Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: (Islam u.a.)

In Abu Dhabi wurde eine Nuntiatur des Vatikan für die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAR). eröffnet. Das ist „ein Beispiel für hoffnungsvolle Geduld und christliches Leben“, sagte der Substitut des päpstlichen Staatssekretariats, Erzbischof Edgar Peña Parra, bei der Eröffnung. Dabei erinnerte er an den Besuch von Papst Franziskus in Abu Dhabi 2019 und sagte, Gottes Botschaft sei eine des Friedens, der Hoffnung „und der Freiheit für diejenigen, die sich in geistiger Gefangenschaft oder Blindheit befinden; eine Botschaft, die Wahrheit und echte Einheit bietet“. Der Vatikan und VAR hatten 2007 volle diplomatische Beziehungen aufgenommen; Die Bürger der VAR sind fast ausschließlich Muslime, der Islam ist Staatsreligion. Die Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Christen können in Kirchen und Gemeindezentren, aber nicht im öffentlichen Raum, ihre Religion frei praktizieren. (vn v. 2.3.)

Der Rabbiner Walter Homolka mahnt die Kirchen zum respektvollen Dialog auf Augenhöhe mit dem Judentum, denn das Judentum sei nicht die bloße Vorform des Christentums. Homolka, Hochschullehrer für Jüdische Religionsphilosophie der Neuzeit und Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam, äußerte sich in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main und lobte die Äußerungen von Papst Franziskus. „Die Aufgabe der christlichen Theologen wird es sein, eine Christologie zu schaffen, die ohne eine Karikatur des Judentums auskommt". Es reiche nicht, dass Christen sich auf ihre jüdischen Wurzeln aus biblischer Zeit beriefen. Dialog verlange Zeitgenossenschaft, gleiche Augenhöhe und auch die Akzeptanz, „dass wir in wichtigen Grundfragen oft eine andere Position einnehmen als die katholische Kirche". Dies gelte etwa bei Empfängnisverhütung, Stammzellforschung und Ehescheidung, bei der Abtreibung und der Gleichberechtigung der Frau, außerdem bei der Ordination von homosexuellen Kandidaten ins geistliche Amt. „Wir haben zum Beispiel weltweit einen Frauenanteil von über 50 Prozent bei den neuordinierten Rabbinern in den drei nichtorthodoxen Richtungen des Judentums". (domradio.de v. 3. 2.)

Papst Franziskus wird den Internationalen Tag der Geschwisterlichkeit am 4. Februar interreligiös begehen, und zwar mit einer Videobotschaft gemeinsam mit dem Großimam der Al-Azhar, Al-Tayyeb. Das Video wird während einer Veranstaltung in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu sehen sein, wo derzeit die Weltausstellung Expo läuft. Der Heilige Stuhl ist mit einem eigenen Pavillon vertreten. Dort gibt es eine Diskussionsveranstaltung, die das Toleranzministerium der Vereinigten Arabischen Emirate zusammen mit dem Hohen Komitee für menschliche Brüderlichkeit ausrichtet; eingebunden sind auch der Heilige Stuhl und die Kairoer Al-Azhar-Universität. Der Welttag der Geschwisterlichkeit knüpft an das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ an, das Papst Franziskus und Al-Tayyeb am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichneten. (vn v. 3. 2.)

Neue staatliche Städtebau-Richtlinien sehen vor, dass es in Ägypten künftig in neu errichten Wohnvierteln auch Kirchen geben soll. Tawadros II., koptischer Patriarch von Alexandrien, lobte die Richtlinien. In seiner Predigt bei der Einweihung einer neuen Kirche in Salam City dankte er dem Präsidenten Abdel Fattah Sisi, und allen Institutionen, die beim 2019 begonnenen Bau des neuen Gotteshauses geholfen hatten. „Es ist gut, dass sich die politische Führung dafür einsetzt, dass in jedem neuen städtischen Wohngebiet mindestens eine Moschee und eine Kirche vorhanden sind.“ Bis 2016 wurde der Bau neuer christlicher Gotteshäuser mit wenigen Ausnahmen verboten. (kap u. vn v. 11. 2.)

