Zur Welt-Bischofsynode über Synodalität der Kirche und zum deutschen „Synodalen Weg“

Der ehemalige Dogmatikprofessor an der Uni Wien, Gisbert Greshake, macht sich in seinem Buch „Kirche wohin?“ (Herder 2020²) für eine synodale Kirchenreform stark. Denn für ihn ist Synodalität der „Gegenbegriff zu kirchlichem Zentralismus […] Durch die Verkündigung des Evangeliums und die Feier der Eucharistie versammelt Gott sich sein Volk. […] Und weil dies je an einem bestimmten Ort geschieht, ist Kirche im ersten Ansatz Ortskirche. [… Diese sind] lebendige Zellen, in deren jeder das ganze Lebensgeheimnis des einen Leibes der Kirche anwesend ist.“ Und dabei gilt, „dass der Papst gerade als Ortsbischof der Diözese Rom der ‚Papst‘ ist. Das heißt: Er ist als ein Ortsbischof im collegium episcoporum neben anderen stehend und so in das synodale Wechselspiel eingebunden. […Er sollte daher] als Zeichen (!) dieses neuen Verständnisses in den Palazzo del Laterano, den uralten römischen Bischofssitz“, übersiedeln. [S. 222-227].

Die österreichischen Bischöfe werden bei ihrem anstehenden Ad-limina-Besuch in Rom mit dem Papst auch über das Thema Frauen in der Kirche sprechen. Das kündigte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischöfe an. Er werde Anliegen rund um das Thema ansprechen, selbst „wenn ich nicht alles vertrete, was ich nach Rom trage". Ein Hauptthema der Pressekonferenz war der vom Papst für die gesamte Weltkirche ausgerufene dreijährige Synodale Prozess. Er verwies auf Papst Franziskus, der selbst den Akzent „nicht auf Meinungen und Umfragen" gelegt haben wolle, sondern Synodalität als ein Hinhören verstehe, das „zur DNA der Kirche" gehört. (kna v. 12. 11.)

Das „Forum Syriacum“ (FS) der Stiftung „Pro Oriente“ nimmt künftig das Thema Synodalität verstärkt in den Blick. Das hat der Vorsitzende des Forums, der Salzburger Ostkirchenexperte Dietmar Winkler betont. Das FS ist eine Kommission, die den Dialog zwischen den orientalischen Kirchen syrischer Tradition pflegt. Nun sollen die Synodalitätserfahrungen der orthodoxen und römisch-katholischen Kirchen syrischer Tradition auch für die römisch-katholische Kirche fruchtbar gemacht werden, erläuterte Prof. Winkler im Blick auf den von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten synodalen Prozess. Das FS setzt sich aus Vertretern der Assyrische Kirche des Ostens, der Alten Kirche des Ostens, der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien mit der Malankara Syrisch-Orthodoxen Kirche, der Malankarisch Orthodoxen Syrischen Kirche, der Chaldäisch-Katholischen Kirche, der Maronitischen Kirche, der Syrisch-Katholischen Kirche, der Syro-Malabarischen Kirche, der Syro-Malankarischen Kirche und der Malankarischen Mar Thoma-Syrischen Kirche aus Europa, Nahost und Indien zusammen. In der Person von P. Hyacinthe Destivelle ist auch der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen als ständiger Beobachter vertreten. (kap u. vn v. 25. 11.)

Bei der ersten Bischofsversammlung der Kirche Lateinamerikas in Mexiko mit Laien, ist deutlich der Ruf nach einer Entklerikalisierung zu hören. Das sagte im Gespräch mit Vatican News die deutsche Ordensfrau Birgit Weiler, die in Peru als Theologin wirkt und an der Versammlung teilnahm: „In den Reflexionen bei der Plenartagung ist ganz stark der Ruf zu hören: Wir wollen den Klerikalismus in unserer Kirche überwinden. Und: Wie sehen Schritte aus, um das auch konkret in die Praxis umzusetzen?“ Nur synodal, also gemeinsam, könne die Kirche gut vorankommen und sich wirksam der Glaubensverkündigung widmen. „Als synodale Kirche verstehen wir uns als eine Kirche, die offen ist für Gottes Geist, für Gottes Willen, für neue Aufbrüche“. Anders als bei früheren Treffen der lateinamerikanischen Bischöfe soll bei der aktuellen Kirchenversammlung in Mexiko das ganze Gottesvolk mithelfen, „gemeinsam den Willen Gottes für die Kirche zu suchen", wie es Franziskus verfügte. (vn v. 27. 11.)

Es war eine intensive Woche für die Schweizer Bischöfe: nachdem sie anlässlich ihres Ad-limina-Besuchs die verschiedenen vatikanischen Einrichtungen besucht und mit dem Papst fast zwei Stunden gesprochen haben. Dann hielten sie im Vatikan ihre Ordentliche Vollversammlung ab. Im Anschluss gab es eine Pressekonferenz: Mit dem Papst gab es einen offenen Austausch. Die acht Schweizer Bischöfe konnten dem Papst die Anliegen der Schweizer Katholikinnen und Gläubigen vorbringen. Dazu zählte die Rolle der Frau in der Kirche. Beim Ad-limina-Besuch hätten die Bischöfe auch schon vorher in allen Dikasterien des Vatikan „immer die Rolle der Frau, immer die Laien, immer den Dienst des Priesters, immer die Weitergabe des Glaubens“ angesprochen, so Basels Bischofs Felix Gmür, Präsident der Bischofskonferenz. Franziskus selbst habe „keine Türen zugemacht“. Er habe aber auch gesagt: „Wir brauchen Zeit. Und wir müssen hören. Wir haben jetzt nicht die Antwort.“ Die Erneuerung der Kirche, um die es im weltweiten synodalen Prozess geht, versteht der Papst nach Aussage Gmürs viel stärker geistlich. Sein Ansatz: „Wie können Christen, im Zusammenspiel zwischen Klerikern, Laien, Frauen und Männern, den Glauben überzeugender weitergeben?“ Das sei auch die Leitfrage in vielen Gesprächen in den Dikasterien gewesen. „Anders als bei früheren Ad-limina-Besuchen gab es dort keine Papiere und Ansagen mehr, wie was zu machen sei“, so Gmür. Stattdessen schienen „alle vom synodalen Fieber gepackt“. (vn u. kna v. 30. 11.)