Das deutsche Bundesinnenministerium will stärker gegen eine ausländische Einflussnahme auf in der Bundesrepublik lebende Muslime vorgehen, kündigte Staatssekretär Markus Kerber an. In einem Interview des „Tagesspiegels“ am 3. September sagte er, „wir haben viel zu lange dabei zugesehen, wie Kräfte aus dem Ausland den deutschen Muslimen vorschreiben, wie sie ihre Religion zu leben haben. […] Wir wollen für die deutschen Muslime mehr Gesprächsformate schaffen. Auch der Minister wird die deutschen Muslime offensiv ermuntern, die Debatte um einen deutschen Islam zu führen. […] Wir wollen helfen, dass Muslime in Deutschland ihre eigene Religiosität finden. Das wird Ankara womöglich nicht gefallen und zu Konflikten führen. Aber das werden wir aushalten.“ Kerber sagte weiter, er sei „begeistert“, wie groß die Zahl der „sachkundigen muslimischen Gesprächspartner“ in der Zwischenzeit geworden sei. Sie nähmen für sich in Anspruch, „ihre deutsche Heimat“ mitzugestalten. Dabei wolle er sie unterstützen. (kna u. vn v. 3. 9.)
Shadi Khalloul, Vorsitzender der Vereinigung der Israelisch-Christlich-Aramäischen-Gemeinde, hat dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu ein Projekt vorgestellt, einer christlich-aramäischen Stadt im Norden von Israel. Khalloul hält die Errichtung für notwendig, um die aramäische Sprache und Kultur zu erhalten. Er geht davon aus, dass aktuell rund 15.000 israelische Christen auf aramäisch beten, die meisten gehören wie er selbst der Syrisch-Maronitischen-Kirche von Antiochien an. Gegenüber „The Daily Wire“ betonte Khalloul, dass Aramäisch die Sprache Jesu und der ersten Jünger im Heiligen Land gewesen sei – eine Art galiläischer Dialekt. Er sieht es als seine Mission, die aramäische Kultur zu erhalten mit dem Ziel der Koexistenz mit den Juden. Als Minderheit könnten sie den christlichen Glauben, ihre eigene ethnische Identität und ihr Erbe in einer solchen Stadt bewahren und gleichzeitig mehr über die gemeinsamen Wurzeln mit dem jüdischen Volk informieren. Die Stadt soll „Aram Hiram“ heißen: Aram stehe für die aramäischen Königreiche, Hiram beziehe sich auf den König des Libanons, der Salomon mit Zedernholz für den Bau des Tempels belieferte, erläuterte Khalloul. Seit kurzem können israelische Christen statt „arabisch“ auch „aramäisch“ in ihre Pässe schreiben lassen. (fides u. vn v. 3. 9.)
Ein römisch-katholischer Priester spricht in Indien in einer Moschee: Vor der zum Freitagsgebet versammelten Gemeinde dankte Joseph Puthussery in der Juma Moschee in Vechoor, Südindien, den Muslimen für ihre humanitäre Hilfe nach den jüngsten Überschwemmungen in Kerala. Christliche Strukturen hätten alles Menschenmögliche für die Flutopfer getan, aber er sei auch direkt in die Moschee gegangen und habe den Imam um Hilfe gebeten. Junge Muslime hätten daraufhin neben Nahrung und Wasser auch Medikamente mitgebracht, die sehr nützlich gewesen seien, stellte Puthussery fest und freute sich über die große Solidarität der Muslime. Zwar habe die Flut viele Wertgegenstände weggeschwemmt, aber es seien auch „soziale Krankheiten und Mauern" weggefegt worden. Puthussery erinnerte an den Appell von Papst Franziskus, „Brücken zu bauen, keine Mauern" und unterstrich die Notwendigkeit, die interreligiöse Zusammenarbeit fortzusetzen. Die ungewöhnliche Dankrede war auf Einladung des örtlichen Imams erfolgt. Normalerweise ist es nur islamischen Gelehrten gestattet, von der Kanzel der Moschee zu sprechen. Anwesende Muslime drückten im Anschluss ihre Überraschung und Freude über die Rede aus. Das gebe Hoffnung auf die Zukunft, zitierte die Agentur Fides einen der Moscheebesucher. (fides u. vn. v. 4. 9.)
