Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: (Islam u.a.)

Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad al-Tayyeb, hat mehr Brüderlichkeit, Koexistenz und gegenseitigen Respekt eingefordert. Die Beziehungen zwischen Al-Azhar und Vatikan seien dafür ein beispielhaftes Modell, sagte er laut ägyptischen Medienberichten bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal Ayuso. Das von Papst Franziskus und ihm im Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnete „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen" schlage Lösungen für die Probleme der heutigen Welt aus religiöser Sicht vor. In dem Schreiben, das als wegweisend in Sachen interreligiöser Dialog gilt, wird Gewalt im Namen der Religion eine deutliche Absage erteilt. Al-Tayyeb ermahnte religiöse Führer an ihre Pflicht, negativen Ideologien entgegenzutreten. Kardinal Ayuso hielt im Rahmen seines Besuchs in Kairo eine Vorlesung an der Al-Azhar-Universität. Darin rief er laut Bericht der Zeitung „Al-Ahram" Extremisten dazu auf, zu erkennen, dass ein Dialog zwischen den Religionen möglich sei, ohne die jeweilige Identität und Grundüberzeugungen zu gefährden. (kna u. vn v. 5. 12.)

Die Zugehörigkeit zu einer Hauskirche und das gemeinsame Gebet im privaten Raum macht Christen nicht zu Staatsfeinden. Das hat der iranische Oberste Gerichtshof in einem Urteil festgehalten, wie asianews meldet. Anlass für den Richtspruch war ein Fall, den das Gericht vergangenen Monat verhandelte. Es ging um neun Konvertiten, die zu fünf Jahren Haft verurteilt worden waren, weil sie an Gottesdiensten in ihren Wohnungen teilgenommen hatten. Das Gericht entschied, dass im Iran Konvertiten nicht verurteilt werden sollten, weil „ihre Beteiligung an Hauskirchen oder die Förderung des Christentums keine Handlungen darstellen, die gegen die nationale Sicherheit verstoßen". Manche warnen jedoch davor, daraus eine allgemeine Richtungsänderung des Iran im Umgang mit Konvertiten abzuleiten. (asianews u. vn v. 7. 12.)

Die neue Kathedrale „Unsere Liebe Frau von Arabien“ im Inselstaat Bahrain ist ein „wichtiges Hoffnungssignal“ für Christen der gesamten arabischen Halbinsel: Darauf weist das Päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ hin, das die Errichtung unterstützt hat. Der südlich der Hauptstadt Manama gelegene Gebäudekomplex mit 2.300 Sitzplätzen ist künftig auch Sitz des Apostolischen Vikariats für das Nördliche Arabien. Er wurde vom bahrainischen König, Scheich Hamad bin Isa Al Chalifa Awali, eröffnet. Aus mehreren Hinsichten habe das in Zeltform errichtete neue Gotteshaus große Symbolfunktion, unterstrich „Kirche in Not“-Projektkoordinatorin Regina Lynch. Einerseits handle es sich dabei um einen „Meilenstein im christlich-muslimischen Dialog“, zumal Scheich Al Chalifa dazu auch den Baugrund in der 23 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Ortschaft Awali zur Verfügung gestellt hatte. Als „Paradebeispiel für religiöse Harmonie und Toleranz und ein großartiges Beispiel für friedliche Koexistenz“ wertet auch der Leiter des Bauprojekts, Dompfarrer Saji Thomas, diese Kirche. Bahrain fahre im Vergleich zu den anderen Staaten der Arabischen Halbinsel bereits seit 1939 einen toleranteren Kurs gegenüber Christen. In Bahrain, wo etwa 90 000 Katholiken leben, existierten bislang nur eine Kirche in der Hauptstadt Manama und eine Kapelle in einem Vorort, wo am Wochenende bis zu 25 heilige Messen gefeiert werden mussten, um allen Gläubigen die Teilnahme zu ermöglichen. Das neue Zentrum, das auch Veranstaltungsräume und zwei Kapellen umfasst, soll auch anderen christlichen Konfessionen zur Nutzung offenstehen. Das Apostolische Vikariat Nordarabien umfasst Bahrain, Kuwait, Katar und Saudi-Arabien. Ihr geistliches Oberhaupt ist Bischof Paul Hinder (OFMCap). (kap u. vn v. 9. 12.)