Die ökumenischen Beziehungen in Ägypten haben sich dank des Kopten-Papstes Tawadros II. deutlich verbessert. Das sagte im Gespräch mit Radio Vatikan der ägyptische Priester und Professor für Altes Testament Kamil Samaan: „Tawadros II. ist sehr offen, bereit zum Dialog und er hat Achtung für andere Konfessionen. Er sagt, natürlich gibt es Unterschiede, aber es bleibt immer die Liebe und dass wir an denselben Christus und denselben Gott glauben. […] Die Zahl der toleranten [Bischöfe] nimmt immer weiter zu, weil er tolerante Leute aussucht und zu Bischöfen weiht.“ In seinem letzten Lebensjahr habe Vorgänger Shenouda III. in Ägypten den „Rat der Kirchen“ bewilligt, ein Forum, das die Katholiken, Anglikaner, Protestanten und Orthodoxen an einen Tisch bringe. „Und es gibt dort Kommissionen, die in vielen verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten. Auch in der Gesellschaft merkt man, dass die Menschen langsam toleranter werden. […] Mit einigen Freunden aus Libanon und Syrien haben wir vor acht Jahren ein Ökumene-Institut für den Mittleren Osten mit virtuellem Sitz im Libanon gegründet. Das ist für Sudan, Ägypten, Jordanien, Palästina, Libanon, Syrien und den Irak zuständig. Jedes Jahr tagen wir drei Wochen im Libanon, halten Vorlesungen, beten, leben und spielen zusammen und halten danach für ein Jahr Online-Studien ab.“ Auch werden die römisch-katholischen Schulen nicht nur von Christen besucht; etwa 80 Prozent der SchülerInnen sind Muslime. Die Bildungseinrichtungen genössen einen hervorragenden Ruf und trügen dazu bei, dass das Ansehen der Christen in Ägypten grundsätzlich sehr hoch sei. „Ein zweiter Bereich, der uns stark macht, ist die soziale Aktivität. In jedem Bistum ist ein Entwicklungsbüro, das mit allen arbeitet, mit allen Religionen und allen Konfessionen. Davon profitieren auch Muslime. Ein dritter Bereich betrifft die Gesundheit, also Krankenhäuser und Krankenstationen, die im Dienst aller Bürgerinnen und Bürgern stehen. Da genießen wir eine gute Anerkennung durch den Staat.“ Mit einigen Freunden, Christen und Muslimen, sei er auch im interreligiösen Dialog aktiv und versuche dabei, vor allem die jungen Menschen zu erreichen: In den Schulen geschieht das „in drei Schritten. Mit den Lehrerinnen und Lehrern, die muslimische oder christliche Religion unterrichten, über Gleichberechtigung, Toleranz und gutes Zusammenleben zu sprechen, damit sie diese Werte ihren Schülern vermitteln. Der zweite Schritt: Mit den Eltern machen wir dasselbe. Dann, im dritten Schritt, mit Schülerinnen und Schülern. Bis jetzt haben wir etwa 180 Schulen besucht.“ (vn v. 16. 2.)

Papst Franziskus hat christliche Würdenträger aus dem Irak empfangen, rund ein Jahr nach seiner historischen Reise ins Zweistromland. Interreligiöser Dialog sei keine Frage von Verhandlungen oder Diplomatie, auch „keine Frage der reinen Höflichkeit“, sagte Franziskus, das Gespräch zwischen Gläubigen verschiedener Religionen sei vielmehr „ein Weg der Geschwisterlichkeit, der zum Frieden führt, ein Weg, der oft beschwerlich ist, den Gott aber gerade in diesen Zeiten wünscht und segnet.“ Interreligiöser Dialog brauche Geduld und Verständnis. „Aber er lässt uns als Christen wachsen, denn er erfordert Offenheit des Herzens und die Verpflichtung, konkret Friedensstifter zu sein.“ Franziskus sieht im interreligiösen Dialog darüber hinaus „das beste Gegenmittel gegen den Extremismus, der eine Gefahr für die Anhänger aller Religionen darstellt.[…] Ihr Land hat seine eigene Würde, seine eigene Freiheit und kann nicht auf ein Kriegsgebiet reduziert werden.“ An der Audienz im Vatikan nahmen unter anderem der syrisch-orthodoxe Metropolit von Bagdad und Kuwait, Ghattas Hazim, und der syrisch-orthodoxer Erzbischof von Mosul Nicodemus Daoud teil. Heute leben schätzungsweise zwischen 200.000 und 400.000 Christen im Land, meist in Bagdad sowie im Norden. Neben den Christen gibt es noch weitere religiöse Minderheiten: Jesiden, Schabak, Mandäer, Kakai und Zoroastrier. Etwa 98 Prozent der Einwohner des Irak sind Muslime. (vn u. kna -v. 28. 2,)