Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: Islam u.a.

Erstmals haben sich in Rom auf Einladung des vatikanischen Dikasteriums für interreligiösen Dialog Christen und Hindus aus Europa getroffen. Organisiert war das Treffen vom Hindu Forum of Europe, der italienischen Hindu Union und dem Ökumenischen Rat der Kirchen. Helmut Zander, Professor für Religionswissenschaften an der Université de Fribourg (Schweiz) im Interview mit Vatican News: „Man kann, glaube ich, sagen, dass der Hinduismus in Indien im Moment Teil der nationalen Identitätsbildung ist. Darunter leiden Muslime, besonders aber auch Christen. […] Im Moment sind wir in der Situation, wo wir uns annähern und eben nicht mit den Konflikten anfangen. Aber man kann den Dialog auf Dauer nicht führen, ohne die Probleme zu benennen. Ein viel größeres Problem ist im Moment in einer solchen Anfangsphase die Frage: Mit wem sprechen wir eigentlich, wenn wir mit dem Hinduismus sprechen? […] Es ist klar, dass wir diesen Dialog brauchen. Auf der einen Seite zur Integration von Hindus in Europa. Aber auch wenn wir Christen helfen, schützen wollen, die in Indien in einer nicht so vorteilhaften Situation sind. Deshalb besteht, glaube ich, von beiden Seiten ein großes Interesse, diesen Dialog fortzuführen. […] Diese Fragen von einem Gott, vielen Göttern, also Monotheismus, Polytheismus. Das ist ein schwieriges Gelände geworden. […] Für Hindus ist das nicht sehr schwierig, Jesus einzugemeinden als eine der großen spirituellen Gestalten, vielleicht auch als Jesus, den Christus, den göttlichen Jesus. Während wir uns katholischerseits ganz sicher, ganz schwer tun würden, Shiva als Göttin der Fruchtbarkeit auch in den katholischen Heiligenbereich einzugemeinden. Das ist, glaube ich, eine zentrale Frage, deren Diskussion noch ansteht. Andere Probleme betreffen etwa Reinkarnation. Für Hindus ist das zentral, für katholische Christen, für Christen überhaupt ist das eine No-Go-Area. Letztlich die Frage: Wer ist Gott? Für Hindus ist Gott alles in allem in der Materie, in den Pflanzen. […] Die Debatte, wie wir mit den manifesten Unterschieden umgehen, die ist offen. […] Da wallfahrten römisch-katholische Hindus zur Schwarzen Madonna [des Klosters Einsiedeln in der Schweiz]. Und eines Tages merken sie, dass es noch weitere Tamilen dort gibt. Und dann stellte sich heraus, es sind hinduistische Tamilen, die wallfahrten auch zur Schwarzen Madonna. Wobei sie in der Madonna zumindest auch eine hinduistische Göttin, vielleicht die Göttin Kali, verehren. […] Der Konvent, der relativ offen auch gegenüber den hinduistischen Tamilen war, hat dann entschieden, dass man beide Wallfahrten toleriert. […] Die Überschrift [des Treffens im Vatikan] war „Hindus and Christians in Europe: Building together a ,fraternity-based new humanism’ “.(vn v. 3. 5.)

Papst Franziskus drückt beim Dialog mit dem Islam weiter aufs Tempo. Bei einer Audienz äußerte er, zwar müsse es beim Dialog auch um die „Divergenzen“ gehen, doch wichtiger sei es, sich auf die „Konvergenzen“ zu konzentrieren, „also auf das, was uns verbindet“, sagte Franziskus zu den Teilnehmern des Dialogs zwischen dem Vatikan und dem „Königlichen Institut für Glaubensstudien“ aus Jordanien. „Lassen Sie uns viele gemeinsame Werte betonen, etwa die Anbetung des einen Gottes, das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt, das Mitgefühl, das Teilen, die Sorge für die Benachteiligten und Leidenden. […] Wir glauben auch, dass nicht alles mit dem Tod endet, sondern dass es ein anderes, ewiges Leben gibt, in dem wir vor Gott Rechenschaft über unsere Taten ablegen und Belohnung oder Strafe erhalten. Deshalb setzen wir uns gemeinsam für ein gutes Leben ein“, so der Papst. Er dankte dem jordanischen Königshaus für die Bewahrung und Aufwertung des arabischen christlichen Erbes in Jordanien. So etwas „schützt und festigt auch dieses Erbe im gesamten Nahen Osten“. Diese Region sei „reich an Ethnien, Religionen, Kulturen, Sprachen und Traditionen“, und es sei wichtig, „jeden Teil dieses schönen Mosaiks zu bewahren“. (vn v. 4. 5.)