In Bahrain ist die Kathedrale „Unsere Liebe Frau von Arabien“ offiziell von Kurienkardinal Luis Antonio Tagle (vatikanische Missionskongregation) geweiht worden. „Wir loben Gott für das Geschenk dieser Kathedrale. […] Papst Franziskus und die katholische Gemeinschaft von Bahrain danken dem König Hamad Bin Issa Bin Salman Al Khalifa dafür. sagte Tagle bei der Weihe des modernen Baus, der etwa 2.300 Menschen Platz bietet. Die Kathedrale ist achteckig und hat ein zeltartiges Dach – eine Erinnerung an die biblische Moses-Erzählung. Kronprinz Salman bin Hamad Al Khalifa betonte die Verpflichtung des Königs, „Bahrain zu einem inspirierenden Modell bei der Förderung von Toleranz und Offenheit“ zu machen. Der Kardinal lobte das Engagement des Königreichs Bahrain für die Förderung der multiethnischen und religiösen Vielfalt: „Mögen die lebendigen Steine der katholischen Gemeinschaft dazu beitragen, dass Solidarität und Gemeinsamkeit in Bahrain gestärkt werden.“ Im mehrheitlich islamischen Bahrain ist die freie Religionsausübung von Nicht-Muslimen auf den privaten Raum und auf anerkannte Kultorte beschränkt. (vn 9. 12.)

Seit einer Woche hat Bahrain eine neue Kathedrale. Sie ist ein Zeichen des wohlwollenden Zusammenlebens von Muslimen und Christen. Von der Kathedrale in Bahrain profitieren auch die Gläubigen in Saudi-Arabien. Davon ist der zuständige Bischof Paul Hinder (OFMCap) im Gespräch mit Radio Vatikan überzeugt. „Für die Leute ist natürlich dieses Zentrum symbolisch wichtig. Es gibt gleichsam dem Vikariat ein Herz. Von dort aus strahlt es dann in verschiedene Länder aus, wie beispielsweise nach Saudi-Arabien, nach Katar und nach Kuwait. […] Denn man darf nicht vergessen, dass fast alle Katholiken in Bahrain Ausländer sind, also keinen Bahrain-Pass haben. Und umso wichtiger ist es, dass sie in religiöser Hinsicht eine Beheimatung finden. […] Ich bin dankbar für dieses Geschenk des Königs.“ (vn v. 15. 12.)

Wie können die Anliegen von „Fratelli tutti“ mit anderen Initiativen des interreligiösen Dialogs verknüpft werden? Darüber sprach der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz (BK), Bischof Bertram Meier (Augsburg), mit dem General-Sekretär des Hohen Komitees für menschliche Geschwisterlichkeit, Richter Mohamed Mahmoud Abdelsalam aus Abu Dhabi. Wie die DBK mitteilte, nahmen an der Begegnung in Berlin auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, sowie der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime (KRM) und ZMD-Generalsekretär, Abdassamad El Yazidi, teil. Bei dem Gespräch würdigte Bischof Meier demnach die wichtige Rolle, die Richter Abdelsalam bei der Vorbereitung des Dokuments von Abu Dhabi gespielt habe. „Das Abu-Dhabi-Dokument wird für lange Zeit das zentrale Referenzwerk sein, wenn es um die gemeinsame Friedensverantwortung von Christen und Muslimen geht.“ Zudem verwies Bischof Meier auf den engen Zusammenhang zwischen dem Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen und der Papst-Enzyklika „Fratelli tutti“, an deren Präsentation im Vatikan Richter Abdelsalam beteiligt war: „Der Papst selbst hat seine Enzyklika als katholische Fortschreibung der Themen des Abu-Dhabi-Dokuments charakterisiert.“ Ein Fokus des Gesprächs sei auch darauf gelegen, wie sich die Anliegen des Dokuments über die Brüderlichkeit aller Menschen mit bereits bestehenden Initiativen des interreligiösen Dialogs verknüpfen lassen. Dabei betonte Bischof Meier gemeinsam mit den anwesenden Religionsvertretern, dass in Deutschland eine vielfältige Dialoglandschaft entstanden sei, die es zu fördern und weiterzuentwickeln gelte: „Durch ihr Engagement vor Ort bringen Juden, Christen und Muslime zum Ausdruck: Wir stehen gemeinsam für Verständigung und Frieden.“ Für seine Verdienste im interreligiösen Dialog wurde Richter Abdelsalam als erster Ägypter, Araber und Muslim durch Papst Franziskus mit dem Pius-Orden ausgezeichnet. (vn v. 16. 12.)