Die christlichen Schulen in der syrischen Provinz Hassaké sind ab 12. September wieder geöffnet. Das teilt die syrisch-orthodoxe Kirche mit. Politische Kräfte, die für eine Autonomie der Kurden eintreten, hatten eine vorübergehende Schließung der Schulen erzwungen. Ende August hatten sogenannte „Milizen für eine kurdische Selbstverwaltung“ einige kirchliche Schul- und Bildungseinrichtungen aufgefordert, ihre Arbeit einzustellen. Daraufhin hatten in der Stadt Qamishli viele Eltern vor der syrisch-orthodoxen Marienkirche demonstriert. Hintergrund des Streits ist der Widerstand der christlichen Schulen gegen neue Schullehrpläne. Diese Pläne sehen u. a. obligatorischen Unterricht in kurdischer Sprache vor. (fides u. vn v. 12. 9.)
Die Aligarh-Muslim-University im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh hat die „hervorragende Arbeit“ des deutschen Theologen P. Christian W. Troll SJ auf dem Gebiet der Islamwissenschaften und der islamisch-christlichen Beziehungen mit dem „Sir Syed Ahmad Khan Excellence Award“ ausgezeichnet. Wie der Leiter der Abteilung für Koranwissenschaften der Universität bekannt gab, wird der Preis am 17. Oktober im Rahmen einer Feier an der überreicht werden, berichtete die Stiftung „Pro Oriente“. P. Troll versucht bei seinen Forschungen über die verschiedenen Traditionen der Muslime in Südasien, „die Probleme zu verstehen, mit denen so viele religiöse Führer in den letzten 200 Jahren konfrontiert waren“. Von 1976 bis 1988 war P. Troll Professor für Islamische Studien am „Vidya Jyoti Institute“ der Jesuiten in Delhi. Von 1993 bis 1999 lehrte er auch als Dozent am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom und als ordentlicher Professor an der Islamisch-theologischen Fakultät der Universität von Ankara. 1999 war er Direktor des Forums für christlich-muslimische Beziehungen an der Katholischen Akademie in Berlin. Seit 2001 unterrichtet er Islam und Islamisch-Christliche Beziehungen an der Theologischen Fakultät St. Georgen in Frankfurt/Main. Von 1990 bis 2005 war er Mitglied der Kommission für Beziehungen zu den Muslimen im Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog. (kap u. vn v. 17. 9.)
Anlässlich der im September kurz aufeinanderfolgenden jüdischen Feste Rosh Ha-Shanah, Jom Kippur und Sukkot (Laubhüttenfest) hat Papst Franziskus der jüdischen Gemeinde von Rom gratuliert. In dem Glückwunschschreiben, das die jüdische Gemeinde am 18. September (Jom Kippur) veröffentlicht hat, drückt der Papst seine Hoffnung darüber aus, dass der Herr „in seiner unendlichen Güte überall unsere Freundesbande und das Verlangen stärken möge, einen steten Dialog zum Wohl aller zu fördern.“ Das Schreiben ist an Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni adressiert und mit dem abschließenden Friedensgruß „Shalom Alechem“ versehen. „Der Höchste möge uns mit der Gabe des Friedens beschenken und in uns einen größeren Einsatz dafür erregen, ihn unermüdlich zu fördern“, so der Papst wörtlich. (vn v. 18 9.)
Die Volksrepublik China und der Heilige Stuhl haben am 22. September ein Abkommen über die Ernennung von römisch-katholischen Bischöfen in China unterzeichnet. Es handelt sich um ein „provisorisches Abkommen“ als Ergebnis eines langen Verhandlungsprozesses. Ziel ist es, für die Katholiken in China Bischöfe zu ernennen, die sowohl in Einheit mit der Gesamtkirche stehen als auch von den Autoritäten des Landes anerkannt werden. „Dies ist nicht das Ende des Prozesses, sondern ein Anfang”, betonte Vatikansprecher Greg Burke gegenüber Vatican News. „Es war ein Dialog, also ein geduldiges Zuhören auf beiden Seiten.“ Das Abkommen im Wortlaut: „Im Rahmen der Kontakte zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China […] fand heute, am 22. September 2018, in Beijing ein Treffen zwischen Monsignore Antoine Camilleri, Unterstaatssekretär für die Beziehungen des Heiligen Stuhls zu den Staaten, und Seiner Exzellenz Wang Chao, stellvertretender Außenminister der Volksrepublik China, und außerdem Leitern der Delegationen des Vatikans und Chinas statt. Im Rahmen dieses Treffens unterzeichneten die beiden Vertreter eine vorläufige Vereinbarung über die Ernennung der Bischöfe. Dieses vorläufige Abkommen, welches das Ergebnis einer schrittweisen und gegenseitigen Annäherung ist, wird nach einem langen Prozess sorgfältiger Verhandlungen abgeschlossen und sieht regelmäßige Evaluierungen seiner Umsetzung vor. Es geht um die Ernennung der Bischöfe, die für das Leben der Kirche von großer Bedeutung ist, und schafft die Voraussetzungen für eine breitere Zusammenarbeit auf bilateraler Ebene. Es ist unsere gemeinsame Hoffnung, dass dieses Verständnis einen fruchtbaren und weitsichtigen Weg des institutionellen Dialogs fördert und positiv zum Leben der katholischen Kirche in China, zum Wohle des chinesischen Volkes und zum Frieden in der Welt beiträgt.“ (vn v. 22. 9.)