Ägypten setzt seine Politik der nachträglichen Legalisierung von Kirchbauten weiter fort. Jetzt gab der zuständige Regierungsausschuss Grünes Licht für die Legalisierung von weiteren 216 Kirchen und kirchlichen Dienstgebäuden. Das berichtet das koptische Portal „Watani". Damit sind seit 2016 insgesamt 2.815 ohne Erlaubnis operierende christliche Gotteshäuser nachträglich genehmigt worden. Schätzungen zufolge sind von 100 Millionen zehn bis 15 Prozent der ÄgypterInnen Christen. Die ägyptische Verfassung gewährt den drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam Religions- und Kultfreiheit. Die Legalisierungskampagne soll Christen den Erhalt von Baugenehmigungen für Gotteshäuser erleichtern. Vor Inkrafttreten des Gesetzes hatten Christen über quasi aussichtslose Genehmigungsverfahren geklagt. (domradio.de v. 16. 5.)

Papst Franziskus hat einen Botschafter für das Sultanat Oman ernannt. Wie das vatikanische Presseamt mitteilte, betraut er Erzbischof Nicolas Henry Marie Denis Thevenin mit der Aufgabe. Der gebürtige Franzose ist seit November 2019 als Papst-Botschafter in Ägypten tätig. Vergangenen Februar hatten der Heilige Stuhl und das Sultanat bekannt gegeben, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Das Sultanat Oman ist der drittgrößte Staat der arabischen Halbinsel. Der Islam ist Staatsreligion, unter den zahlreichen Gastarbeitern aus Ostasien gibt es eine bedeutende christliche Minderheit. (kap v. 22. 5.)

Hochrangige Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft und der Israelitischen Kultusgemeinde, darunter IGGO-Präsident Ümit Vural und Gemeinderabbiner Shlomo Hofmeister, reisten erstmals gemeinsam nach Polen, um im ehemaligen KZ Auschwitz der Opfer der Schoa und des Antisemitismus zu gedenken. (Die Furche v. 25. 5.)

Der Islamwissenschaftler Udo Steinbach, der von 1976 bis 2007 das Deutsche Orient-Institut in Hamburg leitete, sieht den religiösen Extremismus im Nahen Osten auf dem Rückzug. Die Verbrechen im Namen des Islams durch Gruppierungen wie die Terrormiliz „Islamischer Staat" hätten unter Muslimen breiten Abscheu ausgelöst, sagte er der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur. „Die Gewaltoption im Koran wird heute selbst von vielen Religionsgelehrten viel kritischer gesehen. Und: Die Menschen haben begriffen, dass der Islamismus ein leeres Versprechen ist. Die politischen und ökonomischen Probleme kann er nicht lösen, sondern verschlimmert sie noch.“ Das Modell eines Gottesstaats finde im Nahen Osten keine Zustimmung mehr. „Im Iran begehrt das Volk dagegen auf, in Saudi-Arabien drängt die Regierung selber den Wahhabismus zurück. Die Muslime suchen mehr denn je ihren Platz in der modernen Welt." (kap v. 26. 5.)

Papst Franziskus hat sich mit dem Generalsekretär der Muslimischen Weltliga, Mohammad al Issa getroffen. Bei dem Gespräch im Vatikan soll es um eine Festigung der gemeinsamen Beziehungen gegangen sein, wie al Issa über Twitter mitteilte. Er dankte dem Papst für das „ehrliche und brüderliche Treffen". Seit 2018 besteht ein ständiger Dialog zwischen dem Vatikan und der Weltliga. Dazu finden im Dreijahresrhythmus Treffen einer zentralen Arbeitsgruppe zu einem konkreten Thema statt, abwechselnd in Rom und einer von der Weltliga festgelegten Stadt. (kap v. 27. 5.)

An der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems soll es ab dem Schuljahr 2024/25 Weiterbildungen in Schulseelsorge und Sonderpädagogik für muslimische Religionslehrer geben. „Bis jetzt machen die [muslimischen] Lehrer das autodidakt und wurden in diese Richtung nie ausgebildet", zitierte die APA Elif Medeni, Institutsleiterin für Islamische Religion an der KPH. Bedarf an Seelsorge gebe es genug, so etwa bei Konflikten, Schwangerschaft und Heirat, aber auch extremistischen Tendenzen von Schülerinnen und Schülern. Durch die Supervision in der Ausbildung sollen die Lehrerinnen und Lehrer lernen, auf sich selbst zu schauen, betonte Medeni. Die KPH ist Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule mit sieben Standorten in Wien und Niederösterreich zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern. (kap v. 28. 5.)