft betreffe eine bestimmte Szene. „Ich habe in der muslimischen Community viele Freunde." Nachama ist auch Mitgründer des „House of One“, einem auf Dialog zwischen Christen, Juden und Muslimen ausgerichteten Projekt in Berlin-Mitte. (vn v. 21. 10.)
Die Vorsitzenden von vier muslimischen Landesverbänden in Nordrhein-Westfalen besuchten die Kölner Synagogen-Gemeinde. Es sei ein wichtiges Zeichen der Solidarität gewesen, so Abraham Lehrer, Vorsitzender der Synagogengemeinde. Die Vertreter des Zentralrats der Muslime, der Ditib, des Verbands der Islamischen Kulturzentren und der Islamischen Religionsgemeinschaft NRW hätten den Terror der Hamas klar und eindeutig verurteilt, so Lehrer. Die Verbandsvorsitzenden sprachen eine Einladung zu einem Gegenbesuch in einer Bochumer Moschee aus, die der Vorstand der Synagogen-Gemeinde sofort annahm. (domradio.de v. 24. 10.)
Beim ersten multireligiösen Mittagsgebet in Bonn haben eine Jüdin und eine Muslima ein Friedensgebet gesprochen. Angesichts des Kriegs in Nahost habe man sich für das muslimisch-jüdische Gebet entschieden. „Wir bitten nicht darum, Hassende zu vernichten, sondern Hass zu verbannen", so Annette Mirjam Böckler, Judaistin und Chasanit [=Kantorin] in verschiedenen liberalen und konservativen Gemeinden. in dem Gebet. Frau Mina Assadi fragte, wie es passieren könne, dass Gläubige ihre Geschwister töteten, die an den gleichen Gott glaubten. Der Wunsch der beiden Theologinnen sei gewesen, „in die jüdische Trauer auch die muslimische hineinzunehmen", so Klaus von Stosch, der Bonner römisch-katholische Theologe und Mitinitiator des Gebets. Das Gebet begann mit einem muslimischen und einem jüdischen Gebetsruf sowie einem von Papst Franziskus geschriebenen Gebet. Dieses ist so formuliert, dass es auch Menschen anderer Religionen beten können. Anschließend sangen die drei Verantwortlichen einen Psalm, einen Auszug aus der Thora und aus dem Koran. Am Ende des Gebets sangen die Teilnehmer ein jüdisches Friedenslied. Das Projekt wird verantwortet vom International Center for Comparative Theology and Social Issues der Universität Bonn und der Münsterpfarrei. Der Kapitelsaal der römisch-katholischen Münster-Kirche wurde für die Gebetsreihe in „Room of One" umbenannt. (domradio.de v. 26. 10.)
Im Salzburger Dom hat eine religionsübergreifende Feier „für den Frieden in Israel und Palästina" stattgefunden. Eingeladen waren zu dem Friedensgebet im Dom alle Gläubige aus Buddhismus, Judentum, Islam und Christentum. Spitzen der verschiedenen Konfessionen und Religionen kamen laut den Initiatoren dabei zu Wort. Papst Franziskus hatte für diesen Freitag zu einem weltweiten Fast- und Gebetstag für den Frieden aufgerufen. (kap v. 27. 10.)
Über das israelische Dorf Neve Shalom-Wahat al Salam (dt: Stätte des Friedens): Es wurde 1972 zwischen Jerusalem und Tel Aviv gegründet, um ein Beispiel für die Koexistenz zwischen den beiden Völkern in Nahost zu geben. Roi Silberberg, Direktor der „Schule für den Frieden“ im Dorf, sagte nach dem Schock des Terror-Angriffs der Hamas am 7. Oktober: Auch und vor allem in solche Zeiten wolle man sich weiter für ein friedliches Miteinander engagieren. Mit dem Beginn des Krieges wurden über verschiedene Onlineplattformen „Dialogsitzungen“ organisiert, um weiter den Austausch zwischen Muslimen und Juden zu pflegen. Die „Schule für den Frieden“ soll laut eigenen Angaben ein Ort sein, an dem Menschen Gefühle, Ängste und Träume teilen können. Sie können dort auch Kurse besuchen, um Methodik und Pädagogik für die Begegnung mit anderen Menschen zu erlernen. Roi Silberberg erinnert daran, dass dies die erste Bildungseinrichtung in Israel war, die einen neuen Ansatz verfolgte, der auf Versöhnung und gegenseitige Anerkennung zwischen Israelis und Palästinensern abzielte. (fides u. vn v. 31. 10.