Papst Franziskus hat alle römisch-katholischen Bischöfe Chinas, vor allem diejenigen, die bislang nicht vom Vatikan anerkannt wurden, in die volle kirchliche Gemeinschaft aufgenommen. Es sind dies die Bischöfe Joseph Guo Jincai, Joseph Huang Bingzhang, Paul Lei Shiyin, Joseph Liu Xinhong, Joseph Ma Yinglin, Joseph Yue Fusheng, Vincent Zhan Silu und Antonio Tu Shihua, O.F.M. Der Vatikan begründet die Entscheidung des Papstes damit, dass nach dem am 22. September unterschriebenen Abkommen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China die volle Gemeinschaft aller Gläubigen verwirklicht werden soll. Papst Franziskus hofft, dass mit der getroffenen Entscheidung ein neuer Weg eingeschlagen werden kann, der es ermöglicht, die Wunden der Vergangenheit zu überwinden und die volle Gemeinschaft aller chinesischen Katholiken zu erreichen. (vn v. 22.9.; Die Furche v.27. 9.)
Papst Franziskus warnt im Santakos-Park von Kaunas (Litauen) vor neuem Antisemitismus. Ausdrücklich bezog er sich in seiner Rede auf die gewaltsame Räumung des Ghettos von Vilnius vor 75 Jahren. In diesem Ereignis, so der Papst, gipfelte die Vernichtung tausender von Juden. „Gedenken wir dieser Zeiten und bitten wir den Herrn, er möge uns die Gabe der Unterscheidung verleihen, sodass wir rechtzeitig ein neues Aufkeimen solch verderblicher Haltung erkennen“, sagte der Papst im Anschluss an seine Messe vor rund 100.000 Gläubigen. Er wolle diese Tage für ein „besonderes Gedenken“ für die jüdische Gemeinde reservieren, so Franziskus nach seinem Mittagsgebet. Am Nachmittag des 24. Septembers wird er am Opferdenkmal im jüdischen Ghetto von Vilnius ein Gebet sprechen. „Ich lade euch ein, beim Gebet des Angelus Maria zu bitten, sie möge uns helfen, das Kreuz unseres Dienstes und unserer Hingabe dort aufzustellen, wo wir gebraucht werden, auf dem Hügel, wo die Geringsten leben, wo feinfühlige Aufmerksamkeit für die Ausgeschlossenen und die Minderheiten nötig ist. So können wir in unserem Umfeld und in unseren Kulturen verhindern, dass der andere vernichtet, an den Rand gedrängt und weiterhin ausgesondert wird.“ (vn v. 23. 9.)
Papst Franziskus schreibt in einer Botschaft an die „Interreligiöse G20-Konferenz“, die im Vorfeld des internationalen Wirtschaftsgipfels in Buenos Aires tagte: „Wir stehen derzeit vor schwierigen Situationen, die nicht nur so viele unserer obdachlosen und vergessenen Brüder und Schwestern betreffen, sondern auch die Zukunft der Menschheit als Ganzes bedrohen.“ Daher sei der Beitrag aller Religionsgemeinschaften bei der Suche nach Lösungen gefordert, so der Papst an die TeilnehmerInnen der interreligiösen Konferenz. Insbesondere Menschen des Glaubens sollten den Bedrohungen nicht gleichgültig gegenüberstehen, sondern die „Fruchtbarkeit eines konstruktiven Dialoges“ zur Lösung der Probleme aufzeigen. Dies hieße jedoch nicht, auf die eigene Identität verzichten zu müssen. Dialog bedeute vielmehr, eine Gelegenheit „zur gegenseitigen Bereicherung“ zu ergreifen und auf Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt die Positionen des anderen zu verstehen: „Weil es nicht möglich ist, ein gemeinsames Haus ohne Menschen zu bauen, die anders denken, oder ohne das, was sie für wichtig halten und was zu ihrer tiefsten Identität gehört.“ Daher komme den Religionsgemeinschaften eine „wichtige Rolle“ zu. Es sei die Aufgabe der Religionsgemeinschaften, das Bewusstsein zu fördern, einer „Art universeller Familie“ anzugehören. (vn v. 26. 9.)