Die christlichen Kirchen und die jüdischen Gemeinden in Ungarn haben das Verständnis von Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau bekräftigt. In einer aktuellen gemeinsamen Erklärung betonen sie die Bedeutung jüdisch-christlicher Werte in Bezug auf Ehe, Familie und Menschenwürde. Die Erklärung beginnt mit einem Genesis-Zitat: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ Auch Papst Franziskus habe bei seinem Besuch in Budapest betont, dass das Sakrament der Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau zustande kommen kann. „In Vorbereitung auf Weihnachten, im Licht der Chanukka-Kerzen und als Reaktion auf die in letzter Zeit zunehmende gesellschaftliche Debatte bekräftigen wir, die unterzeichnenden Vertreter der katholischen, protestantischen und orthodoxen Kirchen und der jüdischen Gemeinden, hiermit die Bedeutung der jüdischen und christlichen Werte von Ehe, Familie und Menschenwürde“, so die Erklärung. Unterzeichnet haben das Schreiben die ungarische Bischofskonferenz, VertreterInnen der Reformierten, der Lutherischen, der Baptisten und der Methodisten, der Pfingstkirche, der Unitarier und auch der griechisch-, serbisch-, bulgarisch-, rumänisch- und russisch-orthodoxen Kirche sowie Vertreter der Jüdischen Gemeinden in Ungarn und die Vereinigte Ungarische Jüdische Kongregation. Das Ziel der neuen „Kinderschutzgesetze“ sei nicht die Diskriminierung von LGBTIQ-Personen, vielmehr gehe es darum, „dass diese Propaganda nicht in den Schulen stattfinden darf“, so Bischof Andras Veres, der Vorsitzende der ungarischen Bischofskonferenz. (kap u. vn v. 16. 12.)

Die ägyptische Fatwa-Behörde Dar al-Iftaa Misriyyah hat das Feiern von Weihnachten als für den Islam akzeptabel erklärt. Weihnachten zu feiern, die wundersame Geburt des Propheten „Isa Ben Maryam“. Und genau wie in der Bibel werde Maria die bevorstehende Schwangerschaft von einem Engel verkündet, ebenfalls als Jungfrauengeburt. Dar al-Iftaa stellte klar, dass es daher im Islam akzeptabel sei, Weihnachten zu feiern, da es soziale, religiöse und nationale Zwecke beinhalte, die von der Scharia und den islamischen Bräuchen anerkannt würden. Die Behörde fügte in einer offiziellen, vom Großmufti Shawqi Allam herausgegebenen Fatwa auf seiner Website hinzu, dass das Feiern von Weihnachten „die wundersame Geburt des Propheten Jesus Christus, Sohn der Maria, Friede sei mit ihm, anerkennt, der im Koran verewigt wurde“. In einer weiteren Fatwa erklärte das Institut, dass das Feiern von Weihnachten auch deshalb zulässig sei, da Muslime auch an Propheten glauben. (kap u. vn v. 22. 12.)

Das Oberhaupt der iranischen Justiz hat christlichen Gefangenen mit wenig schweren Delikten 10 Tage Freigang gewährt, damit sie die Weihnachtsfeiertage mit ihren Familien verbringen können - ein seltener Schritt in Richtung der Minderheiten, berichtete „Vatican News“. Gholam Hossein Mohseni Ejei wies die Behörden im ganzen Land an, die Erlaubnis zu erteilen, wie die Justiz-Website „Mizan Online“ berichtet. „Die Entscheidung wurde anlässlich des Neujahrsfestes 2022 und des Jahrestages der Geburt Jesu Christi getroffen“, heißt es auf der Website. „Mizan Online“ gab nicht an, wie viele christliche Gefangene von dem Hafturlaub profitieren werden oder wann die 10-tägige Frist beginnt. Die meisten Christen im Iran (ca. 1% der Bevölkerung) sind Armenier, die Weihnachten am 6. Januar feiern. (www.p-udo-ja.at)

Mehr als 40 muslimische und christliche Personen und Organisationen unterzeichneten einen vom jordanischen Prinzen Hassan Bin Talal angeregten Appell zum Schutz der Gotteshäuser gegen die „Auswüchse des religiösen Fundamentalismus“. Darin heißt es: „Damit kann ein Beitrag geleistet werden zur Entwicklung einer gemeinsamen menschlichen Zivilisation, die von Anerkennung und Austausch gemeinsamer menschlicher Werte genährt wird.“ (Christen in Not 12/2021)